Eigentlich wollte ich einen Artikel schreiben, in dem ich erkläre wie man Judge wird, was man können oder wissen muss, was man vorher am Besten in der praktischen Anwendung lernt und was hinterher im Laufe der ersten sechs Monate dazu kommt.
Aber zum einen musste ich einsehen, dass ich mit meinen gerade mal neun Monaten Judge-Erfahrung nicht recht dazu geeignet bin euch zu erklären, was man können muss, zum anderen starrte ich mehrfach tagelang auf das leere Blatt, das sich partout nicht mit schönen langen Sätzen füllen wollte und zerbrach mir den Kopf, woran das liegen könnte. Die letzten Artikel waren mir so gut von der Hand gegangen und nun rückte die Frist, die ich mir selbst gesetzt hatte, immer näher und noch immer hatte sich kein Anfang gefunden.
Ich denke, es gibt zwei Gründe dafür. Ich habe das Gefühl, dass ein Artikel, der Leuten erklärt wie man Judge wird, auf einer Seite wie PlanetMTG, die sich vorwiegend an Spieler richtet, einfach fehl am Platz ist (sollte das eine Fehleinschätzung sein, dann teilt mir das in den Kommentaren mit und ich werde mich des Themas gerne annehmen bzw. dafür sorgen, dass es jemand tut). Hier wollt ihr doch eher lesen welche DeckTech am Start ist und wie (Semi-)Pro XYZ beim letzen Turnier abgeschnitten hat. Kommen dazu noch ein paar kleinere Artikel mit netten Infos ist der Tag schon gerettet. Außerdem hatte ich mal wieder Lust auf einen weniger technischen, mehr schwafelnden Artikel, und so musste ein anderes Thema her. Und deswegen gibt es heute von mir einen Bericht darüber, warum man Judge werden soll und vor allem, warum man es nicht werden soll. Natürlich ist dieser von meiner Sicht geprägt und daher sehr subjektiv, andere Judges oder Spieler werden vielleicht andere Punkte nennen oder wichtiger finden. Dieser Artikel ist also nicht DCI-sanktioniert. Alles klar? Dann los.
So ging es mir
Heiko hat im Oktober in seinem Artikel.erzählt, wie er zum Judgen kam. Bei mir was das ähnlich, aber trotzdem ganz anders. Ich will euch das natürlich nicht vorenthalten und werde deswegen zumindest ansatzweise schildern, was meine Motivation Judge zu werden (und zu bleiben) ausmacht.
Seit ich damals mit Invasion zum Magic-Spielen kam (natürlich über meinen mittlerweile Ex-Freund, wie auch sonst?) hatte ich Höhen und Tiefen in meiner Spielerkarriere. Die Höhe war der Beginn, an dem mich das Spiel so fesselte, dass ich in kurzer Zeit 300 DM pro Monat in Displays, Einzelkarten usw. investierte und jede Woche donnerstags beim Draften auftauchte. Die Tiefen waren die Trennung von eben jenem Freund, und damit auch das vorläufige Ende meiner Spielerlaufbahn. Schon zuvor hatte ich zunehmend das Interesse verloren, Turniere zu spielen, war schlichtweg doof. Gewinnen machte keinen Spaß, weil der Gegenüber sich chronisch darüber beschwerte, wie schlecht er gezogen hatte, verlieren machte auch keinen Spaß, weil die Gegner irgendwie zu 90% nicht wirklich nett waren. Als Frau unter Magic-Spielern hat man es nicht leicht.
