Hallo und herzlich willkommen wieder einmal und heute zur Abwechslung mal zu einem waschechten Turnierbericht. Etwa vor Zweiwochenfrist zog es mich nämlich mitsamt einem illustren Haufen Rostocker Zocker in die schöne Hansestadt Hamburg, um dort dem allwinterlichen Kartengewimmel, der Mercadiade, beizuwohnen. Nachdem ich den ersten Tag mehr schlecht als recht mit einem durchschnittlichen Legacy-Ergebnis abgeschlossen und die Nacht auf dem doch recht kühlen Hallenboden zugebracht hatte, sah ich mich bestens für das anstehende Standard-Gefecht gerüstet. Leider fehlten zu mir zu meinem Zockerglück noch einige außerordentlich wichtige Karten (zwei Ghostway), und so taumelte ich kaum halbwachen Auges und völlig übermüdet durch die Spielerreihen, stets auf der verzweifelten Suche nach den ersehnten Pappkärtchen. Dabei war es erstaunlich, dass bei all den gut mit Duals und Power gefüllten Ordnern niemand auch nur ein Exemplar einer solch billigen Craprare wie Ghostway bei sich trug.
Nach einer kleinen Odyssee und der monströsen Investition zweier Euros hielt ich die beiden fehlenden Karten dann aber doch noch vor Turnierbeginn in den Händen, und nach einem gleichermaßen ausgewogenen wie auch nahrhaften Frühstück (bestehend aus gepresster Kuh, die zwischen labberigen Sesambackwaren hervorquoll) ging es dann auch schon los. Doch halt! Vielleicht interessiert es den einen oder anderen auch, mit welchem Deck ich mich durch die sechs Runden (bei immerhin 64 Spielern) zu quälen gedachte. Es war dieses:
Der aufmerksame Leser vorhergehender Artikel wird schnell die Ähnlichkeiten dieses Decks zu einem von mir bereits vorgestellten bemerken. Diese kommen natürlich nicht von ungefähr, sondern sind einer steten Weiterentwicklung des „Urdecks“ zuzuschreiben, die sich zwar als recht gelungen erweisen sollte, jedoch leider von einem gravierenden Makel nicht verschont blieb. (Aber dazu später mehr.)
Beginnen wir also mit der ersten Runde und einem relativ angenehmen Matchup:
Runde 1: Gruul
Dummerweise darf mein Gegner sowohl anfangen als auch gleich Turn 2 einen Burning-Tree Shaman auf den Tisch knallen.
Mist.
Als sich in der Runde darauf auch noch ein Rumbling Slum dazugesellt, sehe ich meine Felle schon davonschwimmen, doch glücklicherweise retten mich Hierarch und Cloudskate vor dem sicheren Untergang. Mit einem kümmerlichen Lebenspunkt und dem Schlamm auf der anderen Tischseite (eine doch recht unangenehme Situation) hoffe ich also auf den Blink-Topdeck, um meinem Hals doch noch aus der Schlinge zu ziehen. Und siehe da: Die ersehnte Karte zeigt sich tatsächlich und ich kann mich vorerst retten, wieder in erträgliche Lebens-Regionen hieven und schließlich mit einem weiteren Hierarchen gewinnen.
Das war zwar etwas zu knapp für meinen Geschmack, allerdings kann ein Gegner ja nicht jedes Mal so einen Traumstart hinlegen. Oder etwa doch? Spiel zwei beginnt leider ähnlich und so sehe ich mich wieder einem schnellen Shaman gegenüber, der allerdings ohne Hilfe auskommen muss. Wie mir bald klar wird, ist mein Gegner noch dazu auf zwei Ländern screwed. Ich nehme also ein wenig Schaden, packe aber dann die Avalanche Rider aus und bringe das Spiel unter Kontrolle. Am Ende sind es überraschenderweise eine Dryade und ein Herald, die meinem Gegner den Garaus machen. Aber immerhin habe ich einen ordentlichen Start ins Turnier erwischt und stehe nun:
1-0
Runde 2: B/U Dralnu
Gegen dieses Deck habe ich leider nicht ein einziges Testspiel absolviert. Gepaart mit meinem viel zu geringen Schlafpensum verliere ich konsequenterweise auch das erste Spiel gegen einen Teferi nebst Skeletal Vampire. Zum Sieg fehlt mir nur ein Zug, denn der Hierarch auf meiner Seite hat bereits ordentlich an den Lebenspunkten meines Gegenüber genagt. Doch wie's so kommt: Am Ende fehlen zwei läppische Schadenspunkte zu erhofften Gewinn des Spiels. Das zweite Gefecht gestaltet sich dagegen wesentlich einseitiger. Nach 3(!) Mulligans meinerseits und der patentierten Ein-Land-Hand ziehe ich lange (zu lange) kein weiteres Mana und verliere sang- und klanglos.
