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Eternal
Wintage
von Florian Koch
25.09.2009

Vintage. Bei den meisten Leuten weckt das zwei Assoziationen: Totes Format und grenzenlose Power...


Wenn man ehrlich ist, sind beide nicht ganz aus der Luft gegriffen. Warum schreibe ich einen Artikel über ein Format, das ich sogar selbst für tot halte? Der Grund ist offensichtlich, dass es Spaß macht; sowohl das Artikelschreiben als auch – wichtiger – das Spielen. Dass Vintage quasi nicht mehr kompetitiv gespielt wird, bedeutet schließlich nicht, dass es unwitzig ist. Ob es sich wirklich als Turnierformat eignet, sei einmal dahingestellt, aber nachdem ich mittlerweile eine Riesenanzahl unsanktionierter Matches gespielt habe, kann ich sagen, dass vielmehr das Gegenteil der Fall ist.

Beim Daddeln ist es völlig okay, wenn man lächerliche Turn-2- oder gar Turn-1-Kills produziert. Der Gegner wird typischerweise nicht über Stunden zu Tode gequält und kann häufig sogar schmunzeln über die Absonderlichkeiten, die da passieren. Wie lustig das Ganze in einer Turnierumgebung ist, mag ich mangels praktischer Erfahrung noch nicht zu beurteilen, aber zum Beispiel scheint LSV beim Vintage-Sideevent der US-Nationals auch seinen Spaß gehabt zu haben. Es ist jedenfalls definitiv nicht so, dass Vintage ein reines Glücksspiel ist, bei dem der Würfelwurf zwingend mehr Spiele entscheidet als der Skill der beteiligten Spieler. (Wenn beide Spieler gleich fähig sind, entscheidet natürlich der Zufall, aber das liegt nun mal nicht am Format.)

Als ich diesen Artikel angefangen hatte, liefen gerade die Vintage-Championships (im Rahmen der diesjährigen GenCon) und es gab damit sogar einen aktuellen Anlass und eine brauchbare Vorlage, um Decklisten vorzustellen. Vier Wochen Urlaub später erscheint der Anlass nicht mehr ganz so aktuell, aber ohne neue Sets und Restrictions dreht sich das Vintage-Metagame nur sehr langsam und mit ein paar kleinen Verändernungen ist der Artikel immer noch aktuell.

Decks

Decks sind das Erste, was man sich anschaut, wenn man ein Format noch gar nicht kennt. Tatsächlich hatte ich zuvor aber schon eine gewisse Ahnung, was mich erwarten würde. Freundlicherweise erklären einem Wizards heutzutage, warum welche Karten in welchen Formaten gebannt werden müssen. In diesen Begründungen ist in letzter Zeit häufig ein großer Teil Vintage gewidmet worden, denn im Gegensatz zu den meisten anderen Formaten gab es an der Restricted-List tatsächlich Veränderungen und damit auch Begründungen, die man lesen konnte.

Anscheinend besteht das Vintage-Metagame hauptsächlich aus Decks, die jeweils eine der vier stärksten nicht-restricteten Karten zu maximalem Effekt führen. Diese Karten sind Mana Drain, Mishra's Workshop, Dark Ritual und Bazaar of Baghdad.

Mana Drain (Tezzeret)


Meist als Tezzeret-Deck bezeichnet ist dies ein hauptsächlich blaues Control-Deck. Es wird gemeinhin als das derzeit stärkste im Format angesehen und stellt bei den meisten Vintage-Turnieren zumindest eins der beiden Decks im Finale, wobei das mit Sicherheit auch daran liegt, dass Mana Drain-Decks einfach sehr populär sind. Folgerichtig haben Varianten davon bei den Vintage-Championships die ersten beiden Plätze belegt. Der Zweitplatzierte hat ein Hybriddeck mit Storm-Combo gespielt, während der Sieger das folgende Deck zum Sieg pilotiert hat:


