Der neue Ajani gehört sicher zu den spektakuläreren Karten der neuen Hauptedition. Als mythisch rarer Planeswalker für nur drei Mana hat er in
Jace Beleren
und
Liliana of the Veil
potente Vorbilder und das spiegelte auch sein monetärer Einstiegswert wider. Trotzdem wird er momentan ein wenig stiefmütterlich von nahezu allen Schreiberlingen bedacht, die sich lieber mit
Liliana of the Dark Realms
befassen. Die ist aufgrund ihrer offensichtlich tiefschwarzen Natur deutlich cooler, das gebe ich gern zu, aber rein spieltechnisch ist Goldlöckchen fast interessanter. Außerdem hatte ich nun einmal einen solchen in meinem Prerelease-Pool:

Das Erste, was auffällt, ist die hohe Startloyalität, die zusammen mit der +1-Fähigkeit die vom kleinen Jace bekannte Verteidigungsstrategie bildet: Einfach so viele Marken besitzen, dass der Gegner nicht genug Schaden dagegenwerfen kann oder will. Das ist insofern wichtig, als dass keine der beiden Nicht-Ultimates für eine andere Form von Defense sorgt. Eigentlich kein gutes Zeichen, da aber auch diese beiden Fähigkeiten selbst eher in offensiven Decks Gefallen finden, wird schnell deutlich, dass Ajani wohl nur in ebensolchen einen Platz bekommt.
Doch „weiß“ und „aggressiv“ reicht bei Weitem nicht, damit Ajani direkt ins Deck gepackt wird. Ursache ist die +1-Fähigkeit, die einfach noch schlechter ist, als sie aussieht. Ich meine, vergleicht das nur einmal mit einem durchschnittlichen
Honor of the Pure
. Dort werden für weniger Mana direkt mehrere Boni vergeben, je nach Kreaturenanzahl kann das ein solch großes Vielfaches sein, dass Ajani Äonen benötigt, um Ähnliches zu schaffen. Natürlich ist es besser als nichts, aber spielen wird man den Löwen dafür nicht. Gleiches gilt für das Ultimate. Gerade im Spiel gegen Kontrolle, wo man realistische Chancen hat, auf die geforderte Loyalität von acht zu kommen, reicht dem Gegner ein
Day of Judgment
-Effekt, um die Arbeit mehrerer Züge zunichte zu machen. Es gibt selbstverständlich Spiele, in denen das Ultimate trotzdem gewinnen wird, aber auch hier gilt: ein netter Bonus, kein Selbstzweck.

Nein, die Fähigkeit, wegen der ein Ajani in den Decks landen wird, ist Nummer 2 und das liegt daran, dass die Kombination aus Flugfähigkeit und Doppelschlag ziemlich beängstigend ist. Doppelschlag sowieso, da einfach sehr schnell Schadensbereiche erreicht werden, die ins Letale gehen. Mit dem Flug erhält man direkt die passende Evasion, damit keine der zwölftausend Blocker den schönen Plan vereiteln. Um das Paket jetzt möglichst beeindruckend zu nutzen, sehe ich vier verschiedene Ansätze:
1) |
Infectkreaturen haben ja eigentlich auch Doppelschlag und doppelter Doppelschlag benötigt dann wirklich nicht viel mehr als irgendeinen Riesenwuchs -Effekt, um direkt des Gegners Lichter auszuknipsen. Nachteil(e): Infect ist eine der weniger gelungenen Ideen der letzten Zeit und deshalb hält sich meine Motivation, damit etwas zu bauen extrem in Grenzen. Zum Glück ist das wahrscheinlich nicht so schlimm, da Weiß nicht unbedingt für sein Gift berühmt ist.
|
2) |
Exalted sorgt für genau einen äußerst mächtigen Angreifer. Äußerst mächtiger Angreifer × 2 = Profit. Nachteil(e): Keine, ich denke, das ist tatsächlich ein Deck. Trotzdem werdet ihr heute nichts darüber lesen, weil ich fest davon ausgehe, dass Mr. Craig Wescoe spätestens nach dem Wochenende eine ausgeklügelte Liste abgeben wird und der Mann hat von weißen Männern sicher mehr Ahnung als ich.
|
3) |
Die Kombination mit einer anderen Farbe könnte für natürliche Freunde sorgen. So ein Wolfir Silverheart ist nicht gerade subtil, aber eben ganz schön dick. Ein zusätzlicher Vorteil wäre die Beschleunigung durch Manatierchen. Nachteil(e): Ich denke, im Moment ist Ajani einfach nicht stark genug. Mehrfarbige Decks haben so gute Spielsachen, dass sie keinen situativen Planeswalker benötigen.
