Seit etlichen Wochen ist es inzwischen möglich, über
Magic Online
Legacy zu spielen und sich nicht nur mit der Annäherung an Legacy und Vintage zufriedenzugeben, die Classic darstellt. Die Turniere sind akzeptabel gut besucht und wie für
Magic Online
üblich entwickelt sich ein schnelllebiges vom Paper-
Magic
höchstens beeinflusstes, aber nicht abhängiges Metagame. Gründe dafür sind im Wesentlichen Kartenverfügbarkeit und die damit zusammenhängenden Preise. So waren Duallands eine Zeit lang recht günstig, während eine Karte wie
Daze
nur in
Ja
ce vs. Chandra-Boxen enthalten und mit ca. zehn Tix dementsprechend teuer ist. Doch bei Preisen von 100 Tix aufwärts für eine
Force of Will
scheint
Daze
das geringere Problem zu sein.

So schaffen es mitunter Decks an die Spitze des Onlinemetas, welche offline als schlecht verschmäht werden. Eines dieser Decks, Death and Taxes, wird im folgenden Artikel näher beleuchtet, wobei der Schwerpunkt auf der Frage liegt, warum man dieses Deck auch in der Realität spielen kann, ohne es unter dem Namen Titanic.dec registrieren zu müssen.
Horned Turtle-Modus
Death and Taxes habe ich zwar schon einmal in einem
Budgetartikel
besprochen, aber keine Sorge, diesmal spielen Kosten lediglich eine untergeordnete Rolle. Denn mit den richtigen Modifikationen der ürsprünglichen Deckliste ist Death and Taxes unter rein kompetitiven Aspekten durchaus eine gute Wahl im aktuellen Meta. Doch eins nach dem anderen, zunächst sei ein Blick auf eine handelsübliche Version erlaubt.
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4 Karakas
3 Flagstones of Trokair
1 Horizon Canopy
14 Plains
3 Mother of Runes
2 Isamaru, Hound of Konda
3 Ethersworn Canonist
2 Jötun Grunt
4 Serra Avenger
3 Mangara of Corondor
3 Flickerwisp
3 Stonecloaker
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4 Aether Vial
4 Swords to Plowshares
4 Oblivion Ring
2 Umezawa's Jitte
1 Enlightened Tutor
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Das Deck erinnert an White Weenie, welches mit eher schlechten, aber vielen günstigen Kreaturen und manchmal auch Equipments versucht zu gewinnen, streng nach dem Motto: „
Umezawa's Jitte
greift an und die Kreatur, die dranhängt, kann vielleicht auch noch was.“ Kernstück ist allerdings die Synergie von
Mangara of Corondor
mit
Karakas.
Das Entfernen von Mangara aus dem Spiel gehört nicht zu den Kosten, sondern zum Effekt der Fähigkeit, sodass man mit
Karakas,
Flickerwisp
(über
Aether Vial) und
Stonecloaker
darauf reagieren kann. So macht man aus der fairen Karte ein wiederbenutzbares
Vindicate.
Moment, warum sehe ich euch nicht gerade vor Entzücken vom Stuhl aufspringen?
Das Ganze ist für heutige Verhältnisse leider in etwa so cool wie
Horned Turtle
als Pitchkarte für
Force of Will
und auch annähernd so langsam wie eine Schildkröte. Die übrigen Kreaturen sind teilweise auch nicht mehr die frischesten, schließlich reicht
Isamaru, Hound of Konda
bloß noch für ein müdes Lächeln. Solche Schwächen können zwar mit viel Removal ausgebügelt werden, doch
Path to Exile
kommt nicht infrage und
Oblivion Ring
oder
Journey to Nowhere
sind zu anfällig gegen allgegenwärtiges Enchantmentremoval. Equipment leidet zwar ebenf

alls am „Pridemageproblem“, hat jedoch viel größeres Potenzial das Spiel zu gewinnen, wenn es unbeantwortet bleibt. Es ist also an der Zeit, das Deck mit ein paar Metachoices zu verbessern und es weniger abhängig vom Mangaralock zu gestalten.
In Weiß sind inzwischen neue Spielzeuge hinzugekommen, wie z.

