Drei Entscheidungen standen in der Stadthalle Aschaffenburg an:
Der deutsche Meister nebst Nationalteam wurde ebenso gekürt wie der nationale Champion im Legacy - und eben der Nachwuchsmeister. Das Finale der Junior Super Series fand am Samstag, als die “Großen” sich noch um die begehrten Plätze unter den Top 8 schlugen, statt. Die Vorrunde von 38 Teilnehmern sah unter anderem die zehnjährige Julia Schröter aus Crailsheim, welche die männliche Konkurrenz einem nach dem anderen ausnahm und nur knapp die Top 8 verpasste. Headjudge Martin Damen sprach von den typischen Anfängerfehlern beim Verfassen der Decklisten wie siebzehn Sideboardkarten oder vergessenes Zurückboarden zwischen den Matches, ansonsten aber gaben sich die Unter-16jährigen jedoch ausnahmslos manierlich.
Im Finale standen sich der lokale Favorit Timo Pfeiffer und der aus Sachsen angereiste Ilja Tchernomazov gegenüber. Timo vertraute auf jenes Gruul-Deck, mit welchem sich Babak Mojtahedy zuvor in den Meatgrindern ins Finale kämpfte und nur knapp die Qualifikation zur DM verpasste. Ilja dagegen spielte ein Ghazi-Glaredeck und bewies in der Vorrunde wie auch in den Top 8 wiederholt eine gute Übersicht.
Beide Kontrahenten gaben an, sich ohne Probleme für die Top8 qualifiziert zu haben. Im Halbfinale jedoch machten es beide jeweils spannend: Während Pfeiffer dank zweier Blood Moon Frederic Geiger mit dessen Solar Flare entscheidend bremsen konnte, duellierten sich Ilja und der im Trashtalk bewanderte Finn Klein über eine Stunde lang, ehe dem Boros-Spieler der Dampf ausging. Auf drei Eight-and-a-half Tails wusste Ilja jeweils mit einem Wrath of God zu antworten, und eine Jitte mit über zehn Markern konnte er ebenso ausschwitzen.
Beide Finalisten gaben sich stolz im Interview vor dem Finale.
Glückwunsch euch beiden zur Finalteilnahme. Wie habt ihr euch für die Finals qualifiziert?
Timo: Ich habe mich über das JSS-Qualifikationsturnier in Darmstadt qualifiziert.
Ilja: Ich kam über die JSS-Qualifikation in Dresden hier her.
Und wie verlief die Endrunde bislang so für euch beide, abgesehen davon, dass ihr es ins Finale geschafft habt? Wie man gesehen hat, waren die beiden Halbfinale echte Thriller.
Timo: Bis ins Viertelfinale war es leicht, ein Durchmarsch eben, auch wenn ich ein wenig Glück hatte, aber das gehört eben dazu. Das Halbfinale war schon lustig, der Blood Moon hat das Match entschieden.
Ilja: Mein Halbfinale war schon krass, auch wenn es eigentlich ein gutes Matchup für mich gewesen ist. Ich hatte mit meinen Matchups ohnehin ziemlich Glück gehabt.
Eure harte Arbeit wurde ja belohnt. Wie habt ihr euch auf dieses Turnier vorbereitet und wie kamt ihr auf eure Decks?
Timo: Das Deck habe ich vom Babak bekommen, das hat sich ja bestens bewährt. Geübt habe ich zuhause, auf MWS, oder mit Kumpels im Lokki in Oberursel.
Ilja: Ich habe mir verschiedene Decks im Internet angeschaut und mich dann für Ghazi-Glare entschieden. Damit habe ich dann mit Freunden im Sammelkartenland Dresden oder auf MWS geübt.
Zufrieden mit euren Decks?
Timo: Sehr zufrieden. Selbst problematische Matchups wie Vore - so einen hatte ich in der Vorrunde - waren nicht schwierig.
Ilja: Mein Sideboard könnte besser sein, da fehlten mir einige Karten.
Aber fürs Finale hat es allemal gereicht. Na dann viel Glück euch beiden.