1 Black Lotus
1 Mana Crypt
1 Mox Emerald
1 Mox Jet
1 Mox Pearl
1 Mox Ruby
1 Mox Sapphire
2 Sensei's Divining Top
1 Sol Ring
1 Time Vault
1 Voltaic Key
4 Dark Confidant
1 Darkblast
1 Demonic Tutor
1 Vampiric Tutor
1 Yawgmoth's Will
1 Ancestral Recall
1 Brainstorm
1 Chain of Vapor
1 Fact or Fiction
4 Force of Will
1 Hurkyl's Recall
1 Inkwell Leviathan
1 Magus of the Unseen
4 Mana Drain
1 Merchant Scroll
1 Misdirection
1 Mystical Tutor
1 Tezzeret the Seeker
1 Thirst for Knowledge
1 Time Walk
1 Tinker
1 Fire // Ice
1 Rack and Ruin
2 Flooded Strand
2 Island
1 Library of Alexandria
3 Polluted Delta
1 Swamp
1 Tolarian Academy
4 Underground Sea
2 Volcanic Island


2 Arcane Laboratory
1 Darkblast
1 Hurkyl's Recall
4 Leyline of the Void
1 Pyroblast
2 Pyroclasm
1 Rack and Ruin
2 Red Elemental Blast
1 Trinisphere

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Erwähnte ich bereits, dass Vintage-Decks auf dem Papier etwas gewöhnungsbedürftig aussehen? Man braucht einen Augenblick, um sich in so einer Liste zurechtzufinden. Was tut dieses Deck?

Strategie

Sehr viel klassischer wird ein Kontrolldeck in diesem Format nicht. Mit vier Mana Drain und vier Force of Will sind die stärksten Counter aller Zeiten an Bord, dazu kommen Card-Advantage-Elemente, Tutoren und eine kleine Toolbox. Wenig überraschend befindet sich dieses Deck anfangs meist in der Defensive. Es gewinnt dann später mit Tinker auf Inkwell Leviathan, wahlweise unterstützt durch einen Infinite-Turns-Loop, den man mit Time Vault plus Tezzeret the Seeker/Voltaic Key erzeugen kann. Hin und wieder animiert Tezzeret auch die rumliegenden Artefakte zu einem tödlichen Alpha-Strike.

Je nach Matchup und Starthand kann das Deck allerdings auch Aggro-Kontrolle anstelle von Kontrolle spielen. Das ist meist der Fall, wenn man anfängt und Tinker oder Tutor auf Tinker mit entsprechendem Mana auf der Starthand hat. Insgesamt ist dieses Deck sehr flexibel und daher auch mit am schwierigsten zu spielen. Sehr wichtig ist insbesondere, die verschiedenen Matchups genau zu kennen, da die Bewertung der eigenen Starthände durch die reaktive Strategie stark vom Matchup abhängt. Außerdem sollte man genau wissen, welchen Spruch man countern muss.

Anmerkungen zur Deckliste

Die gezeigte Liste ist weitestgehend eine Standardliste des Decks. Überraschend ist in erster Linie vor allem Magus of the Unseen. Dieser ist besonders stark im Mirror, wo er eine Infinite-Turns-Combo mit dem gegnerischen Time Vault bildet und ein paar andere sinnvolle Einsatzmöglichkeiten findet. Sollte der Gegner zum Beispiel noch Darksteel Colossus statt Inkwell Leviathan spielen, wird er das Race gegen seinen eigenen Koloss nicht gewinnen. Gegen Stax ist die Karte ebenfalls Gold wert, da man nun gegnerische Artefakte in den Smokestack opfern kann usw.


Im Maindeck finden sich darüber hinaus noch weitere Elemente, die man eigentlich eher im Sideboard erwarten würde. Rack and Ruin ist eine Karte, die gegen Stax zur Höchstform aufläuft, gegen die meisten anderen Decks aber auch nicht tot ist. Zu guter Letzt gibt es noch Fire// Ice, das gegen Fisch gut ist und im Stax-Matchup Goblin Welder töten kann. Im Mirror bringt es Dark Confidant um und gegen Mono-Brown den Metalworker. Darkblast ist ebenfalls hauptsächlich denselben Kreaturen geschuldet.

Durch Abwesenheit glänzen in dieser Liste Ponder und Gifts Ungiven, die in den meisten Standardlisten enthalten sind. Außerdem fehlen Discard-Elemente. Duress und Thoughtseize sind in letzter Zeit häufiger in Mana Drain-Listen gesehen worden, kommen hier aber nicht zum Zuge.