Nach zwei Jahren Pause, in denen ich zwei Blocks verpasste, kam mit Darksteel ein neuer Freund und erneut begann ich zu spielen. Auch dieser spielte fleißig Turniere, ich musste aber erkennen, dass ich einfach nicht für die Turnierszene gemacht bin. Ich mag Sonntags morgens lieber bis um 10 Uhr im Bett bleiben, gemütlich Frühstücken und danach den Tag mit einem Buch auf dem Sofa verbringen, als um sechs Uhr aus dem Bett kriechen zu müssen, um in den viel zu kalten und frühen Morgen zu starten. Noch dazu habe ich einfach keinen Spaß daran zu spielen, um zu gewinnen (ja, lacht ruhig!). Ich spiele um Spaß zu haben, gewinnen dürfen dann ruhig auch die anderen (mein Rating ist trotzdem nicht unendlich schlecht, lediglich bedauernswert). Erneut machte ich die Erfahrung, dass übermäßig siegeshungrige Gegner mir auf größeren Turnieren die Laune verdarben und ich ließ das Hobby Magic wieder etwas ruhiger angehen. Doch dann kam Ravnica und alles wurde anders.
Wer mit Invasion angefangen hat, musste Ravnica einfach mögen. Goldene Karten, interessante Interaktionen, Keywords bis zum Abwinken, was will man mehr? Ich begann erneut viel zu spielen, ging regelmäßig draften, schaffte es das Format zu verstehen und so zunehmend besser zu spielen – der GP Hasselt machte Laune auf mehr. Dennoch wurde ich einfach kein erfolgsorientierter Spieler. Und dann war es so, dass der Gedanke aufkam Judge zu werden. Nachdem die Idee erst mal im Raum stand, breitete sie sich in den folgenden Monaten aus. Erste Turniere als Judge zu betreuen, machte Spaß und nach ersten Erfahrungen auf einem Prerelease wurde klar: ein Judge Level muss her. Es wurde beschlossen zu den Weltmeisterschaften nach Paris zu fahren. Dort sollte dann der Test stattfinden. Daraus wurde jedoch aus verschiedenen Gründen nichts und erst auf dem GP Amsterdam kam es dann dazu, dass ich nach bestandenem Test und praktischer Prüfung zum Local Judge ernannt wurde.
Warum wird man Judge? Und warum besser nicht?
Soweit zur Vorgeschichte, nun zum eigentlichen Thema: Warum sollte man Judge werden? Diese Frage habe ich mir nie gestellt, denn nachdem ich die ersten Turniere mit betreut hatte merkte ich, dass ich endlich dort war, wo mir Magic am meisten Spaß machte. Das ist seltsam, muss man doch als Judge noch früher am Turnierort sein als die Spieler, also noch früher aufstehen. Man ist den ganzen Tag auf den Beinen, abends ist man absolut ausgelaugt aber gleichzeitig total aufgekratzt. Dass man nach einem Tag mit Magic ziemlich erledigt ist, ist ein Punkt, den ich am Spielen nicht leiden mochte, aber als Judge ist das irgendwie plötzlich egal. Ich glaube selbst, dass es mir gefällt daran beteiligt zu sein, etwas mit auf die Beine zu stellen. Schon früher habe ich mich ehrenamtlich betätigt und vielleicht wird man diese Einstellung einfach nicht mehr los, wenn man sie einmal hat? Mir macht es Spaß für eine riesige Gruppe junger Menschen zu kochen, zu sehen wie alle Spaß auf der gigantischen, gemeinsam organisierten Fete haben, oder das Gruppenwochenende ohne Probleme hinter mich zu bringen.
Ich habe also Spaß und Freude daran, dass andere Spaß und Freude haben. Ich denke, dass das die wichtigste Motivation für viele Judges ist, aber auch die guten Turnier-Organisatoren (TOs) werden dadurch angetrieben und selbst gewissen Spielern ist es wichtiger, Teil eines Ganzen zu sein, als selbst herauszuragen.
Der wichtigste Grund, Judge zu werden ist also meiner Meinung nach, dass man Lust hat, sich für Andere bzw. die Gemeinschaft einzubringen. Die wichtigsten Menschen, auf die dieser Punkt zutrifft, sind all die lokalen Judges mit und ohne Level, die FNM und (Pre-)Relase Turniere betreuen und sich mit den Regelfragen der Anfänger beim Gateway auseinander setzen. Gleiches gilt für die Leute, die dafür sorgen, dass ein regelmäßiger Draft stattfinden kann, indem sie eine Location organisieren, die FNMs möglich machen oder einfach mal das Turnier um die Ecke organisieren. Ohne diese Menschen, die sich freiwillig einbringen, wäre die Turnierszene nicht denkbar. Natürlich wäre sie auch ohne die Ladenbesitzer nicht denkbar, die Räumlichkeiten zur Verfügung stellen, Preisgelder sponsern und zum Teil auch selbst TO oder Judge sind. Soweit zur Selbstbeweihräucherung.