B.
Stoneforge Mystic. Ein Grünsplash, der bereits vor einiger Zeit von manchen Spielern eingebracht wurde, ist aber der eigentliche Grund, Death & Taxes wieder einzutüten. Folgende Liste von Till Micheler zeigt, wie es gehen könnte, und liest sich wie eine Parade an Karten, die viele etablierte Legacydecks nicht sehen möchten.
Living & Taxes
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4 Windswept Heath
4 Savannah
1 Horizon Canopy
2 Plains
1 Forest
4 Rishadan Port
4 Wasteland
3 Karakas
3 Mother of Runes
4 Tarmogoyf
3 Qasali Pridemage
2 Stoneforge Mystic
1 Ethersworn Canonist
3 Gaddock Teeg
4 Serra Avenger
3 Mangara of Corondor
4 Aether Vial
4 Swords to Plowshares
2 Living Wish
1 Enlightened Tutor
1 Crucible of Worlds
1 Umezawa's Jitte
1 Sword of Fire and Ice
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Sideboard:

1 Tormod's Crypt
2 Choke
3 Krosan Grip
2 Orim's Chant
1 Relic of Progenitus
1 Mangara of Corondor
1 The Tabernacle at Pendrell Vale
1 Karakas
1 Samurai of the Pale Curtain
1 Tivadar of Thorn
1 Harmonic Sliver
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Anstatt auf Counter zu vertrauen, wie es z.

B. für Bantaggro und CounterTop üblich ist, setzt sich die Gegnerdisruption bzw. der Schutz der eigenen Position aus einer flexiblen Kartenmischung zusammen.
Aether Vial
und
Gaddock Teeg
schalten Counter ab,
Ethersworn Canonist
schützt zusätzlich gegen Comboversuche und die Manabasis ist auf Landdisruption fokussiert, was dank Vial auch gut zu bewerkstelligen ist.
Enlightened Tutor
und
Living Wish
helfen dabei, das Deck flexibel zu halten und die richtigen Karten für die Boardsituation zu finden. Gerade
Living Wish, der sonst eigentlich immer zu langsam ist, wirkt dank
Aether Vial
gar nicht mehr so klobig und findet beide Teile des Mangaralocks sowie etliche starke Utilitykreaturen und Länder.
Die Gründe für einen Grünsplash sind also in erster Linie die flexiblen Lösungen und nicht so sehr der natürlich trotzdem starke
Tarmogoyf. Eine Offensive, die hauptsächlich auf
Serra Avenger
baut, wäre sonst nämlich nicht gerade erschreckend. Da man mit Death & Taxes das Ziel verfolgt, eine starke Boardpräsenz aufzubauen, ist auch
Mother of Runes
sehr wichtig für die Spielstrategie. Wo die Hatebären in anderen Decks schon stark sind, werden sie in diesem Deck zu viel hartnäckigeren Problemen für den Gegner. Ein
Gaddock Teeg
unter den Fittichen der Mutter ist für Stormcombo ein wahrer Alptraum und bringt auch Vorteile gegen etliche andere Decks. Zwar hat man üblicherweise genauso viele oder nur geringfügig mehr Karten beim Gegner ausgeschaltet, wie man selbst noch überzählige Teegs im Deck hat, doch diese Karten gehören zu den Besten des Formats. Neben
Force of Will,
Natural Order, Planeswalkern usw. ergänzt der Kithkinberater den Schutz von
Mother of Runes, indem er Massremoval wie
Engineered Explosives
und
Wrath of God
verbietet.
Positionierung
Death & Taxes ist im Wesentlichen auf Kontroll- und Aggrokontrollmatchups ausgerichtet. Der Mangaralock und Manadenial kommen am besten zur Geltung und die eigenen Verteidigungen werden mit verhältnismäßig wenigen Kreaturen nicht überlastet.
Aether Vial
und
Gaddock Teeg
kommen ihren Aufgaben nach und sind gegen Listen in Bantfarben und Kontrolldecks wichtige Ecksteine. Diese Gewichtung verschiebt sich von Teeg auf Equipment, sobald es gegen aggressivere Aggrokontrolldecks wie z.

