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Underworld: Evolution
von Michael Diezel
03.10.2013

Der geneigte Magic-Spieler ist zunächst einmal Optimist. Bei jeder halbwegs spielbaren Karten erkennt er (oder sie) sofort deren Stärke im Optimalfall. Leider verlaufen die wenigsten Duelle so problemlos und daher sollte man vielleicht darüber nachdenken, Pessimist zu werden.


Theros ist voll von Karten, die unglaublich beeindruckend klingen, insbesondere, wenn man sie in eine geeignete Umgebung setzt. Ich nenne das mal das „Phänomen Vexing Devil“. Beispiele wären neben Fleecemane Lion oder Daxos of Meletis natürlich insbesondere die fünf Götter.

Nun sind alle der hier genannten Karten tatsächlich so gut, dass sie zumindest ansatzweise gespielt werden können (und auch werden) – lasst euch da nichts anderes erzählen. Trotzdem müssen wir uns gerade bei den Göttern von irgendwelchen Märchenszenarien verabschieden. Devotion 5 ist im Constructed durchaus eine Ansage und wird von den meisten Decks nicht mal einfach so nebenbei erreicht. Das gilt erst recht, wenn man gegen ein Deck spielt, was mehr als einen Removalspell pro Partie auffährt. Insofern kann man diese Superstars meines Erachtens nur auf drei möglichen Wegen sinnvoll nutzen:

1) Superdevotion – Soll heißen, es wird wirklich alles daran gesetzt, auf die fünf benötigten Farbsymbole zu kommen. Allerdings bedeutet das in den allermeisten Fällen ein Zurückgreifen auf suboptimale Karten, wie zum Beispiel dieses Thassa-Deck immer wieder anschaulich verdeutlicht:


21 Island
2 Mutavault

4 Claustrophobia
3 Jace, Architect of Thought
3 Disperse


4 Cloudfin Raptor
4 Thassa, God of the Sea
4 Tidebinder Mage
4 Nightveil Specter
4 Judge's Familiar
4 Frostburn Weird
3 Master of Waves
3 Omenspeaker


Interessanterweise ist das Gebilde trotzdem erstaunlich konkurrenzfähig, was hauptsächlich daran liegt, dass es mit Master of Waves noch eine zweite Karte enthält, die extrem von Devotion profitiert und zeitgleich diverse Decks vor nicht unerhebliche Probleme stellt. Unsere Götterdecks sollten also im Idealfall noch weiteren Nutzen aus der Devotion ziehen.

2) Zerodevotion – Man spielt den Gott eher als Idee, denn als Verkörperung. Soll heißen, man geht davon aus, nur selten die Devotion zu erreichen, der Effekt des reinen, unzerstörbaren Verzauberungsartefaktes ist aber so stark, dass dies egal ist. Leider dürfte das nur sehr begrenzt auf die aktuellen Götter zutreffen, deren Fähigkeiten im nichtlebenden Zustand wohl nicht stark genug für die Manakosten sein dürften. Em ehesten sehe ich noch Erebos, God of the Dead als Sideboardkarte aggressiver Haufen gegen Decks mit viel Lifegain.

3) Zerosuperdevotion – Oder auch die Kombination aus 1) und 2). Man spielt also einen Gott in der Hoffnung auf seine kämpfende Manifestation, zieht aber genug Nutzen aus seiner statischen und aktivierten Fähigkeit, um zumindest die Karte nicht gleich zerreißen zu wollen, wenn es mit der Hingabe nicht so funktioniert. Ein typisches Beispiel wäre Purphoros in folgendem Deck:


13 Mountain
1 Plains
2 Boros Guildgate
4 Sacred Foundry
4 Temple of Triumph

2 Assemble the Legion
2 Lightning Strike
4 Magma Jet
2 Warleader's Helix
1 Spear Of Heliod
2 Purphoros, God of the Forge
3 Chandra, Pyromaster
2 Mizzium Mortars


4 Ash Zealot
4 Boros Reckoner
4 Chandra's Phoenix
3 Frostburn Weird
3 Stormbreath Dragon

Sideboard:

1 Assemble the Legion
2 Burning Earth
2 Chained to the Rocks
2 Wear
2 Elspeth, Sun's Champion
3 Anger of the Gods
2 Glare of Heresy
1 Mizzium Mortars


Klar ist ein dicker, unzerstörbarer Dude auch in diesem Deck nett (und zwischen Ash Zealot, Boros Reckoner und Konsorten auch halbwegs zuverlässig zu erreichen), aber selbst ohne gibt es noch die Synergie mit Assemble the Legion als relevantes Argument.

Ich behandle das so ausführlich, damit ihr gleich besser versteht, auf welche Probleme ich mit meinen heutigen Decks gestoßen bin. Ja, das sind Decks im Plural. Ihnen gemein ist der Ausgangspunkt:


Dass ich gerade den schwarzen Gott gewählt habe, liegt – neben den bekannten Vorteilen der Farbe in Sachen Style – hauptsächlich daran:

Er verlangt vielleicht das meiste Nachdenken, da seine Stärken nicht so offensichtlich sind.
Es gibt weitere Devotionkarten in Schwarz, die eine massive Fokussierung unterstützen.
Mit meiner Lieblingskarte aus M14Dark Prophecy – haben wir den perfekten Untersützer.
Er ist vergleichsweise günstig in der Anschaffung.

