miraclegames.de
Standard
Schwanengesang (ohne Schwäne)
von Michael Diezel
23.06.2009

Wie Ihr wisst, haben wir nur noch wenige Tage, um den Kampfschaden auf den Stapel zu legen. Was genau danach passieren wird weiß niemand, allerdings ist es offensichtlich, dass die verschiedenen Kreaturen, die genau diese Momente auszunutzen verstanden, deutlich an Spielstärke einbüßen werden.

Neben den oft genannten wie Mogg Fanatic, Ravenous Baloth oder Sakura-Tribe Elder ist besonders einer meiner alten Weggefährten betroffen: Die Nantuko-Hülle. Widmen wir ihr also mein letztes literarisches Produkt zum Thema „Standard nach Regeln der 6. Edition“.


Bei der Suche nach möglichen Decks eröffnen sich folgende Wege:

1)
Token-Jund um Sprouting Thrinax, Sarkhan Vol und Co.
2)
Variationen des BW-Token/Persist-Decks
3)
ganz was anderes

1) funktioniert immer noch nicht und 2) hatten wir schon, bleibt also nur noch Variante 3), für deren praktische Umsetzung ich einige ältere Kombinationen rausgekramt habe, die zwar durchaus bekannt sind, jedoch nie den Erfolg hatten, den man ihnen zugetraut hat.

Da wären als Erstes Folgende:


Dieser Klassiker hinterlässt ein unendlich dickes Stachelvieh, welches möglichst noch irgendwie mit dem Gegner in Kontakt geraten sollte. Da die Kombo aus zwei Kameraden besteht, die eher ein Glaskinn haben, besteht natürlich immer das Problem, dass der Gegner sie recht einfach unterbrechen kann. Ein Shock ist meist genug.

In solchen Fällen ist es von Vorteil, wenn die Karten auf sich allein gestellt zumindest ein bisschen Einfluss aufs Spielgeschehen haben. Während man das dem Druiden zumindest zu Beginn des Spiels problemlos zugestehen kann, benötigt Quillspike ein wenig Unterstützung. Diese findet sich im Idealfall in Form verschiedener Persister, die nicht nur aus dem Stachelvieh einen beachtenswerten Kämpfer machen, sondern zusätzlich jede Menge Extraleben erhalten. Da die meisten dieser Jungs noch Effekte beim Betreten des Spiel- äh, Schlachtfelds haben, kann man auch diese wiederholt verwenden. Insofern gibt es also auch die Kombination aus Quillspike plus Kitchen Finks, Murderous Redcap, Puppeteer Clique, Glen Elendra Archmage, Safehold Elite usw.

An dieser Stelle kommt dann unsere Hülle wieder ins Spiel, durch deren Opfereffekt wir all das prima kontrollieren können und dazu veritable Angreifer (Quillspike, der so mehrfach aktiviert werden kann, sowie die Hülle selbst) erhalten.

Ein möglicher Bonus sieht so aus:


Rotkappe in den Husk opfern, wodurch nach dem Persist eine 1/1-Kreatur zurückkehren würde. Der Rhino-Captain erkennt das sofort und gibt der Redcap direkt zwei +1+1 Marken, von denen eine den -1/-1-Counter vom Persist neutralisiert. Somit gibt es also drei ins Gesicht und eine Rotkappe ohne Minusmarke. Diese opfert man erneut in den Husk und zwar so lange bis der Gegner umfällt. Variationen davon gibt es eine Menge, so kann man den Husk durch vergleichbare Kreaturen ersetzen (Scarland Thrinax oder Marsh Flitter, da die Redcap ein Goblin ist) und wenn man statt der Rotkappe einen anderen 2/2-Persister wie Safehold Elite oder den Archmage benutzt, erhält man zumindest eine ausgesprochen stattliche Kreatur.

Das Problem dieser Kombination liegt also eher in dem Captain. Dieser ist leider auf sich selbst gestellt nur mäßig beeindruckend, obwohl er natürlich ganz gut mit Massen an 1/1 Würsten zusammenarbeitet.


Fällt Euch was auf? Richtig, all diese Token-Lieferanten funktionieren ganz hervorragend mit unserem Lieblings Zombie-Insekt. Wir nähern uns also einem Deck, welches aus einer ganzen Menge Synergien zu bestehen scheint. Bleibt die Frage, wie man sie möglichst geschickt in 60 Karten bündelt.

