Standard
Abschied von Kamigawa
Ein Block verlässt T2
von Wilhelm "Willy" Drutzel
20.09.2006

Wie schnell doch die Zeit vergeht: Letztes Jahr noch mit der Ätherviole Ninjaratten ins Spiel gebracht und morgen schon werden wir das nicht mehr im T2-Format erleben. Der Oktober steht an, und Time Spiral begeistert uns täglich mit neuen Enthüllungen und alten, lieb gewonnenen Mechaniken. Diesem sehnsüchtigst erwarteten Block muss ein anderer weichen. Der geliebt-gehasste Kamigawa-Block rotiert aus Standard raus und geht ins Extended und die älteren Formate über.


Worum es in Kamigawa ging

Nach Mirrodin präsentierten uns die Wizards eine weitere, neue Welt, in welche nur wenige altvertraute Kreaturen zu finden waren. Kamigawa, eine mystisch-japanisch angehauchte Ebene, war geprägt vom großen Krieg der Geister gegen den Rest: Weil Fürst Konda einst die mächtigen Kami erzürnte, wandten diese sich nach und nach gegen die Bewohner Kamigawas und forderten ihren blutigen Tribut.
In dieser kriegszersetzten Welt versuchte jede Rasse und Gruppierung mit ihren eigenen Methoden der bedrohlichen Situation Herr zu werden.

So wie über diese mannigfaltigen Rassen lag auch über dem Kamigawa-Block ein ungünstiger Stern. Dieser trug den Namen Mirrodinblock, der durch “brokene” Mechaniken und Karten bestach und auch nach der Entschärfung der Ravager- und KCI-Decks den kalten Schatten der Übermächtigkeit auf die Myojin und Konsorten warf. Tooth and Nail beherrschte die Szenerie, und es sprach nicht gerade für das Format, dass eine wahlweise sieben oder neun Mana teure Hexerei das Geschehen dominierte. Auch sonst sah der im Oktober 2004 erschiene Block “Champions of Kamigawa” trotz einiger bemerkenswerter Karten schwach aus gegen die metallische Welt Mirrodins. Mit einigen Neuerungen wartete man auf, die sich zunächst nicht so recht durchsetzen wollten. Trotz ansprechender Mechanismen wie den Flipcards oder der arkanan Kopplung reizte man, solange es ging, Mirrodin aus.


Karten und Mechanismen

Allenfalls der antike Legends-Block verfügte noch über so viele Legenden wie Kamigawa: Unter den Kreaturen waren die meisten Rarekarten Legenden. An Chase-Rares liefen die fünf Drachen den anfangs so gehypten Myojin schnell den Rang ab, White Weenie freute sich mit Kondas Hund Isamaru über einen 2/2-Mann für ein Mana. Und nicht nur Rare-Kreaturen, auch Uncommon-Critter (da sei zuerst Schlangenfrau Sachi zu nennen), Artefakte, Länder und sogar Verzauberungen wie die Honden oder Night of Soul's Betrayal bekamen das Prädikat “legendär”. An Nichtkreaturkarten machte zunächst der Combo-Hoser schlechthin, Cranial Extraction, das Rennen um die begehrteste Karte.

Neue Mechanismen gab es reichlich: Mit der Arkanan Kopplung ("Splice")konnte man den kompletten Effekt eines (als “arkan” ausgezeichneten) Zaubers an einen anderen (ebenfalls arkanen) Zauber heften und ihn weiter in der Hand behalten. Bestes Beispiel war der an Lava Spike gekoppelte Glacial Ray: Für drei Mana schoss man dem Gegner 5 Schaden an den Kopf und man behielt immer noch den Ray auf der Hand – der Effekt des Glacial Ray wurde quasi auf den Lava Spike imprinted. Arkane Zauber waren des öfteren leicht schwächere Versionen von bereits bekannten Zaubern: Consuming Vortex etwa kostete für die Splicefähigkeit ein Mana mehr als der wirkungsgleiche Unsummon.

Die Spirits – insbesondere die etwas schlechteren – bekamen mit Soulshift die Fähigkeit, eine andere Spiritkarte wieder auf die Hand zu holen, wenn sie selber auf den Friedhof gingen. Dies sollte den hoffnungslosen Kampf der Nichtgeisterkreaturen gegen die Kami widerspiegeln, die sich einem schier endlosen Heer gegenüber sahen. Schließlich noch die “Flipkarten”: Indem man versuchte, den Prozess einer eher mickrigen Kreatur zu einer gefährlichen Legende im Laufe des Spiels zu simulieren, erschuf man diese Kategorie. Der bekannteste Vertreter, der Nezumi Shortfang, dient hier als Beispiel: Erreichte man die Flip-Vorgabe des Shortfang, flippte dieser zu einer Legende und war plötzlich eine 3/3-Todespresse auf Beinen.

