Casual Casual-Decks in Legacy: Hunting Grounds von Michael "Wuaschti" Thiel |
22.04.2008 |
Das ist mein erster je verfasster Artikel, was hauptsächlich daran liegt, dass es auf Magic-Seiten viele Verfechter der deutschen Sprache gibt, die mich höchstwahrscheinlich in der Luft zerfetzen werden. Ich hatte nicht umsonst eine 6+ im Deutsch-Abi. Außerdem ist es für mich als Bayer enorm schwer, deutsche Worte zu finden.
Warum sollte man aber trotzdem meinen Artikel lesen? Nun ja, ich habe in letzter Zeit viel über den Konflikt zwischen Casual- und Turnierspielern gelesen, der für mich absolut unbegreiflich ist. Ich bin ein Legacyspieler, der aber auf mehr als 80 Prozent der Turniere mit einem selbst entworfenen Casual-Deck, wie z..B. Zombie Infestation, Not Quite Madness oder Recurring Survival, antritt.
Die Turnierspieler werden jetzt sagen, „Alles schon mal da gewesen!“, die Casualspieler hingegen behaupten, „Das sind keine Fundecks!“, aber genau hier versuche ich die Mitte zu finden. Ich möchte ungewöhnliche Decks spielen, die dennoch konkurrenzfähig sind. Dadurch habe ich sowohl den „Spaß“, den die Casual-Spieler so in den Vordergrund stellen, als auch das, was für Turnier-Spieler so wichtig ist, nämlich dass sie nicht umsonst spielen.
In diesem Artikel will ich euch eine meiner Kreationen vorstellen.
(Als Vorwarnung: Wer nur Turniere gewinnen will, einer der „0-2 Drop“ Menschen ist, oder einfach Besseres mit seiner Zeit vorhat, sollte nicht weiter lesen.)
Wuaschtis Jagdgründe oder auch einfach nur Hunting Grounds
Alles nahm seinen Anfang, als ich wieder einmal überlegte, welches Deck ich auf dem wöchentlichen Münchener Legacy-Turnier in den Ruin treiben sollte. Mein Survival und mein Madness hatte ich doch schon zu oft pilotiert.
In diesem Moment fiel mir plötzlich ein Playset Hunting Grounds ins Auge. „Damit lässt sich doch sicher etwas anstellen“, dachte ich mir.
Gesagt, getan. Vier Karten aus dem Maindeck standen also schon mal und die Farben Weiß und Grün… Na ja. Wenn die zwei Farben schon fest sind und man konkurrenzfähig bleiben will, braucht es:
Weiß und Grün sind schöne Farben, bieten aber kaum Disruption. Und um Grenzwert zu erlangen, helfen sie ebenfalls nur bedingt weiter. Survival of the Fittest kam mir in den Sinn, aber mein einziger Gedanke dazu war: „Nicht schon wieder!“ Also ganz klar: Grenzwert und Disruption… Blau muss her.
Das halbe Deck (ohne Länder) war somit zu diesem Zeitpunkt gebaut. Für Hunting Grounds brauchte man außerdem Fatties. In Frage kamen da eigentlich nicht viele: Klops a.k.a. Darksteel Colossus, der einfach nur fett und klobig ist oder Akroma, die etwas mehr Flexibilität mitbringt. Ich entschied mich natürlich falsch, nämlich für:
Dafür hatte sich mit den Klopsen Enlightened Tutor gelohnt.
Sechs Kreaturen waren natürlich zu wenig und ich hatte es mir an dieser Stelle denkbar leicht gemacht und einfach diejenigen genommen, die am besten mit Hunting Grounds harmonierten und auch hardcast nicht ohne sind.
Bis jetzt sah das Deck recht brauchbar aus, aber da fehlten einfach noch ein paar Dinge. Was tun, wenn ich ein aktives Hunting Grounds hätte, aber keine Tiere, oder wenn der Gegner mit genügend Kreaturen oder anderen gefährlichen Permanents auf dem Feld aufhören würde, Sprüche zu spielen? Diese Fragen waren dann plötzlich nicht mehr so einfach zu beantworten.
