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Judge-Bericht: Nationals 2008
von Ute Kronenberg
19.09.2008

„Echte“ Judge Artikel waren in letzter Zeit rar auf PlanetMTG, ein Zustand den ich zutiefst bedauert habe, auch oder gerade weil ich mir diesbezüglich an die eigene Nase fassen muss. Aber frohlocket, denn es waren ja Nationals und schon sprießen sie wieder die Artikel und auch ich will mich dem Geschreibsel anschließen und euch meinen ganz persönlichen Bericht der Nationals 2008 in Hannover präsentieren.

Meine Nationals waren dieses Jahr frühzeitig von unserer Hochzeit überschattet, lag doch der erste Termin für die Nationals, der mir zu Ohren kam, genau an unserem Hochzeitswochenende. Ich sah meinen Mann und mich schon feiern statt Magic spielen, als dann die Erlösung kam: unser Plan alle Hallen von Nord bis Süd mit Buchungen für das Wochenende zu überziehen hatte funktioniert und Wizards of the Coast sahen sich gezwungen, ihren Termin den freien Terminen in Hannover anzupassen. Und so war von vorneherein klar, dass wir dabei sein würden, sozusagen auf einer kleinen Hochzeitsreise. Wie es sich gehört, reisten wir daher 1. Klasse (das war tatsächlich billiger als 2. Klasse) mit dem ICE an, was viele Vorteile hatte, unter anderem den einer kostenlosen Zeitung auf der Hinfahrt und von kostenlosen Salzstangen auf der Rückfahrt.

So konnte ich Donnerstag nach der ersten vor Ort verbrachten Nacht entspannt ins Turnier starten, und durfte gleich im zweiten Meatgrinder loslegen. Der lief im Format Standard ab und war daher recht unauffällig. Ich kann mich nicht erinnern, irgendwelche besonderen Rulings gegeben zu haben. Gegen Ende hin wechselte ich das Team, denn ein weiterer Grinder im Limited-Format sollte starten und brauchte Judge-Unterstützung. Dieser verlief dann doch interessanter, unter anderem, weil uns erst, als alle Spieler saßen, auffiel, dass keiner daran gedacht hatte, Produkt vorzubereiten. Die schnelle Lösung war es, das Produkt aus den Displays zu verteilen und Ruck-Zuck hatten alle zwei Booster Lorwyn und einen M.orningtide vor sich liegen.

Während des Drafts kam dann der Headjudge auf mich zu und bat mich, auf einen der Spieler zu achten, dessen Augen wiederholt zu den Karten seines Nachbarn gewandert waren. Auch ich konnte dieses Verhalten beobachten, so dass sich drei Judges unabhängig voneinander davon überzeugt hatten, dass es sich hier um Peeking handelt. Nach dem Draft wurde der Spieler zur Seite gebeten und mit einer Disqualifikation wegen Cheating-Fraud bedacht. Dies war nur die erste von drei Stück, die am Donnerstag vergeben werden mussten, alle weil Spieler beim Draften der Meinung waren, dass auch die Karten des Nachbarn recht interessant seien.

Danach verlief der Turniertag aber eher entspannt, schade nur, dass lediglich sechs Grinder zustande kamen; ich hatte eigentlich auf etwas bessere Zahlen gehofft. Wie ist denn eure Meinung dazu, was müsste an den Grindern anders sein, damit eine Teilnahme interessanter ist? Für mich war der Donnerstag ein sehr interessanter Tag, weil ich in den verschiedenen Turnieren mit vielen mir bis dahin unbekannten Judges zusammen arbeiten konnte, was eine sehr angenehme Erfahrung war. Donnerstag ging es dann eher früh ins Bett, man will ja für den Freitag fit sein…

Dieser begann wie auf Turnieren üblich mit dem Wecker, in diesem Fall dem Handy meines Mannes, welches mit Billy Talent und „Red Flag“ den Tag einläutete. Ich hätte ja lieber Iron Maiden gehabt, aber manchmal muss man eben mit dem Leben, was man haben kann. Nach einem herzhaften Frühstück ging es los zur Site, wo ich erst einmal gemütlich in den Tag startete, da ich als Judge für den PTQ eingeteilt war.