|
4) |
Echte Synergie im Sinne von: „Ich greife für tödlichen Schaden an.“ Die beiden ersten Kreaturen, die mir spontan für diesen Plan eingefallen sind heißen Bloodthrone Vampire und Immolating Souleater . Während man Ersteren mit lediglich fünf Kreaturen füttern muss, reicht es beim Artefaktmann, einfach noch keinen Schaden genommen zu haben. Ja, Souleater, Ajani ist ein waschechter Turn-3-Kill. Das muss doch irgendwo spielbar sein! Die Beweisführung gibt es jetzt …
|
Das Schöne an der Kombination dieser beiden Karten ist, dass keine von ihnen wirklich schlecht ist. Ich meine,
Immolating Souleater
und
Assault Strobe
war ähnlich schnell, der Überfall aber abgesehen von diesem Idealszenario völlig nutzlos. Da ist Ajani schon eine ganz andere Karte, zumal die mitgebrachte Evasion einen Großteil der Kombozerstörer (jeden Bodenmann) eliminiert. Der Seelenfresser wiederum ist sicher kein richtig starker Mann, hat aber schon seine Einsatzzeit im Standardformat bekommen (zum Beispiel von mir selbst bei der letzten Deutschen Meisterschaft als Sideboardoption gegen
Timely Reinforcements
). Ein offensives Deck findet bestimmt bessere Männer, aber diese dürften nicht so viel stärker sein, dass man das Potenzial auf die spielentscheidende Kombo total ignorieren könnte.
Doch welches Deck bietet sich nun als Basis an? Neben dem offensichtlichen Exalted-WW dieses hier:
Andreas Ganz, Tempered Township, Grand Prix Manilla

| 3 Gavony Township 4 Inkmoth Nexus 9 Plains 4 Razorverge Thicket
4 Etched Champion 3 Glint Hawk 4 Glint Hawk Idol 4 Memnite 4 Origin Spellbomb 4 Signal Pest 4 Vault Skirge
| | 1 Dismember 4 Dispatch 4 Mox Opal 4 Tempered Steel
Sideboard:
 1 Dismember 1 Grafdigger's Cage 4 Hero of Bladehold 2 Oblivion Ring 4 Shrine of Loyal Legions 3 Spellskite
|
Tempered Steel
-Decks erscheinen wie die perfekte Heimat. Der Souleater passt als Artefaktmann ins Konzept, und dass mit Ajani ein weiterer Kreaturenverstärker den Weg ins Deck findet, stört sicher auch nicht, wenn man bedenkt, welche Versuche schon unternommen wurden, um Alternativen zum Stahl zu finden, ohne den die Artefaktjungs einfach nicht dieselben sind.
Suchen wir uns also ein paar freie Slots, um die Kombo unterzubringen. Dabei müssen wir natürlich darauf achten, dass der eigentliche Geist des Decks erhalten bleibt.
Memnite
ist zwar mit Sicherheit eine furchtbare Kreatur, aber leider nicht ganz unwichtig für die brokenen Starts. Mit einer 2- und einer 3-Mana-Karte sollten wir unsere Auswechselkandidaten also vermutlich eher in den höheren Manaregionen suchen. Möglichkeiten sind:
 | Etched Champion , der mich zunehmend weniger beeindruckt. Hauptsächliche Ursache ist ironischerweise ein farbloser Golem, produziert von Blade Splicer , gern auch in multiplen Exemplaren. Hinzu kommt, dass er selbst nicht so richtig den Beatdown forciert und Probleme mit dem gängigen Massremoval (abgesehen von Bonfire of the Damned ) hat. Selbstverständlich gibt es immer noch Matchups, wo er die beste Kreatur aller Zeiten beinahe in den Schatten stellt, weswegen man ihn sicher nicht komplett rauswirft, aber eine Kürzung um ein, zwei Exemplare kann ich mir schon vorstellen. Arbeitet übrigens auch nur bedingt mit Ajani zusammen.
|
P |
 | Dismember , da ich viermal Dispatch schon ziemlich hochgegriffen finde. Draws mit Doppelremoval sind sehr oft knapp an Bedrohungen, was gerade gegen die Decks mit weniger Männern oft den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmacht. Zugegeben, so richtig ohne Kreaturen kommt aktuell niemand aus, aber ich will ja auch nur einen Removalspruch rauswerfen.
|
P |
 | Glint Hawk Idol wäre die logische Kürzung, da es bisher den Platz des 2-Mana-Beaters besetzt. Leider erwies sich das in meinen Testspielen als eher wenig großartige Idee, weil die kleinen Standbilder einfach zu wichtig sind. Sowohl Flugfähigkeit als auch der eingebaute Schutz vor dem diversen Sorcery-Speed-Removal sind Eigenschaften, die man nicht missen möchte.
