Ein paar von Euch werden mich kennen, zumindest haben sie schon von mir gehört. Nun habt Ihr dann sicherlich auch gehört, dass meinen Limitedskills wenig Qualität nachgesagt wird, und Standard kann er wohl auch nicht. Ich gebe selbst zu, von Legacy keine Ahnung zu haben, vor allem weniger Ahnung als von Extended, und da reicht es nicht, um auf PTQs zu fahren. Und Vintage… ist egal.
Also, warum sollte ich eine Review schreiben, oder zumindest so was Ähnliches? Nun, ich möchte Eure Aufmerksamkeit auf die gelungenen (und die nicht gelungenen) Karten des neuen Sets lenken. Nicht nur die starken Karten, sondern auch die schönen, coolen oder lustigen. Und wie gesagt, wird es auch ein paar Negativbeispiele geben. Stellt es Euch wie eine Museumsführung vor, vielleicht etwas kurzweiliger. Lehnt Euch also zurück und lasst Euch zeigen, was man auf Magic-Karten alles noch so entdecken kann. Oder besser, folgt mir auf dieser Führung durch ein Museum der guten und schlechten Beispiele.
Zuerst muss der gute Führer erklären, was es denn so zu sehen gibt.
Es gibt verschiedene Arten von „guten“ Karten. Force of Will ist eine gute Karte, weil sie gut designt und spielstark ist. Serra Angel ist eine gute Karte, weil alle ihn mochten, weil er cool war... und lange Zeit eine der besten Kreaturen. Darksteel Colossus ist eine gute Karte, weil er… ja, weil er einen fetten Hintern hat. Und weil es Tinker gibt.
Grizzly Bears sind auch eine gute Karte. Weil sie auf Ihre Weise das Spiel geprägt haben, weil sie eine Definition darstellen. One to Nothing ist schlecht, weil es eben stinkt. Aber auch die Artefaktländer aus Mirrodin, oder Lin Sivvi, Defiant Hero waren schlecht, weil sie Turniere und das Metagame zerstörten. Andere Karten sind nur wegen des Bildes oder wegen des Flavors schlecht, zum Beispiel die Mirrodin-Inseln oder dien neue Birds of Paradise (Bilder) bzw. die Noggele (Flavor). Eine weitere Möglichkeit, warum eine Karte schlecht sein kann, erkläre ich ganz unten noch. Aber genug der Vorrede, ich will Euch ja nicht langweilen, schließlich ist das hier eher ein Casualartikel für Setgenießer und keine harte Turnierkost.
Der Blaue Saal – Artworks
Ich will noch mal kurz auf die Aussagekraft von Bildern eingehen. (Ich werde bei fast allen Karten die Artworks erwähnen, da sich die Karten oft auch darüber definieren, selbst wenn das Artwork in diesem Raum den Hauptausschlag für eine Erwähnung gibt.) Nehmen wir mal eine Karte wie Dark Temper als erstes Bild.
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When you've got the temperament of a dragon, every argument is one you'll win.
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An sich sehr nett. Das Flavor passt, das Bild auch, der Text ist nett bis witzig. Allerdings findet man im Gesamtgefüge schon mindestens zehn Bilder, die fast genauso aussehen. Sicherlich ist das bei der Fülle der Karten kaum zu vermeiden. Aber es liegt auch an etwas anderem: Durch die erhöhte Druckqualität und die verbesserten Maltechniken (unter anderem durch die Verwendung von Computern) können viel mehr Details auf die Karten gelangen, was die Bilder zwar auf der einen Seite durchaus besser aussehen lässt (siehe die Basiclands), sie auf der anderen Seite aber immer austauschbarer macht, da der Fokus viel seltener auf Gegenständen liegt. Man kann heute viel schlechter als früher mit einem kurzen Blick auf einen zwei Meter entfernten Tisch erkennen, was da gerade vor sich geht, weil man die vielen netten Details aus dieser Entfernung eben nur noch als gesichtslosen Brei wahrnimmt.
Sol Ring, die Moxe, selbst Wrath of God waren immer gut zu erkennen, weil der Fokus der Bildchen klar auf die eine Kreatur, das eine Artefakt gerichtet war. Dann schaut Euch aber mal zum Beispiel die Goblin Razerunners und den Slaughtermaster an.
Fast gleich. Wobei ich gerne zugebe, dass sich in den letzten ein bis zwei Jahren da wieder einiges gebessert hat, gerade in Conflux sind ein paar sehr ikonische Karten dabei. Aber das werden wir ja nun selbst sehen.