Das Judge-Team für diesen bestand aus vier Leuten, was wir für mehr als ausreichend hielten, jedoch kamen noch zwei Anwärter, sogenannte „Judgelinge“, dazu, so dass wir letztlich zu sechst waren. Das war aber auch gut so, wie wir bald feststellten, da sich bereits nach 20 Minuten 70 Spieler angemeldet hatten. Schließlich und endlich waren es 105 Teilnehmer, was jegliche Vorstellungen sprengte und WotC dazu bewegten, spontan einen weiteren Slot auszuloben. Und so waren alle glücklich, die Spieler, weil sie zwei Slots gewinnen konnten, und die Judges, weil das Finale demnach nicht mehr gespielt werden musste. Das Turnier lief ebenso ruhig ab, wie die am Vortag und so beschäftigten wir uns damit, die Judgelinge mit fiesen Fragen zu quälen. Nachdem wir ihnen ausreichend ihr Wissen bzw. Unwissen zu Bewusstsein gebracht hatten, mussten wir uns wieder von ihnen verabschieden, denn es wartete ein Vorgespräch und danach ein Test auf sie.
Mittlerweile muss man sich vor dem eigentlichen Test immer erst in einem Vorgespräch behaupten!

Letztlich wurde leider nur einer der zwei getestet. Es ist mittlerweile nicht mehr so, dass man zum Level-3-Judge gehen kann und der einem auf jeden Fall die Gelegenheit zum Testen gibt, sondern man muss erst mal in der Lage sein, sich im Vorgespräch zu behaupten. Mein Ratschlag an alle da draußen, die planen mal zu testen: Man sollte alle grundlegenden Regeln beherrschen – dazu gehören auch der Penalty Guide und die anderen Regeldokumente –, dann klappt es auch mit dem Testen.

Im Laufe des Abends erfuhren wir außerdem, dass das Fußballspiel auf den Samstag verlegt werden sollte, was uns zunächst ganz gelegen kam, da die Top 8 des PTQs eine Teilnahme am Fußballspiel verhindert hätte. Erst später hörte ich dann, dass WotC für den Samstag ein Arbeitsessen geplant hatte, bei dem sich die Judges wiederfinden würden. Nichts mit Fußball also, dabei hätte ich gerne gezeigt, dass ich zumindest meistens den Ball treffen kann.

Außerdem fiel mir auf, dass ich mal wieder ohne Rotwein angereist war. Schon seit dem GP Stuttgart versuchen Huy und ich endlich mal gemütlich bei einem Glas Rotwein zusammenzukommen und etwas zu klönen, aber geklappt hat es bisher leider nie. Diesmal war meine Ausrede die, dass die Anreise mit der Bahn den sinnvollen Transport des wertvollen Guts verhindert hatte. Immerhin ist dies nicht ganz gegenstandslos, denn unser Koffer war für die vier Tage übervoll. So ist das eben, wenn ein weiblicher Judge verreist. Und so endete der Freitag in der Kellerbar des Hotels bei einem Weizen und den klassischen Judge-Gesprächen.

Samstag durfte ich dann ins „große“ Turnier und die Nationals betreuen. Das hat Vor- aber auch Nachteile. Die Nationals laufen deutlich ruhiger ab, denn hier geht es für viele Spieler um viel mehr als nur den Sieg, man kann eine Menge Ratingpunkte gewinnen oder verlieren und entsprechend „ernster“ ist das Spielgefühl. Das macht für den Judge nur insofern einen Unterschied, dass die Stimmung halt nicht ganz so locker ist wie auf den meisten PTQs oder GPTs. Die Art und der Umfang in dem Regeln angewandt werden ist bei jedem Turnier unabhängig vom K-Wert oder den zu gewinnenden Preisen gleich, lediglich der REL (Rules Enforcement Level) macht einen Unterschied aus, da er die Höhe der Strafe (Caution, Warning, Game Loss usw.) vorgibt.

Ich durfte den Samstag im Logistics-Team verbringen, das hieß zuerst einmal die Halle aufräumen. Der Vortag hatte deutliche Spuren hinterlassen, unter anderem waren die meisten Mülleimer bis zum Rand voll. Und da sich offenbar niemand vom Gebäudemanagement verantw.ortlich gefühlt hatte, diese zu leeren, schwärmte jetzt ein Heer von Judges aus, um sich des Mülls anzunehmen.

