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The Mayor: "Backbone of America, those little guys. Seeing the hope and courage on their faces, I swear I could just - I - I could just eat'em up!" (chuckles)
Bad Girls, Buffy 3:14
Dieses Jahr fand in Deutschland zum ersten Mal eine Reihe von Turnieren statt, die es in den USA schon lange gibt: Die Junior Super Series.
Diese Turniere wurden von durch AMIGO ausgewählten Expert Stores durchgeführt. Es konnten nur Spieler teilnehmen, die höchstens 15 Jahre alt waren und noch keine Pro Tour Punkte hatten. Das Format war Standard. Der Eintritt war frei - und trotzdem gab es von AMIGO Preisunterstützung, die sogar diejenige von Prereleases schlug: Zwei Booster pro Teilnehmer, eine besondere Promo-Foilkarte für jeden, und noch einmal eine andere besondere Promo-Foilkarte für die besten 8 Teilnehmer und den besten Spieler bis einschließlich 12 Jahren, wobei die Top 8 außerdem noch ein bisschen Zeugs (niemand weiß, wozu diese Magic-Magnetmatten eigentlich gut sein sollen) und eine Einladung zum Finale der Junior Super Series erhielten, bei der es ausgewachsene Geldpreise zu gewinnen geben wird!
Die Absichten sind klar: Einmal sollen junge Spieler motiviert werden, einmal ein Magicturnier auszuprobieren, zum anderen soll Nachwuchs für die "professionelle" Magic-Szene herangezogen werden.
Auch bei uns im Serious Games fand so ein Turnier statt und war mit 30 Teilnehmern auch voll besetzt.
Der Termin - der 19. Juni - war auch bemerkenswert, da dies der letzte Tag war, an dem Fifth Dawn noch nicht legal war, aber an dem Skullclamp noch gespielt werden konnte.
Dadurch gab es natürlich ein letztes Hurra der Netdecks, so dass die jungen Spieler sich nicht auf das völlige Neuland nach der Rotation und den Bannings einstellen mussten - ob das gut oder vielleicht eher schade war, ist Ansichtsache.
Wir haben 5 Runden Schweizer System gespielt, und ich habe einmal die Decklisten der 6 Teilnehmer, die 4:1 oder besser gegangen sind, mitgebracht. Was spielt unser Nachwuchs denn so?
6. Platz, 12 Punkte: Daniel Forchert
Kein Sideboard
Tja, auf den ersten Blick ein langweiliges Raffinity. Sieht man genauer hin, entdeckt man jedoch einige Eigenheiten, die für junge und unerfahrene Turnierspieler typisch sind: Zunächst einmal springt einem ins Gesicht, dass Daniel KEIN SIDEBOARD hat! Das ist natürlich ein absolutes Unding für jemanden, der ernsthaft Tuniere spielen will, und selbst in einem doch eher weniger starken Umfeld, wie es ein JSS-Turnier nun einmal ist, konnte Daniel dieses Manko vermutlich nur deshalb ausgleichen, weil er mit Raffinity ein besonders solides und starkes Aggro-Deck spielte, das auf ein Sideboard nicht ganz so sehr angewiesen ist, wie z.B. ein Kontrolldeck.
Des weiteren hat seine Deckliste 62 Karten - eine schlechte Angewohnheit vieler Neulinge. Dass er dann nur 15 Länder spielt, fällt da noch stärker ins Gewicht! Selbst sehr aggro-orientierte Affinity-Decks spielen in der Regel 16 Länder auf 60 Karten. Dafür hat er zweimal Æther Vial im
Deck - eine Karte, die immer wieder als Tech in manchen Affinity-Versionen auftaucht und angeblich Länder ersetzen soll. Mit Verlaub, in einem Deck, in dem die Vial vor Runde 4 außer Ornithoptern, für die sie ja nun wirklich nicht gebraucht wird, gerade einmal 13 Kreaturen ins Spiel bringen könnte, ersetzt sie einfach kein Land.
Bei der Kartenauswahl sind die lediglich drei Arcbound Ravager aller Wahrscheinlichkeit nach dadurch zu erklären, dass er keinen vierten zur Verfügung hatte. Ansonsten hat er sich für eine ausschließlich rot-schwarze Variante entschieden (mit 15 Ländern und nur einem Glimmervoid blieb ihm auch nichts anderes übrig), die also keinen zusätzlichen Card Draw mittels Thoughtcast zur Verfügung hat. Die in solchen Versionen normalerweise an deren Stelle stehenden Shatter oder Electrostatic Bolt sind jedoch auch nicht vorhanden - wie schon beim fehlenden Sideboard ein Zeichen dafür, dass das Konzept des "Metagames" noch nicht verstanden wurde, in dem man sich gezielt auf andere zu erwartende Decks einstellen muss. Die vier Bonesplitter, die die freien Plätze einnehmen, helfen im Wesentlichen nur gegen Gegner, die sich in den ersten Runden wie Goldfische verhalten (allerdings gibt es bei der JSS da sicherlich einige). In einem Deck mit 4 Ornithopter, 4 Frogmite und 4 Myr Enforcer hätte sich Tooth of Chiss-Goria als Alternative eher angeboten, aber ein junger Spieler sieht hier natürlich tendenziell eher das höhere Schadenspotenzial des Equipments als die subtilen Synergien, die das Chiss-Goria Artefakt in diesem Deck hat.