Schauen wir zunächst auf seine Fähigkeiten:

„Your opponents can't gain life.“

Das wäre zu Thragtusk-Zeiten doch mal nett gewesen … Heutzutage ist es nicht gerade egal, aber doch deutlich weniger relevant. Die wichtigsten Karten, um Lebenspunkte dazuzuerhalten, dürften wohl Scavenging Ooze, Sphinx's Revelation und Warleader's Helix sein. Nicht gerade die große Masse, aber immerhin. Weiterhin zu beachten ist, dass es einige Decks nicht so wahnsinnig interessiert, ob der Gegner bei fünf, 15 oder 35 Lebenspunkten ist. Bauten wir etwa ein schwarzes Kontrolldeck, wäre dieser Teil des Erebos fast vollständig verschenkt.


Deswegen verschieben wir das doch auf später und hauen lieber ordentlich zu:


4 Mutavault
19 Swamp

4 Thoughtseize
2 Doom Blade
2 Hero's Downfall


4 Lifebane Zombie
4 Rakdos Shred-Freak
4 Tormented Hero
2 Gray Merchant of Asphodel
2 Erebos, God of the Dead
4 Rakdos Cackler
3 Desecration Demon
3 Mogis's Marauder
3 Blood Scrivener


Dieses Deck ist eigentlich nichts anderes als ein schnödes schwarzes Kreaturendeck. Mit einigen Extras natürlich. Zunächst wäre da Thoughtseize und somit eine Karte, die es bis ins Legacy geschafft hat. Discardspells sind immer dann am besten, wenn sie mit Druck gepaart daherkommen, weil dieser dafür sorgt, dass der Gegner nur wenig Zeit hat, um sich von oben erneut die benötigten Karten zu ziehen.

Als Nächstes hätten wir gleich acht 1-Mana-Kreaturen, die für zwei zuschlagen. Und dann ist da noch die Devotion. Erebos ist – wie der Name schon suggeriert – der Boss, da man doch verhältnismäßig zuverlässig auf die magischen fünf Totenköpfe kommt. Falls nicht, bedeutet das mit hoher Wahrscheinlichkeit einen langsamen Gegner, was wiederum die aktivierte Fähigkeit extrem stark macht. Zusätzlich zum Gott gibt es noch zwei weitere Jungs, die mich ziemlich überzeugt haben: Mogis's Marauder und der Gray Merchant of Asphodel. Beide sind insbesondere dann stark, wenn das Board ein wenig gestallt ist und sich wenig bewegt.

Interessanterweise kommt das sogar fast komplett ohne schlechte Karten aus, selbst Rakdos Shred-Freak ist anständig. Dass es trotzdem nicht zu mehr als dem Prädikat „anständig“ reicht, liegt hauptsächlich am Removal. Doom Blade trifft leider nicht alle Kreaturen, die einem so vorgesetzt werden können, und Hero's Downfall ist ganz schön teuer. Mehrere Spiele habe ich deswegen verloren, als mein Gegner mir eine hartnäckige Kreatur hinsetzen konnte. Trotzdem sehe ich in diesem Deck durchaus Potenzial, zumal es mit Mutavault, Lifebane Zombie und Desecration Demon noch weitere Karten auffährt, die zu den Besten gehören, was das Format so zu bieten hat.

Im Sideboard könnte man neben den üblichen Verdächtigen übrigens Xathrid Necromancer eine Chance geben, da zumindest einige der eigenen Männer recht menschlich sind.


Mein nächster Versuch beschäftigte sich dann mit der eben schon angesprochenen aktivierten Fähigkeit von Erebos: Kartenziehen für Leben (und Mana). Hierfür braucht es natürlich an erster Stelle Lebenspunkte, zum Glück seit Urzeiten eine Spezialität von Schwarz …


1 Nykthos, Shrine to Nyx
4 Mutavault
20 Swamp

4 Lifebane Zombie
2 Erebos, God of the Dead
4 Gray Merchant of Asphodel
1 Abhorrent Overlord


3 Underworld Connections
1 Ultimate Price
2 Doom Blade
3 Hero's Downfall
2 Thoughtseize
1 Whip of Erebos
3 Liliana of the Dark Realms
4 Devour Flesh
3 Corrupt
2 Ratchet Bomb


Monoschwarze Kontrolle! Yeah!

Im Ernst, ich denke, dass die schwarzen Karten so stark sind wie schon lange nicht mehr. Theoretisch wäre sogar ein kleiner Splash denkbar, mit Liliana erst recht, aber irgendwie habe ich noch nicht so richtig die Karte gefunden, für die es sich lohnt. Rakdos's Return wäre eine Option, aber da fehlen mir so ein wenig die passenden Tempel. Wie auch immer, der Plan, mit unendlich Removal um sich zu werfen und dann mittels Underworld Connections und Erebos Kartenvorteil zu erwirtschaften, hat etwas für sich. Mit insgesamt sieben Effekten, die in höheren Dimensionen Leben vom gegnerischen auf unser Konto verlagern, kann man dies sogar beliebig weit treiben.