Die nächste Karte, über die ich sprechen möchte, sind die Vagrant Plowbeasts. Das Bild ist einfach herrlich und die Erklärung steht im Flavortext.
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Plowbeasts of Naya escaped their harnesses in droves, content to snack on the conveniently cultivated fields of Eos and Valeron.
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Man kann es sich richtig vorstellen, wie die Herren auf Bant rausschauen in ihren Garten und fast einen Schreikrampf kriegen, wenn sie die Zerstörung dort sehen. Die Viecher fressen einfach ganze Bäume wie andere Tiere Grashalme. Und obwohl sie sich in einer fremden Welt befinden, strahlen sie eine große Ruhe aus. Liegt wohl einfach daran, dass genug Futter gereicht wird… Ich persönlich finde solche Bilder und Flavortexte besser als der Standarddrache, der irgendwelche Goblins verspeist.
Zum Beispiel Gefräßiger Drache. Was für eine schlechte Karte. Der Kerl da auf dem Bild sieht grenzdebil aus, von majestätisch keine Spur und die Fähigkeit ist flavortechnisch nicht zu erklären. Womit fügt der Drachen denn die Schadenspunkte zu? Durch Rülpsen oder durch andere Winde? Und warum hat er nur bei Goblins diese explosive Verdauung? Das muss mir mal einer erklären.
Kommen wir zu einem letzten schlechten Beispiel. Ich meine, was will uns der Dreadwing sagen? Die Fähigkeit ist uninteressant, und das Bild ist langweilig. Perspektivisch ist es dem Maler nicht gelungen klarzumachen, was er da darstellen sollte. Rechts unten, ist das der Schwanz? Oder der Schwanz eines Opfers? Und warum hält es der Typ dann neben seinen Händen fest, statt mit ihnen? Naja, misslungen, würde ich sagen. Gehen wir einfach weiter, keine Zeit verschwenden!
Dort drüben hängt das nächste hübsche Bild, einige sind schon vorgeeilt. Knight of the Reliquary. Ob die Dame zu Recht so gehypet ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Ist wohl ganz gut diese Fähigkeit, vor allem in Extended. Aber schaut, dieses Bild…
Eine hübsche Frau (immer gut), die Ruinen im Hintergrund, diese Aura von Ernsthaftigkeit, das Ganze transportiert eine bedächtige Stimmung, die sonst nur wenige Artwoks auf diese Art zeigen können. Ein wenig erinnert dieses Bild an Darstellungen der Jeanne d'Arc, es suggeriert Aufbruch und harte Zeiten, die bevorstehen. Pathos pur. Ich werde eine Kopie davon auf jeden Fall in meiner eigenen Sammlung halten.
Noch eine Bant-Karte, zumindest flavortechnisch, ist der Reliquary Tower.
Das Bild scheint zwar für eine andere Karte (Barry's Land) geplant gewesen zu sein, aber hier passt es sehr gut. Es wird auf die oben genannten Knights of the Reliquary im Flavortext eingegangen, und die Fähigkeit der Karte ist endlich da angelangt, wo sie schon vor Library of Leng und Spellbook hätte sein sollen, auf einem Land nämlich. Ist das nicht ganz gut für die älteren Formate? Nur das Bild selbst, obwohl nicht schlecht, verleitet einen immer wieder, die Karte irgendwie schräg auf den Tisch zu legen.
Im Anschluss ein Meisterwerk, zu dem ich kurz eine Frage stellen möchte.
Ist außer mir eigentlich noch jemandem die starke Ähnlichkeit zwischen Natascha Kampusch und dem Master Transmuter aufgefallen? Bevor gefragt wird: Ich bin ein visueller Mensch und kann mir Gesichter gut merken (nicht so die Namen…), deshalb fiel mir das gleich auf. Das Bild ist fantastisch, die Figur so fragil und doch kraftvoll dargestellt mit diesem konzentriert entrückten Gesichtsausdruck. Es zeigt auf ganz besondere Weise die Art, wie die Menschen auf Esper leben und wie dort mit den Dingen umgegangen wird. In foil sicherlich auch sehr beeindruckend.
