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Standard Die drei Fragezeichen von Nico Bohny |
22.07.2009 |
Wer kennt sie nicht, die amerikanische Version von TKKG, Geschichten voller Geheimnisse, Spannung und Scharfsinn. Wer nicht auch irgendwann in seinem Leben die Phase der packenden Detektivgeschichten durchgemacht hat, muss entweder weiblichen Geschlechtes sein, oder sich seine Jugend mit den Magic-Romanen versaut haben. Nun, wie auch immer, in meinem heutigen Beitrag geht's auch um ein großes Mysterion, nämlich um die drei??? der Schweiz.
Wer schon mal Nationals gespielt hat, weiß, wovon ich rede. Drei Spieler pro Nationals bilden bei der Weltmeisterschaft in Rom das National Team, und nebst einem netten Batzen Geld zur Finanzierung der Anreise, die übrigens der nicht unbedingt so unglückliche Vierte ebenfalls gesponsert bekommt, gibt's für die drei??? dazu noch ein Antrittsgeld und nebenbei mit etwas Glück und Können so einige Pro-Punkte. Ein Ziel, das sich anzupeilen lohnt.
Neben dem Schweizer Detektivteam wurde letztes Wochenende zudem auch an anderen Orten, namentlich Australien, Japan, Spanien und vielleicht noch anderen nicht-Wizards-gecoverten, um Ruhm und Ehre gespielt. Fassen wir doch mal zusammen: In Japan hatten wir in der Top 8 zwei Cruel Controls (eines davon der Gewinner), zwei Feen, drei Elfenkombos und ein Blightning. In Australien siegte eines von zwei Elfendecks in einer sehr durchmischten Top 8 mit Jund-Cascade, Cruel Control, Feen, Fisch, Kithkin und 5-Color-Blood. Und auch die Spanier waren abseits zweier Feendecks und zweier Cruel Controls sehr individuell ausgerichtet. Zusammengeasst: Neue Tier-1-Decks: Elfen, Cruel, Feen. Mal wieder. Das gibt uns doch schon einen kleinen Überblick über das neue Standardformat.
Doch nun zum eigentlichen Kernthema meines Artikels: Was haben die Japaner, LSV, fantasyinteressierte Damen, Eragon und ich gemeinsam?
Alle sind jung, schlank und gutaussehend. Na ja, sozusagen. Und alle mögen Elfen gerne. Nach den zwei Listen von Elfendecks, mit denen ich euch die letzten beiden Wochen versorgt habe, kommt denn nun der Komödie dritter und auch letzter Teil:
Elfen in Schweizer Tracht
| | | | 8 Forest
4 Wooded Bastion
4 Sunpetal Grove
3 Mosswort Bridge
1 Windbrisk Heights
4 Llanowar Elves
4 Nettle Sentinel
4 Heritage Druid
1 Burrenton Forge-Tender
4 Devoted Druid
4 Elvish Visionary
4 Elvish Archdruid
4 Ranger of Eos
4 Regal Force
1 Mirror Entity
4 Primal Command
2 Manamorphose
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3 Great Sable Stag
3 Cloudthresher
3 Burrenton Forge-Tender
1 Path to Exile
1 Oblivion Ring
1 Master of the Wild Hunt
1 Qasali Pridemage
1 Oversoul of Dusk
1 Vexing Shusher
| —Diese und weitere Karten gibt's bei:
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Am Maindeck hat sich nebst einem Windbrisk Heights, das sich doch den Maindeckslot verdient hat, nichts geändert. Das Zentrale und in meinen Augen auch das weitaus Anspruchsvollere war das Sideboard.
3 Great Sable Stag: Dass das Ding gut gegen Feen ist, muss ich wohl keinem mehr erzählen. Dummerweise reicht der Zottelhirsch, so wie wir uns das vorher dachten, nicht ganz aus, um Feen schlagen zu können. Oftmals wird er einfach geracet. Und da man gegen Feen quasi nie mit Kombo abgehen kann, nach dem Sideboarden schon gar nicht mehr, braucht der Hirsch schon einiges an Verstärkung. Zum Beispiel...
3 Cloudthresher: Und ja, den Thresher habe ich nur gegen Feen reingenommen, nicht gegen Spectral Procession-Decks. Rechtfertigen kann man den ganzen Sideboardaufwand damit, dass das Matchup gegen Feen etwa das mühsamste ist, das man antreffen wird. Der Thresher ist deshalb so wichtig, weil man oft einfach einen Hirsch im Spiel platziert, dann aber von Bitterblossom und Scion of Oona, Mistbind Clique oder Cryptic Command geracet wird. Einige Spieler bringen auch Sower of Temptation als zusätzliche Creature-Disruption, und in solchen Situationen kann das skurrile Elementarwesen eben alles…
3 Burrenton Forge-Tender: Es gibt nichts, das dagegen sprechen würde, hier das gesamte Playset aufzufüllen. Gegen jedes Jund Charm oder Volcanic Fallout beinhaltende Deck sowieso gesetzt und der wichtigste Mann auf dem Battlefield, und gegen Blightning sowieso.
