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Community Wettkampf und Moral von Matthias "Kofi" Ludewig |
22.04.2008 |
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Die letzten zwei Wochen waren ja ziemlich turbulent. Nicht nur das Shadowmoor-Prerelease und der Semesterbeginn, sondern auch eine sehr hitzige Diskussion über die Spielmotivation unserer vielschichtigen Community, über gute und schlechte Verlierer und darum, wer für sich die Deutungshoheit darüber beanspruchen kann, was Magic: The Gathering nun eigentlich ausmacht.
Und es gab Magic Online 3:
[20:32:28] Bodo: da gibt es modo 3.0 seit gestern
[20:32:31] Bodo: ich installier es
[20:32:34] Bodo: gehe online
[20:32:35] Bodo: update
[20:32:38] Bodo: und es ist down...
[20:32:41] Matze: 
[20:32:43] Bodo: hurray
So viel dazu...
Im heutigen Artikel geht es um ein anderes Thema: Moral, Unsportlichkeiten und Fair Play. Am besten, ihr scrollt direkt runter und disst mich in den Kommentaren.. 
Der Stein (des Anstoßes)
Der PlanetMTG-Artikel. mit den bislang meisten Kommentaren. ist mein Artikel zum Grand Prix Stuttgart (nach Einführung des Forums). Größtenteils ging es aber nur um genau eine Stelle in diesem Artikel: Die Sache mit dem Oblivion Ring:
„Beim Mischen nehme ich meine Karte unter dem etwas seitlich liegenden Oblivion Ring hervor, mische sie in mein Deck und blicke verstohlen auf den einsamen Oblivion Ring am Rande des Spielfeldes. Als ich gerade sein Deck mische, sagt er "Ups..." und ich sage "Judge...". Und schon stand es 1-1. [...]
Sagt man in solchen Fällen "Tut mir leid..."? Denn hätte es mir Leid getan, hätte ich ihn ja früher darauf hinweisen können oder auf den Judgecall verzichten. Aber immerhin sind wir in einem High Level Tournament. Ein bisschen Leid tat es mir aber schon...“
Anscheinend gab es genug Leute, die über mein Verhalten so empört waren, dass sie sich teilweise heftig zu Wort meldeten. Besonders überraschend war das für mich deshalb, weil ich tatsächlich nie auch nur darüber nachgedacht habe, anders zu handeln. Das hat mich natürlich nachdenklich gemacht.
Aktuell wurde diese Frage beim letztdienstäglichen Draft. Wir saßen anschließend noch eine ganze Weile bei mir herum und diskutierten. Kai hielt an seiner Meinung fest, es wäre nicht ganz koscher, den Gegner so ins offene Messer laufen zu lassen. Im Januar (wir kannten uns damals noch nicht), hatte er im Forum geschrieben:
„Spieler wie charme, SKurhofer und der Autor des Artikels sind einer DER Gründe, warum ich (und ich bin sicher, dass ich da nicht annähernd alleine stehe) es mir mehrmals überlege, 600 km zu einem GP zu fahren, mehrere hundert Euro zu investieren, um dann gegen derart unsympathische (leidglich auf die Spielweise bezogen) und verbissene Gegner zu spielen.“
Nun ist es aber keineswegs so, dass Kai keine Turniere spielt und keinen Spaß an Magic als kompetitivem Denksport hat (im Gegensatz zu mir hat er beispielsweise auch Wien mitgespielt). Unsere Runde aus vier verbliebenen Draftern war gespalten: Zwei waren der Meinung, man dürfte und sollte sogar den Gegner für seinen Fehler bestrafen, zwei waren der Meinung, es wäre eher anrüchig, den Gegner nicht darauf hinzuweisen, dass er auf dem besten Weg ist, ein Gameloss zu kassieren.
Die Regelseite
Bis zu dem Zeitpunkt, als mein Gegner sein Deck präsentiert, ist jede seiner Handlungen völlig legal. Es ist völlig in Ordnung, ein 39-Karten-Deck zu mischen. Man darf ja auch beispielsweise den Mischvorgang unterbrechen, um weiteres Sideboarding vorzunehmen, und genauso hätte mein Gegner jederzeit während des Mischens den Oblivion Ring noch ins Deck stecken können, sofern er anschließend noch ausreichend mischt, damit das Deck „randomisiert“ ist – bis zu dem Zeitpunkt natürlich, an dem er mir das Deck präsentiert. Zu diesem Zeitpunkt begeht mein Gegner allerdings einen Regelverstoß, da er ein illegales Deck präsentiert und bekommt die im Penalty Guide dafür vorgesehene Strafe: Ein Gameloss, und zwar in allen Turnieren, die eine Deckliste benutzen.