Betrayers of Kamigawa, das wohl nur wegen einer einzigen Karte mit schlechtem Ruf in Erinnerung bleiben wird, bot zwei weitere neue Mechanismen: Während die Patronfähigkeit (Opfern von Kreaturen zur Reduzierung der Manakosten) lediglich einem kleinen Zyklus an starken, aber eben nicht übermächtigen Geistern vorenthalten blieb, umarmten die Spieler auf Turnier- und Casualebene gleichermaßen die Fähigkeit Ninjutsu: Man konnte eine ungeblockte Kreatur zurück auf die Hand holen, die Ninjutsukosten bezahlen und dafür einen Ninja ins Spiel bringen, der stets über einen Trigger verfügte, wenn er dem Gegner Schaden zufügte. Diese den Farben Blau und Schwarz zugängige Fähigkeit erfreute sich größter Beliebtheit.

Saviors of Kamigawa belohnte indes den Spieler mit vielen Handkarten. Unter dem Begriff “Wisdom” liefen diverse Karten und Kreaturen, deren Effekte und Stärke von der Anzahl an Handkarten abhängig waren. Manche Karten erlebten sogar eine Aufwertung, solange man sieben oder mehr Handkarten besaß: Der Akki Underling etwa, ein 2/1-Mann für zwei Mana, wurde bei sieben Handkarten zu einer 4/2-Kreatur mit First Strike – was vor allem im Limited hervorragend ist. Die Handkartenzahl förderte die Sweep-Fähigkeit: Indem man Länder auf die Hand zurückholte, machte man eigene Spells stärker. Charge Across The Araba etwa war unter den White Weenie Decks beliebt.

Ein Zyklus an Geistern besaß die Fähigkeit des Channelns. Indem man die Channelkosten bezahlte und diese Karte von der Hand abwarf, konnte man einen nicht-counterbaren Effekt erzielen. Bekannteste Vertreter waren Arashi, The Sky Asunder, und der Ghost-Lit Stalker als Gegenmaßnahme zu Kontrolldecks mit Countern.

Gäbe es nicht eine Karte aus diesem Zyklus, hätte man die fünf Epic Spells schon lange vergessen, so aber machte Enduring Ideal diese Fähigkeit bekannt: Hatte man den Epic Spell ausgespielt, konnte man für den Rest des Spiels keine anderen Zauber spielen, dafür aber kam zu Beginn jeder Versorgungsphase eine Kopie dieser Hexerei auf den Stapel. Enduring Ideal nutzte im nun vergangenen Standard Karten wie Zur's Weirding oder Dovescape, um einen Lock aufzubauen und dann den Gegner mittels konfiszierter Kreatur oder Form of the Dragon zu töten.

Unvergessen bleiben folgende Karten aus dem Kamigawablock:

Gifts Ungiven
Schon früh erkannten die Johnnys und Spikes auf der Welt, dass man mit Gifts jede Menge Unsinn anstellen konnte. In der geübten Hand konnte man vier Karten auf den Tisch legen, den Gegner wählen lassen und trotzdem das bekommen, was man wollte. Gifts Ungiven förderte auch die perfide, an späterer Stelle genauer beleuchtete Hana-Kami-Engine. Über Standard hinaus erfreut Gifts Ungiven noch vor allem in Vintage größter Beliebtheit.


Cranial Extraction
Noch im Urzablock gab es den – in Betrayers neu veröffentlichten – Zyklus an Karten, welche je nach Farbe ein Permanent oder Spell gänzlich aus dem Spiel entfernten (Sowing Salt, Eradicate, Scour, Splinter und Quash) – und auch sämtliche Karten gleichen Namens aus Deck, Friedhof und von der Hand des Gegners. Schwarz bekam noch die Extraction und damit den Combovernichter schlechthin spendiert. Solange man schneller war als der Gegner, konnte man dessen stärksten Karten in unerreichbare Sphären schicken, vorausgesetzt, man wusste, was der Gegenüber spielte.

Dreieinhalb von fünf Drachen
Jeder Farbe wurde mit Champions ein Drachengeist zugesprochen, von denen sich die meisten recht schnell etablierten. Blau, Schwarz und Weiß bekamen ihre Beatsticks, Kontrolldecks mit Rot immerhin noch die Option eines Massenvernichters. Während Kokusho (“der Kokser”), Yosei (“Josef”) und Keiga (“der Aal”) immer wieder in diversen Kontrolldecks auftauchten und zu Recht eine Bedrohung darstellten, hatte der rote Ryusei nur wenige Auftritte. Von Kamigawa-Standard am wenigsten sah jedoch, wohl wegen Dreifach-Grün bei den Kosten, Jugan. Seine namhaften Brüder mischten jedoch bis zum Schluß das Geschehen auf.