Variante 1:

3 Wooded Bastion
2 Plains
1 Swamp
1 Brushland
4 Fetid Heath
4 Windbrisk Heights
4 Reflecting Pool
2 Vivid Meadow
4 Vivid Marsh

4 Safehold Elite
4 Murderous Redcap
4 Sigil Captain
4 Nantuko Husk
4 Marsh Flitter

3 Zealous Persecution
4 Bitterblossom
4 Spectral Procession
2 Path to Exile
2 Terror


3 Grave Pact
2 Necrogenesis
3 Dauntless Escort
4 Burrenton Forge-Tender
3 Thoughtseize

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Die Basis bildet ein handelsübliches BW-Persist-Deck, bei dem verstärkt Wert auf die Produktion von 1/1-Würsten gelegt wurde. Die einzigen Unterschiede zur Standard-Version liegt in der gerade beschriebenen Kombo Husk-Captain an Stelle von Glorious Anthem und Ajani Goldmane. Während die Anthems problemlos zu verschmerzen sind, vermisst man die rohe Power von Ajani doch schon sehr. Zwar bietet der Captain einen durchaus vergleichbaren Effekt, hat allerdings gleich mehrere Nachteile in der direkten Gegenüberstellung: 1) Eine weitere Farbe muss ins Deck gepresst werden, was allerdings erstaunlich wenig problematisch ist. Man ersetzt einfach die Arcane Sanctum durch Vivid-Länder und verzichtet auf die beiden Mutavault und schon ist das Problem gelöst. 2) Er muss möglichst vor den 1/1-Männern gelegt werden. Dies ist besonders bei der 3-Mana-Procession unschön, da diese gefolgt von Ajani sehr oft nur schwer zu schlagen ist. Ähnliches lässt sich zwar von Captain plus Procession auch behaupten, allerdings erst etwas verzögert und auch der Topdeck Rhino ist massiv schlechter als der Topdeck Ajani.

Dann gibt es auch noch Nachteil 3): Man verlässt sich auf einen nicht-schwarzen 3/3-Mann. Für vier Mana. Nuff said.

Selbstverständlich gibt es auch positive Aspekte an der ganzen Angelegenheit. Zum einen hat man jederzeit die Möglichkeit, den Gegner einfach auszuknipsen, wenn man die drei Kombo-Bestandteile zusammen auf den Tisch bekommt. Das ist gar nicht so unwahrscheinlich, da Rotkappen auf dem Tisch oftmals vom Gegner ignoriert werden und man mit den schwer kaputtbaren Husks und Marsh Flitter gleich acht Sac-Outlets besitzt. Zum anderen erhält man die Möglichkeit neue Sideboardmöglichkeiten auszuprobieren. Dauntless Escort etwa gegen die Decks mit den gefühlten 92 Mass-Removal oder Necrogenesis als Alternative zur Puppeteer Clique.

Um ehrlich zu sein, bezweifle ich jedoch, dass man hiermit wirklich besser fährt, als wenn man einfach zu Ajani, Sculler und Cloudgoat Ranger greift, wobei die Möglichkeit auf den Instant-Win in manchen Matchups natürlich nicht zu verachten ist. (Schwäne bspw.) Da jedoch die meisten Decks im aktuellen Metagame ziemlich gut darin sind, einzelne Männer zu töten, ist der Aufwand wohl nicht gerechtfertigt. Schade.

Gehen wir also zurück und zwar bis zur ersten Kombo des Artikels: Quillspike plus Devoted Druid. Sehen wir diese Karten einfach mal als gesetzt an, so gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie wir fortfahren können.

a)
Wir setzen verstärkt auf die Kombo.
b)
Wir spielen „fair“ mit der Option auf die glücklichen Momente, wo die Bestandteile zusammen kommen.

Für beide Varianten gibt es dabei weitere Komponenten, die gesetzt sein sollten:

Nantuko Husk: Kann mit dem Stachelvieh und einem Persister schnell ungeahnte Dimensionen erreichen und arbeitet zusätzlich ganz hervorragend mit allen Token-Produzenten zusammen.

Murderous Redcap: Für sich eine hervorragende Karte, kann mit der Hülle den Schadenspunkt nach dem Persisten gezielt verschießen (wenn man bspw. den Toughness-3-Onkel umboxen muss oder spontan genau ein Schaden fehlt), nahezu unsterblich mit Quillspike, Teil der Captain-Husk-Redcap-Kombo usw.

Kitchen Finks: Einfach der beste Persister.

Profane Command: Immer noch eine der besten Karten im Metagame, besonders in einem Deck wie diesem, das alle Seiten auszunutzen versteht. Etwas besser in der Variante b), da dort der Feuerball-Effekt mehr Bedeutung hat. Ansonsten holt er meist Kombobestandteile wieder und gibt den gewachsenen Quillspike und Nantuko Husk die Furcht, um an nervigen Kitchen Finks, Geister-Tokens und vergleichbaren Nervzeugs vorbeizulaufen.

