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Cola und Schokolade - GP Heidelberg Report
von Andreas "Zeromant" Pischner
04.03.2002

Zwei Tage Magic. Wenig Schlaf. Über tausend Magic-Spieler auf einem Haufen. Ungesunde Ernährung. Jede Menge Spaß.


Kurz gesagt: Grand Prix Heidelberg!

Ein klassischer Turnierbericht beginnt mit der Anreise: Ich fuhr zusammen mit meinen Team-Kollegen Claudia Loroff & Peer Kröger, den Level-3-Judges Matthias Nagy & Lutz Hoffmann, sowie Kristian Kockott von der Berlin Magic Foundation im Zug von Berlin nach Heidelberg.

Oder auch nicht.

Diejenigen unter Euch, die gerne der Schadenfreude frönen, mögen sich Folgendes vorstellen: Den ICE nach Frankfurt, der an Gleis 6 am Bahnhof Berlin-Spandau steht. Eine Durchsage über Lautsprecher, welche die Abfahrt des Zuges und das Schließen der Türen verkündet. Mich, Tüten und Taschen schleppend, wie ich atemlos von Gleis 4 heranstürme, mit letzter Kraft "Halt" brülle und dem Schaffner zuwinke. Den Schaffner, wie er freundlich zurückwinkt, und in den Zug einsteigt. Mich wiederum, wie ich die erste Tür erreiche, und immer und immer wieder den Tür-öffnen-Knopf drücke. EIne Minute, die verstreicht, ohne dass die Tür sich öffnet. Schließlich den Zug, der abfährt, meine Reisegruppe und meinen Fahrschein mit sich nimmt und mich völlig außer Atem und verzweifelt zurücklässt.

Wusste ich doch, dass Euch dass gefällt!

Glücklicherweise hatte die Geschichte ein Happy End: Es gab noch genau einen späteren Zug, mit dem ich rechtzeitig nach Heidelberg gelangte, und nach einigen Telefonaten durfte ich ihn dann auch benutzen, ohne einen weiteren Fahrschein kaufen zu müssen. Allerdings musste ich so sechs Stunden alleine Zug fahren - gut, dass ich die Komplettausgabe des "Herrn der Ringe" auf Englisch dabeihatte!

Ich war also schließlich doch am Samstag Morgen unter den 879 - in Worten achthundertneunundsiebzig! - Teilnehmern, die erwartungsfroh ihre Odyssey-Turnier-Packung und die beiden Torment-Booster aufrissen, und ich gehörte zu den ca. sechs- bis siebenhundert Spielern, die mit dem, was sie fanden, nicht zufrieden sein konnten. Selbst wenn man zu denjenigen Glücklichen gehörte, die drei Byes besaßen (was ja bei mir der Fall war), benötigte man immer noch ein überdurchschnittlich gutes Deck, um die notwendigen 19 Punkte für den zweiten Tag einzufahren - um im 3:0 Bracket besser als 3:2 abzuschneiden, muss man schon das geeignete Material zur Verfügung haben.

Leider war das bei mir nicht der Fall:

Deck:

Arrogant Wurm7 Forest
5 Mountain
4 Swamp
1 Bog Wreckage
1 Shadowblood Ridge
1 Shadowblood Egg
1 Diligent Farmhand
1 Cartographer
1 Springing Tiger
1 Krosan Constrictor
1 Nantuko Calmer
1 Elephant Ambush
1 Arrogant Wurm
1 Dusk Imp
1 Gloomdrifter
1 Soul Scourge
1 Sengir Vampire
1 Morgue Theft
1 Afflict
1 Patriarch's Desire
1 Waste Away
1 Skeletal Scrying
1 Barbarian Lunatic
1 Dwarven Strike Force
1 Flame Burst
1 Fiery Temper
1 Acceptable Losses

Sideboard:
Abandoned Outpost, Nomad Stadium.
Tattoo Ward, Blessed Orator, Second Thoughts, Pilgrim of Justice, Pilgrim of Virtue, Ray of Distortion, Mystic Visionary, 2-mal Frantic Purification, Teroh's Faithful.
Coffin Purge, Zombie Cannibal, Frightcrawler, Cabal Ritual, Unhinge, Carrion Rats, Shade's Form, Putrid Imp, Mortiphobia.
Woodland Druid, Howling Gale, Chlorophant, Centaur Veteran, Acorn Harvest, Dwell on the Past.