Sakura-Tribe Elder
Der Liste der besten Karten Kamigawas würde etwas fehlen, wenn nicht der Erfüllungsgehilfe diverser Decks darin aufgelistet werden würde. Der Elder war der Inbegriff der nützlichen Common-Kreatur. Er warf sich in den Gegner, vor die Jitte oder stürmte waghalsig nach vorne, um einen Ninja den Weg zu ebnen – und wenn er zu sterben drohte, konnte er noch ein Land fetchen. Kontrolldecks und Zeiterscheinungen wie Heartbeat und UG Snakes vertrauten auf diesen Mann.

Die Ninjas
Nur ganze acht Kreaturen hatten überhaupt diesen Typus und trotzdem blieb rund die Hälfte in bester Erinnerung. Am erfolgreichsten für Blau war der Ninja of the Deep Hours, der sich auch in anderen Formaten, vor allem in Vintage als Teil von U/W Fish, größter Beliebtheit erfreut und der in gleich zwei Decks deutscher Meister seinen Auftritt hatte, zuletzt 2006 zusammen mit Zunftkollege Higure auf der DM in Maximilian Brachts Erayo-Deck. Dem gegenüber, auf Seiten von Schwarz, standen die erfolgreichen Auftritte von Ink-Eyes, Servant of Oni: Zusammen mit Throat Slitter gewann sie 2005 die kanadische Meisterschaft und schuf die vermeintliche Wachablösung von Tooth and Nail, den Viridian Rats. Auch heute noch sind die Ninjas ein Favorit der Spielerzunft dank der “coolen” Mechanik.


Das Shoal-Quintett
Der gesamte Zyklus dieser Karten, die man zur Not auch pitchen konnte, trat in allen Formaten auf. Sickening (schwarz) und Shining (weiß) Shoal sahen sowohl in Kontrolldecks als auch in Weeniedecks ihrer Farben und dem Ghost-Dad-Deck ihre Auftritte. Disrupting Shoal fand nach und nach seinen Weg in blaue Decks bis hin zu Brachts Erayo-Ninja-Deck und Blazing Shoal tauchte noch in der Kombo mit einer 1/1-Kreatur, dem weggepitchten roten Myojin und Double Strike auf. Nourishing Shoal macht derzeit im Legacy als Überraschungseffekt des berühmt-berüchtigten Lich-Decks die Runde.

Sensei's Divining Top
Eine weitere, sehr gut durchdachte Karte. Ein Artefakt, welches Landscrew und schlechte Draws nach besten Mitteln bekämpfte, das kaum zu zerstören war und mit Hilfe von Misch-Effekten die Library nach Lösungen und Tötungsoptionen durchsuchte. Eine Uncommon, die man gerne auf der Starthand sah. Das Top machte seinen Namen alle Ehre – ein Topartefakt eben.


Nezumi Shortfang und Erayo, Soratami Ascendant
An Flipkarten bleiben uns diese beiden Namen in Erinnerung. Der Shortfang gehörte zur beliebten Rattenbrut der Viridian Rats und kam aus dem Sideboard diverser Kontrolldecks, um gegnerische Kontrolldecks zu nerven (Spotremoval und Massenvernichtung boardete man ja gerne raus). Über Erayo und dessen Nutzen konnte man einen ganzen Artikelschreiben.

Pithing Needle
Wenn Kinder beim Kartentauschen Rares verschleuderten, weil sie deren Nutzen nicht erkannten, hoffte man, dass es sich dabei um die Pithing Needle handelte. Die kleine, aber feine Nadel schaltete diverse Bedrohungen ab, sei es Greater Good, das Divining Top oder eine bestimmte, böse Waffe.

Namentlich diese hier…

UMEZAWA'S JITTE
Alias "das broken Brotmesser". Der Grund, warum die Zwischenüberschrift nicht “Karten, die wir vermissen werden” heißt, ist eben jene diese eine Karte hier, an der sich die Geister schieden: Umezawa's Jitte spaltete die Magic-Nation wie sonst keine Kamigawa-Karte. Die Aggrospieler waren sich einig, dass nicht erst Gott, sondern die Jitte jeden Magicspieler gleich gemacht hat: Irgendwie die Jitte früh ins Spiel bringen, sie an eine Kreatur heften und Turn drei oder vier nur wegen dieser Karte den Weg zum Sieg ebnen, bevor der Gegner etwas dagegen macht. Für die meisten Aggrodecks, insbesondere für White Weenie und dessen Nachfolger Boros Deck Wins, war die Jitte eine willkommene Verstärkung.

