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Same Time, Next Year
von Michael Diezel
16.12.2010

Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Zeit also für Gottschalk, Jauch und Diezel ihre Highlights 2010 zum Besten zu geben. Während ihr die beiden ersten demnächst im TV bestaunen könnt, gibt es meine persönlichen Favoriten eines jeden Monats hier in geschriebener Form. Viel Spaß!


Januar

Seit der Eiszeit beginnt jedes Magic-Jahr gleich: Mit einem Prerelease zur ersten Erweiterung des aktuellen Blocks. In diesem Fall hieß das Schmuckstück Worldwake und sollte unsere liebgewonnenen Themen aus Zendikar fortsetzen. Dementsprechend gab es eine Menge Landfall, Quests, Alliierte und Vampire, aber auch neue Zyklen wie den der ganz schön aggressiven Doppelländer. All das wird jedoch in ein paar Jahren vergessen sein, ganz im Gegensatz zu diesem Knaben:


Als LSV bereits in seiner Preview verkündete, „Jace is one of the rare mythic examples of a card that is ridiculously hyped and then is actually better than that”, hätte man besser zuschlagen sollen. Was folgte, war ein nie dagewesener Preisanstieg einer einzelnen standardlegalen Karte, die selbst den schon ungläubig bestaunten des Baneslayers wie eine normale Marktschwankung aussehen ließ.

Die Ursachen sind vielfältig und ausreichend diskutiert worden, sodass ich hier nicht noch einmal darauf eingehen möchte. Fakt ist, dass es momentan kaum möglich ist, blaue Karten ohne Jace zu spielen, die mit diesem Weltenwanderer nicht besser wären. Diese Kombination aus extrem hohen Anschaffungskosten und spielerischer Wichtigkeit ist in meinen Augen sehr gefährlich, da auf diese Art Spieler in ihren Möglichkeiten extrem beschnitten werden. Klar kann man argumentieren, dass auch Baneslayer Angel oder Primeval Titan ähnliche Problemfälle darstell(t)en, jedoch meines Erachtens in anderen Dimensionen, sowohl was das Finanzielle als auch den Wert für die Deckverfügbarkeit angeht. So ist ein Baneslayer natürlich eine unendlich gute Kreatur, aber eben doch eine Kreatur und als solche viel besser zu ersetzen. Der Titan ist zwar ebenfalls ein Mann, aber eigentlich mehr eine Kombokarte. Erst mit Valakut, the Molten Pinnacle oder dem Eldrazi-Kram wird es richtig albern und das reduziert die relevanten Decks ungemein. Jace hingegen spielt man immer, wenn man Blau spielt, egal welche Strategie genau gefahren wird, ja teilweise „splasht“ man lediglich Jace.

Das klingt jetzt vielleicht wie die hundertste Auflage des Gejammers eines armen Ossis, aber ich habe einfach zu viele Leute gesehen, die aus genau diesem Grund mit Standard ernsthafte Probleme hatten und teilweise ganz aufhörten. Eins hat Jace immerhin für sich: Er ist nicht ganz einfach zu bedienen. Im Gegensatz zu Engel oder Titan, die man nur hinlegen beziehungsweise um 90 Grad drehen muss, bieten sich hier sofort mindestens zwei Möglichkeiten, direkt nach dem Wirken des Planeswalkers einen Fehler zu machen. Insofern sind wir zumindest noch ein Stück entfernt vom „Geld gewinnt Spiele“, das des Öfteren propagiert wurde.


Februar

Meine Turnieraktivität beschränkt sich ja mittlerweile mehr oder weniger auf das passive Verfolgen aktueller Ereignisse. Daumendrücken für alte Bekannte inbegriffen. Am wirksamsten war dieses im Februar, als Simon Görtzen mit everybody's Lieblingsdeck Jund die Pro Tour San Diego gewinnen konnte. Damit beendete er eine deutsche Durststrecke, die seit dem überraschenden Erfolg des Jan-Moritz in Kobe 2006 andauerte. Zusammen mit den Brüdern Gräfensteiner, Sebastian Thaler, Lino Burgold, Jörg Unfried und einigen anderen sieht es jetzt so aus, als könnte sich endlich mal wieder ein Grundgerüst erfolgreicher Spieler dauerhaft in der Weltelite etablieren.