Ein guter Grund Judge zu werden ist also, Spaß an der Organisation und Durchführung von Events zu haben. Kommen wir nun zu einem schlechten Grund – der Kompensation.
Wer meint, dass zu Judge sein heißt, in Boostern zu schwimmen oder Foils zu haben ohne Ende, der sollte sich mal überlegen, was der TO in der Regel an die Judges zahlen kann. Sicher, das variiert irgendwo zwischen einem Draftset für ein FNM (wenn man überhaupt etwas bekommt) und einem Display für den Headjudge eines PTQ, doch der Zeitaufwand ist auch entsprechend. Während ein FNM noch ohne größere Vorbereitungen abläuft, muss sich der HJ eines PTQ sorgfältig vorbereiten, sich tiefgehend in das aktuelle Format einarbeiten und die Regeln auf den aktuellsten Stand bringen. Um als Judge auf dem Stand der Dinge zu bleiben, muss man sich nicht täglich mit den Regeln beschäftigen, aber mindestens einmal die Woche judgen und/oder sich anderweitig mit dem Magic-Regelwerk beschäftigen sollte man schon. Auch nach dem Test lernt man stets weiter, wer sich faul zurücklehnt wird entsprechend schlecht judgen und bald keinen TO mehr finden, der einen haben will bzw. feststellen, dass die Spieler lieber woanders spielen, als auf den eigenen Turnieren.
Aus eigener Erfahrung kann ich mittlerweile erzählen, wie viel Zeit es kostet, bis man am Ende eines GP die begehrten Judge-Foils in den Händen hält. GP-Tage beginnen um 7:30 Uhr, sodass meistens Aufstehen um sechs Uhr angesagt ist, sie enden in der Regel zwischen 20 und 23 Uhr, je nachdem wie der GP läuft. Das heißt der Tag hat immer mehr als zwölf Stunden und so lange konzentriert zu arbeiten, verlangt eine Menge Durchhaltevermögen.
In Krakau lief ich, ich glaube am Samstag, gegen Mittag Andreas Pischner über den Weg und wir wechselten einige freundliche Worte, bevor ich vergnügt weiter zog. Fünf Stunden später trafen wir uns erneut und Andreas konnte es sich nicht verkneifen darauf hinzuweisen, dass mein Schritt deutlich weniger beschwingt sei. Und da hatte er Recht. Mittlerweile schlich ich eher durch die Halle und war froh, meine Füße nur noch zum Teil spüren zu können. In Krakau hatte der Samstag 16 Stunden, nicht mitgerechnet die Zeit vom Aufstehen bis zur Site und abends wieder zurück zum Hotel. Insgesamt war ich am Samstag 19 Stunden auf den Beinen. Sonntag dann erneut um sieben Uhr aufzustehen, brachte mich an den Rand meiner Leistungsfähigkeit. Gott sei Dank, gibt es dieses österreichische Zuckergebräu, das mir aber leider nicht wie versprochen Flügel verlieh und damit meine Füße entlastete. Nachdem auch der Sonntag bis 21 Uhr dauerte – dank des unglaublichen Grand Prix Trials, der mit über 150 Spielern aufwarten konnte, darunter erfreulicherweise viele Deutsche – war es unglaublich schön, am Montag einfach mal ausschlafen zu können. Obwohl ich also absolut fertig war, machte der GP einen Höllenspaß. Sich zwischendurch mit bisher unbekannten Spielern unterhalten zu können, zu sehen wie Spieler, die man schon von anderen Turnieren kennt, gute Platzierungen erreichen und dazu noch der Austausch mit den anderen Judges sind eine Erfahrung, die man einfach mal gemacht haben muss. Die Entschädigung in Form von Foils ist dann natürlich eine schöne Sache, aber sie reicht bei weitem nicht aus um Flug, Hotel, Kosten vor Ort und die Zeit in irgendeiner Form zu vergelten. Was man an „Bezahlung“ bekommt ist idealistischer Natur und nicht in Geld aufzuwiegen.