Einige waren der Meinung, den Gegner darauf hinzuweisen, wäre unsporting conduct und dementsprechend eine Disqualifikation wert. Dies ist aber nicht wahr: Natürlich weiß ich, dass mein Gegner mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Regelverstoß begeht, der ihm keinen Vorteil, sondern eher einen Nachteil bringt. Regeltechnisch macht das allerdings überhaupt keinen Unterschied. Hier liegt im Sinne der DCI kein unsportliches Verhalten vor:
-140. UNSPORTING CONDUCT
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| Unsporting conduct is disruptive behavior that may affect the safety, competitiveness, or enjoyment of an event in a significantly negative fashion. An offense that doesn't seek in-game advantage should be considered unsporting behavior. If it could provide an in-game advantage the offense should be handled by other infractions in the Penalty Guide.
[...]
Unsporting behavior is not the same as a lack of sporting behavior. There is a wide middle ground of "competitive" behavior that is certainly neither "nice" nor "sporting" but still doesn't qualify as "unsporting." The Head Judge is the final arbiter on what constitutes unsporting conduct.
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Meine „Offense“ mag zwar meinem Gegner nicht Gefallen (und darum sein „enjoyment“ negativ beeinflussen), ist allerdings absolut auf in-game Vorteil ausgerichtet und dementsprechend von diesem Paragraphen nicht abgedeckt (noch von irgendeinem anderen).
Ja, aber...
Warum besitzt diese Szene denn nun so viel Diskussionspotenzial? Nun, weil sich das, was passiert ist, nicht richtig anfühlt: Es hat einen faden Beigeschmack.
Klar ist, dass mein Gegner keinen Vorteil davon hatte, den Oblivion Ring nicht ins Deck zu mischen. Die Karte ist wohl eine er besten Karten im Format. Einen Oblivion Ring im Sideboard zu lassen, ist niemals eine korrekte Entscheidung. Ich möchte hier nur kurz darauf hinweisen, dass es trotzdem nicht absolut klar ist: Beispielsweise hat er eine leicht größere Chance, seine Rarebombe zu ziehen, die vielleicht besser ist als ein Oblivion Ring. Und genauso kann es sein, dass er ein Spiel verliert, nur weil der Oblivion Ring im Deck ist: Er ist screwed auf Weiß und zieht statt des Oblivion Rings genau die Karte, die ihm hilft. Warum ich das nur am Rande erwähne, ist offensichtlich: Beide Szenarien sind extrem unwahrscheinlich und der Vorteil, den Ring im Deck zu haben, überwiegt sicherlich gewaltig.
Aber wie ist es mit folgendem Beispiel: Ein Spieler vergisst mehrfach, eine Zeitmarke von der suspendeten Ancestral Vision zu nehmen und kassiert, da seine Gegner einen Judge rufen, zuerst ein Warning und dann einen Gameloss. Ich nehme an, hier regen sich deutlich weniger Leute darüber auf. Es ist eben die Schuld des jeweiligen Spielers, wenn er sich nicht genug konzentriert.
Das mag einerseits daran liegen, dass die Strafe niedriger ist: Ein Warning tut eben ja nur das, was der Name sagt: Es warnt ihn vor, dass er besser aufpassen soll, und wenn diese Warnung nichts nutzt, hat er eben selber Schuld.
Das Fazit: Für diesen Einzelfall ist die Bestrafung objektiv zu hart. Die eine Karte, die im Deck fehlt, wird den Matchausgang sicherlich nicht in seine Richtung beeinflussen. Eine böswillige Absicht ist auch mit Sicherheit auszuschließen. Lebten wir in einer perfekten Welt, müsste es hierfür gar keine Strafe geben. (Dass die Regeln aber keine andere Wahl haben, als diese Strafe vorzuschreiben, und die Judges keine andere Wahl als diese Regel zu befolgen, dazu komme ich später.) Das ist der Grund, warum wir überhaupt über diese Situation nachdenken.
Wettkampfskills
Der Hauptgrund, warum ein Match, das man nur gewonnen hat, weil der Gegner einen Gameloss für illegal Main Deck bekommen hat, ist aber ein ganz anderer. Magic als sportlicher Wettstreit besteht im Ideal aus zwei strategischen Ebenen: Deckbau und Spiel.
