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Geschichten-Kompendium Teil 1
von Nestor "Gams" Rodriguez
29.04.2004

Mahlzeit allerseits!

Ich habe gestern auf meine Platte geschaut und festgestellt, dass bei mir N* halbfertige Artikel rumliegen. Als fauler Mensch kann ich nur dazu sagen, dass ich zwar versucht habe diese zu Ende zu schreiben, aber immer wieder gescheitert bin. Mir ist dann eingefallen, dass die Teile der Artikel, die Anekdoten und Geschichten beinhalten immer komplett waren, dafür die etwas arbeitsintensiveren Teile (wie z.B. eine Play by Play Beschreibung aller Spiele) stets gefehlt haben. Was habe ich daraus gelernt? Turnierberichte kann man in zwei Abschnitte unterteilen, die zeitlose Anekdote, die immer wieder interessant sein kann, und den mühsamen Bericht über ein Turnier, was meistens nur zur Selbstdarstellung dient und was eh von den meisten Lesern geskipped wird.

Ich habe bisher bei meinen PMTG Artikeln versucht etwas Neues oder Originelles zu machen. Es ist mir zwar nicht immer ganz gelungen, aber zumindest habe ich es versucht. Heute werde ich ganz was neues probieren, eine Serie, die sich nur mit Magic-Geschichten und Anekdoten befasst, die ich interessant oder besonders finde. Darunter kann man sich alles vorstellen, von zeitlosen Bad Plays bis zu irgendwelchen Anekdoten auf der Fahrt zu einem Turnier. Das hier ist also in Grunde genommen ein Turnierbericht ohne das Event selbst. Mein Titel dazu lautet Geschichten-Kompendium (für die Forced-English-Title-Lovers unter euch, Story Compendium Part 1). Wenn dieser Versuch gute Resonanz bekommt werde ich bestimmt ein paar weitere verfassen, wenn nicht, lasse ich es halt sein . Sollte jemand unzufrieden sein, bitte meckern. Ansonsten sind Kommentare willkommen, selbst wenn ich niemanden explizit disse . So, dann lasst uns mal anfangen.

Geschichte Nr.1: Es war ein mal...

Jede gute Geschichte fängt eigentlich irgendwo in der Mitte an. Ich werde aber jetzt erzählen, wie ich damals zum ersten mal zu Magic kam. Sollte jemand nichts über diese Geschichte wissen wollen, einfach zur zweiten Geschichte weiterscrollen.

Es war glaube ich Mai oder Juni, Tatort London Oxford Street. Wir befanden uns im Bus zurück nach Worthing (ein kleiner Ort im Süden von England), als ein Freund von mir ein seltsames Tütchen mit irgendwelchen bunten Karten auspackte. Ich dachte mir: „Was geht jetzt schon wieder?“ und ließ mir das Spiel kurz von ihm erklären. Er habe nämlich in einer spanischen Rollenspielzeitschrift gelesen, dass es dieses Magic Ding geben sollte und wollte selber ausprobieren wie es funktioniert. Nach der etwas längeren Erklärung dachte ich mir, dass es sich doch alles ganz kewl anhört, und weil es nicht so teuer war (ist schon ne Weile her ) dachte ich mir: „Was solls, ich hole mir auch mal so einen Starter und zwei Booster und mal sehen was passiert.“

Fast Forward eine Woche später auf einem Ausflug nach Brighton lief ich in den Virgin Megastore rein und hab den netten Verkäufer nach dem Magic Spiel gefragt.

N: “Excuse me Sir, I have recently learnt that there is a new Card Game about some Magic…”

C: “Oh yeah, Magic the Gathering, good stuff. We have currently sold out almost all the packs, and the boxes just seem to fly away as they come.”
“We have this standard Set here which just arrived. It's the revised Edition. We also have some boosters from the expansion called Legends”

N:”Nah, I am not interested in expansions just yet, I just need the basic game to start learning” Mentale Bemerkung: Wenn man in irgendwas neues einsteigt NIE nein zu den Erweiterungen sagen
“So this revised is the latest version right?”

C:”Yeah it just came in. It's the latest revision since the unlimited set”

N:”Oh if it's new it has to be better” Ich weiß immer noch nicht warum ich damals sowas gesagt, oder gedacht oder wie auch immer. Ich kann mich heute nur dafür schämen, dass ich damals tolle neue revisions besser als das Original. Man lernt nie aus.
„Please give me one starter pack and two boosters.“

Und so fing alles an. Damals für ein paar Pfund, heutzutage für Tix, macht eigentlich kein Unterschied.