Matchups

Mana Drain ist vor dem Sideboarden gegen die meisten Decks leicht hinten, hat aber die am schwierigsten durch Sideboarden angreifbare Strategie, so dass es abhängig vom Boardplan gegen fast alle anderen Decks im zweiten und dritten Spiel zumindest leicht vorn sein sollte. Wenn man eine Ahnung hat, wie das Feld aussehen wird, kann man das Sideboard aber durchaus auch so bauen, dass man in ein bis zwei Matchups sehr weit vorne ist. In dem Fall des gerade vorgestellten Decks wurde sogar das Maindeck schon ein wenig variiert, um Silver Bullets für verschiedene Matchups bereitzuhalten.

Mishra's Workshop (Stax)


Stax kommt in vielen verschiedenen Farbkombinationen daher. Es gibt beliebige Mischungen, die irgendeine Kombination aus Rot für Goblin Welder, Schwarz für Tutoren und Blau für die üblichen Powerkarten enthalten. Selbst Grün wird hin und wieder für Crop Rotation integriert. Der Vertreter von den Vintage Champs hat sich dafür entschieden, von allem nur das Beste zu nehmen:


3 Chalice of the Void
2 Crucible of Worlds
1 Karn, Silver Golem
1 Lotus Petal
1 Mana Crypt
1 Mana Vault
1 Memory Jar
1 Mox Emerald
1 Mox Jet
1 Mox Pearl
1 Mox Ruby
1 Mox Sapphire
1 Powder Keg
1 Razormane Masticore
1 Smokestack
1 Sol Ring
4 Sphere of Resistance
1 Sundering Titan
4 Tangle Wire
1 Trinisphere
1 Triskelion
2 Uba Mask
1 Demonic Tutor
1 Vampiric Tutor
1 Ancestral Recall
1 Tinker
1 Crop Rotation
2 Ancient Grudge
4 Goblin Welder
1 Barbarian Ring
1 Bazaar of Baghdad
2 City of Brass
4 Gemstone Mine
4 Mishra's Workshop
1 Strip Mine
1 Tolarian Academy
3 Wasteland


2 Ancient Grudge
2 Ensnaring Bridge
4 Leyline of the Void
1 Powder Keg
2 Pyroblast
1 Red Elemental Blast
1 Time Vault
1 Tormod's Crypt
1 Voltaic Key

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Strategie

Während das Mana Drain-Deck versucht, die verheerendsten Spells des Gegners gezielt zu verhindern, legt es die Strategie von Stax darauf an, die Ressourcen des Gegners anzugreifen und ihn somit vollständig aus dem Spiel zu halten. Das gelingt am besten, wenn man im ersten Zug eine Trinisphere legen kann. Für die meisten gegnerischen Decks heißt es an dieser Stelle schon gute Nacht. Nicht ganz so beeindruckend aber aufgrund der Restriction von Trinisphere notwendig gewordener Alternativplan ist, den Gegner mit Sphere of Resistance oder Thorn of Amethyst zumindest zu verlangsamen. Der Gegner kommt so nur äußerst gemächlich voran und wenn man dann noch einen Karn, Silver Golem oder Wasteland plus Crucible of Worlds ins Spiel bekommt, reicht das üblicherweise aus.

Anmerkungen zur Liste

Neben den Farben besteht der größte Unterschied zwischen den verschiedenen Listen darin, wie viele Sphären gespielt werden. Während früher häufig neun (Trinisphere, Sphere of Resistance, Thorn of Amethyst) anzutreffen waren, scheinen die erfolgreichen Listen wie auch diese hier mehr und mehr zu fünf Sphären plus Tangle Wire übergegangen zu sein.


Lotus Petal über Black Lotus ist wohl eher eine Budget-Entscheidung, zeigt aber, dass man auch ohne Full Power Erfolg haben kann. Sonst macht die Liste keine großen Sprünge und ist wohl als recht typische Stax-Liste einzuordnen.

Matchups

Stax hat wie auch Mana Drain vor dem Sideboarden gegen fast nichts ein aussichtsloses Matchup, was erst mal sehr angenehm ist. Gegen Mana Drain selbst sollte man vor dem Boarden leicht vorne liegen und nachher hat man zwar die besseren Möglichkeiten auf das Matchup Einfluss zu nehmen, aber es bleibt dabei, dass ein gut gespieltes Mana Drain Deck nie ein leichtes Opfer ist.

