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Geschichten aus der Gruft, Teil 12
Mehr Erinnerungen an Serious Games
von Andreas "Zeromant" Pischner
07.04.2008

Von so'nen Spielern

Interessant: Da werde ich nach meinem letzten Artikel dieser Reihe hier einerseits gefragt, warum ich einen bestimmten Vorfall nicht erwähnt habe, und andererseits fragt jemand nach, warum ich diese ollen Kamellen nach so langer Zeit noch einmal aufwärmte (Was sind Kamellen eigentlich? Und wärmt man sie wirklich auf?), anstatt diese Peinlichkeiten auf sich beruhen zu lassen.

Nun zum Letzten: Beides passt irgendwie nicht zusammen! Entweder ist es so lange her, dass es keinen mehr interessiert, oder aber es ist auch heute noch ein heikles Thema. Ich denke, das sollte jeder Leser für sich selbst entscheiden.

Zum ersteren: Ach ja, die berühmte Prügelei zwischen Jonas B. und Jean-Pierre D. vor dem Laden... die habe ich nicht erwähnt, weil – ich sie einfach vergessen hatte! Ich war zwar an jenem Tag bei Serious Games anwesend, hatte aber nur mitbekommen, wie Roland den beiden Übeltätern vorübergehend Ladenverbot erteilte. So richtig eingebrannt hatte sich mir diese Szene aber damals nicht. Die beiden besaßen als Magic-Spieler und überhaupt damals noch kein besonderes Profil, und für mich waren sie einfach nur zwei dumme Kinder, die sich eine dumme Kinderei geleistet hatten. (Gut, Jonas war schon ein ein wenig älteres Kind.)

Da sind mir die beiden doch in ganz anderen Zusammehängen viel besser – nein, streichen wir das: intensiver! – in Erinnerung geblieben. Jean-Pierre zum Beispiel erhielt später ein weiteres Mal (und erheblich länger) Ladenverbot, weil er Pokemon-Kiddies auf der Straße deren wertvolle Karten mit der Drohung abgezogen hatte, seine Zigarette auf ihrer Haut auszudrücken. SO ETWAS bleibt mir in Erinnerung.

Bei Jonas wiederum muss ich daran denken, wie ich während meines Zivildienstes zu Besuch in Berlin bei Serious Games vorbeischaute, und Roland mir sagte, er habe jemanden gefunden, der vorübergehend an meiner Stelle den Magic-Einzelkartenbereich betreute – und dann auf Jonas zeigte! Meines vermutlich offen zur Schau gestellten Entsetzens hätte es aber wohl gar nicht bedurft, um in meinem Chef Zweifel an dieser Personalie zu wecken. Da war zum Beispiel jener Einzelkartenordner mit den merkwürdig klebrigen Hüllen: Über den hatte Jonas seine Fanta ausgekippt. Viel gravierender aber empfand ich es, dass mir die Bestände in unseren Ordnern merkwürdig... ausgedünnt vorkamen, mit einem gewissen Schwerpunkt auf Lücken bei aktuell besonders gefragten Rares. Im Zuge meiner Investigation dieses Phänomens stieß ich dann auf eine weitere Merkwürdigkeit: Der Laden besaß plötzlich Magmasaur und Ertai's Meddling in jeweils deutlich über 20 Exemplaren! (Normal wären eher so um die vier gewesen.)

Wie kam das zu Stande? Jonas, der ja für das Tauschen von Ladenseite zuständig war, konnte keine schlüssige Erklärung abliefern. Nun, ich spielte ein wenig Detektiv und kam immerhin so weit, dass es sich bei diesen Karten um ungeliebte Rares aus beliebten Preconstructed-Decks handelte. Wieso aber genau unser Einzelkartenbestand auf einmal bei ihnen zwei derartig auffällige lokale Maxima hatte, das konnte und kann ich nur spekulieren. In jedem Fall wurde Jonas dann doch recht bald von seinen Pflichten entbunden.
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Von solchen Spielern