Ich entschloss mich für Carddraw, um dem Ausgehen der Kreaturen entgegenzuwirken. Es gab zwar viele Drawspells… aber keinen, der in dem Deck so effektiv ist, wie die Kombination aus Intuition und Accumulated Knowledge.
Um den Permanents des Gegners zuvorzukommen, versuchte ich, dem Deck mehr Speed in Form von Daze und Mental Note zu geben.
42 Karten, das bedeutete 18 Länder. Diese Anzahl sollte mit Brainstorm, Mental Note und Accumulated Knowledge reichen. Jetzt gab's nur noch die Frage zu klären, welche Länder passten. Da Wasteland und Mishra's Factory nur bedingt gut sind, habe ich mich für eine eher langweilige Manabase entschieden.
Und fertig war das Maindeck. Das Sideboard habe ich schnell zusammengeworfen und gespielt habe ich dann wie folgt:
| | | | 2 Darksteel Colossus
3 Eternal Witness
2 Mystic Snake
4 Tarmogoyf
4 Hunting Grounds
4 Accumulated Knowledge
4 Brainstorm
4 Daze
4 Force of Will
2 Intuition
4 Swords to Plowshares
3 Mental Note
2 Enlightened Tutor
4 Flooded Strand
1 Island
1 Savannah
4 Tropical Island
4 Tundra
4 Windswept Heath
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2 Engineered Explosives
1 Ghostly Prison
1 Harmonic Sliver
1 Ichneumon Druid
4 Krosan Grip
1 Mystic Snake
2 Rule of Law
1 Sundering Titan
1 Tormod's Crypt
1 Trinisphere
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„Wasn des für a Haufn!“, habe ich des Öfteren an diesem Tag gehört.
Bei einem Endstand von 2-2 (mit leider nur vier Runden) und dem siebten Platz kann ich mich nicht beklagen. Immerhin habe ich kaum von meinem ach so unendlich wichtigen Eternal Rating verloren.
Über die Spiele selbst schreibe ich nichts, außer, dass weder die gewonnenen, noch die verlorenen Spiele knapp waren. Ich wusste danach außerdem genau, was ich verbessern musste.
Die Situation – Hunting Grounds liegt, Gegner spielt nichts und wartet auf Disenchant oder Konsorten – war wirklich unendlich oft aufgetreten. Und wie das so ist bei einem Spiel, bei dem nichts passiert und mich ein einsames 2/2-Tier tot haut, hatte ich immer acht bis zehn Länder auf dem Feld und den Klops auf der Hand. Also doch Akroma rein…
Doch dann kam ich nach einer schönen Runde Vintage auf die Idee, Tidespout Tyrant zu spielen. Er ist fett, macht komische Sachen, schmeißt sich in eine Force, ist ziemlich schwer umzupflügen und mit Witness und/oder Snake einfach nur eine Bombe.
Außerdem waren bei diesen längeren Spielen die Dazes sehr unnütz. Ergo: Counterspell rein. Verbessern musste ich außerdem die Manabase. Staxx und Landstill mit Crucible of Worlds und Wasteland waren nicht nett.
Also habe ich das Deck überarbeitet und mein Glück noch einmal versucht:
| | | | 3 Tidespout Tyrant
4 Eternal Witness
2 Mystic Snake
4 Tarmogoyf
4 Hunting Grounds
2 Mental Note
4 Swords to Plowshares
4 Brainstorm
4 Accumulated Knowledge
3 Intuition
4 Counterspell
4 Force of Will
4 Flooded Strand
3 Windswept Heath
3 Tropical Island
2 Tundra
3 Island
2 Forest
1 Plains
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4 Krosan Grip
4 Meddling Mage
4 Red Elemental Blast
3 Tormods Crypt
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Juhu! 4-0 und das Turnier gewonnen... – Na ja, nicht ganz. Ich war wieder 2-2 gegangen, aber gefreut habe ich mich über meinen Deckentwurf wie ein Schnitzel, denn das war eines der lustigsten Decks, die ich je produziert hatte.