Dark Ritual (TPS)


TPS ist den meisten als TEPS wahrscheinlich noch aus dem Extended ein Begriff. Der Name steht übrigens für The (Extended) Perfect Storm. Leider war kein TPS in der Top 8 der Vintage-Championships, dafür gab es beim letzten großen Vintage-Event in Chicago gleich zwei Vertreter:


1 Black Lotus
1 Lotus Petal
1 Mana Crypt
1 Mox Emerald
1 Mox Jet
1 Mox Pearl
1 Mox Ruby
1 Mox Sapphire
1 Sensei's Divining Top
1 Sol Ring
3 Cabal Ritual
4 Dark Confidant
4 Dark Ritual
1 Demonic Consultation
1 Demonic Tutor
4 Duress
1 Necropotence
3 Tendrils of Agony
1 Thoughtseize
1 Vampiric Tutor
1 Yawgmoth's Will
1 Ancestral Recall
1 Brainstorm
1 Chain of Vapor
1 Hurkyl's Recall
1 Impulse
1 Mind's Desire
1 Mystical Tutor
1 Ponder
1 Rebuild
1 Repeal
1 Time Walk
1 Timetwister
1 Wheel of Fortune
1 Badlands
1 Bloodstained Mire
1 Flooded Strand
1 Island
4 Polluted Delta
2 Swamp
3 Underground Sea


1 Bayou
1 Energy Flux
2 Extirpate
1 Hurkyl's Recall
1 Island
1 Planar Void
1 Rebuild
2 Tormod's Crypt
3 Xantid Swarm
2 Yixlid Jailer

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Strategie

Das Deckkonzept ist recht simpel. Wie im Extended versucht man möglichst neun oder mehr Sprüche in einem Zug zu spielen, so dass man den Gegner anschließend mit Tendrils of Agony erledigen kann. TPS ist eins der wenigen reinen Kombodecks im Vintage. Die meisten anderen Decks nutzen Kombinationen, die nicht so viele Slots im Deck benötigen, und bauen dann eine Kontrollstrategie um die Kombo herum auf. Die starke Fixierung auf die Kombo macht TPS auf der einen Seite recht angreifbar, gibt dem Deck auf der anderen Seite aber auch eine fast unübertroffene Explosivität. Normalerweise gewinnt keins der anderen Tier-1-Decks im ersten Zug, bei TPS hingegen ist dies keine Seltenheit.

Anmerkungen zur Liste

Recht häufig findet man auch Listen mit Ad Nauseam. Der Sechstplatzierte in demselben Turnier hat zum Beispiel ein solches Deck gespielt. Die vorherrschende Meinung scheint derzeit allerdings zu sein, dass Ad Nauseam-Storm zwar explosiver, aber auch weniger konstant als das klassische TPS ist und die Konstanz letztlich wichtiger ist.


Grundsätzlich gehört auch noch ein Imperial Seal in das Deck, aber die meisten Leute schenken sich das, weil die Karte einfach zu viel Geld kostet und das Deck nur minimal verstärkt.

Matchups

Gegen den Kill im ersten Zug on the Play können sich natürlich nur Decks mit Force of Will zur Wehr setzen. Dennoch ist das Matchup gegen Stax, das keine Force hat, eher bescheiden, da Stax fast immer in der ersten Runde eine Karte ausspielt, die man überhaupt nicht sehen möchte. Schon Thorn of Amethyst – ganz zu schweigen von Trinisphere – verhindert, dass man abgehen kann. Man hat zwar Hurkyl's Recall und Rebuild im Deck, aber auch die muss man erst einmal finden, und wenn Stax einen passablen Draw hat, wird man in der Zwischenzeit schon von Wasteland und Karn, Silver Golem auseinandergenommen.

Das Matchup gegen Mana Drain-Decks hängt – Achtung Offenbarung! – vom Build beider Decks ab. Letztlich hat TPS aber die Nase vorn, weil das Deck keine richtigen Schlüsselsprüche hat, die sich zu countern lohnen. Versucht man, im ersten Zug abzugehen, ist man meist kaputt, wenn man mit einem Manaspruch oder Tutor in Force of Will läuft, aber eigentlich hat man Zeit abzuwarten. Hat man hinreichend Manasprüche gesammelt, kann man abgehen und hat am Ende noch ganz entspannt Mana für Tendrils of Agony, auch wenn der Gegner unterwegs dreimal gecountert hat.