Schon zu diesem Zeitpunkt kamen mir die ersten Pizzakartons unter die Augen, die sich mal mehr, mal weniger zusammengefaltet in oder an den Mülleimern wiederfanden. Die Pizzakartons sollten überhaupt das durchgehende Thema des Wochenendes werden, die Pizzakette Joey's hatte schon am Donnerstag und am Freitag unser Mittagessen liefern dürfen, mangels Alternativen tat sie das auch am Samstag und am Sonntag, zu meinem zunehmenden Leidwesen. So gerne ich Pizza auch mag, irgendwann reicht es einfach. Dennoch nahmen sich viele Spieler ein Beispiel an unseren Essgewohnheiten und bestellten ebenfalls bei Joey's, so dass bald ein Auslieferungsfahrer nach dem anderen auf der Suche nach seinen Kunden durch die Halle irrte.

Geklappt hat das Ausliefern mal mehr, mal weniger gut, regelmäßig stand einer der Fahrer bei uns an der Judge-Station und bat um Hilfe, die gerne gewährt wurde: Einen kurzen Ausruf später erreichte die Pizza in der Regel ihr Ziel. Die Tatsache jedoch, dass die Fahrer samt und sonders ohne Handy unterwegs zu sein schienen, finde ich fragwürdig, schließlich sollte man schon eine Möglichkeit haben vor Ort nach dem Weg zu fragen, gerade dafür gibt der Kunde doch seine Telefonnummer an. Sonntag führte das dann dazu, dass ich mein Handy zückte und den Besteller anrief, um ihm mitzuteilen, dass seine Pizza (und die seiner Freunde) an der Judge-Station wartet.

Die Kartons der zahlreichen Pizzen wurden an der Judge Station gestapelt und erreichten am Sonntag beachtliche Höhen. Der Bereich musste vor der Entsorgung großräumig abgesperrt werden, da eine Pizzakarton-Lawine drohte.

Zurück zum Turniergeschehen. Gleich zu Beginn am Samstag gab es die erste Aktion, als ich nach dem Draften und Deckbauen einen Spieler zur Seite bitten musste, um ihm einen Gameloss wegen Unsporting Conduct – Major zu geben. Einige Spieler, darunter auch er, hatten während des Deckbauens wiederholt gesprochen und waren auch der direkten Aufforderung eines Judges, bitte zu schweigen, nicht nachgekommen. Wenn ein Judge eine direkte Anweisung gibt, muss man als Spieler dieser folgen, tut man dies nicht, wird man unabhängig vom REL mit einem Gameloss bestraft. In diesem Fall hatte der betreffende Judge, soweit ich mich erinnere, die Spieler sogar mehrfach um Ruhe gebeten, was jedoch nicht eingehalten wurde. Und so wurden einige Judges gebeten, sich mit den betreffenden Spielern schon vor der ersten Runde des Tages zusammenzusetzen.

Warum während des Deckbaus um Ruhe gebeten wird, ist eigentlich recht einfach: jeder Spieler soll sein Deck alleine und ohne Hilfe anderer bauen. Da die Judges nicht immer in Hörweite sein können, um sicherzustellen, dass man sich nur über unverfängliche Themen unterhält, wird Schweigen geboten. Dazu kommt, dass eine ruhige Atmosphäre der Konzentration zuträglich ist und den Deckbau erleichtert. Deswegen sollte man aus Rücksicht auf die anderen weiterhin still sein, auch wenn man schon fertig ist, oder den Baubereich verlassen.

Der Samstag verlief ansonsten ruhig und gemütlich, im Turnier kam es kaum zu größeren Zwischenfällen. Manchmal stand ich ganz schön auf dem Schlauch, was denn Spieler X oder Y jetzt genau von mir hören wollten, aber eigentlich kam mir nach einer kurzen Nachfrage die Antw.ort dann recht schnell in den Sinn.