B. Merfolk geht.
Aether Vial
glänzt aber auch hier, da sie den gegnerischen
Standstill
nutzlos macht. Ein weiterer Pluspunkt gegen Aggrokontrolle generell ist die verhältnismäßig geringe Anzahl an Removalspells. Nach dem Boarden kann sich das vor allem gegen Bant ändern, weswegen
Stonecloaker
wieder zu einer interessanten Option wird. Bewegt sich das gegnerische Deck mehr in Richtung Kontrolle, ist sehr vorsichtig mit
Gaddock Teeg
umzugehen. Eine gute Vorbereitung mit Mother oder
Karakas
und
Aether Vial
auf zwei ist die Voraussetzung, um den Herrn überhaupt erst ins Spiel zu bringen. Einmal dort angekommen und beschützt, ist der virtuelle Kartenvorteil extrem hoch.

Gegen Combodecks kann eine Vielzahl von Hatebären an den Start gebracht werden.
Gaddock Teeg
und
Ethersworn Canonist
sind die offensichtlichen und besten neben
True Believer,
Aven Mindcensor
und
Glowrider. Je nachdem, wie viele und welche Combodecks in Umlauf sind, kann die Anzahl der Hatebären in Maindeck und Sideboard also beliebig skaliert werden.
Aven Mindcensor
ist bei der hohen Anzahl von Fetchlands im Format und dem eigenen Manadenial sowieso interessant,
True Believer
schützt generell gegen Discardspells. Mit einer
Aether Vial
auf zwei werden Bouncespells des Gegners zudem nutzlos, weswegen man das Artefakt gegen Combodecks nicht komplett herausboardet, obwohl man lieber Mana benutzt, um Kreaturen im eigenen Zug auszuspielen. Dennoch ist man gegen einen frühen Comboversuch machtlos, weswegen die Liste oben zusätzlich noch auf
Orim's Chant
vertraut. Ein ganz anderes Kaliber an Kreaturen erfordert D

redge.
Samurai of the Pale Curtain
ändert zwar wenig am bestehenden Graveyard oder an der Möglichkeit zu d

redgen, ist aber zusammen mit anderen Maßnahmen sehr effektiv. Da es sich um einen Replacementeffekt handelt, ist
Bridge from Below
sofort abgestellt und
Ichorid
werden zu
Fire-and-Forgot-Waffen. Des Weiteren sind
Burrenton Forge-Tender
und
Stonecloaker
zwar keine spezifische Antid

redgekarten aber dennoch nützlich. Dank
Living Wish
hat man jedoch nicht nur Zugriff auf Kreaturen, sondern auch auf
Bojuka Bog.
Aggrokontrolle ist tendenziell positiv und Combo gar nicht mal so schlimm? Dann müssen die Aggromatchups ja reichlich mies sein. In der Tat offenbaren sich hier die Probleme des Decks: Schnelligkeit, Threatdichte, viel bzw. ungezieltes Removal und geringe Anfälligkeit gegenüber
Gaddock Teeg. So überragen die meisten Zookreaturen die eigenen und jede Menge Burn plus
Grim Lavamancer
machen das Matchup trotz
Mother of Runes
zu einem Alptraum. Equipment und die vielfältigen Wege, es zu erreichen, dämmen die
Katastrophe
schon ein, während
Kitchen Finks,
Perimeter Captain,
Burrenton Forge-Tender
oder
Kor Firewalker
aus dem Sideboard (bzw. über Wishes) ihr Übriges tun.

Goblins sind ebenf

alls nicht gern gesehen, wenn man Death and Taxes ausführt. Das gegen weniger Removal angekämpft werden muss, gleicht sich mit der schieren Menge an Goblins aus. Der eine
Tivadar of Thorn
ist ganz nett. reicht jedoch absolut nicht. Auch hier dürften
Kor Firewalker
und
Perimeter Captain
bessere Arbeit verrichten. Wenn man dann immer noch Tivadar rekrutieren möchte, sollte man sich besser gleich
Tivadar's Crusade
anschließen.
Ghostly Prison
wäre eine weitere Möglichkeit, die zudem gegen Merfolk oder D

redge weiterhilft und sich gut mit dem
Mother of Runes-Plan versteht, doch im Endeffekt zu defensiv ist. Burn oder
Siege-Gang Commander
sind als mögliche Auswege einfach zu stark.
Peacekeeper
leidet an den gleichen Problemen, ist aber als 1-of Wishtarget z.