1-1
Runde 3: Life (Tron)
Nach dem Märtyrer in seinem ersten Zug bin ich erst einmal beruhigt. Das langsame Deck, das zudem über keinerlei Counter verfügt, hatte sich bereits in den Testrunden als angenehmer Gegner entpuppt. Dennoch habe ich im ersten Spiel einige Probleme, meinen Gegner in die Schranken zu weisen, denn der in diesem Matchup entscheidende Avanlanche Rider lässt leider ewig auf sich warten. So bekomme ich das Spiel erst in den Griff, nachdem mein Gegner bereits über siebzig Lebenspunkte angehäuft hat. Doch nachdem ich einen zu seinem Überleben unerlässlichen Wrath mit einem Ghostway kontern kann, entscheide ich dieses Spiel am Ende doch noch zu meinen Gunsten.
Von der Ersatzbank gesellen sich ein weiterer Rider sowie eine Congregation zu den bereits enthaltenen, und so kann ich dann auch zuverlässig im dritten Zug mit dem Abbau der gegnerischen Urza-Länder beginnen. Leider habe ich keine Lösung für den überaus lästigen Weathered Wayfarer meines Gegners parat, und der kleine Kerl hält seinen Besitzer konstant auf zwei Ländern. Dafür verbraucht er aber auch zuverlässig das einzige weiße Mana auf dem Tisch und nach mehreren Blinks und später dann Ghostway für drei Rider frage ich mich, wie viele Länder wohl noch in der Library meines Gegners schlummern.
Immerhin schafft er es, sich mittels dreier Märtyrer im Spiel zu halten und so langsam gehen mir die Blinks aus. Glücklicherweise finden durch mehrere Condemns einige Rider den Weg unter meine Bibliothek, so dass eine Congregation sie wieder nach oben spülen kann und sie ihren Dienst von neuem verrichten dürfen. Dann ist es auch soweit. Mein Gegner findet kein weiteres Land und verliert in der Folge und das, obwohl er sich im Verlauf des Spiels weit über hundert Life zusammengeschustert hat. (So ein Mist, dass man die Proclamation auch für drei Mana spielen kann. Und dafür gibt es auch gleich ein Trio Märtyrer.) Aber nichts desto trotz stehe ich nun:
2-1
Runde 4: Dragonstorm:
Wie die Tests ergaben, nicht gerade das angenehmste Matchup, aber mit etwas Glück dennoch zu schaffen. Doch auch hier sollte ich eine faustdicke Überraschung erleben, denn als ich Turn 3 mit meiner noch jungen Dryade angreife, rennt diese doch glatt in einen mittels mehrerer Rituale beschworenen Drachen! Ich lasse trotz zweier Blinks auf meiner Hand die Dryade sterben, denn die beiden Hierarchen, die ich ebenfalls halte, erscheinen mir als wesentlich lohnenderes Ziel. Die nächsten Züge sind dann geprägt von der wachsenden Verzweiflung meines Gegners, denn während er mir pro Runde nur läppische fünf Schaden machen kann, schlagen meine Hierarchen ihn für acht und gewähren mir zudem einen sicheren Lebenspunktezuwachs. Ich gewinne also ein recht seltsames Spiel und auch das zweite sollte ihm in Punkto Eigenartigkeit in nichts nachstehen.
