Damit herzlich willkommen zu meinem Comeback nach mehreren Wochen Schreibarbeit für die Wissenschaft. Es hat sich ja eine Menge getan, liebe Freunde von Splinter Twin und Summer Bloom. So gibt es direkt ein paar hundert neue Karten, die – anders als bei der Rückkehr nach Zendikar – gleich mehrere Formate durcheinanderwirbeln werden. Entsprechend zahlreich sind die Einzelkarten, die man gerne ausprobieren möchte. Habe ich auch getan und heute seht ihr die ersten Früchte. Wie immer steigt man am besten mit einem Deck ein, das in jedem Standardformat funktioniert: Monorot.
Nun ja, ich verspreche euch, dieses Monorot ist ein wenig … anders. Es enthält nämlich nicht nur die wahrscheinliche beste Karte des neuen Sets – Thought-Knot Seer (kurz TKS) –, sondern auch gleich noch 22 (!) weitere Karten aus Oath of the Gatewatch. Und da sprechen wir nur vom Maindeck.
Damit das funktioniert, müssen direkt die Karten ran, die wahrscheinlich am seltsamsten aussehen, weil oben rechts ein Symbol auftaucht, das es dort in all den Magic-Jahren noch nie gab:
Damit man beim heimischen Twitch-Vergnügen der anstehenden Pro Tour dies auch möglichst oft in Aktion erlebt, gibt es jede Menge Kreaturen, die so gut sind, dass man wirklich stark versucht ist, farbloses Mana in den Kampf zu führen:
Das Triumvirat des Grauens dürfte die Basis für die meisten dieser Decks bilden, da Reshaper und Smasher echt gute Magic-Karten sind und Thought-Knot Seer einfach nur lächerlich ist. Beachtet den feinen Unterschied: Während ich davon ausgehe, dass TKS in wirklich jedem Deck auftauchen wird, das irgendwie in die entsprechende Richtung geht, bin ich bei den beiden anderen etwas skeptischer. Ja, im heutigen Deck wird sogar einer der Eldrazi fehlen. Wer und warum, dazu später mehr. Neben diesen drei Kameraden gibt es noch einige weitere, durchaus spielbare Kreaturen mit dem neuen Symbol, aber diese dürften alle deutlich situativer zu betrachten sein.
Ein weiterer Punkt wird deutlich, wenn man die drei Karten als Basis ansieht: Das Ganze benötigt noch irgendwie Hilfe. Wie schon gesagt, TKS ist ein wirklich gutes Argument, die beiden anderen nett, aber nicht auf dem selben Niveau. Das ist wichtig, wenn wir uns etablierte Decks anschauen, die doch eine ganze Menge alberner Karten kombinieren. Wenn wir beispielsweise TKS als das Siege Rhino der Farbkombination ansehen, sind Anafenza, the Foremost und Gideon, Ally of Zendikar als Einzelkarten stärker zu beurteilen als Matter Reshaper oder Reality Smasher – immer im Vakuum betrachtet. Je weiter man dann nach unten geht, desto deutlicher werden die Unterschiede in der Qualität. Ich meine, es gab da ernsthaft erste Decks mit Sludge Crawler. Stellt dem mal Warden of the First Tree als Option gegenüber und ihr seht, was ich meine.
Nun ist es zum Glück aber so, dass wir eben nicht im Vakuum arbeiten, sondern zusätzliche Synergien einbauen können. Das beispielhafte Abzan-Deck etwa hat in dieser Hinsicht kaum etwas zu bieten. Außer rohe Kartenqualität. Bei den farblosen Karten sieht das ein wenig anders aus:
Barrage Tyrant Conduit of Ruin Dominator Drone Dust Stalker Eldrazi Aggressor Eldrazi Mimic Flayer Drone Forerunner of Slaughter From Beyond Ghostfire Blade Gruesome Slaughter Herald of Kozilek Kozilek's Sentinel Reaver Drone Ruination Guide Sky Scourer Tide Drifter Titan's Presence Vile Aggregate
Wenn ich nichts übersehen habe, ist dies die Liste an relevanten Karten, auf denen mehr oder weniger draufsteht, dass sie gut mit farblosen Kreaturen zusammenarbeiten. Sieht auf den ersten Blick beeindruckender aus, als sie in Wirklichkeit ist, da einige Vertreter wirklich nur mit viel gutem Willen dabei sind. Wirklich lecker sind lediglich …
Eldrazi Mimic und Ghostfire Blade können als beliebig bezahlbare Karten automatisch in jedem farblosen Deck gespielt werden. Beim Rest gibt es eine blaue, eine rote, eine blau-rote und zwei schwarz-rote Optionen, sodass es nicht überraschen dürfte, dass die bisherigen Versuche meiner Schreiberkollegen auch fast alle in diese Farbkombination fielen. Das Problem ist … ich mag das nicht. Okay, meine persönlichen Vorlieben mal außer Acht gelassen gibt es auch ein paar Argumente:
Das Mana ist furchtbar. Es gibt ja nicht einmal Sulfurous Springs im Format, die es aufhübschen würden. Das ist besonders schlecht, wenn man bedenkt, dass die vielleicht wichtigste Addition – Forerunner of Slaughter – schon im zweiten Zug beide Farben benötigt. Damit das funktioniert, muss bei der Manabasis ganz ordentlich gearbeitet werden und natürlich gibt es dabei Qualitätsverluste.