Thought Nibbler, Rites of Refusal, Psionic Gift, Immobilizing Ink, Dematerialize, Cephalid Scout, Aboshan's Desire, Pulsating Illusion, Fervent Denial, Traumatize, Ghostly Wings, Deep Analysis, Skywing Aven, Coral Net, Cephalid Snitch.
Rites of Initiation, Pardic Swordsmith, Dwarven Grunt, Steam Vines, Enslaved Dwarf, Pardic Lancer, Flaming Gambit, Pitchstone Wall, Skullscorch.

Das Deck ist nicht schlecht - es hat ordentliche Kreaturen und ordentliches Removal. Die Kartenqualität wäre, in einem zweifarbigen Deck, leicht überdurchschnittlich. Für ein dreifarbiges jedoch, das Mana-Probleme fest einplanen kann, ist sie höchstens Durchschnitt. Außerdem fehlen echte Spoiler - Sengir Vampire und Arrogant Wurm sind stark, aber weit von der Auto-Win-Qualität eines Kamahl, Pit Fighter oder Laquatus's Champion entfernt.

Hätte ich dieses Deck in einem PTQ geöffnet, hätte ich zumindest ein wenig Hoffnung gehabt, mit Glück und Geschick ein 5:1:1 herauszuholen, auch wenn ein 5:2 wohl realistischer gewesen wäre.

Im Grand Prix jedoch musste ich versuchen, aus einer 3:0 Ausgangsposition heraus, also gegen die besten Decks/Spieler aus einem Feld mit 879 Leuten, 3:1:1 zu gehen - und da sah ich kaum Chancen.

Aber zuerst genoss ich die faule Untätigkeit, die drei Freilose mit sich bringen: Ich konnte in Ruhe einkaufen gehen (Schokolade und Cola...), das Feature-Match von Claudia gegen Dave Montreuil beobachten, und mich mit Zvi über die Zukunft von Netrunner unterhalten (Zvi hatte geplant, WotC die Rechte für dieses geniale, aber schwer zu vermarktende Spiel abzukaufen und es selbst herauszubringen). Bei dieser Gelegenheit warf Zvi auch einen Blick auf mein Deck: Für den Cartographer hätte er die Pitchstone Wall gespielt, aber ansonsten hätte er es genauso gebaut.

Zwischendurch fand ich auch noch Zeit für das eine oder andere Testspiel und konnte mir die Decks einiger anderer Spieler anschauen. In den Testspielen wurden meine schlimmsten Befürchtungen wahr - ich verlor gegen die schlechtesten Decks durch Color-Screw. Der Vergleich mit anderen Decks wiederum ergab, dass einige Leute es zwar geschafft hatten, einen noch deutlich schwächeren Karten-Pool als ich zu öffnen, die meisten jedoch bessere Decks hatten, als ich - entweder die gleiche Kartenqualität in zwei Farben, oder eine bessere in dreien, und in beiden Fällen bessere Spoiler.

So gegen 17 Uhr durfte ich dann endlich 'ran. Mein erster Gegner war Georg Sheljasov - ein sehr netter Spieler, und die Spiele gegen ihn haben sehr viel Spaß gemacht, aber einen kleinen Schönheitsfehler hatten sie: Ich spielte einfach nicht mit! Ich war zwar im ersten Spiel color-screwed und im zweiten mana-flooded, aber darauf kam es einfach nicht an, denn die beiden Spiele verliefen für Georg wie folgt (in der Erinnerung vielleich ein wenig, aber wirklich höchstens ein wenig!, idealisiert):

Erstes Spiel: Zweite Runde Werbear, dritte Runde Twigwalker, vierte Runde Aven Fisher, fünfte Runde Concentrate, sechste Runde Cephalid Looter + Aquamoeba, siebte Runde lootere nach Persuasion, werfe Basking Rootwalla ab, countere irgendetwas mit Circular Logic, achte Runde Persuasion.
Zweites Spiel: Zweite Runde Werebear, dritte Runde Cephalid Looter, vierte Runde Aven Fisher, fünfte Runde Aven Windreader, sechste Runde Hydropmorph Guardian, siebte Runde Krosan Constrictor, achte Runde Persuasion.