Deckbauskill: Am Anfang steht natürlich der Deckbau bzw. die Deckwahl: Wer das Metagame korrekt einschätzen kann und dementsprechend sein Netdeck auswählt, hat einen Vorteil, genauso wie jemand, der ein Roguedeck bauen kann, das die „Lösung“ für ein festgefahrenes Format ist.
Playskill: Als zweites kommt es auf die Spielstrategie an: Wer trifft die taktisch besseren Entscheidungen? Wer spielt sein Deck strategisch korrekt?
Eben habe ich vom Ideal gesprochen: Dieses Ideal ist in einem Turnier unerreichbar. Denn wir spielen Magic-Partien nicht im Vakuum. Es gewinnt nicht immer der Spieler, der strategisch besser spielt oder der das bessere Deck hat.
Glück: Beide Ebenen werden natürlich vom Glück beeinflusst: Ich kann mir das beste Deck für das Metagame bauen, wenn ich in Runde 1 gegen mein einziges schlechtes Matchup gelost werde, war alles für die Katz. Und längst nicht immer gewinnt der Spieler, der strategisch besser spielt, denn das Deck wird zufällig gemischt.
Dazu kommen weitere Aspekte, die bewirken, dass die Ausgangsbedingunen unterschiedlich sind, die Wettkampfskills:
Müdigkeit: Nicht beide Spieler sind gleich fit. Wenn einem normalerweise besseren Spieler vor Müdigkeit die Augen zufallen, wird er die Spielsituationen nicht mehr so gut durchdenken können wie sonst üblich. Wenn einer ausgeruht ist, weil er acht Stunden Schlaf hatte, aber der andere Spieler bis halb fünf wachlag, weil im Nebenraum ein paar betrunken Holländer eine Party gefeiert haben, findet das Match unter ungleichen Voraussetzungen statt.
Konzentration: Nicht beide Spieler sind gleich gut konzentriert. Ein Spieler kann noch so viele strategisch gute Entscheidungen treffen, wenn er kurze Zeit später vergisst, für seinen Pact zu bezahlen. Auf MOL wäre das nicht passiert...
Turniererfahrung: Und hier kommt jetzt der für uns entscheidende Punkt: Nicht alle sind gleich turniererfahren. Aufregung kann hier eine große Rolle spielen und die Fähigkeit des einen Spielers, die Situation strategisch zu überdenken, mindern, während der andere völlig kaltblütig ist. Jemand, der schon lange Limitedturniere spielt, weiß, dass er die Standardländer mitaufschreiben sollte; ein Neuling denkt nicht daran und wird bestraft. Auch jemand, der einen Würfelwurf für den Matchausgang vorschlägt, tut dies (zumeist) nicht in böser Absicht: Er kennt eben einfach die Turnierregel nicht, die das verbietet, und das wird ihm wahrscheinlich zum Verhängnis.
Alle diese Dinge haben offensichtlich nichts damit zu tun, wer der bessere Magic-Stratege ist!
Natürlich, Konzentration wird häufig als wichtige Fähigkeit des Magic-Spielers bezeichnet, aber eigentlich gehört sie meiner Meinung nach eben nicht in den Bereich „Playskill“ sondern in den Bereich „Wettkampfskill“, und ich denke, ich kann für diese Einteilung auch das entscheidende Argument liefern: Konzentration kann unter verschiedenen Bedingungen stark variieren kann, während Playskill höchstens Langzeitveränderungen unterliegt (und normalerweise gleichbleibt oder steigt).
Kritik
Ich habe aus den Kommentaren herausgelesen, dass viele – nach meiner Begrifflichkeit – Magic als rein strategischen Wettstreit ansehen: Es sollte möglichst nur auf Playskill und Deckbauskill ankommen, die anderen Faktoren (Glück, Wettkampfskill) sollten möglichst wenig ausschlaggebend für den Ausgang eines Matches sein.
Den meisten möchte ich hier mangelnde Konsequenz vorwerfen: Kaum einer wird dem Gegner erlauben, nachdem er eine Karte gezogen hat, noch für den Pact of Negation zu bezahlen (dieses Beispiel ist sogar in der Diskussion explizit vorgekommen). Der Grund ist klar: Es ist doch sein Problem, wenn er sich nicht richtig auf das Spiel konzentrieren kann und darum den Pact vergisst! Ja, natürlich ist das das Problem des Gegners. Aber: Genauso sage ich auch, es ist auch das Problem des Gegners, wenn er sich nicht richtig konzentrieren kann und darum vergisst, den Ring ins Deck zu mischen. Dieser Fehler geschieht doch genauso durch einen Mangel an Aufmerksamkeit/Konzentration. Warum wird hier ein Unterschied gemacht zwischen einem Fehler, der im Spiel stattfindet und einem, der zwischen den Spielen passiert? Das ganze Match ist doch der Wettstreit!