|
P |
 | Origin Spellbomb finde ich zunächst einmal echt furchtbar. Vergleicht diese Karte mal mit einem Snapcaster Mage … Klar, warum mich die Power nicht beeindruckt? Trotzdem erfüllt die Spruchbombe verschiedene Funktionen: 1-Mana-Artefakt, Removalschutz, Kartenvorteil im späteren Spiel, sodass sie schon ihre Daseinsberechtigung hat. Vier muss ich aber bestimmt nicht spielen.
|
Gesagt, getan, ein paar der genannten Karten durch die Kombo ersetzt und auch noch ein paarmal
Spellskite
addiert, der das Ganze absichern soll. In der Praxis hat das nur bedingt funktioniert. Zunächst ist Ajani wirklich ganz schön langsam, wenn er nicht mit dem Seelenfresser zusammenarbeitet. Einem
Memnite
+1+1 zu geben, macht ihn nicht unbedingt zum Star. Ganz ähnlich steht es um
Immolating Souleater
, von dem man insbesondere nie mehrere Exemplare auf dem Tisch wollte. Immerhin blitzte das Potenzial immer mal auf und gewann das eine oder andere Spiel. Gerade der kleine Mann hatte dabei durchaus seine Galaauftritte auch ohne Kombopartner, als beispielsweise die antizipierten
Timely Reinforcements
statt sechs Leben nur minus acht oder so auf meiner Seite machten. Ganz schlecht spielte sich hingegen
Spellskite
, der eben wirklich kein Offensivwunder ist. Zwischen all diesen doch mehr oder weniger situativen Karten ging dann des Öfteren der eigentliche Fokus verloren beziehungsweise standen Synergiekarten ohne Mitspieler oder andersherum da.

Deswegen wurde ein wenig hier und da gekürzt,
Spellskite
zurück ins Sideboard verbannt und die Anzahl an Ajanis und Seelenfressern geschrumpft. Siehe da! Es klappte. Beide Kombokarten werden jetzt so selten gezogen, dass man nur fast nie mit furchtbaren Händen spielen muss, die mehrere Kopien enthalten. Gleichzeitig können sie aber immer noch ihre ganze Stärke entfalten, ja teilweise sogar besser als mit mehreren Exemplaren.
Eine wichtige Änderung gab es aber dann doch noch und zwar im Bereich der Länder. Andreas spielte ja das hier:
Ich selbst bevorzuge mit dieser Version dies:
Dank Ajani hat man plötzlich zwei Pumpeffekte mehr, sodass man die Township nicht mehr so dringend benötigt. Stattdessen gibt es
Moorland Haunt
, welches immer gerngesehene Männer beschafft und zudem den nicht zu unterschätzenden Vorteil besitzt, dass es auch schon im früheren Spiel eingesetzt werden kann. Die fünf nötigen Manaquellen für die Townshipaktivierung erwiesen sich nämlich als eine erstaunliche Herausforderung. Die kleinen Geister arbeiten auch noch gut mit
Immolating Souleater
zusammen, was vielleicht nicht auf den ersten Blick auffällt. Das sieht dann meist so aus, dass selbst ohne Ajani einfach mal kräftig angegriffen wird und sehr oft ein Gegner bei extrem wenigen Lebenspunkten sitzt.
Moorland Haunt
hilft jetzt ungemein, genau diese paar Schadenspunkte noch durchzubringen, zum Beispiel durch Chumpattacks.
Ein anderer Versuch meinerseits bestand übrigens darin, eine dritte Farbkombination – Weiß/Rot – auszuprobieren. Das passende Land (
Slayers' Stronghold
) ist zwar längst nicht so beeindruckend wie die beiden Alternativen in Grün oder Blau und auch das fehlende
Scars-Land macht sich in der Stabilität bemerkbar. Dafür erhält man Zugriff auf
Galvanic Blast
und
Whipflare
und damit zwei Karten, die extrem gut ins Metagame passen. Für den Moment reicht das leider nicht ganz – und da ein Großteil des Decks in wenigen Monaten rotiert, wird es wohl auch nie etwas werden.