Lusi Scott-Vargas vs. Simon Görtzen

Die andere Geschichte der Pro Tour war LSV, der mit seinem Naya-Haufen ein ganz ordentliches Zwischenergebnis von 17:0 hinlegte, bevor gegen Simon Schluss war. Danach sollte zumindest das Rating ganz ordentlich sein. Interessant daran finde ich übrigens, dass so ein Streak überhaupt möglich ist. In einer Zeit, in der die spielerischen Unterschiede zwischen den guten Leuten immer geringer werden und Decks nur noch selten massiv besser sind als andere (die letzte Ausnahme war wahrscheinlich die Elfen-PT Berlin), müsste doch eigentlich immer mal der Random Loss kommen, da oft wirklich nur Kleinigkeiten den Ausgang entscheiden.


März

Der März war – wie jedes Jahr – die Zeit der National Qualifier. Pünktlich hierfür näherte sich das Standardformat einer kreativen Auszeit, die hauptsächlich mit der ungebrochenen Überlegenheit von Jund erklärt werden muss. So konnte sich einer nach dem anderen mit dem soliden Play aus Bituminous Blast into Bloodbraid Elf into Blightning einen Slot sichern, aber immerhin war das Deck – materiell gesehen – recht billig (siehe Januar).


Ansonsten vermisse ich zunehmend das Flair des Besonderen. Letztendlich ist so ein NQ ja nichts anderes als ein PTQ mit besseren Erfolgsaussichten und weniger lohnendem Reiseziel. Trotzdem strömen gewaltige Spielermassen in die traditionell überfüllten Spielorte, was das beachtliche Potenzial des möglichen Ruhmes noch einmal verdeutlicht. Leider wird das kaum ausgeschöpft. Meinen NQ-Turnieren werde ich wohl noch ewig nachtrauern, aber ist es denn so schwierig, das Ganze ein wenig aufzupeppen? Wenn Hasbro nichts in diese Richtung unternimmt, könnten es doch vielleicht die Veranstalter selbst versuchen. Zur Verdeutlichung kurz ein Gespräch, was ich vor ein paar Tagen mit einem alten Recken (>30) hatte, der mir seine Veteranengeschichten des magischen Turnierlebens verkündete. Sein persönliches Highlight: Er hatte auf einem Prerelease den amtierenden Sachsenmeister geschlagen!

Klingt für uns ziemlich albern, aber ich denke, es verdeutlicht ganz gut, wie ein Großteil – und ich bin mir sicher, es ist der Großteil! – der Spieler so denkt. Einfach noch eine Top 8 ausspielen, Pokal, cooler Titel, möglicherweise eine namentliche Erwähnung irgendwo und fertig.


April

Ein neuer Monat, ein neues Set. Groß sollte es sein und zwar in jeder Beziehung. Das wiederum machte mir mal richtig Angst und spätestens beim Prerelease fühlte ich mich bestätigt: Meine kleinen blau-weißen Männer bestaunten die Klopse der anderen Decks, die in der Kindergarten-Version immerhin schon 8/8 erreichten, und so war ich ziemlich genervt. Was ich dabei nicht so richtig berücksichtigte, war der Fakt, dass meine kleinen Jungs trotzdem recht häufig gewannen und es dauerte nicht lang, bis ich ordentlich Begeisterung aufbringen konnte.