Wenn man unter Fair Play versteht, den Einfluss der Ebene der Wettkampfskills auf den Matchausgang auszuschalten (sprich: den Gegner darauf hinzuweisen, dass er gerade auf dem besten Wege ist, ein illegales Deck zu präsentieren), dann ist das vollkommen in Ordnung, solange es nach Turnierregeln legal ist: Wenn ich den Oblivion Ring ebenfalls erst bemerke, nachdem ich das gegnerische Deck schon in der Hand halte, ist es zu spät, um ein Gameloss herumzukommen. Zumindest wird euch das ein Judge erzählen.
Hier sieht man aber schon eine große Problematik: Es ist fast unmöglich, sicherzustellen, dass der Matchausgang tatsächlich nur durch die spielerische Überlegenheit und nicht durch Konflikt mit der Turnierorganisation entschieden wird: Als Mensch mit Prinzipien lohnt es sich in diesem Fall, unaufmerksam zu sein. (Bitte entschuldigt die Polemik.. )
Prinzipien
Ob wirklich alle, die damals von sich sagten, sie würden den Gegner auf den Oblivion Ring aufmerksam machen, das auch wirklich tun würden, wenn es hart auf hart kommt, da bin ich mir nicht so sicher. Erfolg und Fair Play sind nun einmal zwei Dinge, die grundsätzlich immer wieder im Konflikt zueinander stehen. Beim Spiel um die goldene Ananas beim Stand von 4-4 verzichtet es sich deutlich leichter auf einen Gameloss als beim Spiel um Tag 2.
Die einen würden einen unerfahrenen Spieler, der an seinem ersten Grand Prix teilnimmt nicht ins offene Messer laufen lassen, aber einen Tiago Chan, „der es besser wissen müsste“, schon. Ein anderer Spieler bleibt vielleicht standhaft und spielt „fair“, egal in welcher Situation. Wenn es aber um die Grand Prix Top 8 geht, wer weiß, vielleicht wird er da doch schwach?
-Prinzip
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| Ein Prinzip (Mehrzahl: Prinzipien; von lat. principium = Anfang, Ursprung) ist ein Gesetz, das anderen Gesetzen übergeordnet ist (wobei der Begriff Gesetz ersetzbar ist durch die Begriffe Gesetzmäßigkeit, Naturgesetz, Regel, Richtlinie, Verhaltensrichtlinie, Grundsatz, Postulat). Im klassischen Sinne steht das Prinzip zwingend an oberster Stelle, im alltäglichen Sprachgebrauch wird dies aber weniger streng gehandhabt.
[wikipedia.de]
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Das Problem ist aber: Prinzipien sind universell. Es kommt nicht darauf an, was auf dem Spiel steht: Wenn ich für mich festlege, dass ich eine andere Vortstellung von Fair Play habe, und ich möchte nicht auf eine derartige Weise gewinnen, dann muss ich dem Gegner auch dann den Oblivion Ring zeigen, wenn ich deswegen das Pro-Tour-Finale verliere.
Das Setzen von Prinzipien ist als solches keine Leistung! Eine Leistung ist es erst, diese Prinzipien tatsächlich zu befolgen! |
Und, mal ganz ehrlich, wer kann von sich sicher behaupten, dass er nie, nie und unter keinen Umständen schwach würde? Denn wichtig ist hier nicht, um was und um wie viel es gehen würde – die Eigenschaft von Prinzipien ist, dass Maßstäbe außerkraft gesetzt werden! Auf welchem Level – FNM gegen ein Kind, Slotfinale eines PTQs, Spiel um Geld auf einem Grand Prix – das ist hier egal.
Das heißt nicht, dass man sich derartige Prinzipien nicht setzen sollte – nur weil sie möglicherweise schwer zu befolgen sind. Das ist natürlich Blödsinn. Was ich aber deutlich machen wollte: Das Setzen von Prinzipien ist als solches keine Leistung! Eine Leistung ist es erst, diese Prinzipien, wenn es hart auf hart kommt, tatsächlich zu befolgen! Und da habe ich bei einigen, die sich damals geäußert haben, so meine Zweifel...