1 Path to Exile: Da waren beim Testen noch drei, bis 15 Minuten vor Turnierbeginn noch deren zwei drin. Nachdem ich dann einigen Decks mit Meddling Mage UND Ethersworn Canonist begegnete, wurde eines draus.
1 Oblivion Ring: Der dritte, respektive jetzt nur noch zweite Path to Exile unter anderem Namen. Dient wie auch der Path dem Zweck, sich Gaddock Teeg, Ethersworn Canonist und Meddling Mage vom Leib zu halten. Zudem kann man's gegen Rot-Aggro boarden – gegen Everlasting Torment oder große Figure of Destiny. (Spiele mit Sideboard können da ziemlich lange dauern.)
1 Master of the Wild Hunt: Der dritte Path. On the Play hab ich den immer wieder reingenommen – gegen Kithkin, Turbo-Fog, Komboelfen, Fisch, Tokens. In erster Linie das mit Primal Command suchbare Tier, das einem den Canonist und die anderen bösen Zweidrops vom Leib hält, andererseits auch gut und kein verschwendeter Slot, wenn der Gegner den Hate eben nicht hat. Zu dem Entscheid kam ich übrigens die zuvor genannten 15 Minuten vor dem Turnier, als ich Meddling Mage und Ethersworn Canonist in drei Turbo-Fog-Sideboards entdeckte. Turbo-Fog war quasi ein 100%-Matchup vor dem Boarden – man konnte ja sogar Mulligan auf null nehmen, da einem die Extrakarten via Howling Mine und Jace in der Allerwertesten geschoben wurden. Nach dem Boarden hatte das gefälligst so zu bleiben!
1 Qasali Pridemage: One Slot to rule them all. Die Canonisten meine ich. Suchbarer Auftragskiller, musste einfach sein.
1 Oversoul of Dusk: Gegen Jund-Ramp und Blightning boardbar, da man trotz Burrenton Forge-Tender immer noch gegen Infest/Everlasting Torment eingehen kann und einfach eine zweite Winoption (neben der Kombo) will. Ebenfalls tutorbar.
1 Vexing Shusher: Den sucht man sich zwar selten, aber man zieht ihn immer gerne, ob nun gegen Feen, Fog, Fisch oder einfach alles andere, was Counter beinhaltet.
Der Quervergleich
Besonders stolz war ich natürlich, als ich Kenjis Deck aus der japanischen Top 8 erblickte:
Elfen in Kimono
| | | | 8 Forest
4 Wooded Bastion
3 Sunpetal Grove
3 Mosswort Bridge
2 Windbrisk Heights
4 Llanowar Elves
4 Nettle Sentinel
4 Heritage Druid
1 Burrenton Forge-Tender
4 Devoted Druid
4 Elvish Visionary
4 Elvish Archdruid
4 Ranger of Eos
4 Regal Force
2 Noble Hierarch
1 Cloudthresher
4 Primal Command
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4 Great Sable Stag
2 Guttural Response
3 Burrenton Forge-Tender
3 Path to Exile
1 Qasali Pridemage
2 Oversoul of Dusk
| —Diese und weitere Karten gibt's bei:
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Die Liste unterscheidet sich gar nicht mal so derb von der meinen. Noble Hierarch hatte ich anfänglich beim Testen ja auch im Deck (die sind vor allem nach dem Sideboarden gut, mit Great Sable Stag und Oversoul of Dusk – vor dem Boarden gefielen mir die nicht so gut), und den 1-of-Cloudthresher wollte ich aufgrund der Fehleinschätzung, in der Schweiz wenige Feen anzutreffen, nicht spielen. Selbst Meister Shuhei sagte, Elfen wären in seinen Augen momentan das beste Deck, und auch der gute LSV meint mittlerweile, eine ähnliche Liste mit ähnlichem Sideboard getestet zu haben. Mackintosh (der Australier Champ, nicht der Computer) spielte genauso wie ich zwei Manamorphose statt den Hierarchen, und ebenfalls ein Board mit Pridemage, Oversoul und Thresher.
Die Matchups
Die Feuertaufe des Decks ist nun geglückt, manche bezeichnen die Elfen (nicht zu Unrecht, aber auch ein wenig gehypet) als neues Deck to beat. Da darf ich euch einige kurze Überlegungen zu den Matchups wohl nicht vorenthalten.