Da war zunächst das großartige Limited-Format, welches mindestens eine Handvoll Archetypen ermöglichte, die auch so zu draften waren, dass man die passenden Gurkenkarten ordentlich einbauen konnte. Dann ein Großteil der Mythics, unendlich dicke Tiere mit spektakulären Fähigkeiten, die gut genug waren, um relevanten Einfluss auf Standarddecks zu haben, aber nicht so mächtig, dass man ohne sie nicht auskommen könnte (was zwei negative Aspekte zur Folge hätte: ein schwachsinniges Fettwurst-Format und überteuerte Einzelkarten). Das ganze Flair stimmte, zahlreiche spannende Karten, mit denen man interessante Deckbauansätze erhielt, waren dabei und selbst die Planeswalker sind meines Erachtens sehr gelungen. Nützlich (siehe Pfosten wie die beiden Chandras oder Liliana), aber nicht völlig bekloppt (Jace) und schon gar kein viermaliges Muss.

Trotzdem gibt es mindestens zwei Punkte, die ich an dem Set doch nicht mag. Erstens das Konzept einer „großen“ Erweiterung und zweitens Vengevine als Mythic. Letzteres ist nicht nur finanziell problematisch, sondern auch von der Vorstellung einer mythischen Karte. Emrakul ist offensichtlich eine solche, jeder Planeswalker – keine Frage, selbst den Baneslayer erkenne ich noch an. Lotus Cobra hat wenigstens „Lotus“ im Namen, ist ansonsten ebenfalls eine Frechheit, aber die Racheranke? An der Karte ist nichts, aber auch gar nichts, was sie über den normalen Status einer Rare hinausheben sollte. Punkt.

Der erste Aspekt hingegen ist ein bisschen schwieriger. Wiederum sind materielle Punkte zu beachten (mehr Karten gleich mehr Geld, das ausgegeben werden muss), aber irgendwie finde ich hier auch Themen verschenkt. Weder Zendikar noch Rise selbst sind in meinen Augen als Blöcke erschöpft, obwohl ich nicht sicher bin, wie viele „dicke Monster“-Erweiterungen ein normaler Spieler so erträgt. Fakt ist jedenfalls, dass es zumindest beim Block-Constructed für reichlich Konfusion sorgte und zu ziemlich seltsamen Decks führte …


Mai

Den Mai widme ich Marten Jensen und seinen Draftvide-Yos, welche zu dieser Zeit für eine Menge Gesprächsstoff und natürlich Unterhaltung sorgten. Bemerkenswert ist für mich dabei nicht, dass auf diese Weise Hunderte intelligenter Menschen sich über eine Katze mit Rampage amüsierten, sondern der weitere Informationsbonus, den wir durch Magic Online an sich erhalten haben.

Ich bin ja der Meinung, dass dieses Programm wie keine zweite Entwicklung das Turnier-Magic beeinflusst hat. Kein Wegfall von Stackdamage, kein Cascade oder Affinity, keine Mythics oder Planeswalker sind auch nur ansatzweise so wegweisend gewesen. Neben der eigentlichen Möglichkeit, 24 Stunden am Tag Magic zu spielen, sind es eben auch diese Artikelformen, die vergleichsweise einfache Analysen gerade im Bereich Limited erlauben und dadurch das durchschnittliche Niveau massiv anheben.

Die Videoform selbst wird ja zuweilen scharf kritisiert und während ich den Argumenten bis zu einem bestimmten Punkt folgen kann, spricht ihr Erfolg für sich. Der Vorwurf, ein Produkt der modernen Konsumgesellschaft zu sein, ist mit Sicherheit nicht von der Hand zu weisen, allerdings könnte man das auch von dem Spiel selbst behaupten und wir haben doch trotzdem alle Spaß daran.

Sicher ist jedenfalls, dass die Kombination aus vermittelten Wissen plus Unterhaltungswert beim Durchschnittszocker mehr zurücklässt als eine noch so hochklassige Analyse. Das heißt nicht, dass diese keine Daseinsberechtigung hat, im Gegenteil, ab einem bestimmten Punkt ist sie sogar überlegen, aber um auch die nicht angehenden Pro-Tour-Sieger unter uns zu erreichen und in ihrem Spiel zu verbessern, ist das Video-Format besser geeignet. Und, geschrieben Kommentare vervollständigen das Gesamtkonzept sowieso erst.