Was kann der Judge tun?
Ich möchte nun noch ein wenig auf die Position der Schiedsrichter eingehen. Auch diesen gegenüber gab es immer wieder halblaute Kritik. Eine Kritik an der Strafe ist natürlich durchaus begründet, denn zumindest für diesen konkreten Einzelfall ist ein Gameloss objektiv betrachtet eine viel zu harte Strafe. Derartige Strafen sind aber leider einfach unverzichtbar, um Magic als Turniersport zu ermöglichen.
Denn das Problem ist: Es wird immer Spieler geben, die Regeln absichtlich überschreiten. Und prinzipiell ist der Penalty Guide vor allem genau dazu da: Cheating zu verhindern. Darauf kann nicht verzichtet werden – aber leider hat dieses System die geschilderten Auswirkungen: Hin und wieder werden Leute für einen Regelverstoß bestraft, der ihnen keinerlei Vorteil gebracht hat. Und zwar auch, wenn ich mir Mühe gebe, meinen Gegner vor so etwas zu bewahren; denn übersehe ich, dass der Oblivion Ring noch nicht wieder ins Deck gemischt wurde, dann bin ich ja sogar verpflichtet, einen Judge zu rufen (genau wie mein Gegner selber auch), was dann unweigerlich in einem Gameloss endet.
Nicht umsonst schreibt Ute in ihrem Judgebericht., dass es ihr gehörig Leid getan hat, einen Spieler in der letzten Runde eines Grand Prix disqualifizieren zu müssen, nur für die Worte „I can give you something“, wenn er es offensichtlich nicht besser wusste.
MzT schrieb innerhalb der Diskussion um meinen Stuttgartartikel:
„Was ich erschreckend finde, ist die von den Schiedrichtern hier verbreitete Art ihres Selbstverständnisses. In allen bisherigen Posts degradieren sich die Judges lediglich zu ausfühenden Organen, die stur Paragraphen folgen und aus deren Kenntnis ihre Autorität beziehen.
Mir würde dies nicht reichen. Respektvoller Umgang mit seinen Mitspielern und sportliches Verhalten, wie sie von jedem Spieler gefordert werden, lediglich an äußerlichen Handlungen und dem gesprochenen Wort festzumachen, wäre mir zu einfach.
In diesem Fall liegt der Sachverhalt doch so: Hier hat ein Spieler "aktiv" für sich entschieden, seinen Gegner einen Regelverstoß begehen zu lassen, und dies, obwohl dieser Verstoß dem Gegner sogar selbst zum Nachteil gereicht (schließlich ist der Ring keine schlechte Karte), für sich auszunutzen.
Das ist nicht "respektvoll und sportlich".
Vor Ort besteht sicherlich nicht die Möglichkeit für einen Schiedsrichter die Gedanken der Spieler zu ergründen und das GL ist daher aufgrund des Regelverstoßes absolut richtig und nachzuvollziehen. Im Nachhinein innerhalb dieser Diskussion sollten die Regeln und Ihre Intention aber etwas stärker reflektiert werden.
Bedenkt bitte, dass Ihr als Schiedsrichter durch Euer Amt eine gewisse Macht über die Spielergemeinschaft ausübt, und die Art, wie Ihr diese nutzt sich über kurz oder lang im Verhalten der Spieler widerspiegelt.“
Im Grunde fordert er hier mehr Einzelfallgerechtigkeit, mehr Entscheidungsgewalt in den Händen der Judges, um Regelverstöße von Spielern, die weder auf der Ebene des Deckbaus, noch auf Ebene des Spielerischen liegen, zu vermeiden.
Letztlich kann man nur versuchen, das bestmögliche Maß zwischen Gleichmacherei und Einzelfallgerechtigkeit zu finden... |
Ich bin allerdings der Meinung, von Seite der Judges bzw. der DCI ist es nicht möglich, solche „ungerechten“ Bestrafungen zu verhindern: Man kann solche Vorfälle versuchen, zu reduzieren, aber absolute Einzelfallgerechtigkeit ist sicherlich nicht möglich. Derartige Schritte sind ja auch mit dem letzten Update des Penalty Guides erfolgt, als die Strafen beispielsweise für Deckfehler auf REL Regular reduziert wurden (genau wie die Regelungen zum Upgrade dieser Strafen). Um in meiner Terminologie zu bleiben: Die Auswirkungen der Ebene der „Wettkampfskills“ auf den Turnierausgang wurde reduziert.