Und zum Schluss das Prunkstück des blauen Salons:
Armillary Sphere. Manchmal hat man ja das Gefühl, die Künstler leben sich besonders aus. Und manchmal hat man eben das Gefühl, die glitzernde Version ihrer Karte läge ihnen besonders am Herzen. So geschehen bei Armillary Sphere. Ich habe sie in Foil gesehen, sieht beeindruckend aus. Leider wurde sie nicht abgegeben…
Ich meine, der Maler hat es geschafft, ein Licht- und Schattenspiel zu kreieren, wie man es nur selten auf Magic-Karten findet, und das macht dann den besonderen Reiz der Foil-Version aus. Allerdings war Photoshop (o.Ä.) nicht unbeteiligt an diesem Bild, aber wen interessiert das, wenn dieses Ergebnis dabei herausspringt? Der Maler ist übrigens schon sehr lange bei Magic dabei und hat sich weiterentwickelt, was seinen Stil angeht – wenn man denn die Muse hat und vergleicht. Außerdem ist er Deutscher. (Um hier noch mal die imaginäre Fahne ans Auto zu pinnen.)
Der Rote Salon – Spielmechanik und Gesamteindruck
Das erste Exponat: Path to Exile.
Für mich eine gute Karte. Zum einen ist es ein ansprechendes Bild (wobei es deutlich bessere gibt), zum anderen ist es auch eine starke Karte, die den Weg in viele Turnierdecks finden wird. Zum Schluss ist sie zusätzlich sehr stimmungsvoll. Schließlich wurde sie schon als das „wahre Swords to Plowshares“ bezeichnet, weil dieses Mal wirklich das Schwert zur Ackerkrume gemacht wird. Und sie ist nicht zu stark, als dass sie wirklich überall gespielt werden müsste, nein, sie ist gut ausbalanciert.
Der Worldheart Phoenix. Abgesehen davon, dass Aleksi Briclot ein Meister seines Faches ist und dieses Bild fantastisch aussieht (vor allem wahrscheinlich im Original, denn seine Bilder sind wahnsinnig detailreich auch noch in einer viel größeren Form), passt die Mechanik zum Flavor der Karte und das Bild eben auch. Der Phoenix wird aus einem Vulkan im Inneren der Erde geboren. Wunderbar, und übrigens einer der am ungezwungendsten wirkenden Phoenixe, wenn nicht gar der beste.
Grüne Karten kamen etwas zu kurz bisher, darum hier drüben ein kurzer Blick auf dieses Monstrum:
Thornling. Das Bild ist schrecklich, die Fähigkeiten in Constructedformaten egal und ich weiß wirklich nicht, was ihn und den Mirror-Sigil Sergeant dazu berechtigt, Mythic Rare zu sein. Kommen die in der Story vor? Retten die dem armen Helden das Leben und tragen ihn in ihr geheimes Liebesnest? Ich dachte bisher, der Mythic-Status sei besonderen Karten vorbehalten, aber da haben sie beim Dornling die Zugkraft vom Morphling doch überschätzt. Nach Torchling ist niemand mehr darauf reingefallen, vor allem nicht bei diesen Fähigkeiten.
Apropos misslungen: Child of Alara. Was ist das denn bitte? Für die Spruchkosten eine richtig billige Kreatur, im Limited der absolute Beatstick, und dann ein ätherisch durchscheinendes rosa Baby? Das aus dem Boden bricht? Und dieses Ding soll 6/6 sein? Und trampeln? Ich meine, wenn irgendwie ein Größenvergleich auf diesem Bild gegeben wäre, indem man eine andere Kreatur in klein daneben malt, dann akzeptiere ich das vielleicht. Aber so ist nicht nachvollziehbar, warum auch noch alles zerstört werden soll, wenn dieses etwas von etwas anderem zertreten wird. Randbemerkung: Man sollte übrigens auf unschöne Interaktionen des Kindes mit dem „Oh, hab' ich vergessen-Ring“ oder Tidehollow Sculler und gegnerischen Bomben achten…
Wie sie sehen, gibt es hier nicht so viel zu sehen (ist ja auch nur ein Salon), also begeben wir uns in...
Das Atrium – Flavortexte und Flavor
Wie Flavor versagt, sehen sie besonders gut auf den beiden ersten Karten Goblin Razerunners und Banefire.
Nicht, dass Banefire eine schwache Karte wäre, nein, sie wird einen ordentlichen Einfluss auf Standard haben. Auch die Mechanik ist klar: Wenn ein Drache viel Kraft aufwendet, dann macht man da nichts gegen. Aber: Dieser Raymond Swanland malt mir einfach auf alles zu viele Stacheln. Dieser Drache auf dem Banefire sieht aus, als habe er auf einem Kaktus geschlafen. Gut, dann wäre ich auch sauer, aber bitte: damit die Fähigkeiten einer Karte erklären? Und die Razerunners? Wo ist das Fell? Sollten Goblins nicht Fell haben? So wie alle anderen auf Alara? Die haben auf jeden Fall Stacheln und sehen diesem Slaughtermaster zu ähnlich…. Gefällt mir nicht.