Juni

All jene, die im Juni nicht vom Fußballfieber erfasst wurden, konnten Mitte des Monats mitverfolgen, wie ein guter Bekannter (Extended) von einem neuen (Extended) abgelöst wurde. Statt eines konfusen 7-Jahres-Plans bedeutet das eine Art doppeltes Standard, was zum einen jeder kapiert und zum anderen Legacy zum einzigen Format erhebt, in dem selbst halbwegs alte Karten legal sind. Das wiederum ist nicht unbedingt gut für die Verfügbarkeit von Tundra, Force of Will und Swords to Plowshares, aber nützlich, um das Format auf Turnierebene zu halten. Zumindest hin und wieder möchte man eben doch ernsthaft das angestaubte Zeugs auspacken und das geht nun bloß noch im Legacy.

Sinnbildlich dafür stehen auch die Teilnehmerzahlen der entsprechenden Legacy-Grand-Prix, die jedoch nur in der aktuellen Häufigkeit der Veranstaltungen zu halten sind. Gern würde ich hier wieder eine „Legacy vs. Standard“-Diskussion vom Zaun brechen, einfach weil es so lustig ist, wie beide Seiten aufeinander losgehen, aber eigentlich sind die Unterschiede gar nicht so groß. Bei beiden spielt man blaue Karten und am Ende gewinnen die Japaner.


Juli

Neuerdings gibt es ja auch in jedem Jahr ein neues Hauptset, was nicht von Vornherein schlecht sein muss. Im Gegenteil finde ich das von der Grundüberlegung in Ordnung, zumal man immer hübsche Kleinigkeiten für die erwartete Umgebung schaffen kann. So sind ein Captivating Vampire oder Manic Vandal zwischen Vampiren und Artefakten mit Sicherheit besser aufgehoben als in einer Welt wie Lorwyn. Die größte Neuerung waren jedoch die fünf Titanen, sozusagen die Obermonster jeder Farbe. Von der Idee her bin ich wieder begeistert. Theoretisch könnte man die 15 Mythics ja fein auf die Farben aufteilen und zwar so, dass jede einen Planeswalker, einen Titan und irgendeinen fetten Spruch erhält. Von mir aus dürften sie dann auch noch drei weitere Mythics für die farblosen Karten zusätzlich integrieren.

Das Problem liegt mal wieder in der Ausführung. Die Titanen sind schlichtweg zu gut. Dadurch verurteilt man sämtliche Alternativen zum Zusehen und das ist nie gut – siehe den Baneslayer, der den ehrwürdigen Serra Engel aber so was von alt aussehen ließ.

Meine 15 Mythics wären:


Ajani Goldmane und Jace Beleren finde ich dabei nahezu perfekt. Thematisch passend, genau richtig im Powerlevel und so weiter. Liliana Vess ist ebenfalls okay, während Garruk Wildspeaker und Chandra Nalaar grenzwertig zu gut beziehungsweise zu schlecht dastehen. Chandra finde ich zudem langweilig, eventuell könnte man hier einen Ersatz anstreben, wobei sich Koth of the Hammer natürlich aufdrängt.


Ich weiß, dass Legenden nicht in Hauptsets gehören, aber auch das würde ich ändern. Nein, im Ernst, wenn die Advanced Neueinsteiger Protection kapieren, werden sie das mit den Legenden wohl ebenfalls schaffen, oder?


Während die letzten vier klar sein sollten, bin ich mir bei Weiß nicht so sicher. Ein „zerstöre alles“-Spruch fühlt sich für mich unendlich mythisch an, allerdings erkenne ich ebenso die Probleme bei der praktischen Durchsetzung.

Dadurch würde man einen Satz ordentlicher Karten bekommen, die jedoch nicht völlig aus dem Ruder laufen und sich – zumindest für mich – ausgesprochen mythisch anfühlen. Auf der anderen Seite weiß ich natürlich, dass man mit jedem Set zuerst Geld verdienen muss, und das geht mit den Titanen selbstverständlich ungleich einfacher.