5. Platz, 12 Punkte: Aykut Cevik
Kein Sideboard
Dieses Deck demonstriert sehr schön, welch enorme Kluft die JSS zwischen jungen Gelegenheitsspielern und Nachwuchs-Turnierspielern überbrücken muss. Nicht nur dass es sich um ein 61-Kartendeck ohne Sideboard handelt, das ganze Deck-Konzept ist schlichtweg einfach nicht turnierfähig. Ja, es gibt stammesorientierte Elfendecks, mit denen man auch Turniere gewinnen kann. Aber diese Decks spielen ihre Schlüsselkarten viermal, und nicht einmal (Wirewood Herald, Wirewood Hivemaster, Elvish Vanguard) oder gar nicht (Wirewood Lodge, Skullclamp!), und außerdem vermeiden sie übermäßige Ansammlungen von Karten, von denen bestenfalls ein oder zwei als besondere Tech im Hauptdeck vertreten sein sollten (Elvish Soultiller, Gempalm Strider, Ambush Commander, Wellwisher, Glissa Sunseeker, Elvish Champion) oder die einfach nur Grütze sind (Norwood Ranger, Fyndhorn Elder, Taunting Elf, Defiant Elf, Heedless One, Elvish Scrapper). Wenn Aykut weiterhin Turniere spielt, wird er bald schmerzhaft erfahren, dass sein Erfolg mit einem dermaßen undurchdachten Deck ein Einzelfall war, der auf eine Kombination von Glück und ebenfalls sehr schwacher Konkurrenz zurückzuführen ist.
4. Platz, 12 Punkte: Maxim Verbitskiy
Na endlich! 60 Karten, ein Sideboard, und ein Deckkonzept, das funktioniert! Natürlich weiß ich nicht, ob Maxim dieses Monowhite Control Deck selbst gebaut oder sich von einem erfahrenen Spieler geliehen hat, aber hier kann man schon hoffen, dass dieser Spieler auch in Zukunft noch erfolgreich Turniere spielen wird! Sein Deck ist übrigens das einzige echte Kontrolldeck, das ich poste - dieses Verhältnis ist wohl durchaus nicht untypisch für das JSS-Metagame.
3. Platz, 12 Punkte: Artur Belon
Okay, dieses Raffinity sieht zugegebenermaßen sehr nach einem Netdeck aus. Aber das bedeutet eben auch, dass der Spieler sich über die Notwendigkeit eines durchdachten und getuneden Decks im Klaren war. Eigene Entwürfe sind toll, aber sie sind sinnlos, solange man nicht die bestehenden und funktionierenden Konzepte verstanden hat. Artur spielt schon eine Weile bei uns FNM-Turniere und zählte damit zu den erfahreneren Teilnehmern.
2. Platz, 12 Punkte Mark-Oliver Gesche
Mark war, nachdem die drei wohl größten JSS-Favoriten leider erst nach Anmeldeschluss bei Serious Games auftauchten, als das Turnier bereits voll war, wohl der erfahrenste Turnierspieler im Feld. Elf and Nail spielt er auch schon länger und sollte damit auch einige Spielerfahrung mit diesem Deck haben. Auffällig sind lediglich die nur 3 Skullclamp - hier ist die vierte per Hand in letzter Minute durchgestrichen und dafür der Sundering Titan nachgetragen worden. Dass der Titan eine sinnvolle Ergänzung des Decks darstellt, sehe ich ein, aber dass dafür ausgerechnet eine Skullclamp gehen musste, scheint mir doch eher eine Kurzschlussaktion gewesen zu sein!
1. Platz, 15 Punkte: Andre Schumann
Andre war mir vor diesem Turnier kein Begriff - sein Deck natürlich schon: Was hätte auch anderes unser letztes Turnier im alten Format gewinnen sollen als Raffinity! Auffällig ist allerdings, dass diese Deckliste zwar nicht wirklich ungewöhnlich ist, aber doch einen persönlichen Touch zu haben scheint: Die Chromatic Sphere anstelle der üblicheren Spellbombs, die es zusammen mit einem etwas höheren Landcount erlauben, Thirst for Knowledge zu benutzen, erscheinen mir als
persönlicher Touch, und die Somber Hoverguard im Sideboard sind auch noch relativ neue Sideboard-Tech. Auch der Verzicht auf die Seething Song / Furnace Dragon Kombo im Sideboard zugunsten der sowohl zuverlässigeren als auch flexibleren Electrostatic Bolt und Donate erscheint mir durchdacht. Dadurch entsteht der Eindruck, dass Andre sich mit seinem Deck tatsächlich auseinandergesetzt hat, es aufrgund eigener Erfahrungen leicht verändert und auch neuere Entwicklungen im Internet bzw. bei anderen Turnieren verfolgt hat - wenn das wirklich so ist, dann hat er unser Turnier sicherlich verdient gewonnen!
Mein Fazit zur JSS: Für die meisten der jungen Teilnehmer war es einfach eine Art FNM mit großzügigen Preisen. Die Preise waren diesmal sicherlich ein besonderer Anreiz zu kommen, aber der Spielspaß wird hoffentlich dazu führen, dass sie in Zukunft auch an unseren FNMs teilnehmen und unsere Magic-Szene beleben!
Für einige wenige Spieler allerdings war es ein erstes Hineinschnuppern in die Welt des "ernsthaften" Turnierspiels. Auch das kann natürlich Spaß machen, aber man benötigt eine bestimmte Einstellung, um an diesem knallharten Wettbewerb Freude zu haben. Die JSS war allerdings ein Einstieg, der den Jungs (Mädchen waren ja leider keine dabei) auf dem Silbertablett serviert wurde - warum gibt es so etwas nicht auch für "Senioren" wie mich?
Aber nein, ich habe ja sowieso diese nutzlosen Lifetime Pro Tour Points... Hey, will mir die nicht jemand abtauschen??
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