Anders dagegen Spore Burst. Der gefällt mir. Nicht das Bild, dessen einziger Vorteil es ist, sich an die Vorgaben vom Saprolingtoken gehalten zu haben. Nein, der Flavortext ist einfach göttlich. Er zieht einen Vergleich nicht nur mit anderen Samen dieser Welt, sondern auch mit realen Samen und zeigt die Unterschiede zwischen anderen Welten und Jund viel besser auf, als alle anderen Karten zuvor.
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Seeds from Jund don't drift gently on the wind. They get up and stampede.
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Genau diese Art Karten haben mir in Shards of Alara gefehlt. Denn einer der Gründe, warum mir Shards of Alara nicht gefallen hat, ist die Tatsache, dass es sich für mich leer und seelenlos angefühlt hat. Irgendwie wurde ich mit dem eigentlich ganz interessanten Setting nicht warm. Aber in Conflux ist das besser gelöst.
Außerdem zeigt Conflux, welche Veränderungen auf den Welten vorgehen. Zum Beispiel auf Bant, wo sich immer alles um den ehrenhaften Kampf gedreht hat, und dann gibt es plötzlich eine Karte wie den...
...Giltspire Avenger. Die Szene auf dem Bild ist schick, so im Sonnenuntergang, und die Fähigkeit ist zumindest im Limited nicht so schlecht. Aber was die Karte interessant macht, ist die Tatsache, dass es eigentlich kein ehrenhafter Kampf mehr ist, wie vorher auf Bant scheinbar üblich. Eher ein Meucheln. Sicherlich sind es Eindringlinge, und Selbstverteidigung ist nichts Anrüchiges. Außerdem herrscht Krieg. Aber der Soldat auf dem Bild scheint wahrlich keine Freude an seiner Arbeit zu haben. Man stellt sich eben auf die veränderten Begebenheiten der Kriegsführung ein.
Kommen wir zu einem neuen Vergleich: gelungen vs. eher weniger weniger.
Die Esper Cormorants sind äußerst hübsch Das Bild ist aussagekräftig, leicht zu erkennen und zu unterscheiden, und sie sind sehr stark im Flavor von Esper eingebettet. Dazu kommt der gute Text, der sehr schön das Entsetzen der Banter über die komischen Angewohnheiten der Artefaktmagier von Esper ausdrückt. Die nicht zu verachtende Stärke im Limitedspiel, ohne wirklich eine unüberwindliche Bombe zu sein, ist eine Dreingabe. Eine „runde“ Sache. Dagegen findet man auf der Esperscherbe auch andere Karten, die geradezu Verbrechen am Flavor sind.
Was soll denn bitte der Faerie Mechanist? Dieser verzweifelte Versuch, ein blocküberspannendes Design hinzubekommen, und dann bauen sie eine Artefaktfee ein? So ein Unfug. Und gut gelungen ist das Bild in meinen Augen auch nicht.
Übrigens noch so ein Fehler: Warum tauchen schon wieder Vedalken auf? Hatten wir die nicht bei Mirrodin? Und auch in Zeitspirale und in der Zehnten Edition? Und hier sind sie auch noch? Ich ärgerte mich schon bei Shards of Alara. Die sind wie eine Seuche. Fast wie Goblins, nur meistens unspielbar. Und wirklich einheitlich sehen sie auf den Welten nun auch nicht aus.
Also gehen wir flugs weiter in...
Die Haupthalle – Prunkstücke der Ausstellung
Kommen wir noch zu den beiden letzten Ausstellungsstücken unserer Reise durch das Set. Beide kontrovers, und von mir mit unterschiedlichen Urteilen bedacht. Beide haben Vor- und Nachteile, aber ich habe mich entschieden.
Zuerst den größten Fehler in meinen Augen:
Nicol Bolas, Planeswalker. Ja, er ist der Chef. Ja, er ist ein Planeswalker. Aber nachdem sie mit Elspeth, Knight-Errant gerade die mit Abstand beste Variante eines Planeswalkers gedruckt hatten (Ernsthaftigkeit, Ehre und eine gewisse Grazie ausstrahlend, ein sehr sauberes und hübsches Bild und tolle Fähigkeiten) kommt der Oberdrache daher und frisst das gerade über die Planeswalker gewachsene Gras wieder herunter.