August

Mein einziges relevantes Turnier in diesem Jahr spielte ich – wie immer – in Aschaffenburg. Die Deutsche Meisterschaft fühlt sich dabei immer mehr wie ein Klassentreffen an, bei dem es ums Essen und Trinken geht und wilde Stories aus der Jugend ausgegraben werden.

Dennoch wird diese Ausgabe einigen besonders im Gedächtnis bleiben und zwar leider nicht wegen der besonders rauschenden Players' Party oder dem historischen Sieg des Fußballteams Ost, sondern aufgrund dieses Videos:



Mit Sicherheit hat sich jeder von euch mittlerweile eine Meinung gebildet, ich auch, allerdings behalte ich sie für mich. Das Thema hat sowieso schon dermaßen hohe Wellen geschlagen, dass der Dennis für alle Zeiten mit einem Makel belegt ist. Ob berechtigt oder nicht, werden wir wohl nie erfahren.

Die ganze Problematik des Cheatings wurde erst vor ein paar Wochen wieder deutlich, als man mit Tomoharu Saito einen ziemlich bekannten Pro wegen Stallings disqualifizierte. Ähnlich wie bei den Shuffle-Tricks besteht die Schwierigkeit der Strafverfolgung darin, dass ein oder mehrere Judges aufgrund von Richtlinien, Erfahrung et cetera eine subjektive Entscheidung fällen müssen. So etwas ist immer Mist, lässt es doch zumindest Raum für Spekulationen, da jeder – eben aufgrund eigener Erfahrungen – andere Auffassungen der verschiedenen Situationen hat. Lösungen sehe ich übrigens ungefähr keine. Über kurz oder lang werden wir wohl alle in einem gewaltigen Raum sitzen und auf Bildschirme starren. Das löst auch gleich das gerade mal wieder aktuelle Zeitproblem in einzelnen Runden. Ist vielleicht nicht sonderlich sozial, aber zumindest solange fair, bis ein Hacker Gefallen am Kartenspielen findet …


September
Kai Budde

Die Pro Tour Amsterdam war die erste seit Langem, die ich aufmerksam verfolgt und in deren Verlauf ich mir sogar ein Viertelfinale live im Stream angeschaut habe. Der Grund heißt Kai und bastelte im September fleißig weiter an seiner Legende. Um zu verstehen, was selbst aus mir unglaublich alten Recken wieder einen Fanboy machte, muss man ein wenig in der Zeit zurückreisen. Meister Budde war in seinen besten Jahren für uns nahezu unbesiegbar, aber als Mensch total sympathisch. Er spielte mit Freude (und gewissem Talent) Fußball, machte schlechte Witze über die eigenen Fehler – ja, er machte Fehler! – und nahm weder das Spiel noch sich selbst zu ernst. All das ist heutzutage noch ausgeprägter und so kam es, dass ich kräftig mitfieberte.

Vielleicht ist es auch einfach nur eine großartige Story.

Und dann noch mit White Weenie, das fast so alt ist wie ich selbst und das ich so etwas von leidenschaftlich hassliebe! Leider fehlt ein wenig das Happy End, aber so wie ich das einschätze, werden wir irgendwann mal wieder vom Kai lesen …


Oktober

Die letzte Erweiterung des Jahres führte uns zurück in die Welt von Mirrodin. Diese habe ich nun mal überhaupt nicht vermisst. Das mag an den schlechten Erfahrungen mit dem originalen Block liegen oder am Artefaktthema. So bin ich immer noch ein großer Fan der magischen Farbenlehre und erinnere mich gerne daran, wie in dem Anleitungsheftchen zur Vierten Edition eine Kurzbeschreibung der jeweiligen Charakteristika stand. Nicht umsonst hat man in den ersten Jahren immer vom „weißen“, „roten“ oder natürlich „schwarzem“ Deck gesprochen. Natürlich ist das sowieso nur bis zu einem bestimmten Punkt haltbar und meinem inneren Turnierspieler ist es eh egal, aber einen ganzen Block hauptsächlich mit Artefakten zu bestreiten …?