Nicht schlecht für'n Sealed Deck! Ich habe mir das Deck danach anschauen dürfen: Zweifarbig, nur gute Karten, mit Krosan Archer und einem weiteren Hydromorph Guardian im Sideboard, ohne dass ich ihm einen Vorwurf machen konnte... Himmel, wenn ich so ein Deck DRAFTE, bin ich zufrieden! Georg ist dann auch 7:1 gegangen, hat den zweiten Tag erreicht und ca. 400 Dollar gewonnen - Glückwunsch!

Nächste Runde geht es dann gegen Robert Karc, einen Tschechen. Robert spielt ohne Hüllen, und ich kann einige Karten deutlich unterscheiden, aber die Judges sehen kein Problem, und ich will keinen ärger machen, also spielen wir.

OverrunEr ist, genau wie ich, G/R/B - allerdings hat er irgendwie die besseren Karten: Faceless Butcher, 2-mal Crippling Fatigue, Chainflinger, Rabid Elephant, Firebolt, Ghastly Demise. Einen Arrogant Wurm hat er auch, aber irgendwie kriegt er ihn immer mit Madness heraus. Das erste Spiel wogt hin und her, sein Rabid Elephant setzt mich ständig unter Druck, bis es mir gelingt, ihn mit einem Gloomdrifter mit Threshold aufs Kreuz zu legen, der den Tisch freimacht und mein Elefanten-Token ebenso wie seinen Elefanten und seinen Chainflinger erwischt. Danach erledigt sein geflashbackter Firebolt meinen Gloomdrifter, sein Faceless Butcher nimmt sich meines Arrogant Wurms an, und ein Elephant Ambush (ja, sowas hatte er auch) wird geflashbacked. Ich bringe mich mit einem Skeletal Scrying auf sechs, finde einen 5/5er Springing Tiger zum Blocken und habe endlich die Tischsituation unter Kontrolle und Kartenvorteil - da entsorgt er den Tiger mit Ghastly Demise und spielt noch so eine Karte, die ich auch gerne gehabt hätte: Overrun. Und tschüss.

Das zweite Spiel ist noch grausamer, ich kann kaum mithalten, und bei der ersten Gelegenheit heisst es wieder Overrun, und das war's dann mit dem zweiten Tag des Grand Prix!

Ich beeile mich zu droppen, damit ich noch einen Side-Event-Draft mitspielen kann...

Mein erster Odyssey-Odyssey-Torment-Draft läuft gut: Ich beginne mit Springing Tiger, Metamorphic Wurm, Springing Tiger, Rabid Elephant und schließe daraus, dass mein rechter Nachbar wohl kein Grün nimmt... Als zweite Farbe bietet sich dann, mit einem ziemlich späten Gravedigger sowie Zombie Assassin, Schwarz an. Erstaunlicherweise wechselte mein rechter Nachbar dann doch noch auf Grün, aber da er dafür Schwarz sein ließ, war alles in Ordnung für mich.

Das Deck:

9 Forest
9 Swamp
1 Diligent Farmhand
1 Basking Rootwalla
1 Filthy Cur
1 Crypt Creeper
2 Cabal Torturer
1 Gravegouger
2 Springing Tiger
1 Elephant Ambush
1 Gravedigger
1 Dirty Wererat
2 Faceless Butcher
1 Zombie Assassin
1 Soul Scourge
1 Metamorphic Wurm
1 Rabid Elephant
1 Last Rites
1 Chainer's Edict
1 Innocent Blood
1 Waste Away

Wichtige Sideboard-Karten: Frightcrawler, Moment's Peace, Acorn Harvest, 2-mal Simplify, Krosan Constrictor, 2-mal Putrid Imp, Zombify, Execute, Screams of the Damned, Otarian Juggernaut.

Irgendetwas muss da weiter rechts von mir schief gelaufen sein - das Deck ist einfach ein wenig zu gut, um wahr zu sein, oder? Chainer's Edict und beide Cabal Torturer waren ca. 6. bis 9. Pick - das kann ja wohl eigentlich nicht sein!