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Aus dramaturgischen Gründen habe ich noch ein paar Karten außen vor gelassen, die man durchaus als Argumente für ein hauptsächlich farbloses Deck heranziehen kann:
Länder mit Bonuseffekt spielen zu können, ist einer der unterschätztesten Aspekte im gesamten Spiel. Schaut zur Bestätigung nur mal auf die diversen Kreaturenländer. Während man diese nun gerade nicht spielen kann, sind die farblosen Alternativen auch nicht gerade von schlechten Eltern.
Insbesondere Sea Gate Wreckage hat mich überzeugt. Hand leer spielen und weiter geht's. Ich denke, diese Karte dürfte in verschiedenen Decks auftauchen und ist einer der Gründe mit einer größeren Anzahl farblosen Manas zu hantieren.
Ebenfalls eine positive Überraschung war Ruins of Oran-Rief. Ein vergleichsweise milder Effekt, der aber überraschend häufig zum Einsatz kommt und dann doch einen ziemlichen Unterschied macht. Insbesondere natürlich mit Hangarback Walker.
Mirrorpool fand ich hingegen ein wenig enttäuschend. Klar, gibt es Momente, wo das gut sein kann, aber in den wichtigsten Situationen – wenn man keinen Sprit mehr im Tank hat – lässt es uns im Stich. Klar kann man dann direkt mal einen TKS ziehen und kopieren; wenn man das nicht tut, ist es aber auch schon wieder blöd. Deshalb: Sea Gate Wreckage und für die zeitige Anwendung die Ruinen.
Um die angesprochenen Länder voll nutzen zu können, sollte man allerdings bei einer Farbe bleiben beziehungsweise zumindest eine verfeindete Kombination suchen, um die passenden Painlands gewinnbringend einsetzen zu können. Unsere Liste lässt uns hier die Möglichkeit für Blau, Rot und Blau-Rot, wobei ich Letzteres recht schnell ausgeschlossen habe, vielleicht ein wenig zu schnell, weil dieser Herald of Kozilek wirklich ganz schön gut passt. Bei den anderen Farben habe ich mich letztendlich für Rot entschieden und zwar aus zwei Gründen:
Pia und Kiran gehören nicht nur zu den besten Einzelkarten des Formats, sondern machen auch direkt unser Argument Nummer 1 noch einmal viel besser. Meines Erachtens kommt man nur auf diesem Weg auf die richtige Mischung von guten Einzelkarten und kleineren Synergien, die etwa die schwarzen oder schwarz-roten Versionen vermissen lassen.
Klar, Bearer of Silence ist eine solide Karte für den Schwarzmagier, aber auch bei Rot gibt es noch mehr, nämlich Eldrazi Obligator. Ich erwarte ja ein Format, wo man sich die Klöpse nur so um die Ohren haut, und da ist so eine Kreatur mit eingebautem Threaten der beste Weg, um das Race schnell und unspektakulär zu gewinnen. Zudem sieht sie nicht so armselig gegen Hangarback Walker aus wie der Opfereffekt des schwarzen Pendants.