Im Gegensatz zu Rise of the Eldrazi hat sich meine Grundauffassung (zumindest bis jetzt) hier auch nicht geändert. Zwar gibt es ein paar positive Punkte (Proliferate ist vielversprechend, die Planeswalker gelungen und – abgesehen von Infect – ist das Draften ganz lustig), die aber den negativen nicht genug entgegenstellen. Zunächst ist die Edition vergleichsweise schwach und wird total vom vorigen Block dominiert. Das ist prinzipiell nicht ungewöhnlich, in diesem Ausmaß jedoch zumindest erwähnenswert (in den Decklisten der besten Standarddecks auf den Worlds finden sich neben den seltenen Doppelländern lediglich vereinzelte Ratchet Bomb, Koth of the Hammer und Wurmcoil Engine sowie ein paar Sideboardkarten).

Zudem ist Infect für mich die dämlichste Mechanik seit, nun ja, seit Cascade und der gesamte „Mirrodin vs. Phyrexian“-Kram wirkt ein wenig aufgesetzt (wenn auch als Grundidee recht spannend). Vielleicht bin ich dafür aber bloß wieder nicht die richtige Zielgruppe


November

Im November gab es für mich genau ein Nicht-FNM-Event und zwar den letzten Spieltag der Bundesliga Ost. Bundesliga? Ja, die fand zumindest in Leipzig regelmäßig statt und hat auch so ziemlich alle Teilnehmer großartig unterhalten. Spannend war es obendrauf, am Ende entschied ein einzelnes Spiel über den Gesamtsieger. Dieses Duell wiederum fand im schönen Format Invasion-Blockconstructed statt, was recht gut zeigt, wie ernst die ganze Angelegenheit genommen wurde. Verantwortlich dafür war das große Scheitern des Gesamtkonzepts auf Bundesebene. Dafür gibt es mit Sicherheit viele Gründe, sodass es in absehbarer Zeit keinen weiteren Versuch geben wird. Wie auch, da mit dem jetzigen die spärlich verbliebene Restmotivation vollständig zerstört wurde.

Das ist insofern schade, als dass an den Spieltagen selbst deutlich wurde, wie unterhaltsam Team-Turniere sind und als Team-Sealed, -Draft oder -Constructed (im Gegensatz zu 2HG) durchaus ernst zu nehmen sind. Was jedoch tatsächlich überholt scheint – ja Andreas, du hattest Recht – ist das gesamte Ligasystem. Die einzig logische Konsequenz sind dann einzelne Teamturniere, etwa als alternative (Pre-)Release-Veranstaltungen.


Dezember

Zum Abschluss des Jahres ging es noch mal um den prestigeträchtigsten Titel überhaupt. Gesucht wurde der Weltmeister und gefunden wurde ein Guillaume, der besser im Ziehen von Jace war als ein anderer Guillaume. Toll!


Weltmeister Guillaume Matignon vs. Vize Guillaume Wafo-Tapa

Spannender war hingegen der erste Auftritt des „neuen“ Extended nach der Rotation des Time Spiral-Blocks. Neben den alten Bekannten aus noch nicht allzu lang vergangenen Standardzeiten gab es mit Affinity 8.4 und einem komischen Prismatic Omen-Deck sogar mehr oder weniger kreative Neuerungen, die Lust auf die anstehende Extended-Saison machen.

Diese wird auch mich in den nächsten Wochen beschäftigen und wir werden gemeinsam schauen, ob das Format nicht noch irgendwie zu brechen ist.

Jetzt mache ich jedoch erst mal eine kleine Weihnachtspause, bis wir dann im Januar direkt einsteigen. euch allen auf diesem Weg schon mal eine Frohe Restadvents- und dann Weihnachtszeit, einen gelungen Jahresausstand (erfolgreich für alle in Hanau) und einen unfallfreien Start ins Neue!

Bis dahin
Der MiDi




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