Diese zwei Gründe, werden als für und wider am häufigsten genannt. Aber es gibt noch eine Reihe anderer Gründe. Zum Beispiel ermöglicht das Judge Programm, wie es von Wizards geführt wird, eine hervorragende Entwicklungsmöglichkeit von Soft Skills. Sicher haben die meisten von euch dieses Wort schon einmal gehört und können sich vorstellen was damit gemeint ist. Allen anderen sei die Wikipedia. ans Herz gelegt.
Soft Skills werden heute von Unternehmen zunehmend höher geschätzt. Ein Mitarbeiter, der nicht teamfähig ist, bringt mehr Probleme als Lösungen mit sich. Jemand, der nicht in der Lage ist, beim Geschäftsessen mit dem wichtigen Handelspartner eine gute Figur zu machen, wird feststellen, dass seine Karriere stagniert.
Was das nun mit Judgen zu tun hat, fragt ihr euch? Eine ganze Menge. Die Gemeinschaft aller Magic-Spieler (einschließlich der Judges) ist sehr heterogen. Viele verschiedene Menschentypen gibt es unter uns und es treffen eine Menge von Leuten aufeinander, die sich im „normalen“ Leben vermutlich niemals über den Weg laufen würden. Meiner Meinung nach macht das einen der große Reize am Spiel Magic aus, gleichzeitig bringt es aber auch eines der größten Probleme mit sich. Denn Kommunikation wird immer schwerer je unterschiedlicher zwei Menschen sind. Dafür muss man nicht einmal verschiedene Sprachen sprechen, es reicht auch einfach, wenn man eine Situation aus dem eigenen Erfahrungsraum heraus anders erfasst, als der Gegenüber. Die daraus entstehenden Probleme führen dann zu Judge Calls und dabei muss der Judge beweisen, dass er in er Lage ist, zwei Menschen, die sich (im weitesten Sinne) nicht verstehen, dazu zu bringen, ihre Differenzen beizulegen. Dazu benötigt er in hohem Maße Kommunikationsfähigkeiten, muss sich aber auch Respekt verschaffen können falls nötig und gleichzeitig freundlich bleiben, egal wie angespannt die Situation ist. Weitere Fähigkeiten die einem Judge abgerungen werden sind organisatorische Fähigkeiten sowie Disziplin und Eigeninitiative. Alles Dinge die in der freien Wirtschaft wichtig sind. Ein guter Judge zu sein und sich innerhalb des Judge Programms weiter zu bilden fördert also die Soft Skills und damit indirekt die Befähigung, auch im „echten“ Leben besser zurecht zu kommen. Natürlich sollte man nicht nur Judge werden, um sich Soft Skills anzueignen, aber wer ohnehin mit dem Gedanken spielt wird eventuell durch diese Möglichkeit zusätzlich motiviert.