Diese Eigenheiten des Formats will ich auch als Begründung dafür anführen, dass Matter Reshaper nicht mitspielen darf. Den finde ich wirklich gut, aber nicht zwingend in diesem Format und Deck. 3/2 ist einfach eine ziemlich unglückliche Größe gegen die ganzen 4/4er, 4/5er oder auch nur einen Hangarback Walker mit zwei Marken, sodass der Body kaum wirklich zählt. Zudem laufen wir mit diesem Deck kaum Gefahr, quantitative Probleme mit Karten zu bekommen, dafür sorgen schon unsere Spezialländer. Dadurch fällt aber das Beste am Reshaper weg. Wie gesagt, sollte sich das Format anders gestalten, wäre er sofort wieder dabei, aber gerade in den ersten Wochen rechne ich mit einer Invasion der Eldrazi – groß und nicht ganz so groß – und da ist er längst nicht so beeindruckend wie die Alternativen.
Ein letzter Punkt für die Auswahl der 3-Mana-Kreaturen findet sich dann ironischerweise im 2-Mana-Bereich: Hedron Crawler. Was das ist? Der zweitbeste 2-Drop für Eldrazi-Decks! Und zwar für mehr, als man denkt. Sämtliche Alternativen sind entweder farbig oder gehen vom optimalen Verlauf aus – Hedron Crawler sorgt für ebendiesen. Insbesondere, wenn man davon ausgeht (was ich tue), dass es unter anderem darum gehen wird, zuerst diesen TKS zu legen – mit Hedron Crawler gewinnt man immer. Kann man aber erwarten, dass man zu einem gewissen Teil der Spiele den dritten Zug in der Manakurve einfach überspringt, braucht man logischerweise auch nicht soviel Fokus auf diesen zu legen.
Damit sind wir auch schon im Bereich der Sprüche und damit bei Warping Wail. Ich habe mit vier davon angefangen, war enttäuscht, habe immer weiter gekürzt, bis null übrig waren. Dann kamen immer neue Situationen auf, in denen ich mir das Ding gewünscht habe und so ging es zurück, bis am Ende wieder vier Exemplare mitspielen durften. Im Idealfall hat man hier das Removal für wichtige Problemkreaturen wie Jace, Vryn's Prodigy oder Hangarback Walker oder den Counter für den Random Wrath of God, Painful Truths oder Nissa's Renewal.
Aber, das wusste jeder, dass die Karte gut ist, wenn das funktioniert. Interessanterweise wusste aber auch der dritte Modus mehr und mehr zu überzeugen:
Manabeschleunigung von zwei auf vier (siehe Hedron Crawler)
nicht schlimm, auch mal eine billige Karte zu spielen, die vergleichsweise wenig macht (dank Sea Gate Wreckage und Konsorten)
Wenn Warping Wail das ganze Kleinzeug abdeckt, können sich die anderen Sprüche ja um das größere Getier kümmern. Allererster Kandidat ist dabei natürlich Roast.
Roast ist wirklich eine phantastische Karte, wenn nicht dieser klitzekleine Makel wäre: Wenn Roast einmal nichts macht, kann das richtig Probleme bereiten. Insbesondere in Control-Matchups versauert es auf der Hand. Kein Problem, eine tote Karte hält man schon mal aus … Denkt ihr! Unser Hauptplan im Ressourcenkrieg ist aber Sea Gate Wreckage – und die wird nicht unbedingt besser, wenn man gezwungen ist, Rösten auf der Hand zu halten. Aktuell gehe ich dennoch davon aus, dass es spürbar mehr Decks geben wird, gegen die Roast super und nicht tot ist, weswegen aktuell drei (plus eins im Sideboard) mitmachen dürfen.
Die letzten Plätze gingen schließlich an den Doppelpack Exquisite Firecraft. Die ist nicht nur besonders wirkungsvoll gegen TKS, sondern eben auch manchmal gegen den Gegner, der die Karte weder richtig kommen sieht noch umspielen kann. Trotzdem bin ich mir ziemlich sicher, dass das Nicht-Kreaturen-Segment ein Bereich ist, wo bestimmt noch gearbeitet werden kann.
