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Casual
Trop belle poor toi
von Michael Diezel
30.05.2014

Eigentlich würde ich gern viel öfter in dieser Kolumne über Budgetdecks schreiben. Leider verhindert die Zusammensetzung des aktuellen Standardformats dies recht effektiv …


Wenn man nach Ursachen sucht, muss man nur auf die Länder in den erfolgreichen Decklisten schauen und findet schon eine Erklärung. Selbst zweifarbige Decks benötigen zwingend acht seltene und zum größten Teil bloß unter Einsatz nicht mehr unter Budget fallender Mittel erschwingliche Doppelländer, gern erweitert um die direkt noch viel weniger finanzierbaren Mutavault, Nykthos, Shrine to Nyx oder Mana Confluence. Natürlich geht Mehrfarbigkeit auch ohne, zum Beispiel mithilfe der Gildentore, allerdings muss man sich im Klaren darüber sein, dass diese in 99 % aller Decks (zu dem einen Prozent komme ich später) immer – und hier meine ich wirklich immer – schlechter sind als die entsprechenden Tempel. Hellsicht 1 mag vernachlässigbar aussehen und in manchen Situationen ist es das auch, aber ihr könnt euch sicher sein, dass der Unterschied mit erhöhter Anzahl gespielter Duelle immer stärker spürbar wird. Soll heißen, dass man zwar mehrfarbige Budgetdecks bauen kann, aber nicht sollte, wenn man tatsächlich regelmäßig vorhat, Spiele zu gewinnen.

Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass man einfarbig bleiben muss, um den Budgetgedanken aufrechtzuerhalten. Das wiederum heißt in den allermeisten Fällen auch, dass wir offensiv sein müssen, weil keine Farbe allein stark und vor allem flexibel genug ist, um sich der unterschiedlichen Bedrohungen der verschiedenen Gegner zu erwehren. Auch hier gilt wieder, dass es natürlich nicht per se ausgeschlossen ist, ein solches Deck zu bauen und damit auch Spiele zu gewinnen, sondern nur, dass es fast immer eine Version mit mehr teuren Karten gibt, die ähnlich ist, aber von ebendiesen massiv aufgewertet wird.


Ein Problem haben allerdings auch aggressive Decks im Bereich des Budgets und zwar Mutavault. Im Prinzip würden nahezu alle einfarbigen Aggrodecks davon profitieren, Ändergewölbe in ihre Manabasis aufzunehmen. Von der Farbstabilität ist es normalerweise problemlos zu verkraften und der eingebaute Schutz sowohl dagegen, zu viel Mana zu ziehen (da man in diesen Situationen mit Mutavault angreift), als auch dagegen, zu wenig Mana zu haben (da man inklusive Mutavault dann insgesamt mehr Länder ins Deck stecken kann), ist einfach superstark und man muss sich schon sehr viel Mühe geben, um einen realistischen Ansatz zu finden, bei dem es nicht automatisch falsch ist, auf dieses Land zu verzichten. Ich habe mir diese Mühe einmal gemacht und das ist dabei herausgekommen …

17-Land-White-Weenie

17 Plains

4 Soldier of the Pantheon
4 Precinct Captain
4 Daring Skyjek
4 Azorius Arrester
4 Loyal Pegasus
4 Dryad Militant
3 Imposing Sovereign
4 Boros Elite
4 Judge's Familiar


4 Brave the Elements
4 Oppressive Rays

Sideboard:

1 Plains
4 Banisher Priest
4 Keening Apparition
3 Glare of Heresy
3 Ajani's Presence


Eine Möglichkeit besteht darin, einfach in Extreme zu gehen, etwa in dem man die Manakurve so weit senkt, dass man wirklich nie mehr als zwei Länder sehen will. In dieser Deckliste gibt es so 20 Kreaturen für ein Mana und 15 für zwei. Dazu acht Sprüche ebenfalls für eins. Dank dessen kann man die Länderanzahl stark drücken, was dazu führt, dass man im Laufe des (hoffentlich kurzen) Spiels spürbar mehr relevante Karten hat als der Gegner. Im Idealfall legen wir unsere Hand blitzschnell auf den Tisch und wirken dabei im Schnitt mehr als eine Karte pro Zug. Gleichzeitig hoffen wir, dass der Gegner genau damit nicht zurechtkommt und überrennen ihn einfach, wobei vereinzelte Blocker zwischen Azorius Arrester und Oppressive Rays abgestellt werden. Brave the Elements ist eine weitere exzellente Karte für diesen Ansatz, weil sie sehr oft wie ein finaler Feuerball für sechs oder mehr Schadenspunkte eingesetzt werden kann, indem man den eigenen Männern Schutz vor der verteidigenden Farbe verleiht und dadurch ungeblockt durchkommt – und das alles eben für nur ein Mana.

Das Hauptproblem bei diesem Ansatz ist das angesprochene Extrem. 17 Länder führen dann doch sehr häufig zu Starthänden mit wenigen bis gar keinen Ländern und so ein Mulligan verbessert das normalerweise nicht unbedingt. Somit steht immer das Risiko im Raum, ganze Duelle nicht mitspielen zu können, zumal auch ein Land oft zu wenig ist. Zwar können wir mit diesem vermutlich eine ganze Weile Sprüche wirken, diese werden aber in ihrer Stärke sehr schnell von den teureren Spells des Gegners deklassiert und schauen dann ziemlich nutzlos aus. Deswegen besteht ja auch der Plan darin, mehrere Karten pro Zug zu spielen.