B. gegen D

redge oder bei drohendem Alphastrike immerhin noch brauchbar genug.
Wunschaccessoires
Die meisten Sideboardoptionen wurden schon angesprochen, sodass diese nun bloß noch zu einem 15-Karten-Bündel geschnürt werden müssen. Dank vieler Optionen und
Living Wish
bietet sich ein Wishboard voller 1-ofs geradezu an. So benötigt man insgesamt weniger Karten für spezifische Matchups als in anderen Sideboards, da schon in Spiel 1 darauf zugegriffen werden kann. Gegen schnelle Decks kommen die Wishes dann in Spiel 2 und 3 gegen Sideboardkarten raus.

Ein ausgewogenes Sideboard könnte sich wie folgt zusammensetzen:
Diese drei Slots ergänzen die Funktionalitäten des Maindecks. Da der Mangaralock inzwischen aber gar nicht mehr so wichtig ist und
Living Wish
in der Regel matchupspezifischeren Hate sucht, ließen sich die beiden Komponenten am leichtesten cutten oder ins Maindeck zurückstecken. Den so erhaltenen Platz benutzt man dann, um das recht generische Sideboard stärker auf einen Archetyp zu fokussieren.
Wie unschwer zu erkennen ist, handelt es sich bei diesen vier Slots um die Graveyardfraktion.
Jötun Grunt
hat den Vorteil, in vielen Matchups einfach als gute Kreatur geboardet werden zu können. Dieser Tausch mit einem
Serra Avenger
ist auch schon im Maindeck denkbar.

Mehr Grunts unterstützt das Deck leider nicht, da es selbst nur wenige Karten in den Friedhof bringt und Kreaturen mit Halbwertszeit nicht gut ins Konzept der Boardpräsenz passen.
Zählt man
Jötun Grunt
mit, ist das Paket gegen Aggrodecks wie zu erwarten am größten. Diese Zusammenstellung ist nicht unbedingt die beste, zeigt aber die möglichen Richtungen, in die man gehen kann. In der Tat sollte
Perimeter Captain
eher drei bis vier Mal gespielt werden. Da auch
Kird Ape
inszwischen von
Steppe Lynx
und
Loam Lion
verdrängt wird, ist das vielleicht sogar eine bessere Wahl als Kor Firewaker und
Burrenton Forge-Tender.
Zum Schluss folgen die obligatorischen Antworten auf Artefakte und Verzauberungen. Zwar ist
Wickerbough Elder
flexibler, aber auch teurer und schlecht mit
Aether Vial
vereinbar. Überhaupt sind Kreaturen, die zwei Mana kosten, am besten im Deck/Board aufgehoben, da man die Vial lange auf zwei belassen möchte.
Perimeter Captain
ist aber günstig genug und wird sowieso nur gegen Aggrodecks (die keine Counter spielen) verwendet und der Sliver muss auch ohne Vial an einer
Counterbalance
vorbeischlüpfen können. Wie man sieht, sind
Choke
und
Orim's Chant
in dieser Konfiguration relativ ersatzlos gestrichen worden. Statt Ch

okes für ohnehin gute Matchups zur Verfügung zu stellen, habe ich dieses Sideboard mehr auf Aggrodecks und
Flexibilität
ausgerichtet. In Aggrokontrollmatchups sind die Wishes quasi die stärksten Sideboardkarten, mit denen man auf Probleme des weitgefassten Archetyps reagieren kann. Was Combo betrifft, so sind zwei
Orim's Chant
einfach zu selten anwendbar und verbessern das ANT-Matchup nicht dramatisch genug.
Das Ende
Diese Überschrift kündigt nicht nur ohne Umschweife das Ende dieses Artikels an, sondern auch das Ende meiner regelmäßigen Autorentätigkeit für
PlanetMTG. Studienbedingt werde ich demnächst einfach nicht mehr die Zeit haben, wöchentliche Artikel zu verfassen, was aber nicht heißt, dass ich auf Nimmerwiedersehen verschwinde. Ab und zu wird es zu ausgewählten Themen noch etwas zu lesen geben und auch die True-Believer-Reihe und die lose Sammlung an Budgetartikeln sind noch nicht beendet. Dennoch möchte ich mich an dieser Stelle einmal bei den treuen Lesern, Legacyanhängern und -kritikern dafür bedanken, dass sie sich jeden Dienstag für meinen Artikel hier eingefunden haben.
Pascal Baatz
TS Crew
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