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Hanno's Blog: Der Samstag
Samstag, 20:30 - JSS vorbei, Top 8 steht fet

Die Junior Super Series ist vorbei, und Tobias Burkert (15 Jahre) heißt der Sieger. Mit Tooth and Nail hat er sich im Finale gegen das Mono-Grün Aggro von Konstantin Lenert durchgesetzt. Sein Preis: die Trophäe, ein Büchergutschein über 250 US-Dollar, 18 Booster, und Wizards sponsort ihm Anreise, Eintritt und Unterkunft zu einem europäischen Grand Prix seiner Wahl. Wo Tobias hin will, kann er jetzt noch nicht sagen, aber er weiß: "Irgendwo, wo das Wetter schön ist." Finalist Konstantin Lenert freut sich ebenfalls über eine (kleinere) Trophäe, einen Büchergutschein über 150 US-Dollar und ein Display Kamigawa-Booster. Für alle acht Spieler in den Elimination Matches gab es Medaillen.

Derweil ist die letzte Runde der DM im Gange, und die ersten sieben Spieler in den Top 8 stehen fest: Holger Althues, Christoph Kremer, David Brucker, Hannos Scholz, Maurice Schepp, Aaron Brackmann und Andre "TrashT" Müller. Carlo Reifgerste konnte sich gegen Luc Ta den letzten Slot in den Top8 sichern.


Samstag, 18:00 Uhr - DQ oder Match Loss?

Auch das kann bei einer DM mal passieren: Runde 12 wurde um eine gute halbe Stunde verlängert, weil die Judges eine Entscheidung zu fällen hatten, die sie sich nicht leicht gemacht haben: die Entscheidung zwischen Match Loss oder Disqualifikation für einen Spieler, der noch gute Chancen auf die Top 8 hatte. Im Match Wenzel K. gegen Carlo Reifgerste, beide 8-3 (24 Punkte), stand es 1-1, als einer der Floor Judges die Decks der beiden Spieler zu einem Deck-Check einforderte. Deck-Checks während des Matches sind nicht die Regel, so dass gleich klar war: Hier ist vielleicht etwas im Busch.
Was war passiert? Einer der Zuschauer hatte an Wenzels Hüllen sichtbare Knicke bemerkt und darum noch während des zweiten Spiels einen Judge verständigt. Der hatte dann das Spiel beobachtet und die Markierungen ebenfalls gesehen, und das hieß Deck-Check! Headjudge Justus Rönnau und fünf, sechs weitere Judges haben die Situation dann gemeinsam analysiert, diskutiert und hin und her überlegt - war da jetzt ein Schema in den Markierungen, und sind sie leicht zu sehen? Oder doch wirklich zufällig? Die Markierungen waren vor allem an Hüllen, die Schlüsselkarten des Decks waren: Tooth and Nail und die dazugehörigen Ziele, abe auf der anderen Seite auch Karten, die regelmässig ins Sideboard wandern. Als Wenzel dann seine Sideboard-Technik demonstrierte, war eines klar: So aggressiv, wie er die Karten aus den Hüllen zieht, passieren solche Knicke in den Hüllen einfach. Da entsteht natürlich ein Pattern, wenn manche Karten öfter ausgeboardet werden als andere. Seine Antworten auf die Fragen der Judges über Sideboardmethode und die Markierungen auf den Hüllen waren grundsätzlich nachvollziehbar. Weniger glaubhaft war jedoch: "Die Knicke sind mir nicht aufgefallen", das konnte Justus einfach nicht glauben.

Die Entscheidung ist ihm dann nicht leichtgefallen, denn die Situation war alles andere als eindeutig! Und dann stand fest: Cheating? - Strafe: Disqualifikation? Nein, Match Loss wegen Marked Cards Major. Klar war es ein deutliches Pattern, aber war keiner der beteiligten Judges davon überzeugt, dass Wenzel das bemerkt und für sich genutzt hat.

Damit fällt Wenzel K. im Rennen um die Top 8 weit zurück, denn die Chancen der Spieler mit 4 Niederlagen sind nicht groß. Wenzels Kommentar: "Ich akzeptiere das, aber ich denke, dass man bei mindestens der Hälfte der Decks hier sowas finden kann." So ganz ruhig und gefasst war er aber nicht: "Da kann ich auch aufhören mit Magic spielen, und jetzt spiele ich ohne Hüllen weiter!" Nach der ersten Aufregung legte er sich aber dann doch einen neuen Satz Hüllen zu.