Wisst Ihr, bei Serious Games zu arbeiten, hat zwar über lange Jahre hin viel Spaß gemacht, aber letztlich war doch der größte Teil der Abläufe dort eher Routine. Daher ist es nur natürlich, dass solche Geschichten am besten im Gedächtnis bleiben, bei denen etwas schiefgelaufen ist. Deswegen tauchen Namen wie Jonas B., Jean-Pierre D. oder Gerwald Brunner hier eben viel häufiger auf als zum Beispiel die von Jon Farmer oder Philipp & Ingo Schumacher, die als Kunden und Teilnehmer an unseren Turnieren über viele Jahre hauptsächlich dadurch auffielen, dass sie eben NICHT auffielen. Jon, der freundliche Brite, spielte einmal direkt nach deren Veröffentlichung in einem Standard-Turnier mit den Karten der neuen Edition (an unsere Dunkelgrünhörner: das war früher nicht erlaubt, da gab es eine gewisse Wartezeit!) – ein Fehler, der Neulingen immer mal wieder passierte, aber bei unserem Stammspieler Jon halt einfach ein dicker Aussetzer war. Um dem in Zukunft vorzubeugen, pflegte ich fortan immer in der Übergangsphase nach dem Erscheinen einer neuen Erweiterung vor jedem Turnier eine Ansage zu machen, dass die neuen Karten noch NICHT legal waren – und diese Ansage dann, extra für Jon (der natürlich hervorragend Deutsch verstand) noch einmal auf Englisch zu wiederholen. Yo, Pischner likes them running gags!

Und über die beiden zweieiigen Zwillinge Philipp und Ingo kann ich eigentlich an entfernt Erwähnenswertem nur sagen, dass ich sie auf Grund meines furchtbaren Gesichtergedächtnisses viel, viel länger miteinander verwechselte, als es für sie oder mich schmeichelhaft war.

Vielleicht versteht Ihr jetzt, was ich sagen will: Die netten, mehr oder weniger normalen Leute sorgten normalerweise einfach nicht für jene spektakulären Situationen, die einem auf Anhieb durch den Kopf gehen, wenn man sich zurückerinnert. Deswegen kommt hier ab und zu etwas zum Vorschein, das man als "schmutzige Wäsche" bezeichnen könnte – nicht aus Rachsucht, sondern einfach, weil es die interessantesten Dinge sind.
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Duplicate Constructed & Double Draft

Ich will trotzdem ganz bewusst versuchen, auch ein paar positive Dinge aufzuzählen. Da waren zum Beispiel die "Serious Games Invitationals" – ein Dankeschön-Turnier, das wir für unsere treuesten Spieler veranstalteten. (Genaugenommen ging es nach Erfolgen, aber da, wie bei solchen Veranstaltungen üblich, neben gutem Abschneiden auch regelmäßige Teilnahme Punkte brachte, lief es darauf hinaus.) Ich dachte mir dafür extra, analog zu Mark Rosewaters extravaganten Spinnereien, völlig neue Formate aus.

Kennt Ihr zum Beispiel Duplicate Sealed? Dort erhalten beide Spieler einen identischen Kartenpool und müssen ein Sealed Deck daraus bauen. Natürlich spielt die Antizipation dessen, was der andere wohl aufbieten würde, eine große Rolle beim Deckbau. Dies ist eines der von Rosewater für die damaligen Duelist Invitationals erfundenen Formate, und es ist ziemlich cool, besonders wenn die Kartenpools sehr wild und wirr sind. (Rosewater hat zu diesem Zweck einfach eigene Karten erfunden.)

Mich überfiel damals jedenfalls das unerklärliche und geradezu anarchische Verlangen, ein Format mit dem Namen "Duplicate Constructed" zu erfinden, warum auch immer. Wenn man dieses analog zum Duplicate Sealed gestaltete, erhielt man... ganz normales Constructed (unter der Annahme, dass beide Spieler alle legalen Decks bauen können)! Duplicate Sealed IST nämlich tatsächlich ein Constructed-Format – die entscheidende Trennlinie zwischen Limited und Constructed ist nämlich nicht die Größe des zur Verfügung stehenden Kartenpools, sondern einzig und allein das Kriterium, ob allen Spielern identische Optionen zur Verfügung stehen: Wenn ja, ist es Constructed, wenn nein, Limited.