Das erste Spiel war eins der beiden Losses gegen Dredge, das mich preboard einfach an die Wand fährt und nach dem Boarden trotz Crypt statt Runde 2 einfach Runde 3 killt.
An die zweite Runde erinnere ich mich nicht mehr… irgendwie der random Tarmogoyf-Kill.
Der zweite Loss war gegen AggroLoam. Im ersten Spiel halte ich ihn, mit seiner Armee an großen Viechern, gute zehn Runden dank Counterspells, Witness und Goyfs auf. Doch als ich dann endlich eine Intuition finde, die auf drei Hunting Grounds gelegt werden sollte, klatscht er mir einen 26/26 Terravore hin, so dass ich gezwungen bin, die Intuition auf Schwerter/Counter zu spielen.
Dann kommt bei mir nichts mehr nach – bei ihm schon.
Im zweiten Spiel habe ich eine ziemlich gute Hand mit Grounds und er legt mir einfach sofort eine Tormod's Crypt hin. Ich frage nur: „Woher weißt du, was ich spiele?“ Er: „Die waren nur gegen Witness gedacht…“ Blöd gelaufen, da das Deck natürlich schnell genug ist und ich nicht zweimal an Threshold komme.
Die vierte Runde war die mit Abstand lustigste! Ich hatte es geschafft, einen Solidarity-Spieler, der fast perfekte Handkarten hatte (High Tide, zwei Meditate, zwei Reset, Brain Freeze und einen random Drawspell) und sechs Inselchen einfach zu überstacken – mit der Hand, bestehend aus zwei Counterspells, Tidespout Tyrant, Eternal Witness, Brainstorm, und aktiven Hunting Grounds auf dem Board mit fünf Ländern (davon vier Inseln). High Tide hab ich mal lässig resolven lassen.
Im zweiten Spiel zieht er in Turn sechs die gesamte Combo durch und ich lass ihn mal machen mit aktiven Hunting Grounds, Force of Will und Meddling Mage auf der Hand, aber keinen Kill auf dem Board. Als der Stormcount in einen bedrohlichen Bereich kommt und er einen Cunning Wish (Spell Nr. 11 mit 39 Karten in meiner Bibliothek) spielt und nur noch eine Handkarte hat, lass ich den Kommentar los: „Den könnt ich resolven lassen und trozdem gewinnen.“
Nach diesem blöden Satz werd ich natürlich von der umstehenden Meute gezwungen, ihn resolven zu lassen. Gesagt getan… er holt sich Brain Freeze… ich überlege kurz und falle fast vom Stuhl, als mir einfällt, dass er ja zwei Freezes haben könnte…
Er spielt das erste und zeigt mir das zweite. Ich will fast schon einschieben, da fällt mir noch der tolle Satz ein: „Hunting Grounds auf den Stack! Hunting Grounds resolvet?“ – „Ja!“ Damit hatte ich nicht gerechnet. Dann lege ich eben meinen Meddling Mage und sage Brain Freeze an – owned!!!
Ich gewinne dann im nächsten Zug mit Goofy-Beatdown und zwei Karten in der Bibliothek.
Ich hoffe, der Artikel hat euch gezeigt, wie man aus komischen Karten ein fast turnierfähiges Deck zusammenbauen kann. Auch wenn ich wieder einmal nur im schönen Mittelfeld meinen Platz fand, so hat es mir einfach mehr Spaß gemacht, meinen Eigenentwurf zu spielen, als das Turnier mit einem 0815-Deck zu gewinnen.
Wenn Interesse an solch einer Art von Artikeln besteht, kann ich gerne noch weitere schreiben. Ich habe noch mindestens fünf andere Decks im Kopf, die ich gegen die Wand fahren kann.
Grüße,
Euer Wuaschti
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