Mittlerweile ist Runde 13 im Gange, und bei den JSS-Finals steht Konstantin Lenert (Mono-Grün Aggro) als erster Finalist fest. Tobias Barkert (Tooth) oder Phillip Jell (Tooth) wird sein Gegner sein, wenn es um einen Flug zu einem europäischen GP und 250 US-Dollar geht.


Samstag, 16:00 Uhr - Sideevents, JSS und der Weg zum Deutschen Meister

Mike Hoffman ist der aktuelle Side-Event-König. Mehr als er hat keiner, nämlich vier heute gespielte Drafts. Gewonnen hat er davon (bisher) keinen, aber dabei sein ist eben manchmal doch alles!
Um alles geht es auch gleich bei den Top 8 der JSS. In der letzten Runde gab es noch folgendes Ereignis an Tisch eins: Es spielt Lorenz Genz mit U-Tron (Urzatron Blau) gegen Konstantin Lenert mit MGA (Mono-Grün Aggro). Lorenz hat das erste Spiel gewonnen und jetzt einen Memnarch mit Massen von Mana im Spiel; Konstantin hat fünf Länder und einen Troll Ascetic. Konstantin spielt ein Sword of Fire and Ice, das Lorenz trotz Mana Leak auf der Hand ins Spiel kommen lässt und es dann gleich mit Memnarch übernimmt.
Da protestiert einer der Zuschauer, dass Konstantin ja noch gar nicht die Priorität abgegeben habe und Lorenz deswegen das Schwert nicht übernehmen könne. Der hinzukommende Judge gebietet allen Zuschauern erst einmal Schweigen und lässt sich die Situation erklären - völlig überflüssig. Denn in einer fairen Geste und mit dem richtigen Gespür für die Situation gibt Konstantin einfach sein Schwert ab.
Zu erkennen, wann man auf den formellen Regeln bestehen muss und wann nicht, ist eine gute Fähigkeit für einen Nachwuchsspieler wie Konstantin, der nach der Niederlage mit 4-1 trotzdem in die Top 8 einzieht.

Im Hauptevent hat derweil die zwölfte von vierzehn Runden begonnen. Das Rennen auf die Top 8 intensiviert sich, aber mit drei Runden noch vor uns ist noch alles offen. Holger Althues steht mit 28 Punkten allein an der Spitze, aber die Verfolger sind nicht weit weg, mit fünf Spielern mit 27 Punkten direkt dahinter. Bei neun Punkten, die noch zu vergeben sind, ist natürlich noch alles offen, und der letzte Spieler mit 19 Punkten steht auf Platz 46. Das wissen auch die Zuschauer, die die ersten Tische säumen und mit ihren Favoriten mitfiebern. Andre Müller (27 Punkte) liegt ebenfalls noch sehr gut im Rennen und macht damit Überlegungen zunichte, dass "Trash" zusammen mit einem noch zu bestimmenden Zweiten die Top-8-Matches kommentiert. Falls doch, können wir uns sicher auf einen spannenden Kommentar freuen!


Samstag, 14:30 Uhr - Hitzewallungen und die Regionen

In Bonn scheint wieder die Sonne, und dementsprechend heizt sich auch der Saal wieder auf. Vor allem wenn man zum Abkühlen nach draußen geht, hält man es nach dem Wiedereintritt in den Saal kaum aus. Das hindert die Spieler aber nicht, weiter voll konzentriert Magic zu spielen, obwohl inzwischen noch einige Zuschauer dazu gekommen sind.

Wie schneiden eigentlich bei dieser DM die Spieler ab, die sich über die Regionals qualifiziert haben? Nach Runde neun finden sich in den Top 50 der Standings gerade mal 19 Spieler, die über Regionals qualifiziert sind. Vier Spieler aus Last-Chance-Qualifiern sind auch dabei. Die bei weitem beste Quote haben die über Pro-Tour-Punkte Qualifizierten:
Andre Müller, David Brucker, Dennis Johannsen, Kai Budde, Tobias Henke, Roland Bode, HaJo Höh, Sebstian Zink (der gleichzeitig auch über die DM 2004 qualifiziert war). Torben Twiefel hätte auch die nötigen PT-Punkte gehabt und war als Deutscher Meister 2004 natürlich auch qualifiziert, ist aber nicht angetreten. Von den acht Pros, die hier sind, standen nach Runde 9 fünf in den Top 50. Roland Bode hält mit Platz 128 und 9 Punkten dabei definitiv den Negativ-Rekord, während Andre Müller mit 24 Punkten zur Zeit ganz oben steht. Die übrigen 22 Spieler in den Top 50 haben die Einladung über ihr Ranking bekommen.
Obwohl die Regionals-Spieler mit ihren jeweiligen Landesmeisterschaften ein ganz gutes Training gehabt haben sollten, liegt die Kombination aus Standard und Draft offensichtlich den PT-Spielern und konstant guten Spielern besser.
Schaut man dann mal auf die Top 20, findet man zwei LCQ-Gewinner und fünf Regionals-Qualifizierte. Da wird die Quote dann nochmal schlechter... also: Lieber konstant gut sein als sich auf die Einmal-Chance Regionals zu verlassen!