4 Hangarback Walker 4 Thought-Knot Seer 4 Pia and Kiran Nalaar 4 Hedron Crawler 4 Reality Smasher 4 Vile Aggregate 2 Eldrazi Obligator
2 Exquisite Firecraft 4 Warping Wail 3 Roast
4 Foundry of the Consuls 8 Mountain 4 Sea Gate Wreckage 4 Ruins of Oran-Rief 3 Shivan Reef 2 Battlefield Forge
Das ist also das Prachtstück. Ich denke, es hat schon viele wichtige Überlegungen umgesetzt, ist aber bestimmt noch ein gutes Stück weg vom Optimum, so es denn ein solches überhaupt gibt. Wie gesgat bin ich mir besonders bei den Sprüchen unsicher – und bei den Ländern. Zu gern würde ich noch den einen oder anderen Mirrorpool einbauen, ich traue mich jedoch nicht, die Anzahl roter Manaquellen weiter zu reduzieren, weil die Nalaars ja Doppelrot benötigen. Gut vorstellbar wäre auch das 26. Land, aber wir spielen halt immer noch das Midrangedeck mit vier Manakrabblern …
Kommen wir zum Sideboard, was in der aktuellen Phase der Saison eine echte Herausforderung darstellt, da man natürlich so ziemlich gar keine Ahnung hat, was einem so vorgesetzt wird. Prinzipiell habe ich vor drei Sachen Respekt gewonnen:
1.
Dicke Flieger. Wobei dick hier sehr weit zu fassen ist und insbesondere auch Mantis Rider einschließt. Klar spielt den vermutlich erst mal keiner, aber wenn doch, hat man ein Problem. Rot fehlen ein wenig die Antworten, die vielleicht beste dürfte in Form von Spatial Contortion aus dem farblosen Spektrum kommen. Wobei, so viel flexibler als Rending Volley ist das Ding dann auch nicht. Selbst Fiery Impulse ist eine Option, schlicht wegen der Flexibilität. Zugegeben, als Antwort auf Mantis Rider ist das Ding gewagt, aber besser als nichts und dafür dann auch noch in anderen Matchups zu gebrauchen.
2.
Aggrodecks. Harte Aggrodecks gab es bisher eigentlich nur in Rot mit der Kombo um Become Immense und Temur Battle Rage. Inwiefern sich das ändert, sei dahingestellt, so oder so dürften die gerade angesprochenen Impulse hilfreich sein. Da ich zudem von verschiedenen Inkarnationen spielsteinbasierter Strategien mit Farben aus dem Abzan-Spektrum rechne, dürfen zudem zwei Seismic Ruptures mitmachen, die mir besser gefallen als vergleichbare Alternativen wie Kozilek's Return, da sie im Bedarfsfall unsere Thopter lebenlassen.
3.
Decks, die noch eins drüber gehen. Dazu gehören sowohl die Kontrolldecks als auch die diversen Ramp-Strategien. Erstere sind nervig, da wir als Midrangedeck jede Menge Karten spielen, die ziemlich blöd gegen Kontermagie aussehen. Sea Gate Wreckage ist hier zwar eine Ansage; da die meisten dieser Kontrolldecks jedoch recht schnell den Random Drachen oder so hinlegen, um das Spiel einzutüten, löst es das Problem aber nicht alleine. Aktuell helfen nach dem Boarden Outpost Sieges, die schon in den vergangenen Monaten durchaus eine Herausforderung für die Kontrollmagier darstellten.
Die Rampdecks auf der anderen Seite kann man zwar problemlos überrennen, dafür muss der Draw aber auch stimmen. In Sachen Disruption werfen wir bestenfalls ein Warping Wail ein oder treffen mal so richtig mit TKS, aber Gänsehaut erzeugt das im Normalfall nicht. Mein erster Gedanke war, hier mit Crumble to Dust zu arbeiten, das – gerade auch beschleunigt – ausreichend Zeit erkauft, um mit unseren Klöpsen den Sack zuzumachen. In der Praxis hat sich das noch nicht wirklich bewährt, sodass ich kurz davor bin, mit weiteren Threaten-Effekten zu arbeiten, die völlig unspektakulär ganze Spiele gewinnen können, allerdings oft nur, wenn der Gegner mitspielt – was zumindest die guten nach einer gewissen Zeit nur noch selten tun. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es noch einen dritten Weg gibt, nur habe ich den noch nicht gefunden. So bleibt es bei diesen fünfzehn auf der Ersatzbank:
Damit habe ich euch hoffentlich einen etwas anderen ersten Eindruck in die Welt der farblosen Midrange-Kreaturen verschafft. Überaus amüsant übrigens, wobei ich das auch dem Reiz des Neuen zuschreibe. Ich denke, in einiger Zeit werden wir die Wochen zählen, bis der TKS endlich das Format verlässt. Diese Karte ist nämlich nicht nur extrem stark, sondern auch ziemlich schnell unlustig. Aber bis dahin solltet ihr das gute Gefühl noch genießen.