Monoweiß, Weiß-Grün-Tokens, Merfolk, Turbo-Fog:
Die Traummatchups. Keine Hand-Disruption, (abgesehen vom meist zu teuren Cryptic Command) keine relevanten Counter, wenig Removal (neben Path to Exile teilweise Harm's Way, das man immer umspielen muss, aber auch kann). Beim Goldfischen gewinnt man meist im dritten oder vierten Zug, die obigen Decks meistens frühstens im fünften. Einzig und allein gegen Ethersworn Canonist aus dem Board muss man gewappnet sein.
Doran, BG-Elfen, WB-Tokens:
Trotz absolut ver- und zerstörten Manabasen haben diese Decks einiges mehr zu melden als die oben gennanten, nämlich Hand-Disruption. Zu umgehen am einfachsten und schönsten mit den Hideaway-Ländern. Braucht teilweise einiges an Zeit, aber die hat man ja, wenn der Gegner statt Tieren Disruption und Removal spielt.
Blightning, Jund-Ramp:
Das Mühsame hier: die Massremoval. Mit etwas Können und Zeit kann man die ganz gut ausmanövrieren und umspielen, aber eben nur mit den dazu nötigen Ressourcen. Infest, falls vorhanden, ist hier der Staatsfeind Nummer 1 und sorgt nur durch seine Präsenz für lange komplizierte Spiele.
Cruel Control, Feen:
Keine einfachen Matchups. Vor dem Boarden steht und fällt alles mit dem Würfelwurf. Gewinnt man, kann man gegen beide Decks Broken Ambitions (und gegen Feen selbst Spellstutter Sprite) prima umspielen und teilweise mit schnellem Mana (Llanowar Elves, Devoted Druid, Nettle Sentinel/Heritage Druid) und einem frühen Primal Command oder Ranger of Eos dem Spiel einen Swing verpassen, von dem sich der Gegner nicht erholt. On the Draw hingegen muss man den Feen einfach in jeden Counter und jedes Removal hineinspielen, was nicht sonderlich spaßig ist. Auch Cruel Control kann einem on the Play mit Volcanic Fallout und anschließendem Cryptic Command ordentlich den Wind aus den Segeln nehmen. Das Sideboard (Burrenton Forge-Tender bzw. die Anti-Feen-Karten) machen das Ganze ein wenig (leider nicht allzu viel) erträglicher.
Wie kann man den Elfen so richtig die Ohren lang ziehen?
Wie oben angetönt sind die meisten Matchups ganz passabel oder durchaus gewinnbar für die Elfen – noch. Denn guten Hate dagegen gibt's reichlich:
Infest: Das wohl stärkste Massremoval, das früh genug ausgespielt werden kann, um einen Impact zu haben, dem Elfenspieler sein Mana für allfällige Oversouls beraubt, und nebenbei schick den Forge-Tender umdribbelt. Vorsicht ist jedoch geboten, denn ein guter Elfenspieler kann Infest in einem eher langsamen Spiel durchaus umspielen. Wichtig also, das gute Removal durch genug Aggression, die das Infest überlebt, oder genügend Hand-Denial zu untermauern.
Ethersworn Canonist, Gaddock Teeg, Meddling Mage: Von den dreien am schlimmsten finde ich eigentlich Meddling Mage, da dieser erstens Maindeckpräsenz hat (und man ihn da nicht handlen kann und er im ersten Spiel meistens Regal Force vor Command benennt), zweitens in multipler Form auch Path to Exile entwaffnet und drittens nicht mit einem gesuchten Qasali Pridemage zu entsorgen ist. Für Gaddock Teeg und Ethersworn Canonist gilt Ähnliches wie für das Infest – sie auf dem Tisch zu haben, ohne genügend Druck aufzubauen, stört den Elfenspieler nicht im Geringsten. Der spielt dann einfach mal Regal Force und zieht sich in eine Solution, um später abzugehen. Den Canonist finde ich übrigens absolut sexy im 5-Color-Control, da in diesem Matchup kein Elfenspieler auf die Idee kommt, Creature-Hate und Qasali Pridemage zu boarden, sondern schon mindestens die Burrenton Forge-Tender wegen Volcanic Fallout reingeben muss.