Mein Gegner legt nämlich rein gar nicht außer Ländern und dass über die ersten sechs Runden. Kein Lotus, kein Dragon oder Storm. Nichts. Ich hingegen lege zur Sicherheit zwei Schutzkreise und vermöble ihn mit meinen Kreaturen, bis sein life total schließlich eine erfreuliche Null zeigt.
3-1
Runde 5: B/U Dralnu
Oje. Schon wieder das verhasste Control-Deck. Uns es kommt, wie es kommen muss: Ich bringe nicht einen von drei Avalanche Riders durch und sterbe einen Zug, bevor ein Hierarch meinem Gegner die letzten Lebenspunkte entreißen kann.
Spiel zwei entpuppt sich als noch deprimierender. Ich nehme einen Mulligan und halte dann eine Fünf-Land-Hand, zu der sich in den ersten vier Zügen leider noch drei weitere gesellen sollten. Bis ich dann endlich einige Business-Spells ergattern kann, hat mein Gegner bereits die totale Spielkontrolle und so verliere ich auch dieses Duell gegen ein Deck, dass ich (und dafür: Asche auf mein Haupt) beim Testen einfach außer Acht gelassen habe.
3-2
Runde 6: Gruul
Na immerhin gibt es zum Schluss noch ein vernünftiges Matchup, obwohl der Sieg hier weniger meinem Deck oder meinen Skills zuzuschreiben ist als vielmehr den Mulligankünsten meines Gegners. Dieser nämlich hält nach einer Reise nach Paris tatsächlich eine Hand mit nur einem Land und ist somit ein leichtes Opfer für meine gierigen Avalanche Riders, die ihm mit ihren destruktiven Talenten förmlich die Tränen in die Augen treiben. Da helfen auch einige nachgezogene Länder und solches Kleinvieh wie Kird Apes und Konsorten nichts mehr.
Spiel zwei gestaltet sich etwas langatmiger und läuft letztlich darauf hinaus, dass wir mit leeren Händen und ohne Kreaturen dasitzen und ein Blood Moon auf dem Tisch liegt. Glücklicherweise ziehe ich statt des erhofften Indrik Stomphowlers einen Bogardan Hellkite und wende mit Hilfe des Drachen (beschworen mit vielen, vielen Moutains, hehe…) das Spiel zu meinen Gunsten.
4-2
Na gut, das Ergebnis ist nicht wirklich beeindruckend und bringt mir genau null(!) Rating-Punkte, aber in zahllosen Spielen vor und nach dem Turnier hat sich das Deck doch als solider Build erweisen, der durchaus im derzeitigen Meta mithalten kann. Nur das Dralnu-Matchup treibt mir die Schweißperlen auf die Stirn, denn ob seiner Spielstärke wird man dieses Deck demnächst wohl wesentlich häufiger antreffen.
Schlussendlich will ich noch schnell die nun überarbeitete Liste präsentieren, denn was nützt es, sich dem Turnierstress auszusetzen, wenn man nicht auch seine Lehren aus den gespielten Partien zieht. Hier also die vermutlich letzte Pre-Planar-Chaos-Liste des Decks:
Allerdings wird diese Liste wohl nur eine Momentaufnahme bleiben, denn mit Planar Chaos wird ja bekanntlich alles anders und ein verändertes Meta sowie neue eigene Optionen werden das Deck auch weiterhin einem stetigen Wandel unterwerfen. Aber immerhin bleibt auch euch somit noch einiges an Tüftelarbeit übrig. Also viel Spaß dabei und wer noch den einen oder anderen Verbesserungsvorschlag auf Lager hat: Immer her damit! In den Comments ist genug Platz.
So. Das soll's für heute auch schon von mir gewesen sein und bei entsprechendem Erfolg (man will ja schließlich nicht von einem 0-5 Desaster berichten) könnt ihr euch bald an einem Prerelease-Bericht meinerseits erfreuen. Vielleicht gibt es aber auch eine Constructed-Einschätzung des neuen Sets. Mal sehen. (Bestehende Vorlieben sind natürlich in den Comments zu äußern.)
Bis dahin wünsche ich euch wie immer viel Spaß beim Zocken, immer die richtige Karte auf der Library und bis zum nächsten Mal…
Euer Fieldy
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