DAS FINALE
Unter den wachsamen Augen von diversen Judges und jeder Menge Zuschauer kam es dann auch zur Entscheidung, wer deutscher Juniorenmeister werden würde. Beide Kontrahenten bekamen aus Fairnessgründen die Deckliste des anderen zu sehen und schon ging es los. Kritisch von seinen Mentoren Babak Mojtahedy und Patrick “Meisi” Meißner beobachtet musste Timo beweisen, dass seine Finalteilnahme nichts mit dem Glück der Gruuldecks zu tun hatte. Obgleich Glück immer hilfreich war.
So auch beim Würfelwurf, den Timo für sich entscheiden kann. Sein Start ins Finale verlief ordentlich: Zu Eröffnung legt er einen Kird Ape ins Spiel, der dann in der folgenden Runde dank eines Forests für zwei Schaden bei Ilja vorbeischaute. Im gleichen Zug legte er noch die Jitte raus, dem Ilja, der bis dahin lediglich Länder rauslegte, nur tatenlos zuschauen konnte.
Im dritten Zug rüstete Timo den Affen mit der gefürchteten Klinge aus und schickte ihn wieder zu Ilja, was diesen auf 16 Leben brachte. Dessen Wood Elves, die einen Tempel Garden fetchten, rüstete er auch gleich mit der Jitte ab.
Für weitere vier Schaden empfahl sich Timos Kird Ape im vierten Zug und bekam mit dem Burning-Tree Shaman eine passende Unterstützung. “Du spielst ja keine Wrath im Mainboard”, begründete Timo für die Zuschauer seine Entscheidung, mehr Critter zu legen.
Anders als seine vorherigen Gegner jedoch konnte er damit Ilja nicht aus der Ruhe bringen. Der legte als Blocker den Loxodon Hierarch und deutete an, dass er die Situation ausschwitzen konnte. Wie man sich doch täuschen kann, beweist Timo, als er den Schamanen mit einer Moldervine Cloak ausrüstete. Ilja entschied sich, nicht zu blocken und nahm vom Gruul-Duo jeweils sechs Schaden hin, was ihn auf vier Leben und damit in Reichweite eines Char brachte.
Um nicht im Nahkampf zu sterben, legte er als Blocker Yosei hin, womit er sich mehr Zeit versprach, um Beton anzurühren. Ein Glare of Subdual, eine eigene Jitte oder Seed Spark - nach Antworten auf die Gruulfrage zu suchen würde sich lohnen.
Die Pläne waren jedoch schon wieder hinfällig, als Timo den Silhana Ledgewalker ins Spiel brachte und sowohl mit Kird als auch dem Schamanen angriff. Der Hierarch blockte den Schamanen und der Drache den Affen. Timo pumpte Kird Ape, um Yosei zu töten. Nachdem Ilja realisierte, dass er den Ledgewalker nicht wegtappen konnte und seine Hand nebst nachgezogener Karte ihm keine Lösung bescherte, schob er zusammen.
Timo Pfeiffer - Ilja Tchernomazov 1-0
Angesichts der Führung kann sich Timo ein verschmitztes Lächeln nicht verkneifen, Ilja indes zeigte sich nicht sonderlich beeindruckt oder eingeschüchtert. Gegen die Vitu-Ghazi und um Iljas Manabasis zu schädigen boardete Timo die Blood Moon rein, sein Gegner dagegen brachte die Wrath aus dem Sideboard ins Deck.
Nach längerem Mischen fing Ilja an und startete mit Forest plus Llanowar Elf ins zweite Match. Timo erwiderte dies mit Stomping Ground und ebenfalls einem Llanowar Elf. Ilja beschleunigte dank Wood Elves im zweiten Zug und hatte damit drei Länder draußen. Nächste Runde könnte schon der Hierarch kommen.
Auf den Rängen konnte sich Meisi nicht mit Lob zurückhalten, als Timo stattdessen lässig den Turn 2 Blood Moon legt. Das zwang Ilja ein wenig zum Überlegen.
Im dritten Zug brachte Ilja erneut Wood Elves, die dieses Mal einen gewöhnlichen Forest fetchten. Ins Spiel brachte er noch einen dank des Mondes wertlosen Vitu-Ghazi und einen Selesnya-Guildmage ins Spiel.
Jetzt begeht Timo den entscheidenden Fehler des Matches: auch wenn die Manabasis seines Gegners benachteiligt war, sah er die größte Bedrohung nicht im Guildmage, sondern rüstete mittels Char lieber den Llanowar Elf ab.