So, nun aber genug von Elfen erzählt, eigentlich wollte ich ja von meinen Nationals berichten. Angefangen hat die ganze Vorbereitung eigentlich in meinen zwei Ferienwochen in Irland, in welchen ich dank etlicher Bikingtouren und Wanderungen immer wieder ein wenig Zeit hatte, mir die ganze Idee des Decks durch den Kopf gehen zu lassen. Zu Hause angekommen, Koffer ausgeräumt, neu gepackt mit Zelt und Schlafsack und dem guten Testpartner Roman Stalder, ab in Richtung Tessin gereist. Dort zuerst im Ferienhäuschen meines Vaters etwas getestet, danach weiter zum „Moon & Stars“-Festival in Locarno, um Tracy Chapman anzuhören, und dann weiter zum Campingplatz. Danach in Basel noch zwei Tage mit Mättu Künzler, Beni Böll und Roman Schlageter gespielt, und dann ab zu den Nats.
Getestet haben wir hauptsächlich Kithkin, Mono-Rot, BG-Elfen (welches mir übrigens auch immer noch ganz gut gefiel), Fog, Feen, Tokens. Eine schlaue Cruel-Control-Liste hatten wir leider nicht, ebenso wenig wie ein 5-Color-Blood. Dafür testeten wir noch ein schwarz-weißes auf Liliana Vess basierendes Kontrolldeck mit einigem an Disruption, Tidehollow Sculler, Kitchen Finks, Wall of Reverence sowie Austere Command – war auch ganz nett zu spielen.
Schlussendlich entschieden sich Roman Stalder und ich, den Elfen eine Chance zu geben, Beni spielte Turbo-Fog, und Künzler… Na dreimal dürft ihr raten…
Den detaillierten Turnierbericht gibt's nächstes Mal. Damit die Neugier euch bis dahin nicht auffrisst, verrate ich euch nun doch noch etwas über die drei??? der Schweiz und ihre Decks. Und wenn's schon drei sind, kann man auch locker fünf draus machen…
Die Top 5 der Schweizer Nationals
5. |
Yves Sele: Seine Performance schreit laut nach Mitleid. In den Vorrunden unendlich lange (oder gar bis zum Schluss) undefeated, in den Standings von Anfang an fast immer auf dem ersten Platz, und dann im Viertelfinale vom Papa Doran plattgemacht. Schade, den sympathischen Yves hätten wir gerne bei den Worlds und im Team dabeigehabt. Pilotiert hat er ein Cruel Control, bei dessen Entwicklung meines Wissens Manu Bucher nicht ganz unbeteiligt war… Besondere Tech gab's darin, nebst Old-School-Nucklavee, -Firespout und dem Sideboard-Infest aber herzlich wenig.
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4. |
Michi Eberhard: Ein ebenfalls sehr sympathischer Kerl, der mir mit viel Pech den dritten Platz und somit den Einzug ins Team überlassen musste. In Sachen Pro Tour ein unbeschriebenes Blatt; lustig, aber auch ein wenig traurig zugleich, dass er der einzige Spieler ist, der sich nun via Nationals für die Worlds qualifiziert hat – die Top 3 wären das nämlich ohnehin schon gewesen. Nichtdestotrotz freu ich mich, ihn in Rom dabeizuhaben. Gespielt hat er das gute Doran-Deck mit einem in meinen Augen sehr guten Build, mit einigem an Removal und Disruption (nicht wie die Dark-Bant-Listen), und als fiese Massremoval zusätzlich Zealous Persecution und Infest.
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3. |
Schon der dritte sympathische Typ in der Top 5 – meiner einer. Wer ich bin und was ich gespielt habe, dürften diejenigen, die meine Artikel lesen, anstatt nur zu überfliegen, mittlerweile zur Genüge wissen.
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2. |
Matthias Künzler: Ihn fände ich um einiges sympathischer, wenn er nicht ständig mit seinen Feen meine Rogue-Control-Decks plattmachen würde. Ansonsten der Mann, den man an einer Pro Tour unbedingt dabeihaben will – teilt meine Vorliebe für gutes, chinesisches Essen, Nationalparks und Baden im Rhein und der Aare. Gespielt hat er – einmal mehr – die geflügelten Pestbeulen.
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1. |
Tommi Lindgren: Die nette Ergänzung zu einem mal wieder ziemlich starken National Team. Auch er ist kein unbeschriebenes Blatt was Pro Touren anbelangt, und da er Schwede ist, ist auch ihm meine Sympathie sicher. Ihm und seinen Schwestern. Gespielt hat er – mit glücklichem Händchen hin und wieder – Fische, mit acht Lords (auch dem neuen), Wake Thresher, den üblichen Verdächtigen und einigen Sleep. Interessantes Deck.
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Wer vor der nächsten Woche schon mehr über unsere Nationals wissen möchte, darf gerne auch mal bei hier vorbeischauen, dort wurde das Ganze nämlich gecovert und wird nun Stück für Stück hochgeladen.
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