Womöglich müsste Desecration Demon noch irgendwie einen Platz in diesem Deck finden, allerdings ist die 4-Mana-Zone bereits überfüllt. Der Vorteil daran, kontrollig zu sein, liegt zum einen darin, dass man so viel Removal spielen kann, dass schon irgendwann das richtige dabei sein wird und zum anderen darin, dass man mit den Connections und Liliana zwei Karten ins Deck bekommt, die für Devotion sorgen und nicht von simplem Removal abgestellt werden können. Gegen Kontrolle ist man mit diesem Maindeck natürlich sehr darauf angewiesen, Underworld Connections, Erebos oder Liliana ins Spiel zu bekommen und sie auch eine Weile dort zu halten. Dafür bietet es sich an, eins der beiden Thoughtseizes zu ziehen.

Entsprechend braucht das Sideboard weitere dieser billigen Herausforderungen, um den Gegner zu beschäftigen. Auch die eine oder andere Pithing Needle sollte ihren wohlverdienten Platz auf der Ersatzbank einnehmen, um gegen die diversen Planeswalker und Ætherling gewappnet zu sein.


Nachdem wir jetzt zweimal dunkelschwarz unterwegs waren, fällt unser letztes Deck der Woche in die Rubrik der Zweifarbigkeit. Kurioserweise spielt gerade dieses die schwärzeste aller Standardkarten:


Während die Vorteile von Dark Prophecy im Zusammenhang mit Devotion auf der Hand liegen, gibt es zwei Probleme beim Deckbau mit dieser Karte:

1)

Keine sinnvollen Möglichkeiten, Kreaturen zu opfern. Die beiden besten sind Cartel Aristocrat und Bubbling Cauldron. Leider sind dies auch so ein wenig die beiden einzigen. Der Cauldron verlangt zudem unbedingt nach der Hexe und ihrem Getier, damit man zumindest manchmal das Gefühl bekommt, etwas Sinnvolles zu tun.

2)

Nichts, was gern geopfert wird. In meinem letzten Deck um Dark Prophecy gab es nicht nur Undying, sondern dazu noch Gravecrawler, sodass sich das langsam, aber sicher wirklich gelohnt hat. Aktuell ist vermutlich Xathrid Necromancer das Optimum, was uns wiederum extrem beim Deckbau einschränkt.

Zum Glück ist nicht alles schlecht. In Theros gibt es gleich mehrere Karten, die wie geschaffen erscheinen, um in ein solches Deck gepackt zu werden. Erebos selbst steuert zum Beispiel seine Peitsche bei:


Diese verleiht zunächst die superwichtige Fähigkeit Lifelink, die sowohl den Lebenspunkteverlust von Dark Prophecy als auch das habgierige Bezahlen der aktivierten Fähigkeit vom ollen Erebos selbst ausgleichen kann. Damit nicht genug, recycelt die Peitsche auch direkt alle Festering Newts, sodass man problemlos über Kessel und Getier mehr als 20 Schadenspunkte machen kann. Mehr sind dabei dank Erebos oft gar nicht nötig.


4 Orzhov Guildgate
4 Plains
8 Swamp
4 Temple of Silence
4 Godless Shrine

2 Orzhov Charm
4 Bubbling Cauldron
3 Dark Prophecy
4 Thoughtseize
2 Whip of Erebos


4 Lifebane Zombie
2 Erebos, God of the Dead
2 Bogbrew Witch
2 Sin Collector
3 Obzedat, Ghost Council
4 Festering Newt
4 Cartel Aristocrat


Überzeugend ist hier insbesondere Orzhov Charm als Removal, immer gepaart mit der Option, Festering Newt erneut zu verblubbern. Das kleine Tierchen ist übrigens aktuell ziemlich beeindruckend, wenn es darum geht, offensive Decks zu stoppen. Zu guter Letzt gibt es noch die gute Peitsche/Obzedat-Kombination, die im Alleingang Spiele gewinnt. Insgesamt ist das Deck wirklich hübsch. Das Einzige, was mir noch nicht gefällt, ist die Aristokratin. Irgendwie fehlt der guten Dame nämlich abseits von Festering Newt der Gegenpart, sodass man sehr oft davon zehrt, dass der Gegner aus Tradition großen Respekt zeigt und alles daran setzt, die junge Dame umzuballern.

Wer also in den ersten Wochen des neuen Standards mal wirklich Spaß haben will, probiert es mit diesem Konstrukt. Ist wirklich deutlich besser, als es vielleicht aussieht. Die Steigerung käme dann übrigens noch in Form von Trading Post und/oder Angelic Accord

Aber wir müssen es ja auch nicht gleich übertreiben.

Vielleicht tun wir genau das beim nächsten Mal.

Bis dahin, möge Erebos euch den Weg weisen!
Der MiDi




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