Der Kontrollspieler sah das anders, ließ die Jitte doch die Uhr für ihn schneller herunterticken, wenn der Gegner sie schon am Start hatte. Spotremoval auf die ausgerüstete Kreatur klappte auch nicht mehr so gut, insbesondere für Rot mit Direktschaden, Blocker wurden einfach kaputtgemacht – und wurde man das böse Messer endlich los, hat sie dem bisherigen Besitzer noch Leben spendiert. Der Grund, warum das Manriki-Gusari so oft das Licht des Standard sah, war eben die Jitte, die im Alleingang Matches entscheiden konnte und weniger fähigen Spielern die unfaire Chance gab, sich trotz Herumfrisierens doch noch als Sieger fühlen zu dürfen. Darüber hinaus war sie noch in jedem “Rat's Nest”-Precon zu finden, so dass diese immer schnell vergriffen waren.

In Standard machte man viele Kreuze wegen der Jitte, und das ist nun vorbei. “Du hast nur wegen der Jitte gewonnen” werden wir dann nicht mehr hören – jedenfalls nicht in diesem Format.

Und dann waren da noch …
…jede Menge Länder, die man gerne sah: Orte wie Minamo, Okina oder Eiganjo, welche den vielen Legenden unter die Armen griffen; Forbidden Orchard, in Standard eher geschasst, in Vintage aber im Oathdeck äußerst nützlich; Miren, mit dem man Kreaturen opfern und recyclen konnte; Mikokoro, der Kartenzieher, und die Tendo Ice Bridge, welche der Mehrfarbigkeit vieler Decks unterstützte.
Meloku, The Clouded Mirror eine der nervigsten Anti-Aggro-Karten seit Jahren, mit endlos vielen Token als Blockern auf Kosten einer für immer ruinierten Manabasis.
Hinder, immerhin ein brauchbarer Counterspell.
Isamaru, Eight-and-a-half-Tails, Hand of Honor und Samurai of the Pale Curtain regelrechte Stammgäste in den White Weenie Decks.

Kiki-Jiki, eine Goblinlegende, der im Tooth-and-Nail die ohnehin sehr einfache Combo zwischen Triskelion und Mephidross Vampire toppte, indem er einen 11/11-Token des Darksteel Colossus in den Kampf schickte. Zudem fand der Gobbo mit dem witzigen Namen auch seinen Weg in Legacy-Gobbodecks, wo er am liebsten den Siege-Gang Commander kopierte.
…alles, was ich so vergessen habe.


KBC – Ein Block zum Basteln

Die höchste Turnierebene des Magic stand im Sommer 2005 ganz im Zeichen von Kamigawa Block Constructed. Sechs Grand Prix und eine Pro Tour sorgten dafür, dass fieberhaft mit den eingeschränkten Ressourcen gearbeitet wurde. Kamigawa bot trotz alledem eine Fülle an Decks, von denen sich vier als Decks To Beat herauskristallisierten.

Maß aller Dinge und am erfolgreichsten wurde das Gifts Control Deck. Beim Grand Prix in Minneapolis standen sich Mark Heberholz und Alex Lieberman gegenüber, welche beide dieses Deck mit minimalen Unterschieden voneinander spielten. Lieberman hatte dabei das bessere Händchen und gewann das Finale mit 2-1. Zuvor hatte schon Gadiel Szleifer die Pro Tour in Philadelphia – die uns deshalb in bester Erinnerung ist, weil der mächtige André Müller alias TrashT sich bis ins Viertelfinale gekämpft hat – mit einem ähnlichen Deck gewonnen.
 
lands (23):
1Okina, Temple to the Grandfathers
9Swamp
1Shizo, Death's Storehouse
1Island
7Forest
4Tendo Ice Bridge

creatures (12):
1Kokusho, the Evening Star
3Kagemaro, First to Suffer
4Sakura-Tribe Elder
1Myojin of Night's Reach
1Meloku the Clouded Mirror
1Hana Kami
1Ink-Eyes, Servant of Oni

spells (25):
1Goryo's Vengeance
1Horobi's Whisper
1Soulless Revival
1Cranial Extraction
1Death Denied
1Wear Away
1Exile into Darkness
3Gifts Ungiven
3Hideous Laughter
4Sickening Shoal
4Kodama's Reach
4Sensei's Divining Top