Ich machte meinen Starter auf, sah das Regelbuch und habe original eine halbe Stunde damit verbracht, die Bilder, den Flavour Text und die anderen Details zu studieren. Ich hatte überhaupt keinen Plan wie das Spiel genau funktionieren sollte, aber es hat mich irgendwie „magisch“ angezogen. Ich weiß noch wie ich minutenlang meine neue Personal Incarnation anstarrte. Wie fett das Teil war. 6/6 größer als alles andere was ich hatte!!! Sogar noch größer als meine fette blaue Schlange, und für nur sechs Mana. WIE GUT!

Der Typ hinter den Schalter bei Virgen hat mir damals den Duelist 1# angeboten. In Nachhinein ist mir klar, dass ich den hätte kaufen sollen. Aber so war das Ganze eine reine Selbstentdeckung des Spiels, was auch ganz OK war.
Mein Freund und ich haben dann innerhalb der nächsten Tage einfach mal probegespielt. Natürlich befanden sich in unseren Decks sämtliche Karten, die wir hatten. Einfach zusammen gemischt und zock, zock, zock. Warum ich das Ganze hier erzähle wird gleich sehr klar. Mein Gegner hatte in seinem Starter einen Sol Ring und einen Bog Wraith und nach mehreren Spielen habe ich bemerkt, dass sein Bog Wraith mich immer wieder verprügelt hat. Die Spiele waren alle sehr lang und als der unblockbare Typ auftauchte war alles schnell vorbei. Damit kam es zur ersten strategischen Entscheidung in meiner Magic-Karriere.
„Wenn ich keine Sümpfe habe, kann mich der Bog Wraith nicht einfach so töten, weil ich ja blocken kann.“ Also schwarz rausgetan und weiter gezockt, und siehe da, auf einmal habe ich nicht mehr so oft verloren .

Wieder kann ich mich nur dafür schämen, dass ich die beste Farbe aus meinem ersten Deck verbannt habe, aber so was kann man heutzutage leider nicht mehr gut machen. Ich kann nur hoffen, dass mir nach lebenslänglicher Hingebung die Sümpfe wieder verzeihen werden.

Ich war ins gesamt über zwei Monate in England und bevor ich wieder nach Spanien geflogen bin, kam sogar eine neue Magic Erweiterung raus: „The Dark“. Ich hatte keine Ahnung was drin war, aber habe Booster gekauft wie ein Verrückter, um tolle Karten wie „Rag Man“ oder das gute „Frankenstein Monster“ zu entdecken.

Wieder mal fast forward bis September in Las Palmas. Als ich mich in meiner Heimatstadt nach Magic umgeschaut habe, stellte ich fest dass über 80 Leute Magic spielten. Es ging natürlich weiter mit Boosterpacks kaufen und der Entdeckung der verschiedenen Karten. Aus der Zeitschrift Urza (so was wie Kartefakt nur auf spanisch) kannte ich die Preisliste der Karten, aber darüber, was die genau machen, da konnte ich nur spekulieren.

„Boah Black Lotus kostet über 120 Mark! Die Karte gewinnt bestimmt das Spiel ganz alleine“.
Ich erinnere mich noch bis heute, wie enttäuscht ich war als ich erfuhr, dass der Lotus „nur“ 3 Mana meiner Wahl gemacht hat;-). Lahme Karte, kann ja gar nix!
Die weitere Entwicklung war einfach. Es gab im September das zweite Magic Turnier in Las Palmas und ich wollte da mitmachen. Ich habe damals schnell gemerkt, dass der Serra Angel und der Sengir Vampire die absoluten Spoiler waren, und darum habe ich mir gleich 4 Kopien geholt. Ich hatte ein BW Deck und ein typisches RG Deck (damals war typisch so was wie Shivans, Basilisks, Lure, Blitze, Feuerbälle, Cockatrice, Tranquility und so weiter). Ich ging zum Turnier mit dem Gedanken, BW zu spielen (Serras, Terrors, STP, Lord of the Pit, Royal Assasin, Sorceress Queen, Sengir, etc), allerdings kam ich etwas zu früh hin und ein etwas gesprächiger
Typ hat mich darüber aufgeklärt wie super toll RG ist, vor allem wegen der Channel/Feuerball Kombo!! Ich hab leider auf den Typen gehört, mein 90-Karten-RG ausgepackt und mein BW wieder eingepackt.
Das Witzige war, dass ich im Laufe des Tourniers, wo ich natürlich total geloost habe, immer wieder neue rote oder grüne Karten eingetauscht habe und sie gleich einfach so ins Tournier Deck reingetan habe. Länder oder so was zusätzlich rein zu tun muss ja nicht sein, da der überteuerte Haufen sowie so mit Channel/Feuerball gewinnt. Zum Schluss war mein Deck über 110 Karten groß und hat entsprechend schlecht funktioniert hehe. Komisch eigentlich .
Und ich dachte das tolle Web oder Living Artifact würden mein Deck vieeeel besser machen. Insgesamt habe ich vielleicht 2 Spiele gewonnen, aber es hat super Spaß gemacht, dort zu sein. Und damit war ich schon „abhängig“.