Bazaar of Baghdad (Dredge)


Noch ein alter Bekannter und wie immer mit diesem Deck: Jeder hat das Gefühl, dass es zu wenig gespielt wird, aber keiner tut etwas dagegen. Zumindest sah es lange Zeit so aus. In den letzten Wochen ist Dredge doch wieder ein wenig präsenter geworden und das Blue-Bell-Vintageturnier wurde zum Beispiel von diesem Vertreter gewonnen:


1 Black Lotus
1 Lotus Petal
1 Mox Jet
1 Mox Sapphire
4 Bridge from Below
4 Cabal Therapy
2 Golgari Thug
4 Ichorid
4 Putrid Imp
4 Stinkweed Imp
4 Breakthrough
4 Careful Study
2 Chain of Vapor
4 Force of Will
4 Narcomoeba
4 Golgari Grave-Troll
4 Bazaar of Baghdad
3 Cephalid Coliseum
3 City of Brass
2 Gemstone Mine


2 Chain of Vapor
2 Contagion
1 Darkblast
3 Extirpate
1 Ingot Chewer
4 Tormod's Crypt
2 Wispmare

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Strategie

Bazaar of Baghdad auslegen, dredge, dredge, dredge, bash, bash, bash ftw. Die meisten Vintage-Dredgelisten können übrigens – wie auch diese hier – im Gegensatz zum Legacy-Verwandten nicht im ersten Zug töten und sind durch die Abwesenheit von Lion's Eye Diamond eher schwächer als der Legacy-Cousin.

Anmerkungen zu der Liste

Die Liste ist ein wenig ungewöhnlich, handelt es sich doch eher um ein Dredge mit Control-Elementen als um die reine Schule. Breakthrough, Careful Study und Chain of Vapor sind im Vintage keine Stammspieler und Force of Will schafft es in den typischen Listen nicht mal auf die Reservebank. Was fehlt in dieser Liste? Die Plätze werden häufig von Serum Powder, Crop Rotation, Unmask, Fatestitcher, Flame-Kin Zealot & Cephalid Sage und häufig auch von bis zu zwei zusätzlichen Ländern eingenommen.


Außerdem gibt es Dredgedecks, die ganz auf Manaquellen verzichten. Manaless Dredge spielt meistens genau einen Bazaar of Baghdad im ersten Zug aus und legt danach keine weiteren Länder mehr. Das Deck ist in letzter Zeit jedoch aus der Mode gekommen.

Matchups

Vor dem Sideboarden sind die Matchups von Dredge extrem klar definiert. Alle Decks, die nicht regelmäßig im zweiten Zug gewinnen können, zerreißt man, einzig gegen Stax muss man hin und wieder ein wenig aufpassen, weil Thorn of Amethyst leicht verhindert, dass man Dread Return flashbacken kann. In diesem Fall gewinnt man aber oft noch mit Ichorid. Einzig gegen reine Kombodecks ist man üblicherweise hinten. Von den hier vorgestellten Decks ist das nur TPS, aber auch Painter's Servant/Grindstone gewinnt das ein oder andere Spiel schneller als man selbst. Für Mana Drain besteht die einzige Hoffnung darin, möglichst schnell Time Vault und Voltaic Key an den Start zu bringen, aber das wird nicht sehr häufig gelingen.

Nach dem Sideboarden hängt es dann natürlich davon ab, was der Gegner sich so ausgedacht hat. Leyline of the Void = Game Over. Gegen eine einzelne Tormod's Crypt kann man häufig noch gewinnen, aber die zweite gibt einem in der Regel den Rest.

Fisch

Bleibt noch ein Deck, das in das von Wizards vorgegebene Raster passt: Fisch ist nicht nur auf der DM erfolgreich, sondern im Vintage ebenfalls sehr populär. Tatsächlich ist Fisch aber kein richtig klar definierter Decktyp. So ziemlich alles, was mehr als acht Beine hat und blaue Karten spielt wird als Fisch bezeichnet. Darüber hinaus sind die involvierten Farben ziemlich beliebig. Weiß wird häufig für Aven Mindcensor einbezogen, Schwarz bringt Dark Confidant ins Spiel und Grün hat die mächtigste 2-Mana-Kreatur aller Zeiten. Selbst Rot ist attraktiv durch Gorilla Shaman, Grim Lavamancer und vor allem für Pyroblast im Sideboard. Letztlich kann man sich Fische fast beliebig zurechtzüchten, um im Matchup nach Wahl besonders gut dazustehen. Kürzlich wurde in Darmstadt, um auch mal eine Liste aus heimischen Landen zu präsentieren, mit dieser Liste ein zweiter Platz erreicht:


1 Lotus Petal
1 Mox Emerald
1 Mox Pearl
1 Mox Sapphire
3 Null Rod
1 Ancestral Recall
1 Brainstorm
3 Daze
4 Force of Will
2 Hurkyl's Recall
1 Mystical Tutor
3 Stifle
1 Time Walk
4 Cold-Eyed Selkie
4 Meddling Mage
4 Qasali Pridemage
4 Noble Hierarch
3 Tarmogoyf
4 Flooded Strand
1 Island
2 Polluted Delta
1 Strip Mine
3 Tropical Island
3 Tundra
4 Wasteland


3 Children of Korlis
2 Kataki, War's Wage
3 Path to Exile
1 Relic of Progenitus
3 Trygon Predator
3 Wheel of Sun and Moon

Diese und weitere Karten gibt's bei:


Strategie

Der Plan von Fish ist immer, Kreaturen zu legen, die nicht zwingend durch ihre Größe beeindrucken, aber deutlich rumnerven. Während man den Gegner mit Free Countern weiter belästigt, bescheren die eigenen Kreaturen dem Gegner einen qualvoll langsamen Tod.

Anmerkungen zur Liste

Tarmogoyf passt in diese Strategie nicht besonders gut hinein und ist selbst in Listen, die Grün enthalten, häufig nur auf der Ersatzbank oder sogar gar nicht vorhanden. Auch ist die beste Kreatur aller Zeiten meistens nicht spektakulär groß. Länder, Instants und auch Sorceries wird man wohl in einem Friedhof finden, zu Kreaturen muss der Gegner schon beitragen und als Artefakte bieten sich meist nur Black Lotus und Lotus Petal an. (Qasali Pridemage hilft immerhin mit beidem.) Die anderen Kartentypen sind im Vintage quasi nicht anzutreffen, so dass Tarmogoyf im Schnitt wohl 4/5 mit einer leichten Tendenz nach unten ist. Das ist zwar nicht schlecht, aber wirklich nicht besonders spektakulär.

Die Abwesenheit von Black Lotus dürfte wieder einmal monetären Gründen geschuldet sein, da er offensichtlich strikt besser als Lotus Petal ist.

Matchups

Fisch ist gebaut, um Mana Drain zu besiegen und das klappt auch ganz gut, wenn beide Spieler wissen, was sie tun. Dass Mana Drain an seiner Dominanz selbst von Fisch-Vertretern in verschiedenen Top 8 nicht gehindert wird, liegt vermutlich daran, dass die besseren Spieler tendenziell eher zu Mana Drain greifen. Ich denke das verhält sich wie mit dem Faerie-Effekt im Standard.

Die übrigen Matchups ähneln meist denen von Mana Drain. Gegen Dredge ist es vor dem Boarden hoffnungslos, aber durch Wasteland und Quasali Pridemage hat man eine leidliche Chance. Durch Daze und Stifle ist man gegen TPS besser ausgestattet als Mana Drain und sogar gegen Stax hat man mehr Schnitte, weil man Kreaturen ins Spiel bringt und Stax unter Druck setzen kann. Moment mal! Fisch ist in jedem Matchup besser als Mana Drain, das eigentlich beste Deck? Kann das sein?

Ich glaube, in einem Metagame, das nur aus den hier vorgestellten Decks besteht, wäre das tatsächlich der Fall, aber so sieht die Realität eben nicht aus. Mana Drain ist das robustere Deck und in fast allen Matchups nach dem Boarden besser als vorher. Fisch hingegen ist verhältnismäßig leicht mit effizientem Creature-Removal zu bedrängen. Darkblast, Pyroclasm, Contagion und Powder Keg setzen Fish allesamt sofort massiv zu.

Dazu kommt, dass Fisch in einem unbekannten Metagame die schlechtere Wahl ist. Es gibt immer „Unverbesserliche“, die meinen sie müssten Goblins, Mono-Brown, Oath of Druids, Stompy, Suicide Black oder sonstige „random Decks“ ins Feld führen. Damit tauchen sie dann zwar üblicherweise nicht in der Top 8 auf, aber einem selbst nützt das wenig, wenn man vor den Finalrunden an solchen Gegnern scheitert. Mit Ausnahme von Oath sind viele dieser Decks sicher auch für Mana Drain kein Zuckerschlecken, aber für Fisch sind sie die Hölle! Gegen Decks mit mehr oder größeren Kreaturen will man einfach nicht spielen.




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