Von den Judges gibt es noch einen Match-Loss für "Marked Cards - Major" zu berichten. Ein Spieler von ganz unten aus den Standings hatte seine Länder so sehr beansprucht, dass sie deutlich von den Sprüchen aus seinem Deck unterscheidbar waren. Zwar ist das offensichtlich unabsichtlich passiert, aber passiert ist es nun mal - und auch wenn es um nichts mehr geht, sind die Regeln eben Regeln.


Samstag, 13:00 Uhr

Das vielleicht spannendste Match in Runde neun ist das zweite Spiel zwischen Andre "TrashT" Müller und Holger Althues. Althues hat ein solides grün-schwarzes Deck gedraftet, mit Elder Pine of Jukai, Scuttling Death, Kokusho und Masumaro. Müller hält dagegen mit der Kombination grün-rot, mit Iname, Life Aspect, Manriki, rotem Removal und Soratami Sky Chariot. Es ist ein Match, in dem die Unterschiede zwischen den Spielern nicht größer sein könnten. Andre Müller macht seinem Rufnamen "Trash" alle Ehre. Er zappelt mit den Knien, als würder er Fahrrad fahren, lässt einen Stift über seinen Daumen kreisen oder eine Münze durch seine Finger flutschen. Dagegen wirkt Althues auf den ersten Blick ganz ruhig. Seine Nervosität äußert sich in kleinen Dingen wie dem Zittern seiner Hände beim Enttappen und bei Rending Vines auf Manriki-Gusari. Er ist so konzentriert auf das Spiel und den Trigger von der Elder Pine of Jukai, dass er glatt vergisst, eine Karte von Rending Vines zu ziehen. Althues gibt den Zug ab, Müller zieht seine Karte und dann erst fällt das Versäumnis auf.
Althues gibt die Karte schon verloren, aber Müller - ganz Gentleman - meint "na zieh doch noch, ist ja nichts passiert", worauf Althues fragend zu Headjudge Justus schaut - der stand nämlich daneben. Justus stimmt zu, weil sich der Stand des Spiels nicht wesentlich verändert hat, und Andre Müller hätte es auch gar nicht anders erwartet: "Ist doch egal", posaunt er in die Runde, "wir playen hier und nicht der Headjudge." Im Endeffekt gewinnt Andre Müller das Match 2-0 und verpasst Holger Althues seine erste Niederlage bei dieser DM.

Grün ist unter den Pros wohl die beliebteste Farbe, allerdings in allen möglichen Kombinationen. Hans-Joachim Höh spielt Grün mit Rot-Splash, Müller das eben erwähnte Rot-Grün, und Holger Althues das ebenfalls schon erwähnte grün-schwarze Deck. Auch Roland Bode, der den gestrigen Tag mit 2-5 beendet hatte, ist mit Grün unterwegs, allerdings mit Weiß dazu. Nur Kai Budde fällt aus diesem Raster mit seinem blau-schwarzen Deck.

Die JSS-Spieler sind inzwischen auch in ihrer dritten Runde. Als Preise winken ihnen Boosterpreise und Büchergutscheine bis zum 16. Platz. Für den Sieger lohnt sich das richtig: Er geht mit einem Büchergutschein über 250 US-Dollar nach Hause und darf auf Kosten von Wizards zu einem europäischen Grand Prix seiner Wahl fliegen! Da wünscht man sich doch fast, wieder unter 16 zu sein... für 29 Spieler ist das eine gute Preisstruktur. Allerdings mussten die Spieler, die heute hier sind, auch schon zwei Qualifier-Runden überstehen.
Runde neun im Mainevent, die zweite Runde des Samstags, geht in sieben Minuten zu Ende. Langsam beginnt sich herauszukristallisieren, wer keine Chance mehr auf die Top 8 am Sonntag hat, und die Matches werden intensiver: Jede Niederlage kann jetzt das Ende der Hoffnung bedeuten.