60 cards
creatures (8):
2Nezumi Graverobber
4Nezumi Shortfang
2Kodama of the North Tree

spells (7):
2Kiku's Shadow
1Rending Vines
3Rend Flesh
1Cranial Extraction

15 cards
 

Das grün-schwarze Deck splasht Blau für den hervorragenden Tutor Gifts Ungiven und den Weenie-Stopper Meloku, die hakelige Manabasis wird blendend durch Kodama‘s Reach und den Sakura-Tribe Elder gefixt – obendrein fördern diese Karten auch das Browsen durchs Deck mittels des Divining Top. Mittels Gifts konnte man sich die mannigfaltigen Threats auf die Hand holen und mit der so genannten Hana Kami-Engine konnte man dafür sorgen, dass man immer die notwendige Karten auch sicher bekam. Hatte man seine ersten Kreaturen verloren, so konnte man dank Gifts auf Hana Kami, Death Denied, Soulless Revial und einer vierten Karte sicher sein, diese Kreaturen wieder aus dem Friedhof auf die Hand zu holen: Der Hana Kami holte, wenn man ihn opferte, eine arkane Karte aus dem Friedhof zurück auf die Hand, in den meisten Fällen Death Denied. Damit holte man sich Hana Kami sowie weitere Kreaturen zurück. Gegen die größte Bedrohung, die Weenie Decks, fuhr man Hideous Laughter und Kagemaro auf. Kontrollmatchups entschied der schwarze Myojin, der die gegnerische Hand ruinierte. Spätere Varianten konzentrierten sich auf mehr Kokushos, die mittels der Legendenregel den Gegner töteten (oder man nutzte Sac-Options wie Miren, the Moaning Well). Szleifer ging sogar noch einen Schritt weiter und splashte zusätzlich noch Weiß für Ethereal Haze.

Wie es so ist, stellte man sich jedoch allzu leicht auf solche Decks ein, daher fuhren die Japaner beim Grand Prix in Niigata neue Geschütze auf: Der mit Animekatzenöhrchen angetretene Katsuhiro Mori tauschte nach dem Boarden das Deck beinahe völlig aus und rückte mit einem neuen Plan dem Gegner zuleibe:
 
lands (23):
4Tendo Ice Bridge
8Forest
8Swamp
1Shizo, Death's Storehouse
1Island
1Okina, Temple to the Grandfathers

creatures (14):
1Ink-Eyes, Servant of Oni
1Meloku the Clouded Mirror
1Myojin of Night's Reach
2Kokusho, the Evening Star
1Hana Kami
4Sakura-Tribe Elder
3Kagemaro, First to Suffer
1Ghost-Lit Stalker

spells (23):
4Kodama's Reach
4Gifts Ungiven
4Sickening Shoal
4Sensei's Divining Top
2Hideous Laughter
1Goryo's Vengeance
1Cranial Extraction
1Soulless Revival
1Death Denied
1Wear Away

60 cards
lands (1):
1Mountain

creatures (5):
2Godo, Bandit Warlord
1Meloku the Clouded Mirror
1Okiba-Gang Shinobi
1Ghost-Lit Stalker

spells (9):
1Umezawa's Jitte
1Tatsumasa, the Dragon's Fang
2Hideous Laughter
1Wear Away
1Rending Vines
1Cranial Extraction
1Horobi's Whisper
1Exile into Darkness

15 cards
 

Mit Godo, Bandit Warlord im Sideboard plus die beiden durch ihn hertutorbaren Ausrüstungen – die berüchtigte Jitte oder das mächtige Tatsumasa mag der Gegner eine böse Überraschung erleben. Im Verborgenen des Decks dagegen hat sich der Ghost-Lit Stalker zum Kontroll-Schreck gemausert. Später sollte er den schwarzen Myojin aus dem Deck verdrängen.


Schwarz-Grün bildete dank der zahlreichen Manabeschleuniger und der besten Threats (Kokusho, Kagemaro) die erfolgreichste Farbkombination. Dank des Tribe-Elders und Kodama‘s Reach sowie Tendo Ice Bridges konnte man noch drei- oder vierfarbig spielen. Florian Liederbach etwa verzichtete sowohl auf Gifts Ungiven und die Hana Kami-Engine und kreierte mit dem „Taubenmann“ ein Deck, welches Weiß für Oyobi und Final Judgment spielte und zudem den Carddraw durch die Haru-Onna nutzte. Auf dem PTQ in Nürnberg vergangenes Jahr reichte das trotz eines Matchlosses für Zuspätkommen noch zu einem neunten Platz.