Mein erster Gegner hat ein Blau-Weißes Deck gedraftet - ein wirklich gutes Deck, mit vielen Fliegern, guten Blockern und guten Tricks.

Dummerweise (für ihn) sind zwei Cabal Torturer gegen Blau-Weiß einfach "broken". Wenn Hallowed Healer ein First Pick gewesen sein sollte, dann ist es der Torturer wohl erst recht! (Immer vorausgesetzt, dass kein Butcher, Fatigue oder ein Spoiler wie der Champion im pack ist - meine Güte, ist Schwarz in Torment stark!)

Das Halbfinale gewinne ich kampflos, da mein Gegner gedroppt ist. Im Finale treffe ich dann auf meinen rechten Nachbarn, der von U/B auf U/G umgeschwenkt war, und jetzt U/G/B ist - immerhin hat er das Finale erreicht. Er verzweifelt auch an meinen Torturern (er sideboardet sogar noch einen Rot-Splash extra für Sonic Seizure dagegen!), und ich gewinne ohne größere Mühe ein wohl nicht allzu stark besetztes Turnier.

Dann ist meine Cola für disen Tag alle, und es geht zurück ins Hotel (an dieser Stelle verschweige ich auf Wunsch eines Betroffenen gnädig eine durchaus unterhaltsame Geschichte, die allerdings nix mit Magic zu tun hat). Mein Zimmergenosse Kristian hat den zweiten Tag trotz eines 3:0 Starts mit einem miserablen Deck auch nicht erreicht, und so können wir wenigstens ein wenig ausschlafen.

Der Sonntag bringt - natürlich - weitere Drafts!

Ich gerate mit Kristian in dasselbe Turnier. Irgendwie setze ich mich wieder auf Grün-Schwarz, mit sehr gutem schwarzen Removal aus Odyssey (2 Morbid Hunger, Ghastly Demise, Afflict, Innocent Blood, Zombie Assassin...) aber nicht ganz so gutem Grün, da mein rechter Nachbar offenbar auch grün ist. Trotzdem ist meine Ausgangsposition zu Beginn der Torment-Booster sehr gut, da zwei Leute rechts von mir kein Schwarz nehmen!

Dann allerdings passiert etwas Außergewöhnliches: Schwarz ist in Torment obergrottenschlecht! Ich erhalte einen Butcher (über ein Fatigue genommen) - und das bleibt, abgesehen von einem Slithery Stalker, die einzige gute schwarze Karte! Ich ertrinke in Unhinges und Putrid Imps, und Rare-drafte als 4. und 5. Pick Hypnox und Insist, weil in diesen Boostern nicht einmal etwas drin ist, was sich counterzudraften lohnen würde. Grün gibt noch zwei oder drei brauchbare Karten wie Krosan Constrictor, Anurid Scavenger und Nantuko Calmer (obwohl mein rechter Nachbar Grün ist), aber Schwarz ist einfach völlig leer, obwohl ich zwei Nichtschwarzdrafter vor mir habe (Ich irre mich nicht, ich habe sie beim Deckbau beobachten können). Tja, auch Booster-Draft hat eben einen gewissen Glücksfaktor...

BloodcurdlerDas genaue Deck habe ich nicht mehr, also diesmal keine Liste. Ich konnte meinen Erstrunden-Gegner Otmar Jatsch, der mit seinem Deck auch nicht mehr Glück gehabt hatte, mithilfe von Bloodcurdler-Power besiegen (der kann tatsächlich manchmal richtig gut sein!) und droppte dann, bevor ich von einem anständigen Deck aufs Maul bekommen hätte.