Nicht nur, dass die auch im deutschen Planeswalker heißen, das ist eben „product placement“. Aber warum muss er so übertriebene Fähigkeiten haben? Warum hat er diesen komischen Stein zwischen den Hörnern? Wenn ich mir vorstelle, dass er den da den ganzen Tag schweben lassen muss, dann weiß ich auch, warum er über die Jahre immer schwächer geworden ist. Warum muss eigentlich hinter dieser Naturkatastrophe der zusammenprallenden Scherben (an sich eine nette Idee, und die Probleme mit dem Mana auch) schon wieder ein Oberbösewicht stecken? Und warum muss es ein metrosexueller Drache sein mit ziemlich blödem Gesichtsausdruck? Ihr seht, ich mag den Bolas nicht. Er ist einfach zu sehr auf Coolness getrimmt, es wirkt zu angestrengt. Etwas Cooles ist es einfach aus sich heraus, er ist es einfach nicht. Aber er wird es überleben. Ist schließlich Nicol Bolas…
Zum Abschluss der absolute Liebling der Kuratoren, wer könnte es anderes sein? Progenitus!
Denn ich bitte Euch, was will man mehr? Die Karte an sich ist wider Erwarten weder im Limited noch im Constructed (außer vielleicht im Casualbereich) ein Problem (ich erkläre gleich noch kurz, warum im Casual), und insofern schon in Ordnung. Die Stats sind beeindruckend, Mythic ist die Karte auch zu Recht und das Bild entschädigt für alles. Nicht nur, dass hier die Größenverhältnisse stimmen, auch die ganze Perspektive und die Idee sind klasse. Denn was sehen wir hier?
Eine Hydra, groß wie der Horizont. Wir sehen nicht alles, nur Schatten hinter den Wolken. Wir sehen die von ihr überragte friedliche Landschaft, und sie ist sogar noch für dieses Bild zu groß, einer der Köpfe fehlt. Und das, obwohl der Maler sich gar nicht weit genug herantraut, um Details auszumachen, und auch sonst kein Tier sich in die Nähe des Herrn zu trauen scheint. Das einzige, was bei genauem Hinschauen fehlt, ist der Schatten der Hälse, der aus dieser Perspektive vor die Füße des Malers geworfen werden müsste. Aber das ist eine Kleinigkeit.
Hier noch kurz wie angekündigt die Erklärung, warum gerade die klar für Casualplayer designte Karte genau dort ein Problem darstellt.
Es ist einfach so: Wenn ich als Turnierspieler meinen jungen Gegner, der noch wenige Karten sein Eigen nennt, mit einem Tarmogoyf umrenne, dann wird er nicht verstehen, warum der so gut ist. Er kennt das Prinzip von Kosten und Nutzen noch nicht, kennt die Powerverteilung noch nicht. Er kennt sogar dickere Tiere als den Goyf, die sind eben ebbes teurer, who cares.
Denn der Terror aus seinem Deck hätte den Goyf doch besiegt. Genauso wie den Nacatl, oder den Dark Confidant (gut, nicht der Terror, aber der Shock) oder so. Auch Feen sind kein Problem, sterben sie doch an der Feuermasse. Wenn er aber in der fünften Runde via Dramatic Entrance einen Progenitus vor die Nase bekommt, und Zorn Gottes vielleicht noch nicht kennt, dann wird er in zwei Runden das Spiel verlieren, und er weiß genau warum: Da lag eine Kreatur, gegen die er rein gar nichts tun konnte, er hat keine Karte im Deck, die den wegmacht. Ist wie bei Akroma damals. Nur noch schlimmer. Also wird er auf zwei Arten reagieren: Entweder will er die Karte auch, oder er gibt auf. Und das kann nicht gewollt sein.
Dennoch wiegt das Bild für mich diesen Nachteil auf. Progenitus ist tatsächlich die Karte des Sets.
Bevor Ihr das Museum verlasst, muss ich Euch noch auf den Weg geben, dass alles gut ist. Nach einigen Jahren eher langweiliger Artworks hat sich in den letzten Editionen (Schattenmoor und Abendröte mal außen vor gelassen) viel getan, was die Qualität der Bilder anging, und auch in den beiden genannten Editionen waren ein paar Juwelen dabei. Man scheint sich bei Wizards eben entschieden zu haben, auf den Wiedererkennungswert weniger Rücksicht zu nehmen und dafür den Detailreichtum und die Gesamtqualität anzuheben. Es gibt auch viel mehr Künstler heutzutage, die zum Spiel beitragen, manche gut (Jesper Ejsink zum Beispiel), andere eher weniger (Swanland eben). Im Ganzen finde ich die Entwicklung sehr positiv.
In diesem Sinne also schönen Tag noch und bis denn dann, Euer Teardrop.
Kauft Euch noch ein Souvenir und kommt gut nach Hause!
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