Gegen Nachmittag wurde ich dann aus dem Team geholt und durfte mich mit Philipp Schulz, einem der deutschen Regional Judges (a..k..a Level 3) zusammensetzen um ein kurzes Gespräch hinter mich zu bringen. Ich hatte mich nämlich endlich entschieden, den nächsten Judge Level anzustreben und wollte auf den Nationals meinen L2 erhalten. Dazu musste ich neben dem Vorgespräch auch einen schriftlichen Test und ein Nachgespräch absolvieren. Das Vorgespräch war recht bald vorbei, nachdem wir uns etwas darüber unterhalten hatten warum ich judge und was ich meine, am ehesten verbessern zu können bzw. am besten zu können. Und so bekam ich dann meinen Test, mit dem ich mich am Rande des Geschehens niederließ.

Leider bot die Halle in Hannover keine echten Rückzugsmöglichkeiten, so dass ich immer wieder von Judge-Calls (man will ja doch wissen, was los ist) oder Spielern aus der Konzentration gerissen wurde. Ganz schön ärgerlich, wenn man sich gerade überlegt, wie die Regelinteraktionen der vertrackten Frage nun genau sind, und man nach einer kurzen Störung dann wieder ganz von vorne anfangen kann. Deutlich seltener und weniger schlimm waren die Störungen durch Spieler, die vorbeikamen und fragten was ich so alleine trieb und warum ich so konzentriert aussah. Da der Test geheim ist und man ihn noch dazu natürlich ohne Hilfe lösen soll, musste ich alle Fragenden bitten, mich einfach in Ruhe zu lassen. Ich denke war das auch für alle nachvollziehbar.

Nach knapp zwei Stunden hatte ich erst mal genug und ließ meinen Test an der Judge-Station zurück, um wenigstens etwas frische Luft und einen klaren Kopf zu bekommen, bevor ich die Fragen erneut durchging und dann den Test abgeben würde. Zehn Minuten vor der Tür taten gut. Auch dass ich bei einem Gespräch mit einigen Spielern abschalten konnte, hat geholfen. So kehrte ich an den Test zurück, diesmal in den ersten Stock der Anlage und etwas versteckter, um in aller Ruhe meine Antw.orten zu überdenken. Nur bei drei Fragen entschied ich mich um, alles andere ließ ich wie es war und gab den fertig ausgefüllten Test dann zurück an Philipp, der ihn in Ruhe durchsehen wollte, damit wir am Sonntag das Abschlussgespräch führen konnten.

Doch schon Samstagabend beim Judge-Treffen überraschte er mich (und alle anderen) mit dem Ergebnis: Den Test hatte ich bestanden und würde demnach wohl bald Level-2-Judge sein. (Einen guten Verlauf des Nachgesprächs vorausgesetzt.) Ich warf Philipp noch ein, zwei dankbare W.orte zu und begab mich dann auf den Weg zum Judge-Dinner, bei dem wir in kleineren Gruppen über all das diskutierten, was WotC und die Judge-Community so beschäftigt.

Nach diesem Arbeitsessen begab sich die Hälfte von uns einschließlich mir wieder zurück in die Halle, um die Judges abzulösen, die sich um die 2-Headed-Giant-Meisterschaften gekümmert hatten. Auch diese sollten natürlich in den Genuss eines Essens und des zugehörigen Gesprächs kommen. Und weil die 2HG-Spieler schon fast fertig waren, endete der Abend gegen 22 Uhr eher früh im Keller des Hotels, erneut mit Weizen aber auch mit je einem Booster T.ime Spiral, P.lanar Chaos und F.uture Sight, die wir zwecks lustigem Judge-Draft mitgebracht hatten.

Seit Ravnica haben wir zu Hause von allen Sets ein 8-Personen-Draftset zur Seite gelegt, schließlich will man ja seinen Kindern noch zeigen wie Magic früher mal war. Vom T.ime Spiral-Block hatten wir noch etwas mehr als acht Sets gehabt und so wurden die ersten Booster schon jetzt geöffnet. Gleich im ersten Booster lächelte mich Miss Ballard an und selbst als weibliches Wesen kann man diesem Lächeln nicht widerstehen. Mein First Pick setzte mich also in Rot. Dazu kam im Laufe des Boosters dann noch Schwarz und dank des Discardoutlets boten sich Madness-Sprüche ja automatisch an. Im zweiten Booster lächelte dann erneut eine hübsche Lady herab, diesmal kam sie mit Flügeln daher und passte noch dazu in meine Farben. Jaya und Akroma, was für ein Tag. So mag ich gerne draften. Es wäre nur schön, wenn man sich auch nach eineinhalb Jahren noch daran erinnern könnte, welche Archetypen damals draftbar waren und was man wie picken muss. Nach dem ersten Booster kam das Wissen allerdings langsam wieder und so wurde mein Deck insgesamt zumindest ordentlich. Nach dem Draften spielten wir dann allerdings nur eine Runde und begaben uns zu Bett, denn das Wochenende war auch ohne durchzechte Nächte schon anstrengend genug.