Selbst ohne Schwarz kam Gifts Ungiven gut aus: Mehrere Decks spielten auf lokalen Turnieren und PTQs erfolgreich in den Farben Grün-Weiß mit Blausplash, hier standen der Myojin of Cleansing Fire, Kodama of the North Tree und weiße/ grüne Genjus in den vorderen Reihen.

Aber nicht ohne Grund hatten die Kontrolldecks vier Sickening Shoals, vier Hideous Laughter oder Kreaturen wie Kagemaro am Start. Die Kontrolldecks (mit und ohne Gifts/Hana Kami Engine) mussten die Antworten auf jene Fragen parat haben, welche die Aggrodecks ihnen stellen würden. Und da hatte der Kamigawablock gleich zwei der erfolgreicheren Sorte:


Forces Of Light and Forces of Darkness

Im Aggrobereich von Kamigawa standen sich White Weenie und die Black Hand gegenüber. Beide Farben brachten einer langen Tradition folgend ihre pfeilschnellen Decks in den Block, und beide erfreuten sich einer gleichen Beliebtheit. Karl Briem kämpfte sich beim Grand Prix in der Olympia- und Mormonenstadt Salt Lake City mit seiner Black Hand bis ins Finale, wo er schließlich Antonino De Rosa unterlag. In den Top 8 ließ er sechs Gifts Ungiven Decks hinter sich.
 
lands (23):
1Tomb of Urami
1Shizo, Death's Storehouse
21Swamp

creatures (19):
2Ink-Eyes, Servant of Oni
2Razorjaw Oni
4Hand of Cruelty
4Nezumi Graverobber
4Nezumi Cutthroat
3Wicked Akuba

spells (18):
4Umezawa's Jitte
3Pithing Needle
3Hero's Demise
4Distress
4Psychic Spear

60 cards
creatures (2):
1Razorjaw Oni
1Wicked Akuba

spells (13):
3Manriki-Gusari
2Rend Flesh
2Eradicate
3Sickening Shoal
3Sink into Takenuma

15 cards
 

Briems Deck vertraute auf schnelle, billige Kreaturen, welche eine "Clock" gegen Kontrolldecks aufziehen. Psychic Spear und Distress sorgten für Handkartenverlust, Hero's Demise (in anderen Decks auch gerne die Sickening Shoal oder Rend Flesh) räumten etwaige große Blocker oder Bedrohungen à la Kagemaro aus dem Weg. Die Hand of Cruelty war ebenso Stammgast im Deck wie die Jitte. Viele Black Hand Decks vertrauten aber auf den Raving Oni-Slave plus O-Naginata, der im günstigsten Fall als 6/3-Trampler ab dem dritten Zug seine Messerarbeit leistete. Ebenso oft sah man Yukora und den Ogre Marauder.

Erfolgreicher war indes die weiße Variante. White Weenie ist ja nicht das allerneuste Konzept, funktionierte im Kamigawablock jedoch ganz gut. Edgar Leiva kam so bis ins Finale des Grand Prix von Mexico City, wo er Julien Nujiten mit Gifts Ungiven unterlag.
 
lands (23):
1Eiganjo Castle
22Plains

creatures (24):
1Patron of the Kitsune
3Hokori, Dust Drinker
4Eight-and-a-Half-Tails
4Samurai of the Pale Curtain
4Hand of Honor
4Isamaru, Hound of Konda
4Lantern Kami

spells (13):
2Shining Shoal
4Otherworldly Journey
3Manriki-Gusari
4Umezawa's Jitte

60 cards
creatures (8):
1Hokori, Dust Drinker
4Celestial Kirin
1Patron of the Kitsune
2Kami of Ancient Law

spells (7):
3Pithing Needle
3Blessed Breath
1Shining Shoal

15 cards
 

Schritt für Schritt nagen die kleinen Kreaturen am Leben des Gegners, die stärksten und am häufigsten gespielte Spot Removal waren schwarz, dagegen war die Hand of Honor gefeit und Acht-Schwänze-und-ein-Halber (super Übersetzung) half da später noch nach, sofern man das Mana parat hatte. Gegen Mass Removal hatte man noch Otherworldy Journey, der eigentliche Star und Hauptübeltäter gegen Control war jedoch Hokori, Dust Drinker: Gifts Ungiven brauchte gegen Weenie früh sein Mana für Hideous Laughter oder Kagemaro, und mittels Hokori verlangsamte man diese Bedrohung. Ein einziges Land pro Runde enttappen zu dürfen schmerzt die Weeniedecks bekanntlich weniger.