Nachdem mich diese Erkenntnis getroffen hatte, beschloss ich konsequenterweise, bei meinem "Duplicate Constructed" durch die Hintertür Limited einzuführen, ohne dass es offensichtlich war. Die Idee: Jeder Spieler brachte ZWEI Decks mit. Abhängig von den ausgelosten Paarungen wurde immer nur mit den Decks EINES Spielers gespielt, wobei dessen Gegner, nachdem er beide durchblättern durfte, die Wahl hatte, welches er spielte. Die gute alte "Einer teilt auf, einer sucht aus"-Mechanik also! Die Idee war, dass die Spieler sich Mühe geben sollten, zwei gleich starke, aber besonders schwierig zu spielende Decks zu entwerfen, um auf Grund ihrer größeren Vertrautheit mit den beiden Decks einen Vorteil zu haben. (Der durch entsprechende Paarungen natürlich abwechselnd auftrat.)

Nun, die Idee zwei oder mehrere gleich starke, interessante Decks zu bauen, ist zwar im Casual durchaus eine gute, aber für diesen Anlass hatte ich dann doch einmal zu oft um die Ecke gedacht. Niemand machte sich die Mühe, speziell für dieses Format Decks zu entwerfen. An Stelle subtiler Kreationen traten zumeist einfach Paare von Preconstructed Decks. Im Nachhinein war es einfach unsinnig von mir, nicht einige von Rosewaters Kreationen zu übernehmen – ICH kannte diese obskuren Formate zwar, aber die meisten anderen Spieler hatten bestenfalls davon gehört, und sie noch nie gespielt. Ich hatte von mir auf andere geschlossen (einer DER Kardinalfehler der Menschheit überhaupt) und auf Abwechslung von Dingen gesetzt, die selbst bereits eine wunderbare Abwechslung gewesen wären.

Ein anderes meiner Formate hingegen halte ich auch heute noch für supercool (ich weiß nicht mehr genau, wie viele verschiedene Formate es gewesen waren – vielleicht nur zwei, vielleicht auch vier): Double Draft! Dazu bereitete ich in durchsichtigen Hüllen "Doppelbooster" vor. Auf der einen Seite sah man die Karten eines Blocks (zum Beispiel Mirrodin), auf der anderen Seite die eines anderen (zum Beispiel Ravnica). Rares und Uncommons wurden immer mit Commons zusammengesteckt, da ansonsten Rare-Draften einfach zu verlockend gewesen wäre. So pickte man immer zwei Karten gleichzeitig – und am Schluss baute man auch zwei Decks daraus! (Dass man die Karten nicht durcheinander warf, dafür sorgten ja die unterschiedlichen Blöcke.) Bei jedem Pick nicht nur an ein Deck zu denken, sondern an zwei... das ist doch einmal eine Herausforderung!
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Düster ist die Zukunft

Ich kann nichts dafür: Die Erinnerungen, die sich am meisten aufdrängen, sind weiterhin diejenigen von Dingen, die schiefgelaufen sind... Diese hier hat nichts mit Magic zu tun, aber trotzdem:

Stellt Euch den Betrieb in einem Hobby Shop zur Weihnachtszeit vor. Richtig – der Laden ist VOLL. Jetzt stellt Euch den Samstag, den 25. Dezember 1999 vor. Richtig, das ist der erste Weihnachtsfeiertag, aber Serious Games hatte da für ein paar Stunden geöffnet. Der Laden war BRECHEND voll, hauptsächlich mit Kindern und Jugendlichen, die ihr Weihnachtsgeld verjubeln wollten, aber auch mit einigen Eltern, die verzweifelt versuchten, misslungene Weihnachtsgeschenke umzutauschen. (Woher sollen sie auch wissen, dass es einen Unterschied zwischen einem Eldar und Dark Eldar Kodex gibt?) Es war der stressigste und trotz der relativ kurzen Öffnungszeit von wenigen Stunden umsatzstärkste Tag des Jahres (und Serious Games machte damals allgemein noch richtig, richtig gute Umsätze!) Ich war mit Axel und vielleicht noch einem namenlosen Praktikanten alleine im Laden. Ich meine natürlich, alleine abgesehen von den ca. tausend Kunden – aber drehen wir die Uhr doch ein wenig zurück:

Eine halbe Stunde vor Ladenöffnung. Axel, der Praktikant und ich sind tatsächlich noch alleine im Laden. Axel steht an der Kasse, überprüft noch einmal mit unserem elektronischen Kassen- und Datenverwaltungssystem den Kassenabschluss vom Heligabend (auch da hatte Serious Games ein paar Stunden geöffnet)... und verspürt plötzlich das dringende Bedürfnis, etwas auszuprobieren.