Einen Draft konnte ich mir noch leisten (der erste, den ich wirklich bezahlte - für die beiden anderen hatte ich noch Gutscheine von meinen Torment-Displays):

Diesmal war mein First Pick ein Squirrel Nest, und ich bekam auch sonst ganz ordentliches Grün. Als zweite Farbe entschied ich mich diesmal für Rot - ich wollte ja nicht immer dasselbe draften. Folgendes Deck entstand:

9 Forest
8 Mountain
1 Basking Rootwalla
1 Werebear
1 Wild Mongrel
2 Mad Dog
1 Minotaur Explorer
1 Anurid Scavenger
1 Krosan Avenger
1 Still Life
2 Barbarian Lunatic
1 Ember Beast
1 Springing Tiger
1 Elephant Ambush
1 Pardic Firecat
1 Pardic Lancewr
1 Savage Firecat
1 Squirrel Nest
1 Refresh
1 Reckless Charge
1 Sonic Seizure
1 Crackling Club
1 Acceptable Losses

Wichtige Sideboard-Karten:
Pitchstone Wall, Simplify, Earth Rift, Demolish, Flash of Defiance

Ein verdammt gutes Deck, kann ich Euch sagen, mit der einzigen Schwäche, etwas wenig Removal zu haben. Ich hatte noch nicht so viel Erfahrung mit schnellem R/G in Odyssey und habe es möglicherweise zuerst unterschätzt - ich hielt es schon für gut, aber es erwies sich als die völlige Bombe! Ich habe es später ziemlich oft gegen mein erstes Draft-Deck gespielt, das ich eigentlich für deutlich stärker hielt, und es hat nicht nur mitgehalten, sondern schien sogar im Vorteil zu sein.

übrigens, außer mir scheint kaum jemand Still Life zu mögen. Ich kann das nicht nachvollziehen - klar, ein Springing Tiger wäre mir lieber, aber auch mit den Aktivierungskosten von GG ist ein 4/3er immer noch gut, und Immunität gegen Karten wie Morbid Hunger oder Mutilate schadet auch nichts. Ich habe das Still Life über einen zweiten Reckless Charge gedraftet und es nicht bereut - es hatte wesentlichen Anteil an meinen Siegen!

Die ersten beiden Runden gewann ich recht deutlich - die Savage Firecat hatte etwas damit zu tun, und einmal bedeutete das Flash of Defiance für meinen Gegner einfach game over. Einmal hatte ich fünf Länder im Spiel, und ein Savage Firecat sowie Reckless Charge in der Hand. Hätte ich in den nächsten paar Runden noch ein Land gezogen, wäre das bestimmt das Highlight des Turniers geworden! Leider zog ich keines, und musste auf "normale" Art und Weise gewinnen...

Im Finale schließlich treffe ich auf einen Franzosen, der ein wirklich unglaubliches weiß-schwarzes Deck hat. Im ersten Spiel jedoch hat er einen langsamen Start, während ich Druck mit kleinen Viechern mache. Dann kommt meine große Katze vorbei, er vertut sich beim Blocken und geht in einer Runde von 14 auf Null.

Das zweite Spiel ist interessanter. Ich bringe ihn schnell auf 9 Leben, als er plötzlich völlig dichtzumachen droht: Zu einem Hallowed Healer und einer Dirty Wererat (ohne Threshold) legt er noch ein Hypochondria. Hypochondria gegen Rot-Grün? Ist das fair?

Glücklicherweise ziehe ich wieder meine Katze, die ihn immerhin bis auf 4 bringt und ihn ein paar Handkarten kostet. Dann jedoch gesellt sich ein Mystic Zealot zur Ratte und Angreifen wird sinnlos. Ich muss die Katze hopsgehen lassen, um Kreaturen nachzuspielen, doch er hat einen Butcher und einen Mesmeric Fiend, die mir Paridc Lancer und Anurid Scavenger klauen, was mich ohne Kreaturen dastehen lässt (ein Ember Beast mit Kirtar's Desire nicht mitgezählt). Die Situation wird langsam ungemütlich für mich, aber ich ziehe mein Squirrel Nest und mache ein paar Token, die zumindest seine Ratte blocken können, während der Zealot anfängt, mein Life-Total zu bearbeiten. Wenigstens finde ich einen Werebear. Trotzdem sieht es nicht gut aus - die Hypochondria legt mich völlig lahm.