Green Devotion

20 Forest

4 Kalonian Tusker
4 Elvish Mystic
4 Dryad Militant
2 Swordwise Centaur
4 Reverent Hunter
4 Slaughterhorn
4 Brushstrider
4 Burning-Tree Emissary
4 Experiment One


2 Setessan Tactics
4 Aspect of Hydra

Sideboard:

4 Unravel the Aether
4 Skylasher
2 Plummet
3 Ranger's Guile
2 Setessan Tactics


Eine andere Argumentation für ein einfarbiges Aggrodeck ohne Mutavault liegt in hohen Anforderungen an farbiges Mana. Soll heißen, wenn man extra viele billige Karten spielt, kann man an den Ländern sparen. Wenn jetzt aber die billigen Karten alle nicht mit farblosem Mana gewirkt werden können, hilft uns Mutavault da ja nicht weiter. Beim Blick auf dieses grüne Deck entdecken wir entsprechend Burning-Tree Emissary, Swordwise Centaur und Kalonian Tusker, die allesamt ausschließlich Bäume oben rechts zeigen. Hinzu kommt, dass natürlich auch mehrere Karten für ein Mana letztendlich immer und ausschließlich farbiges Mana benötigen. Erhöhen wir also deren Anzahl, sinkt automatisch das Verlangen nach Mutavault.

Ansonsten ist dieses Deck ähnlich aufgebaut wie das weiße zuvor, wenn auch nicht ganz so extrem. Statt billigen Kreaturenausschaltern findet man billige Kampftricks, wobei ich kurz ein Loblied auf Setessan Tactics singen möchte, die in immer mehr meiner grünen Decks auftauchen, zunehmend auch im Maindeck. Klar ist die Karte furchtbar gegen Kreaturenzerstörer oder kreaturlose Decks, dafür gewinnt sie aber auch mal einen Kampf zweier Kreaturendecks im Alleingang.

Dark Prophecy

24 Swamp

4 Tormented Hero
4 Mogis's Marauder
4 Rakdos Cackler
4 Gray Merchant of Asphodel
4 Gnarled Scarhide
4 Torment's Herald
4 Thrill-Kill Assassin


2 Ultimate Price
3 Dark Prophecy
3 Bile Blight

Sideboard:

3 Gift of Orzhova
4 Xathrid Necromancer
4 Duress
3 Doom Blade
1 Ultimate Price


Dark Prophecy ist eine weitere Karte, die so viel farbiges Mana benötigt, dass jedes Land, welches dieses nicht zur Verfügung stellen kann, eine Gefahr darstellt. Nun ist diese schwarze Verzauberung keine Karte, die man einfach mal so spielen kann, sondern sie verlangt nach jeder Menge Aufmerksamkeit, um ihr zweifellos vohandenes Potenzial auszuschöpfen. Opfereffekte sowie Kreaturen, die sich gern für eine solche Opferung hergeben, stechen dabei ins Auge, beides nichts, was in diesem Format sonderlich leicht zu finden ist. Deshalb habe ich mich auch auf eine andere, weniger subtile, dafür umso wirkungsvollere Kombination beschränkt:


Okay, das ist vielleicht keine Kombination im herkömmlichen Sinn, aber beide Karten arbeiten auf verschiedene Weise so gut zusammen, dass ich es zumindest einmal herausstellen wollte. Wer will, kann ansonsten auch das legendäre Triumvirat um Hexe, Kessel und Eidechse integrieren, welches in keinem Deck so stark sein wird wie in diesem.

Maze's End

2 Izzet Guildgate
2 Gruul Guildgate
2 Azorius Guildgate
2 Boros Guildgate
2 Dimir Guildgate
2 Golgari Guildgate
4 Maze's End
2 Orzhov Guildgate
2 Rakdos Guildgate
2 Selesnya Guildgate
4 Simic Guildgate

3 Gatecreeper Vine
2 Saruli Gatekeepers


4 Riot Control
4 Dictate of Kruphix
4 Fog
4 Defend the Hearth
4 Druid's Deliverance
2 Cyclonic Rift
3 Ætherize
1 Elixir of Immortality
3 Urban Evolution

Sideboard:

4 Notion Thief
4 Crackling Perimeter
4 Nyx-Fleece Ram
2 Saruli Gatekeepers
1 Elixir of Immortality


Hier seht ihr jetzt das 1-Prozent-Deck, in dem Guildgates offensichtlich klar besser sind als Tempel. Sie gewinnen nämlich sogar Spiele! Mit Dictate of Kruphix haben Fog-Decks endlich den zwingend notwendigen Kartenzieheffekt erhalten, dessen eigentliche Symmetrie dadurch gebrochen wird, dass jede Kreatur, die nichts anderes macht, als anzugreifen, total egal ist. Leider (oder zum Glück – das ist Geschmackssache) gibt es noch immer jede Menge Einzelkarten, mit denen dieser Ansatz Probleme hat.

Gray Merchant of Asphodel oder Eidolon of the Great Revel etwa wären so richtig harte Gegner, aber auch so etwas Profanes wie Dissolve kann schon zu ziemlichen Schwierigkeiten führen. Trotzdem scheint es unter euch ja Anhänger des Nebel-Decks zu geben und für diese noch einmal der wichtigste aller Hinweise: Dictate of Kruphix ist superstark in diesem Deck.

Zusammenfassend kann man mitnehmen, dass es sehr schwer ist, wirklich gute Budgetdecks in diesem Format zu bauen, die nicht mindestens eine Karte (Mutavault) wirklich vermissen. Entsprechend müsst ihr dann doch zumindest etwas investieren … oder Daumen drückend auf die Rotation im Herbst warten.

Ich drücke mit!
Der MiDi




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