Thoughtseize: Sichert im Idealfall die Kombo ab und verhilft ansonsten zu jeder Menge Zeit. Da das Deck insgesamt eher behäbig ist, freut man sich außerdem über die Spruchkosten, um die Manakurve etwas zu glätten.

Bitterblossom: Noch stärker in der Beatdown-Variante, ermöglicht sie aber auch für den Kombo-Plan die Alternative, über den ultradicken Husk zu gewinnen.

An dieser Stelle gehen beide Versionen auseinander. Normalerweise benötigen wir noch:

Etwas, um den Gegner ohne die Verwendung der Kampfphase zu töten (Soul's Fire, Rite of Consumption), wobei dies in Variante a) deutlich entscheidender ist.
Weitere Optionen auf den Kombo-Win (Scarland Thrinax, Dragon Broodmother).
Tutoren (Primal Command, Beseech the Queen)
Absicherung gegen Removal (Dauntless Escort, Makeshift Mannequin)

Der Plan für Deck a) beinhaltet also einen möglichst dicken Mann zu bauen und diesen irgendwie in direkten Kontakt mit dem Gegner kommen zu lassen. Diesen Ultra-Fattie erhält man entweder aus Quillspike-Action oder dem schnöden Opfern von Token-Armeen in die Hülle, Broodmother usw., wobei bei Letzterem möglichst schon ein bisschen was von den zwanzig Leben des Gegners verlorengegangen sein sollte, damit das realistisch bleibt.

Das Kontaktieren selbst funktioniert trotz aller Anstrengungen am besten, indem man angreift, wobei die Furcht des Profane Command durchaus hilfreich sein kann. Weiterhin hat mir Soul's Fire besser gefallen als Rite of Consumption, da der Gegner zwar ein Mitspracherecht hat, die Karte aber im Gegensatz zum Rite wenigstens nicht völlig auf der Hand vergammelt, wenn's mit der Kombo gerade mal nicht klappen will. Andere Möglichkeiten zum Gewinnen beinhalten hauptsächlich die verschiedenen Optionen, Angreifern die Fähigkeit „Trample“ zu verleihen. Loxodon Warhammer, Colossal Might und Garruk Wildspeaker sind hierbei besonders hervorzuheben.


Bei den Tutoren steht natürlich Primal Command unangefochten an erster Stelle, da es einen Kombobestandteil suchen kann und alternativ verschiedene situationsabhängige Karten spielbar macht: Cloudthresher, Dauntless Escort, Puppeteer Clique, Sigil Captain (falls das Setup einmal auf dem Tisch ist), Shriekmaw, Glen Elendra Archmage, Mulldrifter – die Liste ließe sich noch fortsetzen... Inwiefern man auf diese Option dann zurückgreift, steht auf einem anderen Blatt.

Die Deckliste für a) selbst sieht etwa wie folgt aus:


2 Dragon Broodmother
4 Kitchen Finks
4 Murderous Redcap
4 Devoted Druid
4 Quillspike
4 Nantuko Husk
2 Soul's Fire
4 Bitterblossom
2 Profane Command
3 Primal Command
4 Thoughtseize

3 Mosswort Bridge
4 Savage Lands
4 Reflecting Pool
3 Fire-Lit Thicket
3 Graven Cairns
4 Llanowar Wastes
1 Swamp
1 Forest


2 Necrogenesis
3 Shriekmaw
1 Puppeteer Clique
3 Cloudthresher
3 Grave Pact
3 Guttural Response

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Alternativ geht's auch deutlich bunter, wobei der Gedanke an den Kombo-Win etwas nach hinten gerückt wird und stattdessen die Persist-Action mehr im Mittelpunkt steht. Bei dieser hilft das Stachelvieh, aber auch der Sigil Captain funktioniert nicht nur beim Instant-Win, sondern ebenso mit dem Archmage für die unendliche Counter-Action und natürlich sind 3/3 Bitterblüte-Tokens auch nicht zu verachten.


4 Vivid Marsh
4 Vivid Grove
4 Reflecting Pool
2 Wooded Bastion
2 Fetid Heath
4 Llanowar Wastes
2 Forest
2 Swamp

4 Devoted Druid
4 Nantuko Husk
4 Murderous Redcap
4 Quillspike
4 Kitchen Finks
2 Sigil Captain
1 Glen Elendra Archmage

4 Bitterblossom
2 Profane Command
3 Primal Command
4 Thoughtseize


2 Glen Elendra Archmage
1 Primal Command
4 Infest
2 Puppeteer Clique
1 Burrenton Forge-Tender
2 Guttural Response
3 Dauntless Escort

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Die jetzt noch fehlende Variante b) nähert sich hingegen ziemlich den wieder erstarkten elfenlosen Elfen an, also einem GB-Beatdown, wobei wir bewusst Wert auf Persist und Sac-Action legen. Im Gegensatz zur Version eben ist der Kombo-Win lediglich ein netter Bonus, das wahre Ziel ist es, auch ohne das Zusammenspiel aller Karten zu gewinnen, wobei die hohe Synergiedichte natürlich schon positiv ins Gewicht fallen darf (und auch soll).