Habt Ihr auf das Datum geachtet? Genau – wenige Tage vor dem gefürchteten Y2K. Und Axel dachte sich: "Hey, beim Kassensystem kann man doch das Datum manuell einstellen – schauen wir doch einmal, was passiert, wenn ich es um eine Woche vorstelle!"

Und nun ratet einmal, was passiert ist... Nun, das war wohl nicht schwer: Das System stürzte ab und ließ sich nicht ohne einen völligen Neustart, der Stunden dauern würde, wieder in Betrieb nehmen. Also öffneten wir Serious Games dem Kundenansturm und Axel setzte sich tapfer an die Kasse und schrieb JEDEN Verkauf und JEDEN Umtausch akribisch auf. An jedem anderen Tag wäre das lästig bis äußerst stressig gewesen. An diesem Tag war es die pure Hölle.... Nichtsdestotrotz kann man schwerlich etwas anderes sagen als "Gesschieht ihm Recht!", oder? Ach ja, den Sonntag verbrachte er dann damit, das System wieder herzustellen und all die von ihm manuell notierten Warenbewegungen dort einzugeben... Manchmal erteilt das Leben eben wirklich HARTE Lektionen. Denkt daran, wenn Ihr wieder einmal von irgendwo hört: "Schauen wir doch einfach mal, was passiert!"
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Pischner sprachlos

Ein paar Jahre später ereilte mich dann eine der schockierendsten Erfahrungen in meiner Zeit als Verkäufer bei Serious Games. Damals verkauften sowohl wir als auch unser Partnerladen im Obergeschoss, Modern Graphics, Pokemon, aber dessen Spieler hielten sich (dankenswerterweise) zumeist bei Modern auf, weil dort die Turniere stattfanden, und weil sie dort Spielfläche zur Verfügung gestellt bekamen. (Außerdem konnte man oben die Fenster wenigstens ein bisschen öffnen.) Immer mal wieder verschlug es aber doch einen Pokemon-Spieler zu uns, der sich unsere Auswahl ansah und festzustellen versuchte, ob wir etwas anboten, was Modern nicht hatte, oder ob wir es versäumt hatten, unsere Preise aufeinander abzustimmen. (Sich in den selben Räumlichkeiten Konkurrenz zu machen ist auch schon ohne Preiskrieg pikant genug.) Einer dieser Spieler im unbestimmten Alter von 16-26 und mit einem Gesichtsausdruck, der Beavis und Butthead im Vergleich als Intellektuelle hätte erscheinen lassen, stieß dabei auch auf unsere Präsentation des Magic-Hauptspiels der Achten Edition, das wir nicht ganz ohne Hintergedanken direkt neben den Pokemonsachen platziert hatten. Dort lag einerseits eine Schachtel mit dem deutschen "Hauptspiel" und direkt daneben eine mit dem englischen "Core Game".

Die Augen jenes Pokemon-Spielers schweiften irritiert immer wieder zwischen jenen beiden Packungen hin und her. Ich sprach ihn nicht von mir aus an: Meine Erfahrung im Umgang mit Kunden hatte mich gelehrt, dass er mich dann um Hilfe bitten würde, wenn er gedanklich so weit war.

Nach deutlich über einer Minute fragte er mich dann: "Was ist denn der Unterschied zwischen dem...Hauptset und dem...Kohr...gäim?" (Stellt Euch die langsame, stockende und fehlerhafte Intonation bitte alleine vor.) Ich antwortete ihm: "Es ist das gleiche Spiel, aber einmal auf Deutsch und einmal auf Englisch."

"Aha", murmelte er, mit den Augen immer noch von Packung zu Packung irrend. Ich wandte mich schon wieder dem nächsten Kunden zu, als er die ultimative Breitseite abfeuerte: "Und welches ist welches?"