Dabei konnte ich am Sonntag sogar etwas länger schlafen, denn ich war eingeteilt eines der Top 8 Halbfinale zu judgen. Und so reichte es, um 9:00 Uhr an der Site aufzukreuzen statt um 8:00 Uhr wie sonst üblich.

Der Sonntag startete also damit, dass wir erstmal lange schliefen (bis 7:30 Uhr halt) und danach ausgiebig frühstückten. An der Site angekommen, war ich dann bald zum Nachgespräch mit Philipp verabredet und schlug mich in diesem recht gut, so dass ich als Level 2 den Tisch verlassen konnte. Besonders die Fragen, bei denen ich nach der Pause noch die Antw.ort geändert hatte, interessierten mich, bei einer hatte ich eine falsche Antw.ort angekreuzt, bei den anderen beiden den Schwenk auf die richtige Antw.ort gewählt. Das war immerhin eine Beruhigung, auch wenn mich die eine Frage deutlich geärgert hat.

Meine Laune war trotzdem ziemlich gut und so konnte das Halbfinale meinetwegen losgehen. Ich begab mich zur Videoübertragung in den ersten Stock um dort zu beobachten wie der Stand der Dinge war. Trash und Spam zusammen zu erleben war nett, leider konnte ich nicht alles verstehen, da mein Hörvermögen mit der Soundanlage überfordert war, mir geht das immer mal wieder so, dass ich bei bestimmtem Hintergrundlärm einfach kein W.ort mehr verstehe. Besonders auf Turnieren ist es störend, wenn ich einen Spieler darum bitten muss, einen Satz mehrmals zu wiederholen, bis ich ihn endlich verstanden habe.

Schließlich ging das letzte Viertelfinal-Match zu Ende und ich begab mich wieder nach unten, um dort auf den Headjudge zu warten, der angekündigt hatte, mich abzuholen, sobald es losgehen könnte. Leider verzögerte sich der Start dann jedoch deutlich, da es Probleme mit dem Deck eines Spielers gegeben hatte, die zunächst geklärt werden mussten. Ich hielt in der Zwischenzeit im Top 8 Raum die Stellung. Zwar wusste ich Bescheid was los war, hatte aber Anweisung bekommen, nichts zu sagen, so dass ich mir etwas doof vorkam, als ich auf die Fragen der wartenden Spieler nur mit einem Schulterzucken und dem Verweis auf logistische Probleme antw.orten konnte. Aber klar, dass man die Spieler erst mal nicht weiter verunsichern will, solange noch nicht klar ist, was genau passieren wird. Schließlich beschloss der HJ, dass das erste Halbfinalspiel schon beginnen könnte und so fand ich mich am Tisch mit Harald Stein und Olaf Krzikalla wieder, die sich um den Einzug ins Finale streiten durften. Beide waren recht entspannt, lediglich Harald, der sich eine Halsentzündung eingefangen hatte, war nicht so ganz fit. Aber ausreichend Paracetamol hatten zumindest bisher geholfen, ihn auf den Beinen zu halten. Während des Spiels ging es ihm jedoch zusehends schlechter und man merkte richtig, wie es ihm immer schwerer fiel, konzentriert zu bleiben.
Man hörte aus dem Nebenraum immer wieder Andre Müllers dröhnende Stimme...