Zum zweiten Turnier habe ich nicht auf so eine Pfeife gehört und gleich mein verbessertes 65-Karten-BW Deck mitgenommen, aber das ist eine andere Story und die wird heute nicht mehr erzählt.


Geschichte Nr.2: Los regionalos!
Die letzte Story ist eine wunderbare Überleitung für die Folgende. Jeder hat irgendwann mal klein angefangen und hatte am Anfang nicht so den Durchblick über die Magic Regeln. Diese Geschichte hier ist ein Auszug aus meinem Bericht zu den 2004 Regionals in Baden Württemberg. Ich hatte für den Bericht eine tolle Erzählung mit einem tollen Titel vorbereitet „Liberté, Fraternité und Affinité“, aber leider ist es jetzt einfach zu spät dafür. Stattdessen gibt es ein Märchen, das ich dort von einem Freund erfahren habe.

Es war einmal während Runde 3 oder 4 der Regionals an den unteren Tischen. Dort fand ein einzigartiger Kampf statt. Zwei Leute spielen. Einer davon hat Goblins (Spieler1) und der andere etwas eigenes und hat den „almighty“ Drudge Skeleton (Spieler2) auf dem Tisch.


Spieler1: Ich greife an mit meinem Sledder und meinem Prospektor
Spieler2: Block mit dem Skeleton. Und regeneriere.
Spieler1: OK, dann opfere ich den....
Spieler2: Ne, ne, ne, ich hab schon geblockt, du kannst nichts mehr machen.
Spieler1: Ah stimmt ja! Na gut Goblin tot.
Mein Kumpel hat sich da gefragt ob er richtig sieht, bzw. ob er im falschen Film ist. Allerdings hat er noch zum Spaß weitergeschaut, um zu sehen wie die Story zu Ende ging. Der Goblin Spieler zog einen guten Shock von oben und dachte sich, dass er dieses Mal schlauer ist und dass er, anstatt einfach so in den Skeleton anzugreifen, den Shock verwendet.

Spieler1: Shock auf deinen Skeleton
Spieler2: Ich regeneriere für B
Spieler1: Ok, dann tap deinen Skeleton und Angriff mit dem Goblin.
Spieler2: Block!
Spieler1: Stimmt ja, du kannst ja blocken, man wie schlecht bin ich!


„Im Land der Blinden ist der Einäugige der King“ fällt mir nur dazu ein hehe.

Seitdem ich diese Story gehört habe, habe ich stets einen Drudge Skeleton in meinem schwarzen Singleton auf Modo, weil ich auf so eine gute Kreatur, die so viel kann, nicht verzichten möchte .

Im Allgemeinen erwartet man eigentlich auf den Regionals ein relativ hohes Niveau, dennoch habe ich mehrere „seltsame“ Spielentscheidungen erlebt, und von vielen anderen gehört. Leute die die Damping Matrix - Oblivion Stone Combo am Laufen hatten und ähnliches waren überall unterwegs. Die Wahrheit ist, dass man auf den Regionals selbst an den obersten Tischen jede Menge „wicked moves“ sieht, aber es ist auch gut so, weil man danach mehr zu erzählen hat .


Geschichte Nr.3: Die Magic Liga

Dieses Jahr habe ich spasseshalber bei der Magic Bundesliga mitgemacht. Ich bin dem Team Stronghold Ludwigsburg beigetreten und wir haben es ziemlich gut gemacht bisher . Vor zwei Spieltagen hat ein anonymer Spieler eine ganz besondere Frisieraktion hingelegt. Es war im T2 Spiel Ravager Affinity gegen RG Bestien Deck. Unser lustiger Affinity Spieler hat einen Ravager unter den Kreaturen, viele Artefakte wie es üblich ist, zwei Disciple of the Vault und einen Nexus. Gegner ist auf 10 und hat im Spiel einen Baloth und einen Molder Slug.