Die Runde darauf ging Ilja All-In und brachte Timo auf 12 Leben. Mit Arashi legte er auch den dicken Mann hin und sorgte bei Timos Anhängern für ein gut vernehmbares Raunen.
Timo legt vorerst mit den Burning-Tree Shaman und muss zusehen, wie die Boardsituation zu seinen Ungunsten an Ilja ging, trotz des Blood Moon.
Ilja schickte Arashi dann auch in die Red Zone, wo sich Timos Llanowar Elf ihm in den Weg schmeißt. Timo bereute den Fehler mit dem Selesnya Guildmage nun ein wenig und rüstete seinen Schamanen mit der Moldervine Cloak hoch. Ungerührt vom Schaden, den ihm der Schamane brachte, fing Ilja an, fleißig mit dem Guildmage Token zu machen.
Wegen des Schamanen auf der einen und wegen Arashi auf der anderen Seite hatte sich das Spiel festgefahren und beide rührten Zement an. Ilja tat dies mit Token Runde für Runde besser als Timo, dessen Tin-Street Hooligan kein Ziel findet, als er ins Spiel kommt. Dann endlich, im siebten Zug fliegt Timo ein Volcanic Hammer zu, womit er gleich den Guildmage abrüstet. Immer noch vom weißen Mana abgeschnitten kann Ilja lediglich noch zwei Token aus dem Magier pressen - insgesamt vier potentielle Blocker bescherte ihm der Mann. Im nächsten Zug findet er endlich die erste Plains.
Von oben zieht Timo die Jitte nach und rüstet damit den Hooligan aus. Das kann Ilja ebenfalls, denn er zieht den zweiten Selesnya Guildmage nach und schickt seine Elfen, Token und Arashi All-In. Dank des Guildmage gepumpt gehen seine Männer siegreich aus dem Angriff hervor und bringen Timo auf 2 Leben. Lediglich mit Markern auf der Jitte und ohne Blocker für den nächsten Ansturm gibt Timo auf, Ilja schafft damit den Ausgleich.
Timo Pfeiffer - Ilja Tchernomazov 1-1
Der Ausgleich ärgerte Timo merklich. “Das hätte schon besser laufen können”, meinte er. Trotz des Blood Moon machte Ilja das Spiel und erzwang das dritte Match. Dies eröffnete Timo mit Mountain plus Kird Ape - Ilja antwortet mit Forest und Llanowar Elf. Im zweiten Zug legt Timo den Forest plus Silhana Ledgewalker und schickt den gepumpten Affen auf die Reise. Auf der anderen Seite legt Ilja lediglich eine Ebene und gibt den Zug ab.
Timos dritter Zug bringt schon fast eine Vorentscheidung: Moldervine Cloak auf Ledgewalker und mit Kird auf die Reise geschickt, was Ilja auf 12 Leben brachte. Der legte die zweite Ebene und tappte sich aus, woraufhin Timo schon reflexartig seine Kreaturen in den Friedhof legen wollte. Doch statt des Wrath legt Ilja den Loxodon Hierarchen und geht wieder auf 16 Leben. Das ließ Timo jedoch kalt - mit einer weiteren Cloak auf der Hand haltend beließ er es bei Angriffen mit dem 4/4 Ledgewalker.
Wieder schwebte der Wrath of God wie ein Damoklesschwert über Timos Kreaturen, aber Ilja entschiedlich, vorher lieber das Glare of Subdual zu spielen. Dass er damit den Ledgewalker immer noch nicht beeinflussen konnte, entging ihm, aber dafür war Judge Damen ja fachkundig zur Stelle.
Da war es jedoch schon zu spät. Timo präsentierte mir die Hand mit drei Volcanic Hammer, von denen zwei plus vier Schaden durch den Ledgewalker Ilja aus 2 Leben brachten. Der kann zwar mit dem Wrath of God noch den Ledgewalker loswerden, gegen den dritten Hammer allerdings war er machtlos.
Endergebnis: Timo Pfeiffer - Ilja Richter 2-1
Unter dem Beifall der Zuschauer und gelobt von seinen Trainingspartnern und -meistern wird Timo Pfeiffer deutscher JSS-Meister und fährt zur Belohnung nach Paris zu den Weltmeisterschaften. Glückwunsch, Timo!
Und hier das Deck des Siegers aus der Feder von Babak Mojtahedy:
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