Wer wiederum meint, Judge zu sein wäre cool, weil es wichtig macht und dafür sorgt, dass man gut angesehen ist, der sollte sich auch gut überlegen, ob sich der Aufwand für den Judge-Test lohnt. Judge zu sein heißt nämlich erst mal genau eines: Viel Arbeit, wenig Ehr'. Vor Ruhm und Ehre (die manche Judges auch erreichen, man siehe nur Justus Rönnau, der immer noch eine Legende ist) steht zunächst eine Vielzahl von Turnieren, die man betreuen muss. Der Level alleine ist nämlich „wertlos“, wenn man ihn nicht nutzt, um auch als Judge aktiv zu werden. Meist beginnt die Judge Laufbahn auf kleineren Turnieren, erst nach und nach werden sich größere Turniere dazufinden und bevor man den ersten PTQ mitmacht vergeht in der Regel einige Zeit. Wirklich berühmt in dem Sinne, dass man deutschlandweit bekannt ist, wird man frühestens dann, wenn man lange Zeit Judge war, sich auf vielen Turnieren, die eine wirklich große Spielerzahl aus ganz Deutschland anziehen, gezeigt hat und vor allem auch ein wirklich guter Judge ist. Bekannt zu sein dafür, dass man am meisten Menschen disqualifizieren kann, oder dass man Regel 418.x auswendig zitieren, aber nicht anwenden kann, ist wohl kaum das, was man sich vorher erträumt hat.
Ein weiterer Punkt, der vielleicht einen Reiz ausübt, ist die Gelegenheit, die Welt zu sehen und neue Leute kennen zu lernen. Judgen erweitert den Horizont. Seitdem ich den Judge Test bestanden habe, habe ich neben Amsterdam auch Strassburg, Florenz und Krakau besucht, ich habe das Amsterdamer Rotlichtviertel gesehen, den Strassburger Münster, in Italien in der Sonne gesessen und Eis gegessen und in Krakau eine absolut göttliche Schokolade getrunken. All das sind Dinge, die ich ohne Judge zu sein niemals getan hätte, als Spieler wäre mir der Reiz z.B. nach Florenz zu fliegen einfach zu klein gewesen. Ich habe viele unglaublich nette Menschen (sowohl Spieler als auch Judges) kennen gelernt und eine Menge gelernt. Nicht nur im Bezug auf Magic. Mit Menschen aus verschiedenen Nationen zusammen zu kommen, gibt einem die Möglichkeit neue Sichtweisen zu erleben und andere Kulturen kennen zu lernen. Für mich als Foodie. kommt die großartige Gelegenheit dazu, von einem Einheimischen zu erfahren, wo man gut essen gehen kann, oder welches Gericht man unbedingt mal probieren muss. Auf vielen großen Turnieren findet sich Freitags- oder Sonntagabend eine Gruppe von Judges zusammen, die gerne gut essen, und gemeinsam macht man sich auf den Weg, um bei einem Glas Wein oder dem lokalen Bier, sowie einer Portion der regionale Spezialität über Turnierabläufe, Regeln oder die Welt an sich zu sprechen.
Die Möglichkeit etwas von der Welt zu sehen ist als Judge also leichter gegeben. Gleichzeitig sollte man aber nicht erwarten, dass diese Reisen „sponsored by Wizards“ daherkommen. Die Reisen zu den meisten Turnieren wird man selbst finanzieren müssen, da Wizards jeweils nur einem kleinen Teil der Judges einen Reisekostenzuschuss ermöglichen kann. Wer als Judge um die Welt jetten will und dabei aus vier Tagen Judgen auf der Pro Tour einen zweiwöchigen Urlaub in der Karibik machen will, wird sich umgucken. Bevor man nämlich überhaupt die Chance bekommt auf einer Pro Tour zu judgen, muss man sich erst mal auf einer Reihe anderer Turniere bewiesen haben und die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass man die Reise zur Pro Tour selbst finanzieren muss. Erneut kommt hier der erste genannte Punkt zur Sprache, nämlich die Bereitschaft, sich ohne Gegenleistung einzubringen. Ohne die Judges, die bereit sind ihre Kosten für eine Reise nach Kuala Lumpur oder Hollywood selbst zu tragen, wäre eine Pro Tour vermutlich – zumindest auf dem derzeitigen Niveau - nicht möglich.
Ich denke, dass damit eine Reihe von Gründen angesprochen wurden, die dafür bzw. dagegen sprechen, einen Judge Level anzustreben. Zwei wichtige Punkte fehlen aber noch und ich habe sie bewusst an den Schluss gesetzt, um sie besonders zu betonen.