Letzlich kann man aber höchstens versuchen (und das ist auch sehr erstrebenswert), das bestmögliche Maß zwischen Gleichmacherei und Einzelfallgerechtigkeit zu finden.
Zum Abschluss dieses Absatzes noch das Statement von Falko Görres, wie sich ein Schiedsrichter zu verhalten hat – eine andere Möglichkeit gibt es meiner Meinung nach nicht:
„Was ich bisher nie gemacht habe und auch nicht machen werde, ist, mich über Regelungen, die mir die DCI vorgibt, wissentlich und absichtlich hinweg zu setzen. Das kollidiert mit meinem Verständnis als Schiedsrichter. Daraus mag der ein oder andere ableiten, dass ich nur "stur irgendwelchen Paragraphen folge", das ist mir egal.
Wie ich auch schon des öfteren geschrieben habe, bin ich gegenüber internen Diskussionen über Turnierregeln durchaus aufgeschlossen und leugne auch nicht, dass nicht alle Regelungen der DCI ideal und großartig sind und einige sicherlich diskussions- und verbesserungswürdig. Solange aber ein bestimmtes Thema innerhalb der DCI soundso geregelt ist, werde ich mich an diese Regelung halten, auch wenn ich damit persönlich nicht einverstanden sein mag und hinter den Kulissen gleichzeitig durchaus daran arbeiten kann, sie zu ändern.“
Moral
Genauso wie das Glück immer ein Teil des Magic-Spiels sein wird, kann man in einem Turnier auch den Wettkampfskill nicht vollständig ausschalten. Wie ein Magic-Spieler damit umgeht, das muss er für sich entscheiden.
Meiner Meinung nach ist es völlig verfehlt, einer Verhaltensweisen eine moralisch höhere Wertigkeit zuzuordnen. Der Unterschied liegt – das habe ich nun versucht auszuführen – nicht in einer unterschiedlichen Vorstellung von Moral, sondern in einer unterschiedlichen Auffassung, worauf es beim Magic-Turnierspiel ankommt.
Deshalb kann ich auch nicht sagen, wie ihr euch in einer solchen Situation verhalten solltet. Wenn ihr wisst, dass es euch ärgern würde, ein Match nicht aufgrund taktischer Überlegenheit gewonnen zu haben, sondern weil der Gegner ein Gameloss bekommen hat, dann handelt danach. Wenn ihr wisst, dass es euch ärgern würde, dass ihr dem Gegner ein Spiel geschenkt habt, indem ihr seine Unkonzentriertheit nicht bestraft habt, dann handelt danach! Aber wie ihr euch entscheidet, das kann man nicht mit Begriffen wie moralisch richtig oder falsch, gut oder böse, fair oder unfair beurteilen.
Wie ich persönlich zu diese Frage stehe, wisst ihr: Meiner Meinung nach ist der Beste Spieler nicht nur derjenige, der es schafft sein Deck perfekt zu spielen, sondern der, der zum Beispiel auch darauf achtet das sein Deck immer vollzählig ist, oder dass er sich nicht aus Versehen verboardet hat.
-Fairness
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| Große Bedeutung hat die Fairness (Fair Play) im Sport. Fairness zeigt sich im Rahmen sportlicher Wettkämpfe in dem Bemühen der Sportler/innen, die Regeln konsequent und bewusst (auch unter erschwerten Bedingungen) einzuhalten, sowie den Gegner als Partner zu achten (Fair-Play-Gedanke).
[wikipedia.de]
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Fairness und sportliches Spiel sind weitere solche Begriffe, die meiner Ansicht nach falsch gebraucht werden. Ich halte stets die Regeln konsequent und bewusst ein. Auch in dem Leitbeispiel dieses Artikel habe ich mich ständig im Rahmen der Regeln bewegt. (Und es war auch kein Grenzfall!) Den Gegner als Partner achten: Darunter verstehe ich, seine Spielweise zu akzeptieren und zu versuchen, eine angenehme Spielatmosphäre zu erzeugen. Und nicht, Fehler seinerseits, die durch Unkonzentriertheit entstanden sind, auszugleichen.
Wichtig ist nur, dass man nicht mit zweierlei Maß misst: Ich sollte mich nicht wundern, wenn der Gegner ebenfalls meine Fehler konsequent nutzt. Dies kann allerdings immer noch in einer fairen, sportlichen Atmosphäre geschehen!
Das war's für heute mit einem sehr ernsten Thema, bis zum nächsten Mal, dann geht es um Limited: Shadowmoor!
Me, myself and I
Matthias
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