Aber dann ziehe ich meine Sideboard-Karten! Nein, nicht den Simplify, aber Earth Rift und Demolish! Drei Rnden später hat mein Gegner keine Plains mehr, und die Hypochondria ist ausgeschaltet. Allerdings bin ich bereits auf 5 Leben, und meine Eichhörnchen sind alle. Ich lege Springing Tiger und verzaubere ihn mit Crackling Club. Zu diesem Zeitpunkt ist meine Hand leer und ich habe 5 Karten im Friedhof. Er greift mit Ratte und Zealot an: Ein fix produziertes Eichhörnchen blockt die Ratte, der Zealot bringt mich auf 2 Leben. Am Ende seiner Runde springt die Keule auf den Healer, was diesen effektiv natürlich nur tappt.

Dann ziehe ich die Karte, die mir das Spiel gewinnt: Reckless Charge! Ich produziere ein Eichhörnchen, gebe ihm +3/+0 und Haste, erhalte dadurch Threshold und greife mit dem Tiger, dem Bären und dem Eichhörnchen an! Er hat nur zwei Blocker (Butcher, Fiend), kein weißes Mana, 4 Leben, und der Healer ist getappt - ich gewinne! In seiner Hand sind übrigens Mutilate, Shambling Swarm und Morbid Hunger. Aber mit nur drei Sümpfen im Spiel taugen die halt nix...

über diesen Sieg freute ich mich besonders, da mir etwas an diesem Draft sauer aufgestoßen war: Nachdem der letzte Booster durch war, stand mein späterer Finalgegner auf und verließ den Raum, um sein Deck zu bauen. Das Deck, mit dem er zurückkam, war dann voller Karten mit First-Pick-Qualität, und einem Mutilate und einem Shambling Swarm obendrein. Natürlich kann so ein Deck tatsächlich zustande kommen, aber der Verdacht des Betruges liegt doch nahe! Dass dieser Spieler unhöflich und ein schlechter Verlierer war, trug nicht dazu bei, ihn zu zerstreuen. Dass er Franzose war, sollte man eigentlich nicht gegen ihn sprechen lassen, aber Tatsache ist, dass ich mit französischen Spielern überdurchschnittlich viele schlechte Erfahrungen gemacht habe.

Ich habe festgestellt, dass zunehmend mehr Spieler nach einem Draft am Tisch sitzen bleiben (oder zumindest in Sichtweite), während sie ihre Decks bauen - eine Höflichkeit, die ich meinen Mitdraftern auch immer erweise. Das erlaubt zwar scouting, signalisiert aber auch Ehrlichkeit: Das Deck wird nicht plötzlich durch Karten aus dem Ordner verbessert. Ich wünschte, das würde bei Turnieren ohne Decklisten allgemeine Regel werden - wenn schon bei Pro Touren so viel geschummelt wird, wo die judges viel aufmerksamer sind, um wieviel mehr dann bei kleinen Turnieren, bei denen praktisch keine Chance besteht, dass ein Betrug aufgedeckt wird?

Nachdem ich nun 6:0 beim Draften gegangen war, wollte ich mein Glück (und meinen Geldbeutel) nicht weiter strapazieren - die im Grand Prix verlorenen Punkte müsste ich so ungefähr wieder hereingeholt haben.

Ich sah noch bei den Top Acht zu, ärgerte mich, dass Patrick gegen zweimal Shower of Coals verlor und freute mich, dass Chris Benafel nicht das Turnier gewann, und kam dann schließlich zurück ins Hotel. Die Cola war alle, aber von der Schokolade zehre ich selbst jetzt noch...

Da wir erst am Abend des nächsten Tages zurückfuhren, hatte ich noch Gelegenheit, mir mit Matthias Heidelberg ein wenig genauer anzugucken. Wir waren ziemlich enttäuscht: Die Stadt ist langweilig, der Fantasy-Laden, den wir fanden, war schlecht, und das Restaurant, in dem wir zu Mittag aßen, sehr teuer, aber dafür miserabel. Der Rest unserer Gruppe, der sich das Schloß angeschaut hatte, machte jedoch bessere Erfahrungen, also will ich den Stab noch nicht ganz über diese Stadt brechen.

Auf der Heimfahrt schließlich hielten wir noch eine sehr amüsante Rollenspielrunde ab, ohne uns um die Blicke unserer Mitreisenden zu kümmern.

Und das war's dann - länger wäre ja auch nur langweilig, oder?

Andreas

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