Einer meiner damaligen Kollegen schwört Stein und Bein, dass dies der einzige Moment in seinem Leben gewesen sei, in dem er mich komplett sprachlos erlebt hätte!
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Der Emissionär

Und dann war da noch jener... sehr spezielle Kunde. (An dieser Stelle will ich ausnahmsweise wirklich keinen Namen nennen.) Dieser verhalf jedenfalls Berlin bereits damals dazu, das Ende der Magic-Weltrangliste zu zieren, lange bevor irgendjemand irgendetwas von Christopher Eucken gehört hatte. Er war kein Jugendlicher mehr und sein Alter schwer zu bestimmen (ich halte alles zwischen Mitte Zwanzig und Fünfzig für möglich), klein und mit Dreiviertelglatze, und eben allgemein etwas langsam. Dirk Hein erzählte damals gerne, wie er ihn immer mit einem suggestiven "Du bist doch jetzt fertig?", auf das unweigerlich nach einer kurzen Denkpause ein "ja" folgte, am Angreifen hinderte... Er saß häufig in unseren Turnieren, sowie inmitten spielender Magic-Kinder und schien sich dort wohl zu fühlen, auch wenn das Spiel selbst offenbar ein wenig über seinen Horizont ging. Immer wieder kaufte er jungen Spielern Booster.

Sein hauptsächliches Merkmal war aber, dass er STANK. Nicht ein bisschen oder auch ein bisschen mehr, wie Menschen es nach langen Tagen zuweilen zu tun pflegen, nein, er roch wie das Innere eines viel zu lange nicht geleerten und in dieser Zeit luftdicht verschlossenen Biomüll-Containers.

Er brachte die Serious Games Chefs in eine echte Zwickmühle. Einerseits war er immer nett und brav, ein guter Kunde und beliebt bei den jungen Magic-Spielern. Andererseits war diese mit kleinen Geschenken erkaufte Beliebtheit schon ein wenig problematisch. Vor allem aber war seine Anwesenheit im Laden eigentlich für alle anderen Kunden (und letztlich auch für die Mitarbeiter) eine Zumutung. Einmal stand ich an der Kasse im Untergeschoss, ca. fünf Meter von der offenen Tür entfernt, als ich plötzlich meine Nase rümpfte und sagte: "Ich glaube, XYZ kommt." Zehn Sekunden später trat dieser durch die Tür. (Er muss wohl bereits vor dem Laden gestanden haben, sonst wäre das nicht möglich gewesen, aber auch so ist dies eine ebenso unglaubliche wie wahre Geschichte.)

Immer wieder richteten Roland und Axel Appelle an ihn, doch bitte schön sein olfaktorisches Erscheinungsbild zu modifizieren, und ab und zu halfen diese dann auch für ein paar Tage ein wenig, aber irgendwann war es dann so weit, dass ihm etwas gelang, das selbst in einem Hobby Shop eine Sensation war: Nämlich wegen Geruchsbelästigung des Ladens verwiesen zu werden – sogar mehrfach!
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Romantik

Serious Games war aber auch ein Laden, in dem sehr viele sympathische sowie auch auf andere Art interessante Kunden... ach, was soll ich groß herumreden: in dem auch viele interessante Frauen zu finden waren! Wenn das mal nicht untypisch für einen Hobby Shop ist... So habe ich meine jetzige Freundin dort zum ersten Mal getroffen, ebenso wie die Frau, mit der ich vorher zusammen gewohnt habe sowie... ach, ich schreibe besser nichts weiter. (Bilder gibt es eh nicht – was für ein furchtbar peinlicher Reflex der Community, wann immer die Sprache auf dieses Thema kommt!) Nur mit einer besonders bemerkenswerten Anekdote möchte ich diesen Artikel hier beschließen:

Einmal durfte ich, mit Einwilligung meines Chefs, eine Kundin auch nach Ladenschluss noch zur Metprobe einladen. Wir tranken das eine oder andere Schlückchen und brachen dann zu einem anderen Ort auf. Als ich die Lichter löschte und sie zur Tür hinausbugsierte, meinte sie zu mir so etwas Ähnliches wie: "Hach, so ein dunkler Rollenspielladen am Abend, der hat doch irgendwie etwas romantisches, oder?"

Nennt mir einen anderen Hobby Shop, in dem DAS hätte gesagt werden können!

Serious Games war eben wirklich einzigartig. Der Laden ist jetzt endgültig dicht. (Zumindest hat die Grundrenovierung zur Übergabe an den Vermieter bereits begonnen.)

R.I.P.




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