Im direkten Vergleich gegen die Black Hand machte vor allem aus, wer zuerst die Jitte zog und erfolgreich einsetzen konnte, daher fand auch das Manriki-Gusari als Gegenmaßnahme seinen Weg ins Mainboard (nebenbei rettete es die ausgerüstete Kreatur vor einem Hideous Laughter). Andere Varianten bauten auf die Synergien mit dem Celestial Kirin sowie arkanen Zaubern und Spirits oder auf Promise of Bunrei als Gegenmaßnahme zum Mass Removal. Weniger erfolgreich blieb dagegen die Ninja/Samurai Sligh Variante, welche weiße und schwarze Kreaturen nebeneinander spielte.

Im Schatten des Erfolges dieser Decks gediehen jedoch wieder jede Menge populäre Decks, welche es mal in die Top 8 auf PTQs oder in die Top 16 eines Grand Prix, nie aber bis ganz oben an die Spitze schafften. Eine Ausnahme blieb Antonina De Rosas "MUC", das viele Nachahmer fand, während Red Deck Wins trotz Anti-Kontrollmaßnahmen wie Zo-Zu oder Ishi-Ishi der ganz große Wurf versagt blieb. Beliebt war auch das Herumspielen mit möglichst vielen Legenden und dem Generieren von mehr Mana durch das Honor-Worn Shaku (“Paddletech”). Der frühe (und nicht sehr erfolgreiche) Vorläufer des T2-Heartbeatdecks versuchte mit viel Mana die übelsten Kreaturen wie Myojin oder einen dicken Maga ins Spiel zu kriegen. Andere Kontrolldecks versuchten noch als Resetknopf Sway of the Stars zu spielen.

Zu den Kombodecks durfte sich dagegen das Sachi-Deck zählen: Bekam man die Kombopuzzleteile Orochi Leafcaller, Sachi, Daughter of Seshiro und Freed from the Real zusammen, konnte man beliebig viel Mana produzieren und das wiederum in einen Kumano, Master Yamabushi oder in Maga, Traitor to Mortals stopfen. Fehlte auch nur eins dieser Teile oder lag die Pithing Needle auf ihnen, funktionierte das Deck schon nicht mehr so gut. Aber Kombospieler lieben ja das Risiko!


Als Vorläufer des Ideal-Decks in Standard sorgte dann noch Enduring Honden für Aufsehen: Möglichst schnell viel Mana produzieren, um Enduring Ideal zu spielen. Danach holte man sich gegen Aggro Reverence oder Meishin, the Mind Cage, um deren Angriffsbemühungen zum Erliegen zu bringen, oder aber direkt je nach Notwendigkeit die Honden, etwa um den Gegner discarden zu lassen, Leben zu kriegen, ihn abzuschießen oder kleine Token zum Angreifen zu generieren. Der Zyklus der fünf Schreine, die mächtiger wurden, je mehr Schreine im Spiel waren, fand so seine kleine Fangemeinde. Als zusätzliche Kill-Option diente Genju of the Realm, welches als 8/12-Kreatur schon ganz gerne das Spiel alleine entschied.


Geister light – Kamigawa für Casualspieler

Abseits des Turniergeschehens hatte Kamigawa genügend Flair für die Casualspieler, auch mal etwas Lustiges auf die Beine zu stellen oder es mit preisgünstigen Decks zu versuchen. Den Spott, mit der leicht auf Anime und Manga anspielenden Illustration der Bilder die jüngere Kundschaft von anderen Sammelkartenspielen, welche sich um Pharaonen oder putzige, wortschatzarme Viecher drehten, anzuziehen, konnte man ja schnell ertragen. Im Folgenden seien drei Decks vorgestellt, welche ohne großen Aufwand und ohne tief in die Taschen greifen zu müssen zusammengebaut werden können. Sämtliche Karten dürften sich in der Kamigawagrabbelkiste zu Hause oder bei eurem Händler des Vertrauens finden.
 
lands (23):
23Swamp

creatures (18):
4Ashen-Skin Zubera
4Wicked Akuba
3Kami of the Waning Moon
4Thief of Hope
3Gutwrencher Oni

60 cards
spells (19):
4Distress
4Waking Nightmare
4Jade Idol
4Hideous Laughter
3Rend Flesh

 

Mit 15 Uncommonkarten kommt dieses reinschwarze Deck aus, welches auf bewährten Discard und die Synergien der Geister baut: Jedes Mal, wenn man einen Geist oder arkanen Zauber spielte, ließ der Thief of Hope (der später im Ghost Dad zu später Ehre kam) den Gegner ausbluten, verlieh der Kami of Waning Moon einer Kreatur Furcht bis zum Ende des Zuges oder wurde das Jade Idol zu einer 4/4 Kreatur. Hideous Laughter ist als letztes Mittel anzusehen, der Gutwrencher Oni indes diente dem Beatdown, genauso wie die Wicked Akuba.