Samstag, 11:30 Uhr - Stimmen zum Draft

Kai Budde hat ein blau-schwarzes Deck gedraftet, mit dem er zufrieden ist: "2-1 oder 3-0 sollte schon drin sein." Kai steht zu Beginn dieser achten Runde 5-2, nachdem er im Draft mit einem 4-0 sein Standard-Ergebnis (1-2 mit White Weenie) wieder wettmachen konnte. Im Saviours-Booster hat er zwei Sink into Takenuma weitergegeben, logisch, wie er sagt: "Es ist halt einfach schlecht". Gegen die roten Decks, von denen an seinem Tisch mindestens ein gutes sein sollte (Kai hat Skyfire Kirin aufgemacht und weitergegeben) fühlt er sich mit seinen 3- oder 4-Toughnesskreaturen gut gerüstet.
Zu Beginn dieser achten Runde stand Holger Althues als einzier mit 19 Punkten an der Spitze der Standings, nachdem er in Standard kein Spiel verloren hat. Von seinem Draft-Deck erwartet er ähnliches: "Ich habe Kokusho aufgemacht, das war schon mal eine Ansage." An einen kontroversen Pick erinnert er sich: "Ich hatte Shizo, Death's Storehouse schon und habe Kiku's Shadow über die 7/3 Legende [Ayumi, the last Visitor] genommen." Da kann man drüber streiten, aber mit Masumaro, First to Live zusätzlich im Deck kann Holger ohnehinauf ein sehr gutes Limited-Ergebnis hoffen. Für heute Nachmittag rechnet er sich ebenfalls weiter gute Chancen aus: "Ich bin sehr überzeugt von meinem Constructed-Deck." Der Erfolg gibt ihm Recht. Die achte Runde jedenfalls hat er gewonnen.
Nebenbei hat das Finale der Junior Super Series hat inzwischen begonnen. 29 Spieler unter 16 schlagen sich durch fünf Runden Standard, dann dürfen die ersten acht den Sieger unter sich ausmachen.
Und noch ein Update zu den beiden verspäteten Spielern von heute morgen: Rosario Maij und Aaron Brackmann haben vom Headjudge persönlich jeweils einen gameloss ausgehändigt bekommen. Wer zu spät kommt, den bestraft der Justus!


Samstag, 09:30 Uhr

Player's Meeting! Die meisten sind halbwegs ausgeschlafen und warten auf die Ansage von Headjudge Justus Rönnau. Vereinzelter Applaus erschallt, als Justus verkündet, dass alle Spieler vor dem Draft droppen können und trotzdem noch drei Booster erhalten. Im Endeffekt haben aber doch nur zwei Spieler das Angebot genutzt - offensichtlich stehen kostenlose Drafts hoch im Kurs.

Aaron Brackmann und Rosario Maij sind allerdings zehn Minuten zu spät gekommen. Vor dem drohenden Aus wegen Zwangs-Drop durch einen Handy-Anruf bewahrt, sind sie mit dem Auto dann doch noch gekommen. "Das ist doch sonst nicht deine Art!", kommentierte Scorekeeper Michael Wiese - wohlwissend, dass Aaron schon bei der letzten DM zu spät gekommen war.

Die Defizite dieser Deutschen Meisterschaft, die vor allem in der Vorbereitung liegen, haben wir vorhin nochmal mit Ingo Muhs von Amigo diskutiert. Vor allem die fehlenden Meatgrinder am Donnerstag, das Format der Last Chance Qualifier (Sealed) und die mangelnde öffentliche Information vor der DM, zum Beispiel über die Vintage Championships, standen im Kreuzfeuer der Kritik. Und ob der Saal wirklich groß genug ist für die parallel laufenden Vintage Champs und die Top 8 der DM ist auch noch nicht klar. Ingo meinte, die Vorgaben von Wizards of the Coast hätten eben Sealed für die LCQ und keine Meatgrinder vorgesehen, aber verspricht Besserung. "Ich hätte auch gerne Meatgrinder gehabt", so Ingo. Vielleicht nächstes Jahr dann wieder? Dann ist auch die Stimmung besser, weil mehr Leute da sind.

Nach dem Draft werden drei Runden mit dem Draft-Deck gespielt, dann vier Runden Standard mit den gleichen Decks wie gestern. Die Runden bei dieser DM haben übrigens 60 Minuten, wir haben also mindestens sieben Stunden Magic vor uns!


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