Der Affinity Spieler zählt seine Artefakte und stellt fest dass er durch Opfern genau 14 Schaden machen kann. Und ab dem Zeitpunkt kommt es zu einer Verkettung von Fehlern, die für die Zuschauer recht amüsant war.

In der Main Phase: Der Affinity Spieler frisst alles (auf einmal), um seinen Gegner 14 Lebenspunkte verlieren zu lassen. Dass er davor hätte angreifen können war ihm anscheinend recht egal . Natürlich opfert der Gegner dann seinen Baloth UND seinen Molder Slug und auf einmal ist er doch nicht mehr auf 0. Der Affinity Spieler frisiert sich auf mehreren Ebenen, merkt dann wie schlecht die Aktion war und sagt dann einfach mal GO, ohne überhaupt mit den Disciples anzugreifen oder ähnliches. Stattdessen merkt er 1 Sekunde nach GO, dass ein Angriff bestimmt nicht schlecht gewesen wäre . Nun ist sein Gegner dran. Er topdeckt eine neue Schnecke, legt sie hin und benutzt den Bogardan Hammer, um einen der Disciples zu töten. So weit so gut. Alle die dort anwesend waren dachten sich dann...naja, der Affinity Player ist jetzt ziemlich tot. Aber Magic ist manchmal schon luckintensiv, daher entscheidet sich der Affinity Spieler im folgenden Zug einen Nexus zu topdecken. Eine gute strategische Entscheidung, finde ich . Nach dem Angriff ist der Bestienspieler auf 2.



Im Upkeep entscheidet sich der Bestienspieler NICHT den Hammer zurück zu holen, weil er ja damit den Disciple entsorgen könnte, bzw. auf den Kopf schießen und das wäre sicherlich net so gut. Er greift lieber an, legt irgendwas nicht relevantes und sagt GO. Unser guter Affinity Spieler greift wieder an und bringt den Bestien Mann auf 1. Jetzt kanns nicht mehr schwer werden oder?
War es auch nicht. Nach einer 3 Minuten langen Überlegung hat der Affinity Mann gemerkt dass, wenn er den Nexus verwandelt und noch für die Schnecke opfert, er damit genau den letzten Schadenspunkt zwingen kann. Die Geschichte weiss ich nicht mehr ganz genau, aber vom Prinzip her ist es schon so passiert. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich öfters weggeschaut und teilweise auch noch so gelacht habe weil die ganze Situation zu witzig war, dass ich mich heute nicht mehr 100% erinnern kann. Ich weiß da war auch noch was mit einem Naturalize vom Bestienspieler und einem fliegenden Blocker oder so. Man hätte wohl dabei sein sollen, um es genau zu erleben

So ich glaube ich habe genug Geschichten für einen Tag erzählt. Als nächstes werde ich in meiner Kolumne einen Artikel über Standard schreiben. Da ich weder bei der DM noch bei den Meatgrindern mitmachen werde, habe ich keinen Grund dazu, nicht meine aktuellsten Decks und Gedanken zum Thema zu veröffentlichen. Da es sich aber, um einen strategischen Artikel handelt, würde ich den gerne auf englisch verfassen. Damit entsteht eine Trennung zwischen dem üblichen Inhalt meiner Kolumne und der „neuen“ strategischen Seite. Sollte jemand unbedingt darauf bestehen, dass ich immer auf deutsch schreibe, bitte Bescheid sagen (die meisten Artikeln sind eh so voller englischer Ausdrücke, da kann man es gleich ganz auf englisch machen ). Ich habe auch noch vor etwas über die Bundesliga zu erzählen (vielleicht in Turnier Bericht Format) und natürlich etwas mehr über das BOX Format wenn sich was anbietet und wenn es immer noch Bedarf gibt. Vielleicht so was wie ein t20 BOX Karten oder ähnliches. Feedback von euch ist an dieser Stelle wieder gefragt.
Be evil, play Black ©

In dem Sinne,
Nestor R. aka. G A M to the S

Angel's Quote of the Month

Angel: “I don't want to share my feelings. I don't want to open up. I want to find Russell and I want to look him in the eye.
Allen Francis Doyle: “Then what? “
Angel: “Then I'm going to share my feelings.”

* Da ich öfters zur Übertreibung neige, wenn es um exakte Zahlenwerte geht, werde ich ab jetzt die Zahl N definieren. Diese Zahl sei einfach eine hinreichend große Zahl, passend zu jeder Gelegenheit.

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