Neben den schon angesprochenen Karten muss entsprechend verstärkt der Zug zum Gegner gefunden werden, wodurch „reine“ Kombo-Karten wie Soul's Fire oder Dragon Broodmother schlechter dastehen. Dafür dürfen flexiblere BG-Karten ins Deck, so dass es am Ende etwa so aussieht:


4 Llanowar Wastes
3 Forest
2 Swamp
3 Mosswort Bridge
4 Twilight Mire
3 Treetop Village
4 Gilt-Leaf Palace

4 Devoted Druid
4 Nantuko Husk
4 Murderous Redcap
4 Quillspike
4 Kitchen Finks
4 Putrid Leech

4 Bitterblossom
3 Profane Command
2 Garruk Wildspeaker
3 Maelstrom Pulse
1 Loxodon Warhammer


4 Thoughtseize
4 Infest
2 Puppeteer Clique
2 Guttural Response
3 Deathmark

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Ihr seht, die Möglichkeiten sind nahezu endlos, wobei man sehen muss, inwiefern sich das Konzept mit den neuen Regeln fortführen lässt. Zwar ist man von den Änderungen weniger stark betroffen als anderswo, jedoch sind Kleinigkeiten in diesem Spiel sehr oft schon ausreichend für einen Unterschied zwischen „gar nicht so schlecht“ und „ziemlich gut“.

Solltet Ihr trotzdem Gefallen an den Überlegungen gefunden haben, empfehle ich noch folgende Punkte zu beachten:

Mosswort Bridge ist in einem Deck, dass es sich zur Aufgabe macht, einen möglichst dicken Mann zu bauen natürlich unheimlich stark, da man die Bedingung sehr oft erfüllen kann. Im Idealfall zaubert man hieraus dann die eigentliche Win-Condition bzw. den noch fehlenden Persister.

Grave Pact ziert derzeit nur das Sideboard, obwohl man besonders in den Decks mit mehr Sac-Outlets als den vier Husks sehr darüber nachdenken kann, ihnen doch mal eine Chance von Beginn an einzuräumen, da sie sehr viele Decks vor massive Probleme stellen und die Maindeck-Antworten sich abgesehen von Maelstrom Pulse stark in Grenzen halten.

Beachtet, dass die meisten Gegner eine elegante Lösung für die wichtigsten Karten des Decks bereithalten werden, da die Kombo-Schwäne Pithing Needle zur Pflicht gemacht haben. Zwar hat man mit Primal Command und Maelstrom Pulse bereits einige Antworten dabei, jedoch sollte man trotzdem versuchen, die eigene Boardstrategie entsprechend anzupassen, indem man entweder Gegenmaßnahmen hereinnimmt oder die Strategie noch weiter Richtung Beatdown zieht und bspw. einige Kopien von Quillspike auf die Ersatzbank setzt.

Versucht beim Spielen mit dem Durchführen der Kombo möglichst immer bis zum spätestmöglichen Zeitpunkt zu warten, ohne dem Gegner neue Ressourcen zu gewähren. Die meisten Interaktionen sind mit Instantspeed durchführbar und sollten auch dafür genutzt werden, besonders wenn der Gegner relevante Länder ungetappt hält. Allerdings sollte man nicht so lange warten, dass ihm neue Möglichkeiten (z.B. Enttappen, neue Karten ziehen etc.) eröffnet werden.

Ich bin mir ziemlich sicher, die „perfekte“ Version noch nicht gefunden zu haben, aber selbst diese Versuche lassen ein ziemliches Potenzial erkennen. Zudem machen die verschiedenen Tricks und Kniffe während des Spiels ziemlich viel Spaß, so dass ich jedem von Euch einige Testrunden nur ans Herz legen kann.

Bis zur nächsten Woche!
Der MiDi




Kommentiert
.in unserem Forum

[ drucken ]

Weitere Artikel/Berichte von Michael Diezel

[23.07.2016]Der Mondmann
[02.06.2016]Grumpy Old Men
[26.05.2016]L.E. Crash #5
[12.05.2016]Das Glashaus
[05.05.2016]Apollo 13


miraclegames.de
 
 
zur Startseite zur Startseite zur Startseite zur Startseite zur Startseite