Zu Kamigawas typischen Kreaturen des Casual wurde der Zyklus der Zubera. Decks wie diese gab es daher des Öfteren mal im Spaßregal stehend:
 
lands (23):
11Forest
1Island
1Mountain
1Plains
9Swamp

spells (11):
3Swallowing Plague
4Devouring Greed
4Kodama's Reach

60 cards
creatures (26):
4Ashen-Skin Zubera
4Thief of Hope
4Floating-Dream Zubera
4Dripping-Tongue Zubera
4Sakura-Tribe Elder
4Ember-Fist Zubera
2Silent-Chant Zubera

 

Fünf der sieben verschiedenen Zubera finden sich hier im Deck, dank Kodama's Reach und des Sakura-Tribe Elder ist es kein Problem, die jeweils notwendigen Länder zu suchen und zu finden. Mittels Devouring Greed konnte man die Zubera opfern und so deren Fähigkeiten, wenn sie in den Friedhof wanderten, ins Lächerliche ziehen. Auch hier wieder im Hintergrund: Der Thief of Hope.
 
lands (21):
12Mountain
9Island

creatures (8):
4Frostling
4Teardrop Kami

60 cards
spells (31):
4Ire of Kaminari
4Lava Spike
4Glacial Ray
4Crushing Pain
4Torrent of Stone
4Counsel of the Soratami
4Crack the Earth
3Eerie Procession

 

Der Alptraum des Kartenhändlers: Die Light Variante von U/R Ire Arcane ist mitunter für weniger als fünf Euro käuflich zu erwerben, selbst für die einzige Uncommonkarte, Eerie Procession, muss man nicht tief in die Tasche greifen. Splicen ist das A und O bei diesem Deck. Wann immer es geht muss man seine vier Glacial Ray an alle möglichen Sprüche dransplicen, am besten an die Lava Spikes. Ire of Kaminari schließlich dient als Finisher – bei 27 arkanen Zaubern kann man schon darauf bauen, dass dieser Spruch seine Wirkung erzielt. Thirst for Knowledge aus dem Mirrodinblock bietet sich als Ersatz für Counsel of the Soratami an, vor allem, wenn man den Ire-Plan intensiver verfolgen möchte.


Fazit
Kamigawa geht nicht als mächtigster Magic-Block in die Geschichte ein, eher dürfte man sich an Mercadian Masques erinnern, wo es auch nur eine Handvoll erwägenswerte Karten gab. Umezawa's Jitte spaltete die Spielerschaft wie schon lange keine Karte mehr, man las so oft in Foren, dass Spieler sich die Haare ausrissen, nur weil sie andauernd wegen dieser einen Karte auf des Gegners Seite verlieren. Am magicuntypischen Thema und der gewöhnungsbedürftigen Welt mit vielen ungewohnten Kreaturen und wenig vertrauten Gesichtern (es fehlten etwa lieb gewonnene Tribes wie Engel oder Elfen) wurde auch kaum ein gutes Haar gelassen. Dennoch: Im Schatten zweier sehr populärer Blöcke fand Kamigawa einen Platz über das Dasein des Mauerblümchens hinaus. Man wird doch einiges in Standard vermissen.



Und dann war da noch …
Ja, der Autor gibt es zu: So richtig weise und durchdacht war der letzte Artikel bezüglich des mächtigen Jester's Scepter doch nicht, wie man noch gut an der Cloudstone Curio-Situation erkennen kann. Dementsprechend gab es den Verriss, aber auch konstruktive Kritik – und auch gewünschtes Feedback. Matthias Reuße etwa machte sich die Mühe und formte ein schwarzblaues Milldeck mit dem Jester's Scepter. Wie versprochen hier die Deckliste, man merkt, die böse Variante meines nicht ganz ernsten Scepterdecks macht ebenso Spaß:
 
lands (21):
4Underground River
7Island
6Swamp
4Watery Grave

creatures (11):
2Circu, Dimir Lobotomist
4Dimir Cutpurse
2Szadek, Lord of Secrets
3Blizzard Specter

60 cards
spells (28):
4Boomerang
4Mana Leak
4Consult the Necrosages
4Glimpse the Unthinkable
4Remand
4Repeal
4Jester's Scepter

 

Vielen Dank für die Einsendung, Matthias!

Bis nächste Woche dann, Leute, dann schauen wir mal, was uns Time Spiral so alles bringen wird.
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