Ebenfalls ausprobiert habe ich eine etwas langsamere Version ohne
Glint Hawk
, dafür mit der
Blade Splicer
-
Restoration Angel
-Kombination. Gerade der Splicer ist ja bekanntermaßen immer eine Option fürs Steel-Deck und mit
Ajani, Caller of the Pride
gibt es jetzt noch mindestens eine weitere Karte, die sich als Blinkziel für den Engel lohnt. Positiv dabei war die Exklusion von vergleichsweise schlechten zugunsten von richtig guten Einzelkarten. Auf der Gegenseite wirkte das Ganze auf einmal nicht mehr wie ein hochexplosives Affinity, sondern eher wie ein kastriertes Naya oder so.
Final landete ich also wieder bei dieser Liste:

| 4 Inkmoth Nexus 8 Plains 4 Seachrome Coast 1 Glacial Fortress 3 Moorland Haunt
3 Glint Hawk 4 Vault Skirge 4 Glint Hawk Idol 2 Origin Spellbomb 4 Signal Pest 2 Etched Champion 4 Memnite 3 Immolating Souleater
| | 4 Dispatch 4 Tempered Steel 4 Mox Opal 2 Ajani, Caller of the Pride
Sideboard:
 1 Etched Champion 2 Spellskite 3 Shrine of Loyal Legions 1 Grafdigger's Cage 3 Hero of Bladehold 2 Dismember 2 Ratchet Bomb 1 Revoke Existence
|
Ein paar Worte zum Sideboard und dem Nutzen der dort befindlichen Einzelkarten:
 | Etched Champion Nummer 3 ist für die Gegner gedacht, die ohne weißes beziehungsweise schwarzes Massremoval antreten, weshalb man erwarten kann, dass der Tisch sich vollbaut. Beispiel: Monogrün-Aggro, Zombies.
|
P |
 | Spellskite bringe ich fast immer, außer gegen Kontrolle, da dort die Angriffsstärke zu sehr fehlt.
|
P |
 | Shrine of Loyal Legions gibt es hingegen genau gegen diese defensiven Magier.
|
P |
 | Grafdigger's Cage habe ich bisher eigentlich nur gegen Frites geboardet.
|
P |
 | Hero of Bladehold hingegen mag ich wieder deutlich mehr. Profitiert von Ajani und der allgemeinen Angst vor Cavern of Souls , wodurch weniger Mana Leak herumläuft. Zudem ein logischer Partner von Spellskite .
|
P |
 | Dismember gibt es offensichtlich gegen die echten Kreaturendecks, wobei ich Delver – selbst mit Blade Splicer – nicht dazurechnen möchte. Klar verliert man so mal gegen den Engel, aber man hat ja immer noch circa vier Antworten und das Ganze muss beim Gegner auch erst einmal so funktionieren. Im Gegenzug verliert man mit hoher Wahrscheinlichkeit, wenn man zu Beginn des Spiels nicht genug Druck auf den Tisch bekommt. Etwas, was mit einem Mehr an Removal nicht unbedingt unwahrscheinlicher wird …
|
P |
 | Ratchet Bomb ist eine etwas unschöne Addition, da sie nur selten gefahrlos für die eigenen Permanents gezündet werden kann. Auf der Gegenseite gibt es Karten wie Lingering Souls , mit denen man ansonsten wirklich zu kämpfen hat.
|
P |
 | Und schließlich das legendäre Revoke Existence , mehr oder weniger ausschließlich für die weißen Decks mit Oblivion Ring , darf aber trotzdem gern gegen Wurmcoil Engine geboardet werden.
|
Weitere Kandidaten waren
Mortarpod
(besser dank
Moorland Haunt
),
Divine Deflection
(
Bonfire of the Damned
tut jetzt noch mehr weh) oder
Odric, Master Tactician
(als Mann für den Stall … okay, das klingt seltsam …).
Noch ein kleiner Hinweis zur Wirksamkeit der Kombo: Prinzipiell ist sie immer besser, wenn der Gegner es nicht kommen sieht. So sind Reaktionen auf Souleater in Form von
Blade Splicer
oder
Geist of Saint Traft
gern ein einfacher Win. Andere Möglichkeiten beinhalten einen Gegner mit wenig bis gar keinem Spotremoval (Monogrün, Naya zum Beispiel). Ganz unangenehm sind hingegen
Lingering Souls
oder auch
Gut Shot
. Wird so etwas gespielt, gilt es meist, den Plan in etwas weniger Riskantes zu ändern. Ausnahme: Man sieht keinen anderen Weg zu gewinnen. Das kommt gar nicht so selten vor und ihr wäret überrascht, wie oft der Mann mit
Dismember
,
Doom Blade
und
Tragic Slip
im letalen Angriff einfach kein Removal zur Hand hat.
So weit also mein Beitrag zum neuen weißen Planeswalker. Möchte jetzt jemand meinen Ajani kaufen?
Der MiDi
Kommentiert.in unserem Forum