Während ich also das Spiel im Auge behielt und mir merkte, ob der aktive Spieler im Draw-Step seine Karte gezogen hatte, bereits ein Land gespielt worden war und welche Trigger auf dem Stack lagen, hörte man aus dem Nebenraum immer wieder Andre Müllers dröhnende Stimme, mit der er Fehlentscheidungen oder interessante Moves kommentierte. Lustig war es für mich, als Olaf überlegte mit einer gerade erst gespielten Kreatur anzugreifen und diese schon mal versuchsweise tappte. Noch bevor wir aus dem Nebenraum den entrüsteten Kommentar hörten, merkte er, dass dies nicht möglich war. Trotzdem wussten wir genau, was drüben los war und daraufhin wurde die Soundanlage TrashTs Stimmvolumen angepasst und der Lautstärkeregler etwas nach unten geschoben. Schließlich sollte ja jeder seine Fehler alleine machen.
Kreischor?

Danach ging es ruhiger zu, auch das zweite Match hatte begonnen und lediglich die Mitglieder des Kreischorverbandes waren noch zu hören, die vor den Türen der Halle bei ihrem Jahrestreffen ihrem Hobby nachgingen (kommt uns das bekannt vor?) und uns zunächst mit „Blowin' in the Wind“ und danach mit „Marmor, Stein und Eisen bricht“ unterhielten. Meine Versuche durch ein geschlossenes Fenster etwas mehr Ruhe herbeizuführen kamen nicht gut an, so dass wir schließlich wieder der Luft und dem Gesang die Fenster öffneten. Ich betrachtete weiter aufmerksam das Spiel und mir entging nichts, bis zu dem Zeitpunkt, an dem Harald eine von Olafs Kreaturen mittels Unmake ins Jenseits beförderte. Olaf legte diese in den Friedhof, wo sie auch blieb, da ich schlichtweg vergaß, dass Unmake die Kreatur ganz aus dem Spiel entfernt. Michael jedoch, der ein aufmerksames Auge auf uns hatte, merkte diesen Fehler sofort an, so dass er keine Auswirkungen auf das Spiel hatte. Danach verlief alles weitere in gewohnten Bahnen.

Interessant wurde der Tag noch mal, als die Lieferung mit dem (späten) Mittagessen ankam: Der Pizzabote war nämlich schlichtweg zu faul sich mit den mehr als 20 Kartons in die Halle zu bewegen, so dass wir die Sachen am Auto abholen mussten. Ich nahm dabei so viel ich konnte auf einmal mit und transportierte einen Stapel Pizzen, der mir bis unters Kinn reichte, zur Judge-Station. Gott sei dank nahm mir auf halben Weg Ingo Muhs einen Teil der Kartons ab, wer weiß, ob sonst alles heil angekommen wäre.

Nach dem Essen begannen wir dann schon damit, uns zu verabschieden, was auf größeren Turnieren immer einige Zeit dauert. Und da unser Zug nach Hause den Hauptbahnhof um 18:30 Uhr verließ, konnten wir nicht mehr allzu lange bleiben.

Wir schafften es jedoch problemlos pünktlich loszukommen, konnten am Bahnhof sogar noch etwas zu trinken kaufen und danach den ICE besteigen. Erneut Erster Klasse ging es dann nach Düsseldorf, wo wir in den Regionalverkehr wechseln sollten. Dank einiger Umbaumaßnahmen zwischen Düsseldorf und Mönchengladbach fiel jedoch unser Anschlusszug nach Aachen aus, so dass wir schließlich gezwungen waren über Köln zu fahren. Hätten wir das vorher gewusst, hätten wir auch noch etwas länger im ICE sitzen bleiben können. Aber wer will von der Bahn schon erwarten, dass sie zwei Monate vorher beim Fahrkartenkauf über geplante Baumaßnahmen informiert?

Schließlich und endlich kamen wir trotzdem zu Hause an, mit schmerzenden Füßen, müde, aber trotzdem glücklich und um eine tolle Erfahrung reicher. Ich kann es jetzt schon kaum erwarten auf das nächste Turnier zu fahren und dort erneut vier Tage lang meine Füße zu quälen.

Apropos: Geplant ist für dieses Jahr auf jeden Fall noch die Pro Tour Berlin, vielleicht sieht man sich ja dort wieder, oder aber man begegnet sich am 30. November in Aachen zum Highlander Grand Prix VI, den ich natürlich wieder als Judge betreuen werde.




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