Ein Grund, aus dem man niemals Judge werden sollte, ist, um befreundeten Spielern einen Gefallen zu tun. Wenn die einzige Motivation Judge zu sein die ist, dass man einzelnen Spielern so ermöglicht, erst spät zum Turnier zu erscheinen, weil der Judge einen sicher rechtzeitig anruft und aus dem Bett schmeißt bzw. dafür sorgt, dass die Anmeldung erledigt ist oder das Turnier auf einen wartet, dann läuft etwas falsch. Als Judge ist man unparteiischer Schiedsrichter, kein Spieler soll einen Vorteil gegenüber anderen haben, nur weil er den Judge kennt. Wenn die Turnieranmeldung bis 10 Uhr offen ist, sollte man nicht 15 Minuten auf den besten Freund warten, weil der verschlafen hat. Natürlich kann man diesen rechtzeitig anrufen und so ermöglichen, dass er es vielleicht noch schafft, während der Ansprache des Headjudges einzutreffen, aber diese Möglichkeit sich verspätet zu registrieren muss man natürlich jedem Spieler geben, der rechtzeitig eintrifft und somit ist gewährleistet, dass jeder Spieler die gleichen Rechte hat. Dass man sich im Falle einer Regelfrage auf gar keinen Fall davon beeinflussen lassen darf, dass man einen der Spieler kennt, sollte selbstverständlich sein.
Ganz zuletzt kommt der zweite wichtige und ausschlagende Grund, der einen zum Judgen bringen kann: Der Spaß an den Regeln. Wem es Laune macht sich zu überlegen, wie Humility, Replenish und Opalescence miteinander interagieren, wer das aktuelle Wording von Chains of Mephistopheles oder Illusionary Mask im Kopf hat und noch dazu Freude dabei empfindet, Spielern zu erklären, wie diese Karten funktionieren, der wird als Judge sehr glücklich sein. Die Tatsache, dass Mark Rosewater einen passenden Spielertypus (Melvin) definiert hat, zeigt schon, dass es nicht unbedingt bedeutet, Judge werden zu müssen, nur weil man die Regeln bzw. Karteninteraktionen mag. Das Stichwort Melvin kommt auch in einem Artikel.von Laurie Cheers vor, der sich als jemand, der sich hervorragend mit den Regeln auskennt, outet und trotzdem kein Judge ist. Ganz einfach, weil ihm der Rest der Tätigkeiten, die man als Judge erledigen muss, keinen Spaß machen.
Die Comprehensive Rules haben derzeit 144 Seiten, die man komplett gelesen, aber auch verstanden haben sollte. Ich habe mich gerne mit den Regeln beschäftigt, weil ich Judge werden wollte. Andere hingegen werden Judge, weil sie sich gerne mit den Regel beschäftigen. Diese Leute machen aber in der Tat nicht die Mehrheit unter den Judges aus, weswegen ich diesen Punkt auch bis zum Schluss ausgespart habe, denn auf eine gewisse Art ist er die Ergänzung zum ersten Punkt. Die meisten Leute werden entweder Judge, weil sie Spaß an den Regeln haben oder aber, weil sie Spaß am Engagement haben. Eines davon solltet ihr auf jeden Fall mitbringen, alles andere findet sich dann im Laufe der ersten Monate. Und falls nicht, kann man ja immer noch an den Spieltisch zurückkehren und dort mit dem verbesserten Regelwissen punkten. Und die Regeln zu kennen, schadet nie, ganz im Gegenteil, nur wer diese kennt, kann auch das Beste aus seinem Spiel herausholen.
Damit komme ich zum Ende. Ich bedanke mich für eure Aufmerksamkeit, hoffe dass euch der Artikel etwas Einblick in die Gedankewelt der Judges geben konnte und würde mich freuen, wenn ihr in Stuttgart die Chance nutzt, mir persönlich zu sagen wie ihr den Artikel fandet und worüber ihr unbedingt als nächstes etwas lesen wollt.
Außerdem schickt eure Regelfragen an Judge@PlanetMTG.de
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